michael fleischer
was soll ich sagen
inhalt
selbstgespräche monoton 1
selbstgespräche monoton 2 185
schon irgendwie merkwürdig 266
so geschichten 373
auf einmal 517
immer noch 611
es bleibt dabei 697
diesmal er 787
damals 891
das letzte 984
nun 1135
einfach so 1256
_____________________________________
selbstgespräche monoton
1
futsch und kaputt
nicht alles
nein
außerdem weiß ich ja
was heißt schon alles
nur das meiste
meistens das unwichtige
aber es wird zuviel
zu viel des unwichtigen
man hält es nicht mehr durch
2
das konntest du noch nie
ich hätte auch so verloren
ja aber schöner
verloren ist verloren
das glaube ich nicht
was bleibt dir anderes übrig
es ist keine gute zeit
man muß schneller werden
weiß aber nicht wie schnell
und man weiß
daß es einem auch nicht gesagt wird
wo sollte man denn fragen
wo hätte man fragen sollen
wer sollte etwas dagegen haben
andererseits
3
das gestern
war ganz anders
ich habe nur
die nummer gewählt
und da war es vorbei
das merkte ich sofort
es war dann auch zu spät
zurück ging es ja nicht
aussteigen auch nicht
man hat nur noch
zurückschauen können
es war eben vorbei
doch man mußte weiter
sprechen
obwohl es nie mehr
weitergehen wird
was wohl
4
man ermüdet nicht einmal
es kommt einem nur sinnlos vor
man sagt gar nichts mehr
ärgert sich auch nicht
irgendwie sitzt man dann da
und hat nichts worauf man
noch warten kann
es ist einem egal
einfach egal
und es passiert nichts
wie auch
es ist ja schon passiert
5
der war so was von zufrieden
direkt wütend hat er mich gemacht
mit wut geht es aber nicht
das wird zu lang
das hält man nicht durch
man glaubt es nur
6
kannst du es überhaupt lassen
es wird doch nur länger
nicht leer oder leerer
einfach nur länger
das macht es ja so schwer
und du kannst nicht heraus
nicht mehr
man hält es schon durch
nur lohnen lohnt es sich nicht
bleiben und bleiben lassen
abrutschen
wo kannst du denn schon abrutschen
7
was kann man noch wollen
ich habe es kaputt gemacht
habe es kaputt gehen lassen
warum auch nicht
8
ich habe es eigentlich anders erwartet
nicht so deutlich
war auch schnell vorbei
irgendwie war es vorbei
weg
9
man hätte es sehen müssen
aber man dachte sich
das sind ja nicht meine träume
sind ja auch nicht meine träume
gut man hätte es nicht
zu sagen brauchen
und sie merkte es auch
es kam zu spät
irgendwie war alles
zu spät
10
eigentlich habe ich es nie
recht verstanden
wir gingen einfach weg
oder weiter wie auch immer
es schien alles
ziemlich eindeutig zu sein
heute macht es nichts mehr
aus war es schon damals
11
sie sagte nichts
schaute nur aus dem fenster
es kam alles anders
man merkte es ihr nicht an
am anfang zumindest
dann konnte sie nicht mehr zurück
und wollte es auch gar nicht
sie hat mir ja nichts versprochen
es kam einfach so
12
sie spielte mit
das konnte man deutlich sehen
noch einmal versuchen
nichts mehr als träume
sätze
nichts mehr
ob sie etwas anderes erwartet hat
vielleicht
man sah es wirklich gar nicht kommen
es wurde einfach jeden tag
ähnlicher
13
nichts war mehr klar
es ging nur noch bergab
man wollte eben clever sein
man versuchte sich herauszureden
und es wurde nur noch schlimmer
es war zu lang und es begann
zusammenzuhängen
schon das wort
sie kam dann noch einmal
später
14
es war gar nicht mal so voll
aber trotzdem
du hättest vielleicht
rüber gehen sollen
eine weile stehen bleiben
ja gut das wäre
nicht die lösung
oder was meinst du
nein nein
es ginge schon
glaube ich
15
sie hatte nichts gesagt
brauchte sie auch nicht
ich wollte ja nichts bestimmtes
später war es egal
wir haben das dann
auch wieder vergessen
doch
16
jetzt sag was du willst
von da an war es aus
ich war müde
und machte einfach nur mit
ja gut ich glaubte schon
daß sie mir hilft
und irgend etwas sagt
es hätte ja nichts wichtiges sein müssen
sie konnte es vielleicht auch nicht
was soll ich noch sagen
17
keine neuen
keine alten vorkommnisse
wie gehabt
alles wie gehabt
und es schien schon zu gehen
durchbruch herauskommen
träume und kälte
und keine fragen mehr
nichts als kommentare
ausdrücke chaotisch
also doch verwirrend
nicht einmal das
einfach übertrieben
18
albernheiten
wenn es nur das ist
wenn es das wäre
verklemmt
letztendlich
unverständlich
vollkommen
sag teilweise
19
Ich habe eine erklärung, aber das nützt mir nichts, nicht weil mir niemand glaubt, ich bekomme keine gelegenheit, sie vorzubringen.
20
vordergründig
alles zu einfach
nur aufgesammelt
hier und da gehört
abgeguckt
abziehbilder
und es wird keiner merken
das alles ist viel zu fein
hätte ja jeder sagen können
oder eben nicht alles
21
keine großen worte
auch situationen
bloß so
aufsammeln
versuche nur nicht clever zu sein
nicht daß es jemand merkt
das nicht
du weißt es
und du kannst dich nicht
bescheißen
versucht hattest du es
trotzdem
22
nicht daß ich mir das anders
vorgestellt hätte
ohne diese monotonie
oder fröhlicher oder so
ja nein das nicht
ich hätte es schon gerne
anders gehabt
wie weiß ich auch nicht
schöner klingt dumm
glaub ich ja selbst nicht
ich dachte nur
es wird länger dauern
irgendwie länger
oder vielleicht intensiver
vielleicht ist es das
nur wird es dadurch nicht besser
du meinst für wen
ja
23
gut vielleicht ist es ja wirklich so
es bleibt nur immer so ein unbehagen
ein nachgeschmack wenn du so willst
vielleicht war es ihr einfach peinlich
und sie wollte es nur nicht zugeben
ist auch nicht weiter schlimm
ich glaube wir haben uns
auch keine mühe mehr gegeben
was sollten wir noch sagen
ich hörte sie ist weggefahren
24
wem hätte es nutzen sollen
noch nutzen sollen
man hat einfach
nichts mehr sagen können
es war eben vorbei
stimmt doch auch
stimmen stimmt es schon
25
mit der zeit fällt es einem
immer einfacher
bis man sich dann ganz
gewöhnt hat
na so was
26
kleine zeichen kleine
anmerkungen betrachtungen
wohlwollend
abschätzig
und doch im grunde verloren
aus abneigung gegen mich
das hat mit mögen nichts zu tun
jeder mag sich
es geht um das aushalten
sich aushalten
verstehst du
mehr ist es nicht
27
bestimmte worte nicht gebrauchen
sich keine blöße geben
auch keinen zusammenhang erkennen lassen
das zahlt sich nicht aus
es wird dann aber noch kälter
ja das macht nichts
28
eine verhältnismäßig gute stimmung
eigentlich mag ich ihn
und wieder
ich kann ihn nicht ausstehen
beides auf einmal zugleich
das geht wirklich
und nicht
daß eins das andere beeinflußt
eben nicht
nebeneinander und gleichzeitig
ich verstehe es ja auch nicht
es ist nur so
da hängt etwas in der luft
anspannung oder
wäre es denn schon vorbei
ich glaube tatsächlich
er merkt es gar nicht
das ist es ja
er hat ein gutes tempo
und dann merkt man so etwas nicht
hat es nicht nötig
29
der unterschied
ich meine an sich
einfach so
von außen gesehen
30
sie hat so eine kreischende stimme
und dann dieser pullover
ich weiß nicht ob sie das
überhaupt bemerkt hat
glaubst du es denn
einer muß es ja
warum also nicht ich
der anfang war schon ganz gut
ich meine
da war schon etwas
natürlich habe ich es mir eingebildet
deswegen war es ja so
deswegen habe ich jetzt etwas
31
diese unruhe
woher kommt die
ich lasse mich einfach fallen
leiten wie auch immer
nur das kann nichts bringen
von selbst kommt es wirklich nicht
will ich auch gar nicht
sicher bin ich mir aber nicht
ich meine
dessen
32
Es war wirklich nicht schlecht. Diese stimmung hatte ich schon lange nicht mehr. Es war etwas wie anspannung, wie soll ich sagen. Es war da, ich dachte mir das. Nur soviel, aber es war da. Man saß, redete und so. War es der blick, ich weiß es nicht. Und dann ging es los. Ich fing an, mir das alles vorzustellen. Nicht, daß sie jetzt zu einem aufhänger wird, nein. Ehrlich gesagt, doch. Eben beides auf einmal. Ich weiß, daß ich vor mich hin spinne, und das stört nicht. Man kann hier und da sein. Wie man will. So ein luxus eben. Wieso auch nicht. Das gute ist, man kann die geschichte sofort prüfen, man schaut einfach wieder hin. Ist es ein blick, ein lächeln, ein körperteil. Es ist egal. Man steigert sich hinein. Aber das macht nichts. Denn man weiß, daß man nur vor sich hin spinnt. Es ist eben sehr komfortabel. Gut. Vielleicht bin ich deswegen darauf aus. Es kostet eben nichts. Eben. Oder man verarscht sich nur selbst. Außerdem, der andere macht es ja sicher genauso.
33
diese ruhe
woher diese ruhe
ausgerechnet jetzt
alles irgendwie aufgegeben
aufgehalten
nur so
sehr kurz
karg
zu karg
vielleicht
34
zu viel zweifel
zu viel nachgedachtes
warum nicht einfacher
es geht doch auch
und man weiß es
und mag sich aber trotzdem nicht
im grunde mag man niemanden
das ist es ja gerade
aber es nützt nichts
und es ist einem egal
im grunde egal
es kommt nur immer wieder
35
es hörte sich gut an
war auch gut gemeint
es war aber zu deutlich
zu viel nicht klar genug
wir hätten anders anfangen sollen
ich weiß auch nicht wie
irgendwie anders
ist aber vielleicht
gar nicht so wichtig
36
nur nicht übertreiben
nicht gleich abheben
einfach da bleiben
weggehen wäre falsch
man würde es nicht verstehen
auf jeden fall falsch
wie auch immer
immer dasselbe
mühselig äußerst
auch sehr nachlässig alles
37
Manchmal habe ich das gefühl, als ob es mich nicht gibt, als ob ich nicht da wäre. Von innen her, oder so ähnlich. Ich denke mich einfach weg. Bis ich merke, daß jemand auf mich schaut. Dann ist es verschwunden. Aber nicht immer. Manchmal zieht es den anderen hinein, das heißt, ich ziehe ihn hinein. Ich weiß nicht, woran es liegt. Ist mir nur so aufgefallen. Komisch. Es geht dann vorüber.
38
Irgendwann werde ich nicht mehr herauskönnen. Das wird mich überraschen, irgendwo erwischen. Es wird langsam anfangen, fast unmerklich, und dann wird es zu spät sein, für alles, für das wichtige, zu spät. Ich werde mich nicht mehr mögen und ich werde weitermachen müssen, mitmachen, alles mitmachen, nur noch laufen, und dabei alles ganz klar und deutlich merken. Das hört sich jetzt nur so albern an. Ich glaube nicht, daß ich mich irre.
39
nichts erwarten
auf nichts hoffen
vor sich her gehen
sich nur nicht ablenken lassen
und das hat tatsächlich
nichts mit sturheit zu tun
es ist nur das festhalten
an sich selbst
was es auch sein mag
40
keine zweifel
einfach keine zweifel
wie hält man das durch
wenn man es gar nicht weiß
ich meine daß sie angebracht sind
41
daraus wird nichts
man weiß es sofort
bevor es angefangen hat
wie auch
man kann jahre weitermachen
und weiß genau
es wird nichts
und es kann nichts werden
nie und nimmer
42
und keine alpträume
seit der kindheit zumindest
nie alpträume
aber auch sonst keine träume
43
wäre ich doch nicht hingegangen
ich wollte es aufnehmen
hineinschnuppern zumindest
hat mit erfahrungen sammeln
nichts zu tun
man sammelt so keine
irgendwie schon
sie sind aber nichts wert
sie taugen nichts
es ist das
was man sagen kann
dann sagt man es eben
44
ornamente muster
verzweiflungen
ein meister im anknüpfen
du hättest nur immer
schön weitermachen
müssen
das schön ist es ja
abneigung gegen wiederkehrendes
du glaubst doch nicht im ernst
du kannst das durchhalten
das fällt auf
fällt das auf
45
was soll ich sagen
es hat sich so ergeben
ich konnte nicht anders
ich meine
sag bitte nicht
du wärst zufrieden
nein sage ich nicht
vielleicht kann ich einfach
nur nicht anders
du machst es dir billig
es ist billig
46
Zunächst meint man darüber zu stehen. Man hat alles unter kontrolle, hat es auch tatsächlich, und irgendwann merkt man es nicht mehr. Es gibt keinen übergang, man erwischt sich eher, hier und da, bei dem gedanken, unmerklich verblödet zu sein. Und das macht einem nichts mehr aus. Es ist egal. Und niemand wird es einem sagen.
47
man hält das nur nicht lange durch
wo soll denn schluß sein damit
plötzlich muß man jeden verstehen
habe ich es nötig
was gehen denn gerade mich
die zusammenhänge an
und so weiter
du weißt schon
48
keine kompromisse
komme nie auf die idee
kompromisse zu machen
das hast du nicht nötig
das kannst du auch gar nicht
konntest es noch nie
das ist zu fein
diesmal für dich
du hältst es auch nicht durch
abwiegen verhandeln
schnell reagieren
dir fällt doch gar nichts ein
erst zwei tage später
die richtige antwort
worauf wartest du noch
hier bist du nicht zuhause
merkst du
das ist nichts für dich
jetzt mach mal einen punkt
49
es geht
einmal hier einmal da
ich merke aber
das ist nichts
alles mechanisch
irgendwie
man sieht die nähte
verstehst du
man glaubt einem nicht mehr
mit recht übrigens
du bist dann nicht mehr ehrlich
ich weiß auch nicht warum
es kommt einfach so ein punkt
und dann bescheißt du dich
50
im nachhinein
stellt man fest
man hat verloren
man hat alles falsch gemacht
hat zwar recht behalten
aber verloren
ab in den müll
es kommt auf nichts mehr an
das ist es ja
es gibt nichts mehr zu machen
es ist auch vielleicht
nichts zu machen
steckt etwas dahinter
so gesehen
51
einfach einschlafen
um jeden preis
morgen geht es dann irgendwie
was ist
wenn es einmal nicht mehr geht
du hast sorgen
52
ich glaubte nicht
daß es so schnell wiederkommt
du glaubst doch nicht
es wird dir was geschenkt
wieso geschenkt
es kommt alles zusammen
und streicht mich einfach weg
wischt und fegt weg
man kann nirgendwo fliehen
man muß nur
ganz ruhig sitzen bleiben
obwohl es eigentlich nur worte sind
die gesagt worden sind
53
wie lange wird es wohl halten
na ja
freu dich doch einfach
jetzt stimmt es wieder
dann laß es dabei
ich kann mich ja nicht selbst
und ob du das kannst
laß es einfach
du meinst bleiben
keine witze nur weil es geht
stimmt auch wieder
54
fast euphorisch
übertreibe mal nicht
ich sag doch fast
trotzdem
es geht auch sicher wieder vorbei
das mag ich an dir
so ein blödsinn
dabei freu ich mich nur
ich meine
ich wollte
55
warte einfach ab
es kommt wieder
und wenn nicht
ja davor hast du angst
davor hat jeder angst
irgendwie fühlt man
sich verraten beschissen
um etwas gebracht
so was wie
ungerechtigkeit
ein komisches gefühl
nicht daß man gleich
durchdreht nein
nur schade ist es schon
warum mußte es
gerade mir passieren
auch resignation
irgendwie
56
es ist ein gutes gefühl
da oder was
ja ja da da
na dann sags doch
sag ich doch
was soll das nun wieder
das kommt so von selbst
was
daß es immer mehr wird
und immer weniger
übrig bleibt
verstehst du
da hast du es
57
der klodeckel hat ihn erschlagen
wie es halt so kommt
58
feierabend und folterabend
ist mir so eingefallen
59
firlefanz und firnis
auch wieder so was
60
jetzt schreibt er wieder
wer denn
na der kugelschreiber
vorher wollte er nicht
61
lauter so einfälle
kleinigkeiten
irgendwie
aufgesammeltes zeug
woher kommt das nur
die stimmung ist nicht mehr
so bedrückt
eigentlich fast locker
das legt sich wieder
na du mußt es ja wissen
62
es ist nur wichtig
sie herauszufischen
sie kommen ganz schnell
plötzlich ist so ein satz da
und bald gibt es den nächsten
und so kommt es
eigentlich komisch
63
scheinbar alles in ordnung
läuft ja irgendwie
weiter und so
64
heute ist alles gut gegangen
kann nicht klagen
ich war auch fröhlicher
direkter
nahm alles nicht so ernst
machte auch witze
ja paar nur
nicht daß es was beeinflußte
nein nur so für mich selbst
war irgendwie besser
65
manchmal wirkt es gekünstelt
das reicht nicht für lange
und dann mogelt man
und so kommt es
66
Hab dich doch nicht so. Du mußt einfach mehr vergessen, nicht so hineinhören, auch ein mal draufhauen, sonst denken die, du bist ein arsch. Alles zu freundlich, zu verständnisvoll. Von oben, verstehst du, immer von oben, du hältst sie ja für arschlöcher, also was solls, sie müssen es wissen. Was denn. Daß du es weißt. Klingt bißchen einfach. Ja und, es soll ja dir helfen.
67
kommt vieles zusammen
manchmal
68
muß ja schief gehen
na meine ich doch
69
eigentlich nichts bestimmtes
nur so
und du meinst
das geht
70
hört sich gut an
das ist ja ganz neu
sie als frau
ich über mich
da bin ich mal wieder geplatzt
kommt schon vor
immer öfter vor
71
da
wo
na da
wieso
was wieso
na wieso nicht
72
kommt rein und sagt nichts
passiert immer öfter
sagt kaum noch etwas
vielleicht hat er nichts zu sagen
oh gott
73
so von der dynamik her
ich muß schon sagen
nicht schlecht
klang auch gut
doch wirklich
und dann zerredet
alles zerredet
eigentlich schade
74
doch alles in allem
sehr vorteilhaft
das ist ja ganz was neues
so neu auch wieder nicht
75
sehen sie
haben sie wieder etwas dazugelernt
das kann ich jetzt so nicht bestätigen
76
theater tödlich
immer dasselbe
pausenlos
immer wieder
ein jammer
77
es macht keine freude mehr
warts doch ab
mach ich ja
und
was und
und nichts
78
ein so einer
so was ähnliches
wie kommst du jetzt darauf
nur so
79
nichts bestimmtes
mal hier mal da
mal gucken
80
meinst du nicht auch
es liegt an dir
das ganze
81
der stimmung zuvorkommen
man schafft es nicht immer
wird schon mal überrascht
aber es geht
den richtigen moment erwischen
dabei muß man sehr schnell sein
genau hinhören
und das tempo hinkriegen
es reißt dich praktisch mit
gut es kann auch schiefgehen
dann läßt du es eben
und mußt schwimmen
und wieder warten
man bekommt übung
mit der zeit
es wird aber nicht langweilig
82
was mich wundert
daß das ganze
nicht langweilig wird
nicht viel hermachen
das könnte es sein
83
Diese weltuntergangsstimmung. Die kann auch auf den geist gehen. Du meinst den anderen. Sowieso, nein, mir, man ärgert sich nur noch, vergißt dann den grund. Und sie ist so, wie soll ich sagen, unproduktiv, ja, so ähnlich. Gut, am anfang ist man zerschlagen, dann wird man müde. Sie ist aber immer noch da. Was macht man da, ich meine, mit ihr, abstumpfen geht ja nicht. Also ärgert man sich. Auf sie, auf sich. Abwechselnd. Sie hält trotzdem an. Dann versucht man sie zu umspielen, das geht kurz gut, nicht lange, aber immerhin. Dann überredungskunst. Geht auch eine zeitlang. Wie lange kann man sich aber auf den arm nehmen. Und dann wird man klein. Immer kleiner.
84
keine ausreden
das war deine entscheidung
jetzt halt die klappe
und ziehs durch
zunächst spielst dich auf
klopfst sprüche
und hältst dich dann
an anderen fest
entweder oder
warst du vorher ernst
oder bist du es jetzt
aber entscheide dich
wer soll dir das abkaufen
also wirklich
noch einen draufsetzen
85
alles ziemlich verspielt
sieht man nicht sofort
nicht gleich
gut beobachtet
es scheint
er nimmt den star
den er spielt
mittlerweile ernst
das ist tödlich
nicht für ihn
er merkt es ja nicht
es ist vorteilhaft
äußerst
für ihn
sag ich doch
du bist der dumme
weil du es siehst
du mußt damit fertig werden
er ja nicht
das ist gut
86
vorbeigerauscht
nur das wort
ich meine
an sich
87
ein einfaches beispiel
keine probleme
hier rein da raus
einen schönen abend noch
mehrzweckarsch
klinisch gesund
medizinisch geprüft
weißt du was dir fehlt
nein
wenn ich jetzt weiter wüßte
brauchtest ja nicht anzufangen
88
ein freund
einfacher lösungen was
mach komm laß
na wie hättest du es gern
langsamer
89
überall petersilie
was
hörst du schlecht
90
Ich wollte eine widmung machen. Dann dachte ich, nein, es ist schöner ohne widmung. Jetzt weiß niemand, daß es wegen der fehlenden widmung so schön ist. So geht es mir immer. Eigentlich blödsinn.
91
und geht das auch
ja schon
glaube ich
aha
was aha
zweifel
na ja
komm
hättest ja auch nein
oder ich weiß nicht
sagen können
ja schon
du machst mich verrückt
und ich mich erst
92
beträchtliche stille
ich ersuche dich
mehr nicht
es klingt nur irgendwie komisch
deswegen
93
manchmal erlogen
manchmal nicht
aber ehrlich
94
hauptsache
niemand springt aus dem zug
95
hoffnung häppchenweise
wohl dosiert
nur nicht verwöhnen
rasende rückschläge
ausweichen
willst du ein telegramm aufgeben
was machte ich ohne dich
96
man kommt damit aus
man weiß es nur nicht
vergeblich
auch so ein wort
wie keimfrei
tieferer blödsinn
einverstanden
und
97
eine vorliebe für das zählbare
für zahlen
sie geben viel her
man kann sich an sie klammern
auch länger festhalten
sie lassen nicht los
sind irgendwie fair
das macht mut
bringt auch meinetwegen
voran
98
schmalspurerlebnisse
wegwerferlebnisse
schwachsinn
was bist du so giftig
was geht dich das an
wem willst es denn sagen
was heißt sagen
raus soll es
bringt doch nichts
das ist mein arsch
der abbrennt
du mußt dir schon
was besseres
einfallen lassen
alltagsdialoge
das macht sich gut
mach mal einen
na komm
99
zumutungen
sehr viele
100
es geht
so nach und nach
vorbei
so mit der zeit
sich wegschreiben
ehrlich
101
verbindungen aufnehmen
nicht vergessen
sich in erinnerung bringen
darf ich mich vorstellen
fleischer mein name
a ja
immer zuvorkommend
wollen sie mich am arsch lecken
verständnis zeigen
102
sehr unpersönlich alles
vergessen
auch alles
103
wirst immer bissiger
das bekommt dir nicht
es wird billig
alles vereist
zugefroren
komm mal vorbei
bei gelegenheit
104
übertriebene anteilnahme
gar übersteigerte
hirn vergeudet
zeit verplempert
aber gewonnen
105
messer zuviel
messer zurück
unverständlich
106
man wird uns benutzen
und wir werden es zulassen
es wird uns nichts ausmachen
später
wir werden andere benutzen
und auch ihnen
wird es nichts ausmachen
zugeständnisse
immer häufiger
107
vergeudete stimmungen
verlorene zeit
man sitzt
redet noch dies und jenes
aber wir wissen bereits
es war es kommt nicht mehr
der griff zum erzählen
als alibi
ansätze zureden
oder zuschweigen
zerwürfnisse bestaunen
etwas außer atem
wir wissen schon alles
108
ich kann es nicht wahrhaben
und ich kann nicht aufgeben
ich stolpere nur noch
über mich
und freue mich
daß es zumindest so viel ist
warum bist du so still geworden
hast doch sonst immer etwas zu sagen
ich dachte gerade
was soll es mir ausmachen
verstehst du
was können wir machen
um übrig zu bleiben
wer sagt daß wir es müssen
sagen sagt es niemand
wir möchten es nur gerne
109
gebrochene gefühle
gebrochene zeiten
und ein sammelsurium
von arschlöchern
nichts wie ärsche
und wir mittendrin
110
niemals mehr runtergehen
und merk dir das
niemals mehr
du wirst
auseinandergenommen
111
auf blauen straßen
untergehen
sich um nichts scheren
alle bescheißen
sogar sich selbst
nie mehr zurückkommen
alles liegenlassen
wegwerfen
keine treppen mehr
hinaufsteigen
unten bleiben
gebrochene stimmungen
gebrochene annäherungen
nutzen
eine fade zeit
112
alles sehr deutlich zu sehen
kaum noch möglichkeiten
alternde einflüsse
alternde empfindungen
vor sich hin mogeln
sich betatschen
es schwappt über
alles sehr flüssig
klingt irgendwie naß
113
kaum brauchbar mehr
schrottreif
zunehmend unpersönlich
ausrufe
sehr zerhackt
vorsichtig
fast zaghaft
114
a ja deswegen
deswegen was
deswegen sind sie so angenehm
115
nicht das ich es jetzt
bestreiten will
es kommt nur immer
seltener vor
116
ich merkte es dann
immer seltener
sie war auch weggefahren
ich sah sie jedenfalls nicht mehr
eigentlich dachte ich kaum noch daran
ich habe sie nicht vergessen
nein
es war nur nicht mehr wichtig
es hatte keine bedeutung
ein grund bestand nicht mehr
irgendwie klingt es hart
ist es glaube ich auch
117
irgendwelche fakturen
ein paar bilder
etwas mitgenommenes
an eindrücken
an gedachtem
es ist wirklich nicht mehr
und es reicht
aber das ist nicht entscheidend
es ist nur so
118
hast du schon einmal daran gedacht
du meinst
daß ich dort nie mehr wiederkomme
niemals mehr
ich werde sie alle nie mehr wiedersehen
ich weiß sie brauchen mich nicht
ich sie auch nicht
trotzdem
wenn man überlegt
nur so überlegt
dann kommt es einem größer vor
wichtiger
was willst du machen
was kann ich schon machen
es bleibt so
nein ich dachte nur
na ja ist ja nicht so wichtig
sags doch
119
ich blicke zwar durch
ich will es aber gar nicht
nicht daß es egal wäre
ich mache es ja
nur hat es keinen sinn
ich weiß nicht
wie ich es sagen soll
es wird kommen
ein wenig dauern
dann zu ende sein
aber es hätte nicht zu kommen
brauchen
nur so
meine ich
120
ich habe alles verschenkt
und vergeudet
gleichzeitig
beides zugleich
geht das denn überhaupt
ja mir ist es gelungen
121
verlegenheitsideale
abstriche
der kampf mit den abstrichen
die abwehr
die niederlage und
die begründungskunst
122
ich habe den zugang verloren
oder ich verliere ihn gerade
bin dabei
mach doch auf
renn durch
ich sage doch zugang
es gibt nur noch eine mitte
du kannst sie dir
nicht aussuchen sie ist da
und du mußt hineinpassen
etwas anderes gibt es gar nicht
123
ich mag es nicht
wenn es so raschelt
und dann nichts kommt
kam doch auch nie was
na deswegen mag ich es auch nicht
manchmal spinnst du wirklich
manchmal schon
124
immer diese reden
dieses zeug
ja gut meistens eben
eben sei doch nicht so vorschnell
immer diese verallgemeinerungen
das nimmt man nicht ernst
du bist doch immer so
fürs feine
habs vergessen
125
an ganz bestimmten
stellen anecken
ist nur verdammt schwer
die zu finden
aber es geht
126
der reiz solcher worte
wie niemals alle immer
sie sind wie ein sog
sie fressen dich auf
machen kaputt
und du magst sie auch wieder
würdest sie nie aufgeben
klammerst dich an sie
das sind gar keine worte
ich meine nicht nur
ich habe schiß vor ihnen
ich mag sie lieber
nicht anfassen
bleib weg
127
manchmal
manchmal ist gut
128
ich stürze ab
langsam
behutsam
aber ab
ich weiß wie man fällt
das braucht mir keiner vorzumachen
es macht mir auch keiner nach
man muß den moment erwischen
wenn es anfängt wenn es losgeht
und dann abwickeln
nur noch abwickeln
und sich einlassen
nicht viel aufsehen machen
eher ruhig konzentriert
alles in der hand halten
ohne etwas dagegen machen zu können
allerdings
du meinst man hat den eindruck
ich geniesse es
den eindruck schon
aber ich glaube dir nicht
du stehst zu sehr darüber
das macht mißtrauisch
ich habe es lange gelernt
das kann man nicht lernen
mir fehlt die überraschung
darüber sagst du nichts
und das macht mich stutzig
da ist was faul
weißt du ich meine
ich bin schon zu lange dabei
habe schon zu oft angefangen
dann ist nichts mit überraschung
Ich meine, man weiß damit umzugehen. Aber das hilft nicht, es wird ja nicht einfacher dadurch. Nur, wie soll ich sagen, du kennst den ablauf und er kotzt dich an. Gleichzeitig beides. Und die sache, die abläuft, kennst du auch. Und das macht es dann so schlimm. Es ist zum heulen und langweilig. Verstehst du. Das ist kein gegensatz. Aber zugegeben
zu ende abgestürzt
so ganz
bin ich noch nicht
da hast du recht
da sag ich nichts drüber
da wäre ich auch vorsichtig
ich meine
an deiner stelle
129
kann man das wiederholen
noch mehr antworten
sich ausdenken
auf fragen allerdings
die keiner gestellt
warum fragt mich niemand was
ich kam jetzt so drauf
wieso eigentlich
die antworten hätte ich doch schon
ja vielleicht deswegen
130
wieso flattert es so
von einem zum anderen
hin und zurück
ich überblicke es noch
kann es orten
aber es heißt nichts mehr
immer weniger
zumindest
131
irgendwie ein bekannter geruch
man fühlt sich gleich wohl
gehört dazu
sofort
kennst du das
132
wie ist es mit dir
mit mir was
mit dir weiter
wie solls weitergehen
du sagtest
du wärst über den berg
das sagt man so
weil man sich selbst helfen will
glaubst es also nicht
glauben nicht glauben
aufs einreden kommt es an
das hilft eine zeitlang
du kannst wieder weiter
du meinst
ja das meine ich
aber sagen sage ich es so
133
irgendwo hin
zieht es dich nicht manchmal
eigentlich nie
irgendwo weg
das ja
aber das ist etwas anderes
fliehen also
hier war ich schon
verstehst du
dort wird es dir auch
so gehen
das sagt man
vielleicht
134
das wort neu
macht mir angst
ich glaube
das gibts gar nicht
neu meine ich
wie sollte das denn gehen
wenns immer nur
weiter geht
es geht immer weiter
neu gibt es nicht
kann es gar nicht geben
man sagt es nur
135
sich freidenken
wie reden
losreden
einfach losreden
136
nichts stört mich so
wie eine gute stimmung
wirklich
sie lenkt nur ab
führt weg
abstriche im grunde
nichts wie abstriche
eine verödung
zum glück
hält sie nicht lange
137
ich schau mir gerne
menschen an
doch
lauter vorteilhafte beispiele
für nichts bestimmtes
138
willst doch bleiben
ich hör noch ein bißchen zu
es gibt ja keinen grund
noch mehr kann es nicht werden
139
es entsteht kein zusammenhang
es reihen sich dinge
aneinander
sehr schnell
aus verschiedenen ecken
und dann plötzlich beginnt was
es geht los
komisch ist
sie gehören doch
alle irgendwie zusammen
obwohl sie keinen sinn ergeben
sind über verschiedenes
betreffen aber eins
140
brüche und schwachstellen
verbinden
aneinanderketten
sie halten verdammt lange
das glaubt man gar nicht
eine überraschung
141
verwunderungen
nachjagen
und sie dann
sausen lassen
142
es wird so bleiben
es wird immer nur noch
so sein
es gibt kein besser
oder schlechter
nur noch wie es ist
143
hätte ich es nicht bemerkt
nicht gesehen so getan
wäre es früher vorbei gewesen
ich hätte raus gekonnt
vielleicht wäre ich raus
oder woanders drin
und hätte dasselbe gesagt
es ist ein jammer
es ist ungerecht
mußte es denn mir passieren
wäre es doch
jemand anderem passiert
ich sage ja
es ist ungerecht
144
das letzte mal
ging es schneller
und jetzt zieht es sich
es gibt da einen punkt
wo die sache es dann
nicht mehr wert ist
daß man wartet
und mit jedem tag
sieht man es deutlicher
daß der preis zu hoch ist
und immer höher wird
von da an
wird es schlimm
man kann zu lange gewartet haben
und egal wie man sich bescheißt
man ist unten durch
man hat es erreicht
und hat verloren
und wünscht sich
man wäre so dämlich
und merkte es nicht
manchmal gelingt es auch
145
ob das wohl gut geht
wieso sollte es denn
ist doch bis jetzt
auch immer schiefgegangen
das wird es auch diesmal
und mir gibt so etwas kraft
wie kommt das bloß
146
die leere nachdem
man sich wieder gesehen hat
ein wenig aufgeregt
dann läuft es ab
die abstände werden
immer schwerer
und nur auf die kommt es an
das ganze wird sehr
nervös
man hält sich
an die abstände fest
klammert sich an sie
und das bringt nichts gutes
es ist nur noch die mühe
die man sich gibt
der rest wird zunehmend
unwichtig
147
wenn man sich
auf die vorbereitung mehr freut
als auf das ereignis
und es passiert immer öfter
man freut sich auf das ereignis
wirklich
so ist es nicht
aber vorher eben mehr
das mühsame daran
vielleicht
148
an atemlosigkeit gewöhnt
keine neuen bedürfnisse
wie überhaupt keine
bedürfnisse mehr
alles beim alten geblieben
149
sich an alte geschichten
klammern
einmal dagewesenes
wiederholen
geburtsorte besuchen
damit konnte ich
noch nie etwas anfangen
es liegt also doch an mir
150
du warst mit jemand zusammen
sehr lange zusammen
der dich immer für einen arsch hielt
und er hatte es dir nie gesagt
151
wenn man immer nur
das zu hören bekommt
was der andere dir sagen will
und im grunde hält er dich
für jemand anderen
und viel später
erfährst du es
du machst es ja auch
das macht jeder
darum geht es nicht
es geht um ein spiel
daß mit dir gespielt wurde
durch das der andere
etwas erreichen wollte
was er sonst nicht erreicht hätte
hätte er alles gesagt
ich weiß das meine ich ja
das macht doch wirklich jeder
du verstehst nicht
bei ihm kam es darauf an
daß er es nicht machte
ich habe das erwartet
ich habe es so erwartet
von ihm
du wirst dich ärgern aber
da bist du selbst schuld
das weiß ich
es ändert aber nichts
etwas ist vorbei
was nicht hätte vorbei
sein sollen
es ist aber vorbei
152
es ist etwas kaputt gegangen
was nicht hätte
kaputt gehen sollen
eigentlich ist niemand schuld
keiner ist es gewesen
höre ich ironie
ich weiß nicht was du hörst
es ist keiner gewesen
es kam einfach so
wir hätten es nicht zulassen sollen
sie oder ich
es ist egal
man kann nicht mehr zurück
es wird weiter gehen
sicher
aber es ist etwas kaputt
und es ist schade
153
ich habe den eindruck
du fühlst dich betrogen
quatsch
ich bin ja nicht besser
also doch
was doch
nur keine sprüche
mal habe ich es zugelassen
mal habe ich selbst beschißen
nur meinte ich immer
den und jenen könnte ich bescheißen
aber hier und da nicht
der andere machte es ja auch so
darüber kannst du dich nicht ärgern
bist jetzt der
für den du die anderen hieltst
hättest aufpassen müssen
154
ein flimmern
etwas in den augen
ein glanz
und schon dreht man durch
ist da hat abstand
aber dennoch
man läßt es zu
manchmal stirbt es ganz schnell
manchmal wieder nicht
man läßt sich darauf ein
es ist ein spiel
ein grausames spiel
ich meine für beide
aber man macht mit
es kommt dann nur darauf an
ob es die sache wert war
und erst jetzt
ist es entscheidend
für wen
denn einer ist dabei
immer der dumme
155
bis da bin ich gekommen
ich meine so weit
so weit hab ich es geschafft
immer ans abbrechen gedacht
aber eben nur gedacht
kein mut oder nicht gewollt
ich weiß es nicht
ich glaube
jetzt kann man es gar nicht mehr abbrechen
noch überblickt man alles
noch scheint alles gut zu sein
aber es wird nicht mehr lange so gehen
man verliert langsam die kontrolle
jetzt sich nur nicht aufspießen lassen
du meinst durchhalten
wenn ich dich nicht hätte
156
gezieltes hingucken
es wirkt wunder
es muß nur lange genug dauern
guck dir mal an
wie leute
autotüren aufmachen
das ist nicht zu glauben
157
austauschbarkeit der ereignisse
solange du abläufe beobachten kannst
und stimmungen aufstöbern
158
die stimmung färbt ab
sie teilt sich mit
sie macht die runde
am ende weiß man gar nicht mehr
wer angefangen hat
meistens war man es selbst
159
kleine übereinstimmungen
gesuchte gefundene
und eingeredete
nicht zu klein
nicht zu groß
das gibt kraft
bringt voran
macht gelegentlich mut
um neue zu suchen
irgendwie ein kreislauf
der vielleicht
von vornherein nicht stimmt
160
jeden tag von vorne
an der gleichen stelle
anfangen zu müssen
an der man gestern aufgehört hat
es geht
aber es kann nicht gut gehen
161
hauptsache man kriegt
die zeit voll
die seiten
die seiten die zeit
ist doch egal
nein
weißt es wieder mal besser
wieder mal nicht
diesmal
ja gut die seiten
und
nichts und
gib es nur zu
162
wie soll ich sagen
na sag es einmal nicht
163
ich habe nirgendwo
wo ich hingehen kann
wo mir jemand helfen könnte
oder ich die gelegenheit bekomme
mir selbst zu helfen
und bleiben kann ich nicht mehr
aber ich muß bleiben
ich habe keine andere wahl
das hält einer nicht aus
164
mach einen strich drunter
und hau ab geh weg
wohin denn
jetzt sei nicht kindisch
nimm dich zusammen
und fang eben neu an
es war nichts
du hast es nicht geschafft
es ist anders gekommen
du bist nicht allein schuld
hast es aber versaut
das ist jetzt alles unwichtig
jetzt mach es anders
du redest schon zuviel darüber
du hast ja selbst zweifel
ja sicher und
jetzt weiß ich aber
wie es weitergeht
tu mal nicht so
wir sind doch beide
am arsch
165
man weiß gar nicht
was alles auslöst
ins rollen bringt
und mich zuscheißt
ich bewege mich ja kaum noch
um ja nichts falsch zu machen
ich sage gar nichts mehr
denn das kann sich
gegen mich wenden
verdammt nochmal
ich weiß schon gar nicht
von wo es kommt
und ich bringe nicht mehr
die kraft auf
aufzustehen
denn was mache ich dann
wenn ich stehe
166
es führt zu nichts mehr
ich habe nur nicht den mut
das zuzugeben
und nicht die kraft
die konsequenzen zu tragen
ich habe schiß vor mir selbst
davor daß ich tatsächlich
ein arsch bin
ich will nicht absacken
und mache alles
nur nicht irgend etwas
um nicht abzusacken
um rauszukommen
es klingt nach schwachsinn
167
und was machst du
wenn du tatsächlich verloren hast
wie sie sagt
und wirklich ein miserabler witz bist
eine witzfigur lächerlich
wenn es stimmt
daß sich alle nur noch
lustig machen über dich
und es sagt dir nur keiner
wenn du wirklich so bist
wie sie dich sieht
und du nur eine einbildung bist
von dir selbst
alles nur eingebildet geglaubt
du verstehst doch was ich sage
168
und es gibt kein gegenteil
von dem ich mich
wenn auch nur noch selbst
überzeugen könnte
169
Wenn sie dir sagt, immer wieder sagt, in ganz schlimmen abständen sagt, daß du eine null bist, daß alles was du gemacht hast, worauf du, wenn auch nur im stillen, ab und zu stolz warst, nichts ist, und man dich nur noch auslacht und für einen schlechten witz hält. Wenn alles, woran du dich noch klammerst, um auch nur ein wenig kraft zu bekommen, nichts taugt. Und daß niemand deine sachen jemals anschaut und anschauen wird und du nichts mehr darfst, weil du nichts bist, gar nichts, zum totlachen, und das machten ja auch alle. Die kleinste hoffnung wird dir um die ohren geschlagen. Mir ist jetzt fürchterlich kalt. Ich meine wirklich kalt.
170
Wohin soll ich jetzt gehen. Wohin abhauen. Gut, ich wüßte schon. Aber das geht nicht. Was gehe ich sie an. Ich kann ihnen doch nicht wieder mit mir kommen. Sie verstünden es und könnten mir vielleicht auch helfen. Ich glaube aber, ich kann es ihnen nicht antun. Sie tun es ja auch nicht. Ja dann wohin denn. Einfach nur sich hinsetzen und ein bißchen zuhören, damit man rauskommt. Ein stück zumindest. Es ginge dann schon wieder. Ganz langsam. Aber immerhin. Ich muß es selbst schaffen. Jetzt, oder ich kann einpacken. Mist.
171
Sie sitzt nebenan. Ich könnte ja rübergehen. Ich habe den eindruck, es wird niemals mehr gehen, es ist einfach zuviel haß, keiner kann mehr weg, denn es gibt kein weg. Ich habe mir das anders vorgestellt. Und es ist jetzt egal, ob man schreit, nichts sagt oder heult. Man kann nichts machen. Du wirst sagen, hätte ich ja wissen müssen. Was hast du denn erwartet.
172
sie bringt dich in situationen
aus denen du nicht herauskommst
und du wirst kaputtgemacht
sie besitzt einfach die kunst
alles was du machtest
oder was du nur versucht hattest
irgendwann einmal
lächerlich zu machen
auch wenn ich es fast vergessen habe
oder mit etwas endlich
fertig geworden bin
sie wird mich erwischen
das steht fest
oft in einem moment
in dem ich es gar nicht mehr erwarte
ich habe den eindruck
das ist deine art zu weinen
und ich daß es die ihre ist
173
so eine alte idee
sich wegschreiben
einfach wegschreiben
solange sitzen bleiben
bis man durchdreht
vorher abheben
und dann ab in den müll
174
erschreckend ist nur
daß es morgen weitergeht
man schafft es immer irgendwie
und wird es noch eine zeitlang
hinkriegen
vielleicht eben doch immer
das ist das aller schlimmste
und es ist im grunde
ganz normal
175
es ist vieles gesagt worden
man hat sich schon alles vorgeworfen
mal verrückt mal weniger
und man tat es immer wieder
mal war es schlimm mal üblich
man vergaß es oder tat so
und letztens wieder einmal
es ist nicht zu glauben
wie lange es so geht
es geht ja
meinetwegen
176
wenn sie dir vorwirft
was du so nicht gesagt hast
und sie weiß
daß du es nicht sagtest
und sie macht es trotzdem
wozu soll das gut sein
seh es mal andersrum
177
du wirst einfach weggefegt
meistens sag ich auch nichts mehr
manchmal bricht man aus
sie läßt dir keine chance
als ob sie prüfen wollte
was man aushält
ich glaube
ich habe keine andere wahl
es ist so gekommen
es ist hart
wenn jemand entdeckt
daß er sich aus jemand
einen popanz gemacht hat
ich glaube für beide
178
ich habe es wieder
ich glaube
es ist noch einmal gut gegangen
langsam bewundere ich mich
es gibt ja auch allerhand grund
179
Es ist, als ob man vor einem scherbenhaufen steht und er gefällt einem plötzlich. Davon kommt man nicht so schnell weg. Man braucht aber eigentlich keine angst zu haben.
180
am ende bleibt dann nur noch
so ein komisches gefühl
eine art nachgeschmack
und nichts mehr
181
man würde durch wände gehen
man könnte alles schaffen
man könnte allein die welt zuscheißen
nur brauche ich jemand
der mir nur auf eine nette art sagt
daß ich ein arsch bin
es wäre das gleiche
aber ich merkte
er nimmt mich voll
dann mach ich alles
für ihn
und für mich
182
kennst du dieses komische gefühl
nein gerade das kenne ich nicht
verarschst du mich
aber sicher
183
wenn das alles war
es war alles
184
dieser moment
in dem du ganz plötzlich
bescheid weißt
klar siehst
und alles genau vor augen hast
da hindurch
darauf kommt es an
und da hilft nichts
keine sprüche
keine gesten
kein gar nichts
9. februar - 28. märz 1991
selbstgespräche monoton 2
185
na
was na
wie gehts nun weiter
186
hast du es erwartet
daß es so kommt
was heißt schon erwartet
ich bin jetzt genauso klug
wie sie
jemand gibt nach
und es geht dann wieder
eine zeitlang
gut
187
wo hatte es angefangen
ich meine zu bröckeln
man merkt es lange nicht
dann ist man überrascht
aber es ist nicht der anfang
das kommt so
von selbst
188
ich hätte es besser
zusammenhalten sollen
mehr machen auftrumpfen
dem anderen keinen platz lassen
das ist es
zum atmen
sprüche durchziehen
knallhart keine zweifel
jede frage zuschütten
am besten bevor sie gestellt wird
das verbindet
sie hinge mir am hals
aus angst abzurutschen
aber immerhin
wie gesagt
und ich glaube
beide wären zufrieden
189
ich steh auf
um dasselbe zu machen
wie im letzten jahr
und im nächsten
hast du mehr erwartet
mehr nicht
ich sagte etwas von
anders
ich kann mich erinnern
190
du bist immer dann da
wenn man dich nicht braucht
aber das kann ich
mußt du doch zugeben
191
du mußt ihr eine chance geben
ein wenig luft lassen
das ist unfair
sie kommt so oder so nicht
ich müßte zurück
und das geht eben nicht
nach vorne übrigens
auch nicht
192
ein rückschlag
und zwei niederlagen
und dann umgekehrt
es wird zu einfach
193
wegen neulich
hast du nichts gehört
wegen neulich nicht
nein
194
was anderes
fällt mir jetzt nicht ein
195
Meinst du, ich wollte es nicht auch. Ich habe mir schon mühe gegeben, ich fing es aber falsch an. Genau das. Und stur wie ich bin, es dann durchgezogen. Unbeirrbar. Immer daran festgehalten, keine ablenkung, nichts. Nur war die richtung falsch, und zwar von anfang an. Als ich es merkte, machte ich weiter, aus lauter angst. Es wäre damals noch nicht zu spät gewesen. Und ich wußte das.
196
Jetzt kam plötzlich alles zusammen, von allen seiten und auf einmal. Ich wußte nicht, wo ich anfangen soll, was anpacken. Ich lief hin und her, stützte dies und jenes. Jetzt warte ich nur noch bis es kracht. Und es kommt nichts, aber ich warte. Vielleicht schüttet es mich ja zu.
197
alles lassen
so lassen
wie es ist
nichts mehr ändern
sich nur nicht bewegen
bis man ganz verschwindet
es kann doch gar nicht so schwer sein
198
ein jeder ist
der dumme
wie meinst du das
na wie schon
199
Der hat das ganze leben beispiele gegeben, am ende wußte er gar nicht mehr wofür. Hat durchgehalten.
200
was soll das jetzt
ja wann denn sonst
201
man will herauskommen
immer wieder
neue anfänge versuchen
und manchmal gelingt es
das hält dann fest
und man meint
es wird wieder gehen
die kraft für das bleiben verwenden
es wäre besser
202
dynamik läßt sich beobachten
weitreichende wiederholungen
wiederkehrendes unbehagen
die suche nach dem abschluß
und so ein unsinn
203
Wie kommt das, daß man sehr schnell merkt, wenn jemand bescheißt, irgendwie merkt man, der spielt, der spielt nicht, es fällt immer auf. Warum ist man dann selbst derjenige, der sich dumm vorkommt. Man macht nie etwas dagegen. Der andere strahlt und du bist der dumme. Sicher, eine übertreibung, zu einseitig und so.
204
Vielleicht wird das zu wenig sein, und es ergibt sich nichts anderes mehr. Ich bin mir manchmal ganz sicher, daß nichts mehr dazukommt, es bleibt nur noch, wie es ist, alles was kommt, wird sein, wie es jetzt schon ist, und ein ende gibt es nicht, ende ist blödsinn, ein traum vom ende, es bleibt auch nur ein traum.
205
ein gefühl bleiben zu müssen
und auch zu wollen
halbherzig
immerhin
keine großen worte
nichts bewegendes
man kommt nur langsam
dahinter
manchmal kopfschütteln
aufwachen rückzüge
immer seltener
dann nie mehr
206
Man gibt immer öfter auf, läßt es bleiben, hält die klappe. Früher ließe man nichts durchgehen. Mittlerweile freut man sich direkt, die klappe gehalten zu haben. Die grammatik macht immer mehr spaß, man ist stolz darauf, alles im arsch zu haben. Vielleicht. Aber es ist egal.
207
zu wenig
zu viel
zu viel
zu wenig
erwartest du eine antwort
ich habe ja noch nichts gefragt
hörte sich so an
208
sich jahrelang mit irgendeinem
mist abgeben
um es am ende zu merken
du meinst das ist wirklich
alles gewesen
du nicht
209
verkommen
verkorkst
kaputt
und das ist wieder was
so was von kaputt
das geht wieder
nur mal so gesagt
210
das meiste wirfst du weg
und der rest muß dann
dafür herhalten
211
man gibt es ungern zu
aber es hätte auch
jeder andere sein können
212
als müßte noch etwas
nachkommen
als wäre noch etwas
zu erwarten
nachhelfen
213
die spannung
die balance
zwischen beiden stimmungen
du glaubst gar nicht
wie schnell es umkippt
du sagst etwas
vielleicht unvorsichtig
merkst es zu spät
und schon ist es da
kannst auch nicht mehr zurück
warum sagst du mir das
nichts
ist nur wieder passiert
du baust alles mühsam auf
langsam fast bedächtig
ein moment
du rutschst aus
und schon hast du es
kannst wieder
von vorne anfangen
war nicht umsonst
aber nutzlos
214
sehe ich gerade
und da führt
kein weg vorbei
wohin denn
du meinst woher
215
ein gefühl
als wäre es schade
hält nicht lange an
kommt nur immer wieder
erwischt einen
216
und wenn es wirklich schade ist
wenn es was wert war
und man es nicht hätte aufgeben
sollen
wenn all die verdrängung
umsonst war
und es auf diese paar momente
die jetzt weg sind
doch ankam
ich weiß
ich darf nicht mehr zurück
und darf es nicht zugeben
wenn ich weitermachen will
217
das letzte habe ich nicht mitbekommen
na dann freu dich doch
218
mit einerseits andererseits
geht es sehr einfach
man ist schnell raus
und gewinnt auch besser
es bringt was
Da man ja einerseits alles überblickt und andererseits dennoch zweifel zum ausdruck zu bringen vermag, ohne zweifel.
219
dann sitzt du dumm da
ich steh lieber
grundsätzlich
220
im grunde grundsätzlich
zugrunde
ergründen
hast du das jetzt nötig
was denn
die wortspiele
du meinst grundsätze beachten
sehr witzig
sehr gründlich
hör doch auf
221
wie bist du dahintergekommen
langsam
222
immer diese feinheiten
kleinigkeiten
die schon wichtig sind
nur macht es keiner mit
es ist zu langsam
es hält auf
man kann damit nicht glänzen
und das willst du doch so
ja
ironie
nein
223
und wenn man sich nur
selbst kaputt macht
und die anderen sind es gar nicht
na
na dann machen wir es
mal richtig kaputt
ein für allemal
damit endlich schluß ist
auch ein für allemal
allemal
224
verwahrlost verkommen
und verkorkst
soll ich mir was aussuchen
wieso aussuchen
225
so weit so gut
so weit ist es also gekommen
wenn nicht noch weiter
226
mal kommt das hoch
mal das
oft nimmt man sich selbst
auf den arm
labert aber
um im gespräch zu bleiben
verstehst du
im gespräch
was für ein gespräch
gespräch eben
227
Die meinte tatsächlich, mir ratschläge geben zu können, manche sehen nicht, woher sie kommen, was sie eigentlich sind, nämlich nullen, und dann geben sie mir ratschläge, meinen es womöglich noch freundlich, wollen behilflich sein und plappern aus dem letzten loch, woher sie auch kommen, irrsinnig komisch. Ich wollte ihr eine runterhauen, einfach in den arsch treten. Die würde es aber nicht verstehen, so dumm ist sie.
228
Dabei stellte ich mir alles anders vor, härter, knallhart, professionell sogar und hier dieser provinzmist, diese wabbeligen ärsche, diese hänger und hängerinnen, so ein quatsch. Ich dachte, da wird es ernst, und hier diese puddings. Nichts wissen, aber nicht mal ein großes maul, nicht mal die klappe aufreißen, die zergehen zwischen den fingern, dünnschiß. Ich habe mich selbst reingelegt, denn nicht mal das schaffen die.
229
auf schritt und tritt
wird man beschissen
und wird man es nicht
bescheißt man selbst
so als aphorismus mal
230
irgendwie bekommst du das gefühl
daß du nicht dazugehörst
du steht zusammen mit allen
und die sind anders
du kommst von unten
und du meinst
man sieht es dir an
das ist kein ort
wo du bleiben möchtest
vielleicht bildest du dir das auch ein
aber das ist es ja eben
warum geht das
231
weder so noch so
leerstellen
häufen sich
ich mache dies und jenes
aber es ist egal
man kommt durch
kein grund zu beunruhigung
kein grund zu nichts
es ist ja nicht leer
wenn man wartet
es geschieht nur nichts
man kann es aber auch leer
nennen
232
einige notizen
auf der rückseite
entdeckt
233
vergeht es langsam
ist es schlecht
geht es schnell
ist es auch nicht besser
ich meine es liegt einfach
an dir
du bist nicht zu gebrauchen
ist doch auch nur so ein spruch
was soll das bringen
es ist doch so
ich muß einfach versuchen
die stimmung zu reparieren
das kostet zeit
und wenn es klappt
dann ist schnell oder langsam
wieder unwichtig
eine zeit hält es
234
so mit beschreiben
könnte ich nicht
zuviel unwichtiges
oder wichtiges
ist ja das gleiche
aber eben zuviel
zerfließt alles nur
denn das sind wirklich
nur ganz kurze momente
da hast du es
der rest lenkt nur ab
und es geht verloren
ist glaube ich
auch besser so
235
man klopft alles
nach solchen dingen ab
und muß langsam suchen
und übersieht es
auch wieder einfach
eine noch so große
begeisterung
hilft da nicht weiter
236
landschaft und so
eindrücke
ich weiß nicht
237
geht nicht so in meine richtung
wäre nichts für mich
ich verbiete es aber niemandem
schau es mir an
will ja nicht unhöflich sein
238
durch gezieltes nachdenken
alles durch gezieltes
nachdenken erreicht
oder verloren
ist einerlei
239
wenn auch nicht immer
wenn auch selten
und voreingenommen
das meiste versäumt
sag könnte was dahinterstecken
240
ich habe es mir zu gewohnheit gemacht
in den wichtigen momenten
an den entscheidenden orten
nicht zu erscheinen
wie auch
in den ungeeignetsten
an den falschesten
mich blicken zu lassen
man kann sich darauf verlassen
das ist doch schon was
241
Im vorbeigehen sagte er, er ließ sie sitzen und denkt nicht, sich um sie weiter zu kümmern, er wäre es leid. Mehr war nicht rauszuholen, wie gesagt, im vorbeigehen. Ich konnte nicht nachhaken, ich kenne sie ja auch kaum.
242
wie geht das noch
schlecht
wie du sagen würdest
243
wenn du es dann in einer
anderen stimmung siehst
unter veränderten voraussetzungen
meinst du
ja unter veränderten voraussetzungen
ja was dann
nee hast mir den spaß verdorben
244
einfach eine art
ein gefühl
sich freizukaufen
sich freikaufen zu wollen
mehr nicht
245
nicht immer das gleiche
immer öfter dasselbe
oder war es umgekehrt
246
man hört noch zu
macht noch mit
gleichzeitig
ist man am überlegen
wiegt ab
und gibt dann auf
plötzlich weiß man ganz genau
daß es umsonst war
und die ganze mühe nichts brachte
es tut einem irgendwie leid
man sich selbst
und der andere
und man merkt
daß er
vermutlich genau weiß
was ich meine
247
ich lasse mich auf stimmungen ein
die mir andere anschaffen
so weit war ich noch nie
und sie macht es absichtlich
denke ich
248
ich fliehe ja nur vor ihr
damit sie mir nicht
ihr bild von sich oder von mir
kaputtmacht
es ist aber kaputt
jedenfalls bestimmt
nichts mehr wert
für beide
249
und dabei habe ich jemandem
schon abgeschlagen
habe sie zur seite geschoben
darauf war sie nicht vorbereitet
ich habe mich aus dem staub gemacht
und sie aus den augen verloren
sie mag mich vielleicht noch
oder ich rede es mir nur ein
vorsichtshalber
ich konnte ihr nichts versprechen
das wußte sie
nur wollte sie es gar nicht wissen
heute heute ginge es
nur ist es heute zu spät
es ist egal
obwohl es wehtut
komisch daß immer noch
250
ein strich
eine rechnung
251
ich lebe hier
auch wenns komisch klingt
ich komme aus
252
es wird leer ohne mich
sie glaubt es nicht
ich aber auch nicht
es gibt sich
es wird schon laufen
das ist so
253
wenn man das alles zusammenrechnet
dann bleibt nichts übrig
und einzeln
sah es nach viel aus
254
alles sehr merkwürdig
was denn jetzt wieder
na alles sag ich doch
255
wem das eine ist das andere
ist das andere dem das eine
dem das andere ist das eine
meinst du
meinen tu ich nichts
ich sags bloß
na wenn das so ist
dann gehts ja noch nee
256
findest du das jetzt auch
ich habs ja nicht verloren
willst du jetzt komiker werden
bin ich es nicht schon
nein dafür geht es zu einfach
257
verratene stimmungen
verratene zeit
sich hängen
gelassen
258
Ich habe den eindruck, ich habe alles darauf verwendet, mich davor zu schützen, ein arschloch zu werden. Vor mir wegzulaufen, um kein arschloch zu werden. Und keine pointe.
259
zu haben zu haben
und nichts zu haben
so gut wie
260
der wahnsinn
nur so als wort
einmal
261
politik machen war angesagt
meinen mist den anderen
als den ihren einreden
und sie dann die lösung suchen lassen
vielleicht kann ich mich ja
bald feiern lassen
262
wenngleich
zumal nicht anders
263
viel freude aufgekommen
und kein grund
264
wie kommt man auf sowas
zufällig
265
wo sollten wir anfangen
damit es nach was aussieht
30. märz - 27. april 1991
schon irgendwie merkwürdig
266
und wenn wir mal ganz schön
alles
einfach
abwarten
267
ich wollte nicht
daß es alles war
ich will nie
daß es alles ist
deswegen ist es ja so
268
es kommt
es ist da
wärs denn schon endlich
vorbei
und das immer schon
269
das gefühl
etwas versäumt zu haben
und der verdacht
nichts dergleichen
es nicht nachprüfen wollen
aus angst
man könnte recht behalten
so oder so
270
jemand der alles erreicht
aber nichts verstanden hat
was ist mit dem
271
in meinem traum
kam ich nicht vor
gibts das überhaupt
272
wir reden noch
gehen mal hier mal da
wissen aber genau
es ist nichts mehr
es bleibt wie es ist
keiner wird etwas dazutun
und es geht nicht um die mühe
es ist nur egal
es taugt nur noch für erinnerungen
kannst du dich noch erinnern
damals
und so
273
es wird allmählich weitergehen
und das ist wirklich
das schlimmste
274
verkauft
was
nicht was wer
275
was haben sie sich gedacht
daß es ein arschloch ist
und
und es war ein arschloch
276
dann kommst du plötzlich mal raus
und merkst mit einem schlag
wo du eigentlich warst
wie zu alles war
wie abgeschottet
danach rennst du wieder zurück
das macht aber nichts
es wird nur alles sehr klein
auf einmal klein
277
wieder gemutmaßt
hoffnungen abgeklopft
durchgehalten
alles beschrieben
unter umständen
dagewesen
sehr ermüdend
278
diese durch nichts aus der welt
zu schaffende zufriedenheit
die sind so was von zufrieden
so unerschütterlich
in allem was sie sagen
du kannst dich kaputtreden
sie sind besser
weil sie es meinen
und dann sind sie es auch
man kann nichts dagegen tun
warum will man es immer
man müßte es ja besser wissen
da hast du es
279
irgendwie so
als aufhänger
so gedacht
280
ich meine immer
ich hätte es nicht nötig
und ich habs tatsächlich nicht
281
anderswo habe ich es dann
zugegeben
war mir auch nicht zumute
ich meine danach
282
es geht
wenns geht
zu ende
glaubt man
283
vorwiegend
viel hoffnung
284
weit hergeholt
nichts mitgebracht
sehr mitgenommen
285
es kommt nur
weil es nicht zu kommen brauchte
das mit dem weil
ist so eine sache
was meinst du
286
wenn einer dich so zuredet
man hört nur noch die hälfte
dann gibt man ganz auf
warum merkt es der andere nicht
287
der sucht eine antwort
und hat die frage vergessen
288
zusammenraffen aufstehen
da anfangen wo es schiefging
und alles noch einmal machen
genauso
wie sonst
289
alles zweifelhaft
das aber mit erstaunlicher
sicherheit
290
ich bin eifersüchtig
auf meine träume
und meine fehler
es ist ja das gleiche
ja aber nicht das
was daran komisch ist
291
es hat sich eine wundertüte geöffnet
und
frag lieber nicht
292
Man kann alles als vorübergehend ansehen. Eine weile geht es schon, wie gesagt, eine weile, und dann, dann merkt man endlich, meist wenn man sich nicht mehr wehren kann, es wird immer so sein und es war auch nie anders, das weiß man dann auch, nur ist es zu spät.
293
sich wundern
was sich wundern
nichts
wundern
294
vom warten überrascht
wie soll denn das gehen
weiß ich doch nicht
es läßt sich aber sagen
295
jeder gibt an
wie er kann
vielleicht kannst du dir das
als grundsatz mitnehmen
wohin
296
wie erklärt man einem
wenn er am arsch ist
daß er verloren hat
ohne ihn zu kränken
man mag ihn ja
irgendwie
schon
297
und wir kommen am morgen
blaue straßen hinunter
niemand wird etwas sagen
und nichts wird uns ablenken wollen
wir gehen langsam behutsam
als ob es uns gar nicht mehr gäbe
wir kommen nur die straße hinunter
und nichts wird mehr gehen
es wird kalt
und es wird nicht zu bezahlen sein
298
häuser bäume
und so zeug
299
es ist doch alles
gar nicht mehr wahr
300
Wenn es nur oberflächlich genug ist, wenn es nur nach etwas aussieht, nicht mehr als man selbst hat, wird es gekauft, denn es beruhigt. Hast du es mehr, wirst du übersehen, dabei ist es nur anders. Aber anders geht nicht, man sagt es zwar, daß es geht, ja, ja, ach wie interessant, nur eben nicht bei sich selbst. Von weitem, aus der entfernung und am liebsten in einem buch. Das hat mich jetzt aber betroffen gemacht. Leckt mich doch am arsch.
301
voll ins leere gelaufen
warum glaubtest du auch
daß dort eine wand ist
und solche geschichten
302
für den anfang
reicht es noch gerade
nur ist es das ende
so kleine überraschungen
wär mir nie eingefallen
303
Wenn man merkt, daß einer mit einem spielt, einen benutzt. Du meinst doch dich. Ja, schon. Na dann sags doch. Na dann mich benutzt, ist eigentlich nichts schlimmes, er meint zwar, man merkt es nicht, man kommt nicht dahinter. Nun. Es macht mir ja nichts aus, aber trotzdem, ich mag ihn nicht mehr so, ich muß auf der hut sein, mich vielleicht in acht nehmen, und früher brauchte ich es nicht. Nur das ist es.
304
daß es sich so wiederholt
immer das gleiche kommt
es ist nicht das gleiche
es wiederholt sich ja
zugegeben
es sind manchmal dieselben
worte
305
und dann nichts mehr
wenn man sich das so vorstellt
könnte ja sein
daß man es sich vorstellt
und nichts mehr
306
kleinkram
alles kleinkram
und irgendwie
nur irgendwie
kann ich mich daran
festhalten
und rutsche nicht ab
ich habe etwas
307
gestern wieder
ganz deutlich
alles
gesehen
gestern wieder
alles
ganz deutlich
gesehen
es sind
wirklich
zwei
verschiedene
sachen
man freut sich direkt
308
ich sehe was ich sehe
nicht ein
ich merks mir aber
309
es ist wie verhext
keinen erreicht
die ganze zeit versucht
und nichts
je öfter versucht
desto schlimmer wurde es
oder wurde es überhaupt
erst so weil versucht
eingeredet ja sicher
aber was macht das schon
310
ich habe immer wieder
verständnis gezeigt
jeden nur verstanden
entschuldigt
gerechtfertigt
alles erklären können
jeden begriffen
mitgeheult mitgemacht
ja es klingt unwahrscheinlich
ich schummle eben bißchen
aber ich hätte es schon gerne
so
311
zunächst merkt man nichts
man hält sich
macht weiter
langsam kommen zweifel
man gibt nach
wehrt sich aber noch
dann wird man grau
alles um einen wird grau
312
wenn ich versuchte
alles leicht zu nehmen
könnte es vielleicht gehen
nur was mache ich
wenn es wirklich geht
313
nur nicht zu lange da bleiben
man könnte auffallen
und dann wäre ja alles umsonst
314
Ich glaube, es wird bald was passieren, es hört sich so an, es sieht danach aus. Ich weiß nicht, woran ich es erkenne, ich kann es nicht sagen. Es ist nur irgendwie zu leer, eine art ruhe. Alles etwas unkonzentriert. Als ob ich etwas erwarte, was schon einmal genauso ablief, wie ich meine, daß es kommt. Damals bin ich auf die fresse gefallen, wie ein trottel ins messer gelaufen. Genau das, wogegen ich immer war, was ich abgestrichen habe, wovon ich freigekommen bin, was ich endlich als schwachsinn erkannt habe, hat sich durchgesetzt. Genau das war gefragt. Ja nun, ich glaubte an zufälle, an einen ausrutscher. Und so. Und ich glaube, es passiert bald noch mal.
315
mit verwirrender sicherheit
daneben geschlagen
gut er meinte
wir finden ihn toll
er ist sich dessen
immer noch sicher
wir tun ihm leid
weil wir es nicht merken
wir können es ihm ja nicht sagen
er wäre beleidigt
316
dann klammern wir uns eben fest
einander
im vorübergehen
mehr kann man gar nicht
erwarten
317
Wieder so etwas zappliges da, ein anderer grund, sieht aber genauso aus. Vielleicht mal jemand treffen, was reden. Daß man mich meidet, ist ja vielleicht nur eingebildet. Das komische ist, man merkt es langsam nicht mehr, man hält sich für in ordnung, meint durchzublicken, aber nein, das ist es schon. Gut, man hat es sich anders vorgestellt, schwerer oder so, ernster vielleicht. Dabei ist es gar nicht ernst, eher unbedeutend. Es ist einem auch nicht egal. Es ist nur so. Man zappelt. Etwas zappliges überall.
318
weltfremd
aber lebensnah
das geht
319
man braucht einfach nur zeit
der rest geht dann von
selbst schief
so sprüche
320
er hat sich
von selbst
überschätzt
und nie mehr
zurückgefunden
wie ein märchen
321
ich verstehe
was bleibt mir denn
anderes übrig
322
und alles ist langsamer geworden
es hat sich eigentlich nichts verändert
es ist wie es war
alle sind dieselben geblieben
man sieht nur
was daran falsch ist
und hat schiß
daß es so bleibt
man wird leise
323
da waren so ereignisse
die ich mir habe merken wollen
ein paar sätze
einige einfälle
nichts umwerfendes
für mich aber wichtig
und ich hätte mich gerne
daran erinnert
klapt es dann mal wirklich
und ich habe sie wieder
bin ich sauer weil sie nichts taugen
das nächste mal ist man vorsichtiger
sie taugen aber trotzdem nichts
es ist verrückt
324
An den ganz entscheidenden, den ganz wichtigen stellen innehalten, nicht hineingehen, so lange wie nur möglich es herausschieben, vor sich her schieben, bis man nichts anderes mehr sieht vor lauter herausgeschobenem. Was man dafür kriegt. Man würde es nicht glauben. Es hält nicht lange. Gut. Man kann aber davon leben. Das sag ich jetzt. Es sieht nach mut fassen aus. Meinetwegen.
325
meine
deine
und keine
scheintot
na so was
326
sind keine geschichten
ja
sind aber meine geschichten
auch wenn es mir keiner glaubt
es sind meine geschichten
auch wenn ich es sage
weil ich es sage
327
zu viel
muß einfach
gut sein
328
gut
da rede ich da gehe ich hin
gehe weg lasse es sein
komme mir dabei vor
aber es bleibt nichts
früher hat es irgendwie
länger gehalten
man konnte sich darauf
zumindest verlassen
es war irgendwie
ein anfang ein ende
heute ist nur noch
die mitte geblieben
und sie ist einem
von vornherein wurscht
einfach egal
gut
ich kann es wiederholen
dann gehst du eben hin
und bist da
und nun schau
dich wegzustehlen
leise
als ob dir das alles
noch etwas ausmachte
329
das komische ist
ich würde es auch so
falsch machen
und zwar deswegen
weil ich es jetzt
schon weiß
330
wenn ich zwei zusammenbringen will
weil ich meine
daß es mir passen würde
aber sie wollen es wirklich
331
so wenn du so lügst
nur um weiterzureden
um drin zu bleiben
weil es dir egal ist
332
sich mal so einen
satz auf der zunge
zergehen lassen
333
Warum fahren sie alle darauf ab. Und sie bescheißen nicht mal. Am ende muß man ihnen sogar recht geben. Und will immer noch kein anderer sein. Wo kommt es nur her. Keine ahnung warum, es ist eben so, einfach so, und das muß reichen.
334
man kann sich ja nichts mehr
vormachen
man war zu nahe dran
und zu lange zusammen
eine gehörige portion sicherheit
eben
und langeweile
eher etwas wie gewißheit
daß es anders gar nicht geht
daß es nie mehr anders gehen wird
und man ist zufrieden
auch irgendwie dankbar
mehr kann man gar nicht wollen
irgendwann glaubt man es
auch
335
So ganz falsch war es nicht. Man hat ja was mitnehmen können, weiß irgendwie mehr. Auch wenn es nun zu nichts gut ist. Den anderen hat es erwischt. Ja, gut, das ist der preis. Ich muß ihn ja nicht zahlen. Wie man es auch dreht, ich habe sie verarscht und hab mich davongemacht. Ich wollte es nicht. Aber das geht jetzt nicht mehr. Ich hätte es wissen müssen. Ich merkte, daß sie es versuchen will, und meinte, das gibt mir das recht, mitzumachen, dabei zu bleiben. Das war krum, das hat sie nicht verdient. Gut, es war angenehm. Mehr hab ich nicht gefragt, mehr wollte ich gar nicht. Einer war zu feinfühlig. Ich glaube, ich.
336
Daß da so geschichten herumschwirren, mit denen man nicht fertig wird. Sie kommen dann und wann mal hoch. Man wehrt sich auch nicht. Sind ja meine geschichten. Ich spiele sie kurz durch. Ein bißchen überheblichkeit, ein wenig verlogenheit und schon geht es. Man windet sich letztlich doch immer heraus. Deswegen macht man es auch. Man muß gewinnen. Man ist einfach unschlagbar.
337
Alles feinsäuberlich zerreden und keinen zweifel aufkommen lassen. Der kann das, er kommt mal ganz groß heraus, wenn man ihm vorher nicht den hals bricht, aus neid zum beispiel.
338
er gab vor
nicht mehr vorzukommen
ja nie vorgekommen zu sein
wie gesagt
339
an dieser stelle ging er zurück
genau an dieser stelle
und
nichts und
340
wieso machen die das nur
ja wieso wohl
aus angst
aus angst nicht vorzukommen
du auch
ich auch
341
habe viel nachgedacht darüber
in letzter zeit
und
war nichts
hättest es ja dann auch
lassen können
dann wüßte ich es nicht
sowas fällt mir ein
ich beklage mich aber nicht
342
immer
sonnenuntergänge
gefürchtet
343
man kann
nicht immer wieder
dasselbe machen
es geht aber
344
dieses mühsame
tagtägliche
von dem man nicht wegkommt
das einen eigentlich gar nicht stört
nur ablenkt
und alles im grunde verkleinert
es einem mies macht
345
ich will es nur nicht
ohne weiteres wahrhaben
es ist da
aber es hätte auch genauso gut
nicht da zu sein brauchen
irgendwie so
ist aber vielleicht
nur so ein gerede
346
Es endet halt etwas, was gar nicht beginnen konnte. Wir wehren uns gar nicht mehr. Wir räumen uns noch viel platz ein. Man versucht sich auf keinen fall zu verletzen. Es passiert dann doch schon mal. Wir mögen uns. Wir würden es nur nie zugeben. Denn das machte alles noch schlimmer. Eigentlich komischer.
347
eine art zaudern
eine art rücksichtnahme
etwas wie verletzlichkeit
umsonst
348
man bemüht sich die anderen
sich selbst zu überlassen
was man da an kraft aufbringt
was das kostet
und man bezahlt es gerne
im grunde meint man doch
es ist billig
man wäre gerne bereit
noch mehr zu investieren
wie sich dann gleich die sprache
ändert
und es hört auf
eine geschichte zu sein
es ist gar nichts mehr
349
Nehmen wir mal so. Jemand benimmt sich wie ein arsch, schlägt voll drauf und macht sich unmöglich. Gut, jetzt weiß er es, er hat es gemerkt. Er bemüht sich nun, den anderen soweit zu bringen, daß er auch ausrastet und durchdreht und genau denselben fehler macht. Und schon ist er selbst raus. Schon hat er gewonnen. Man ist jetzt auch nicht besser. Es ist eigentlich einfach. Man könnte sich dann, als der andere, in den arsch treten. Beim nächsten mal paßt man auf, man guckt genauer hin. Fällt aber doch immer wieder herein. Man fragt sich dann, warum kam man nicht selbst auf den trick.
350
an sich nichts großes
an sich nichts kleines
etwas unbedeutendes
für mich wichtiges
ging zu ende
351
Er besaß die fähigkeit, voll daneben zu hauen, ohne daß es unmöglich wurde. Ich glaube auch, das liegt an mir. Aber das macht ihn nicht schlechter.
352
woher ich die kraft nehme
woher ich sie auch nehme
sie ist da
eine prise selbstgefälligkeit
hilft da schon nach
man braucht es ja
nicht immer zuzugeben
353
wir haben uns nichts mehr zu sagen
und werden es noch jahrelang
nicht glauben
und es überrascht einen gar nicht
man wird dabei sehr hastig
als ob man die jahre
schneller rumkriegen wollte
es hört sich zumindest so an
354
Man kann von diesem ganzen kram nichts mitnehmen. Man streitet tagelang, bringt sich gegenseitig auf die palme. Und kann dann nichts mitnehmen, nichts brauchbares. Als ob es einem zu schade wäre. Ich glaube, ich meine das ernst.
355
was nun
was was
356
Nun, weißt du noch, als wir damals ganz langsam die straße hinuntergingen. Es war früh am morgen, und es hörte gerade zu regnen auf. Du sagtest noch, wir werden unschlagbar sein, solche wie uns wird es lange nicht mehr geben. Die straße war blau. Es war kalt, und der regen hat sich entschieden. Wir gingen eine blaue straße hinunter. Das könnte stimmen, habe ich dann gesagt. Und wir waren unschlagbar. Mehr ist es nicht.
357
Ich versuchte noch einmal, ganz von vorne alte träume zu erzählen. Sie waren bitter, sie waren mühselig und zerbrochen. Sie ließen mir keine chance. Ich mochte sie aber, und zwar deswegen. Sie machten mir nichts vor, sie kannten sich mit mir aus.
358
Eine gewisse kurzsichtigkeit ist all dem nicht abzusprechen. Wieso denn auch.
359
ich glaube grundsätzlich an wenig
zwei drei geschichten vielleicht
ein paar eindrücke
das wars dann schon
sieht nach nichts aus
360
ein einfall der zu spät kam
ein paar eindrücke
die ich nicht behalten konnte
und die geschichte
die ich nicht vergessen kann
woran soll es denn scheitern
361
ich werde es mir vielleich
anders gedacht haben
ich dachte vielleicht
gar nicht an dich
und habe mir jemand
anderen erträumt
ich habe manchmal immer noch
andere träume
die ich dir nicht erzählen kann
ohne dich zu verletzen
das braucht dich aber
nicht zu kümmern
ich glaube dir wird es
nicht anders gehen
362
von diesen geschichten
kommt man nicht los
dazu sind sie ja auch da
363
Da sitzt du dann mittendrin, machst mit, sagst ab und zu was. Der eine oder andere beginnt auch schon etwas zu merken. Vielleicht aber auch nicht. Da versuchst du, es dir nicht anmerken zu lassen. Und alles wird doch noch kompliziert. Unter irgendeinem vorwand gehst du dann weg. Es bringt wirklich nichts. Es ist zuviel gefummel in der luft. Zuviel rücksichtnahme. Und du weißt, darum sollte es gar nicht gehen. Irgendwie so stelle ich mir das vor.
364
dem nachlaufen
ohne zu merken
daß der zug abgefahren ist
oder daß er verspätung hat
so billige einfälle
aber irgendwie
kann man es nicht lassen
365
in dem kalender
in den ich das jetzt hineinschreibe
ist märz
366
wie trivial muß alles denn noch sein
wie tief können wir herunterkommen
wie dämmlich soll man noch werden
um es gar nicht mehr zu merken
es geht wirklich nicht so schnell
wie man es haben möchte
in wirklichkeit kommt es
ganz langsam
nach und nach allmählich
und nur deswegen macht man es auch mit
stell dir vor es wäre anders
367
so konstellationen
mal magst du den mal den
und die beiden können sich
nicht ausstehen
und du kennst jemand anderen
der möchte gerne dazu
und der ist oft bei ihm
aber er kann mich nicht mitnehmen
und den der hinein will
kannst du nicht mitbringen
weil du dann raus bist
dann vertragen sich nämlich
die beiden anderen nicht
und das ist so
wenn man einen moment
genauer hinschaut
368
das ist schon
sehr verwirrend
alles
369
ich werde mich in sie niemals verlieben
wem wird es weh tun
so als frage
hätte ja sein können
370
ich wüde sagen
bedächtig
auf den fingerspitzen
sich davonmachen
ohne zu wissen wohin
eigentlich
genau wissend
es gibt kein wohin
weil man keine lust hat
es sich auszudenken
es fiele einem schon ein
nur enden würde es
auch so
371
vieles gar nicht gewollt
noch mehr nicht gemerkt
und alles in allem
beiseite geschoben
immer wieder beiseite
geschoben
darin gut gewesen
372
wie denn das jetzt
zu verstehen sei
hat er gefragt
28. april - 9. juli 1991
so geschichten
373
eigentlich nur eine ansammlung
komischer einfälle
geglaubter dinge
oder auch nichts wie mutmaßungen
bleibt mit der zeit kaum etwas übrig
außer dem gefühl
es hätte doch sein können
es müßte eigentlich möglich sein
oder so gut wie
374
Eine große und erstaunliche fähigkeit, niederlagen einzustecken oder sie sich zu erklären, sie zurechtzubiegen, daß sie immer noch welche sind und auch bleiben, aber erträglich werden. Vorhanden, jederzeit benutzbar. Daneben die fähigkeit, aus allem gesagten, erwähnten oder angedeuteten etwas herauszuhören, was stoff liefert, um jeden zu verdächtigen, mich verarscht gewollt zu haben. Und alles sehr unpersönlich. Und sehr umständlich. Es fällt mir einfach. Und immer ein. Ich sag es mal so.
375
Nun. Diese geschichte ist gelaufen. Bald sind die beiden noch offenen sachen auch abzuhaken. Ich weiß, ich werde dumm dastehen. Und möglicherweise keinen halt mehr finden. Diese geschichte kann ich mir dann nicht mehr ersparen. Die ist durchzuziehen. Und ich glaube, keinen geht es etwas an.
376
ein wort
immer nur
ein wort
vor sich her schreiben
sobald gewußt welches
ich glaube
das ist es
oder daher
377
man kann sich nicht immer wieder ablenken
man merkt nicht mehr wovon
auch wenn es darauf eben ankommt
das schöne daran ist
es geht
378
Ich mache alles falsch. Ich muß herausfinden, woran es die anderen merken.
379
mit der zeit beginnt alles
zu stinken
bis es keiner mehr merkt
auch man selbst nicht
ich sage ja keiner
380
man muß sich hineinknien
nur kostet diese mühe mehr
als man herausholt
so tief man sich auch
hineinkniet
es ist aber trotzdem etwas wert
auch wenn ich nicht sagen kann
was
381
dabei
hat er diesen gedanken
sehr lange verfolgt
ihn jedoch nie
einholen können
382
schwachsinn
ja was soll ich sagen
schwachsinn
383
wir verändern zwar nicht die welt
wir erlauben der welt aber auch nicht
uns zu verändern
so
384
eine der besten geschichten
die ich gehört habe
habe ich dann paradoxerweise
nicht mehr für so gut gehalten
könnte das vielleicht
etwas besonderes sein
385
die geschichte ist gut gegangen
ich müßte lügen
wenn es nicht so wäre
sie ist gut gegangen
es wird mir schwer fallen
noch komischer zu werden
386
an der anspannung
kann es nicht gelegen haben
es lag aber an etwas
387
irgendwie so
wie soll ich sagen
als voreingenommenheit
388
hättest du das jetzt gedacht
ich meine wirklich geglaubt
daß es doch noch gut geht
sich alles einränkt
und die ganze aufregung
so gesehen umsonst war
389
lauter
teilweise
sehr lustige
geschichten
390
wenn jemand jemandem gegenüber
den du magst
nicht fair war
und du den auch wieder
wenn auch weniger magst
die beiden scheren sich nicht
um einander
und du bist der dumme
man sagt dem anderen aber nichts
und kommt sich dabei
noch dümmer vor
mit der zeit scheint es einen
nicht mehr so zu treffen
391
das wird mir vielleicht
niemand abkaufen wollen
es geschieht ihm dann aber
auch recht
und so kleine eitelkeiten
392
es sind die zeiten
die durcheinanderkommen
auch wenn wir es
nicht unbedingt
wahrhaben wollen
meinst du wirklich
es könnte was anderes
gewesen sein
393
wonach man ständig
hinterherläuft
so einfach mal direkt
gesehen
394
er wollte
er konnte
das nicht mehr
wie das von ihm
zumindest
auch nicht anders
zu erwarten war
so daß man es dann
auch wieder glaubte
395
hoffnungslos
wenn es so von einem
ins andere
396
ich meine gegangen
wäre es schon
ich habe es mir nur
nicht aussuchen können
397
Von den eigentlichen ereignissen haben wir nichts mitbekommen, wir waren nicht da, waren, glaube ich, verreist. Bekamen eben nichts mit. Ich hörte, man hatte uns eigentlich schon einladen wollen. Nur dachte man, wir wären weg. Und so muß ich es jetzt selbst zurechtbiegen. Mich herausreden, vor mir selbst. Könnte sein, daß uns jemand das glaubt.
398
ein immer öfter aufkommendes gefühl
letzten endes doch nicht gebraucht zu werden
und gleichzeitig das gefühl
als ob man es geahnt hätte
so beides
vielleicht auch nacheinander
399
wie soll ich sagen
so sehr lange
jeden tag
auf etwas gewartet zu haben
und nie gewußt worauf
im grunde aber
überzeugt
warten zu müssen
und da so lange
nie enttäuscht
400
der august
kam mir sehr lang vor
kann mich nicht daran gewöhnen
daß er weg ist
ist doch schon komisch
401
wenn auch
vorübergehend
alles langsam vergeht
402
nun
ich hätte schon gerne
mitgemacht
ich war ja letztendlich
einverstanden
man hätte mich fragen sollen
ich wäre umgekippt
es fehlte nicht mehr viel
403
es gab glaube ich
nichts mehr zu beobachten
oder wo es sich lohnte
praktisch nichts
beobachtbares mehr
zugegeben
es fiel einem zunächst nicht auf
wie so schuppen
404
so wie gut draufgewesen zu sein
so wie soll ich sagen
schon merkwürdig
daß es dann auch immer
passiert
405
Er kam ganz vorsichtig ganz früh kurz mal vorbei. Sagte nichts, setzte sich nur hin und saß eine weile. Man merkte ihm schon an, daß was los war, daß von jetzt an etwas anders sein wird. Wir haben dann zusammen gefrühstückt, tranken später ganz langsam den kaffee. Und man merkte, er wäre gerne schon wieder gegangen. Ich habe die geschichte später nie mehr erfahren. Ich glaube aber immer noch, es war eine geschichte. Vielleicht ging es auch nicht anders. Ich weiß es nicht mehr. Ich habe mich jetzt nur so erinnert, es so behalten.
406
man glaubt einfach
da muß was übrig bleiben
was nicht hätte vergessen
werden sollen
407
wie wenn du genau weißt
was du machen willst
wie du es durchziehen kannst
und jeder versucht dir zu sagen
wo es lang geht
jeder weiß wo es lang geht
408
und ich bin ein fremder hier
und zwar weil ich es so will
weil mir das niemand nehmen kann
einfach ein fremder
man kommt mit mir aus
auch wenn es nur nach stolz klingt
oder verlegenheit
409
wie dem auch sei
es war nichts
410
mit der zeit
oder je länger es dauert
wird es unerheblicher
bis es keinen unterschied mehr macht
es wird nur zunehmend langweiliger
man hat keine lust mehr
ich meine zum leben
411
hätte ich immer nur gewonnen
stell dir vor ich hätte immer nur gewonnen
mal nur so vorstellen
hätte man ja gekonnt
412
irgendwie so etwas
wie freude
auf eine lange
langanhaltende geschichte
die nicht zu wiederholen ist
vielleicht
413
wo man nur noch nachhaken kann
nur noch kurz was fragen
bevor es einem übel genommen wird
wie wenn man etwas falsches gefragt hätte
und keiner eine antwort weiß
und dich verlegen anguckt
daß du hast fragen können
du meinst ich sollte das kennen
klingt wie eine übung
mochte vielleicht eine gewesen sein
wenn sie nicht danebengegangen wäre
414
ein paar geschichten
sind dabei doch herausgekommen
hätte man eigentlich nicht glauben wollen
415
auf die gefahr hin
nichts verstanden zu haben
frage ich jetzt auch nichts mehr
416
eine gelegentlich
aufkommende unlust
an wiederholungen
eine art unbehagen
vergeht meistens
417
Ich kann es gar nicht so richtig sagen. Es ist wie eine plötzlich aufkommende unlust am weitermachen. Es fällt immer schwerer, die lust aufzubringen oder sich einen grund auszudenken. Ich hätte eine menge gründe, kennt man ja, ich mag mir nur keinen mehr aussuchen. Alles hinschmeißen. Einfach, wie soll ich sagen, ohne vorher zu wissen, was es kostet, nur mal ein paar neue ereignisse ausprobieren. Frisch ist, glaube ich, kein falsches wort. Man verlernt die frische, die aufregung. Man hat angst vor dem nachgeschmack. Ich weiß nicht warum.
418
man hat sich daran gewöhnt
bedient zu werden
und verfügbar zu sein
es ist unbezahlbar
aber darauf kommt es nicht an
ich glaube das ist der preis
es fällt schwer
ihn nicht bezahlen zu wollen
zunehmend schwerer
eine nicht gerade geringe
portion angst
ist mit im spiel
hat ihre finger drin
zumindest
419
so
auch wieder nicht
und es kommt wieder
420
irgendwann
und es wird ein schöner tag sein
es wird warm und hell sein
die luft wird stehen und flimmern
werde ich es dir zurückzahlen
421
habe mir dann die geschichte
selbst nicht mehr zugetraut
dachte mir etwas anderes aus
die hätte ja auch nur geendet
ich mache es nur
weil ich keinen finden kann
der es schon gemacht hätte
so bleibt mir eben
nichts anderes übrig
und das scheint zu gehen
422
Er kam jetzt eine zeitlang nicht mehr, ließ sich auch sonst nicht blicken. Man fing an, ihn langsam zu vergessen. Ich hörte, seine frau hat ihn verlassen, mit einem, den hier keiner kennt. Ich glaube, er wird bald von hier weggehen. Nein, ich weiß es nicht, ich habe nur so ein gefühl. Ich meine, es würde zu ihm passen. Doch.
423
Na ja, ich wollte ihm alles erklären, ihm sagen, wie ich das sehe und daß es mir leid tut, wegen seiner frau und all dem. Die nachbarn fragten ja schon nach ihr. Ob sie denn noch kommt, schon wegen der wohnung und so. Ich wollte ihm sagen, er könnte bei mir unterkommen. Bis er wieder etwas findet. Ich glaube nur, er könnte es nicht annehmen, er wird es nicht wollen. Ich schreibe ihm vielleicht.
424
als wenn ich die sache
nicht vergessen könnte
mich aber kaum noch an details
erinnern kann
nur so ein gefühl
es nicht so gemacht zu haben
wie sie es vielleicht wollte
oder sich dachte
ein komisches gefühl
letztendlich
425
daß alles so funktioniert
nur noch so funktioniert
und man keine zeit mehr bekommt
oder sich nimmt
mal dem unsinn in die augen
zu schauen
nur so weil es geht
einen moment genauer hingucken
meinetwegen aus langeweile
und sich mal wundern
und dann kanns wieder
funktionieren
ist dann egal
426
wie soll ich denn das erklären
man hätte die straße entlang gehen können
ganz langsam hinunter
ohne sich um irgend jemand zu scheren
nur gehen
und sich einfach
ganz langsam
an alles erinnern
es würde kalt und naß sein
und diesen einen augenblick
wäre man unschlagbar
wenn man es durchhielte
wäre man unschlagbar
kannst du dir das vorstellen
so mit einem mal
427
Sie versteckt sich doch nur hinter ihren witzen und weiß nicht mehr, wie sie da herauskommt. In der nacht, bevor sie einschläft. Sie wird es nicht zugeben. Sie hat es verlernt, nie gekonnt. Egal. Sie weint dann schon mal. Kann nicht einschlafen. Und es wird nie jemand geben, dem sie es sagen könnte, der da wäre. Für sie. Nur für sie. Sie weint schon manchmal. Schläft ein. Und hält es immer durch. Sie meint, sie ist stark. Ich kann es ihr nicht sagen, daß es darauf gar nicht ankommt. Ich sah sie neulich in die stadt fahren. Sie winkte aus dem bus. Nun. Sie schaute so. Komisch, an den augen sieht man es immer. Warum weiß sie das nicht.
428
Sie war nicht weit, ich hätte sie noch rufen können. Gut, vielleicht wollte ich es nicht wissen, sie kam dann nicht mehr zurück, hat alles aufgegeben, nur paar sachen mitgenommen. Man hört jetzt auch nichts mehr von ihr. Vielleicht war es auch absicht. Leben soll sie allein, nein, das weiß ich.
429
ich sitze halt nur so
warum
430
Wie soll ich ihr das sagen. Daß es vielleicht keinen mehr geben wird, der ihr das abkauft, oder sich das auch nur anhört. Und ihr dann so oder so glauben wird. Sie war zu oft unfair, hat anderen nicht zugestanden, was sie selbst rücksichtslos durchzog. Sie gestand es den anderen nicht zu. Hat sie ins leere laufen lassen. Man wird es ihr nicht mehr vergessen. Auch wenn es ihr jetzt vielleicht leid tut. Daraus wird keine geschichte mehr. Es wird weiter gehen, es wird aber nichts.
431
man macht sich ja keine vorstellung
wie kompliziert es zu sein scheint
432
hat sich mit der zeit
alles immer komischer angehört
so als ob man es
nicht hätte glauben wollen
eine lange
oder auch nur langandauernde
langeweile
eigentlich eine notwendigkeit
alles durchziehen zu müssen
ohne zu wissen warum
nur daran geglaubt zu haben
und sonst an nichts
433
wo kommt das denn her
wenn ich mich auch nur
einen moment ernst nehme
auch nur einen augenblick
434
Sie sah sehr alt aus, ich meine, viel älter als damals. Sie ist in diesen zwei jahren irgendwie erwachsener geworden, Es ist ihr anzusehen, daß sie etwas durchgemacht hat. Man könnte meinen, sie will einem etwas sagen und hat angst, niemand glaubt ihr. Man meint, sie hat wie früher nichts zu sagen. Ich wehre mich auch dagegen, ihr eine gelegenheit dazu zu geben. So etwas wie zu spät.
435
sie ist älter geworden
erwachsen
oder nur erfahrener
man sieht ihr etwas an
wonach man früher
gar nicht gesucht hätte
oder es vermutete
und heute will man
lieber nicht zulassen
daß sie es erzählt
ich glaube so
436
eigentlich eine alte geschichte
wie eine erinnerung
die man meinte
vergessen zu haben
immer vergessen wollte
eine portion unbehagen
ein wenig überraschung
man weiß aber
man vergißt es wieder
eine zeitlang zumindest
das weiß man auch
437
ich erwischte mich
bei dem gedanken
recht gehabt zu haben
und es nicht bemerkt
auch zu haben
das eine wie das andere
438
wie wenn ich sie wieder
gesehen hätte
und diesmal zuhören wollte
ich glaube wir hätten es beide
nicht zugelassen
eine art übereinstimmung
auch verzweiflung
alles vorher immer besser
gewußt zu haben
439
na ja
mal ganz normal sprechen
440
noch eine schöne geschichte erzählen
auch wenn die welt jetzt gerade zu ende geht
immer eine schöne geschichte erzählen
und das wars dann
und keine angst vor lächerlichkeit
441
Ja nun gut, ich habe sie wiedergesehen, eher zufällig, einfach getroffen. Und es war nichts mehr. Es hätte nicht zu sein brauchen. So. Man sprach. Nur ein mal kam etwas auf, ganz kurz, kaum gemerkt. Eine unnötigkeit.
442
so
als eine art
annäherung
als versuch
einfach
noch einmal versuchen
443
es war alles schräg
alles irgendwie krumm
und verschroben
ich kam nicht weg
und wollte auch gar nicht weiter
ich trank den drink
ganz langsam
als ob er nicht reichen sollte
und mir nichts anhaben konnte
es war alles in ordnung
es kippt bald um
aber es ist in ordnung so
als ob es nichts mehr ausmachte
mich nichts anginge
444
alles letztendlich
dem rhythmus zu verdanken
der da war
nie verloren ging
und anhielt
445
Kommen sie doch auf einen sprung rauf. Wir setzen uns ein bißchen. Ich erzähle ihnen die geschichte zu ende. Ich meine, wie ich sie sehe. Es ist dann doch an einer kleinigkeit gescheitert. Sie konnte oder wollte nicht mehr. Sie müssen heute noch weiter, ich verstehe. Kommen sie mal rauf, wenn sie in der gegend sind. Ich würde mich freuen. Ja, ich weiß, es kommt heute überraschend.
446
Hat ja keiner mehr damit gerechnet. Sie war schon jahre weg, verschwunden. Er hat sich auch schon anders eingerichtet. Dann die neue freundin. Und jetzt taucht sie so plötzlich auf. Was sollte er auch machen. Ich verstehe ihn ja. Er kam neulich zu mir.
447
ein komisches gefühl
habe ich mir erträumt
und wollte
sie würde es mitmachen
448
sie hatte blaue augen
und einen kurzen engen rock
ein komisches flattern
in den augen
wie eine erinnerung
an nichts bestimmtes
sie hatte alles in den händen
und alles haben können
einen augenblick lang
449
etwas kindisches
und etwas erwachsenes
gleichzeitig
sie hielt es aus
kam kurz mal vorbei
und alle waren wie verändert
man wußte nicht mehr
was echt ist
und es kümmerte auch keinen
sie schlug einfach alles
sie war schon was
450
Alle briefe kamen zurück und ich dachte sie wohnte noch dort. Die alte geschichte. Sie ist aber noch in der stadt. Ich sah sie am abend im bus, wie sie auf meine straßenseite schaute, und sie hatte ein glitzern in den augen, etwas anziehendes.
451
bilder
eindrücke
und viel haß
452
ein abschied voller haß
ineinander verstrickte geschichten
mit viel sinn
fürs hinterhältige
alles wie ein nie endendes lied
453
ein paar verlorene geschichten
etwas zuviel gesagtes
und nicht enden wollendes
und sehr viel flucht
sich immer wieder herausgeredet
454
Ja. Er will es nochmal versuchen. Will es jetzt darauf ankommen lassen. Sie hatte auch versprochen, ihm eine chance zu geben. Nein, er sagte es. Ich bin selbst neugierig.
455
ein abschied ohne worte
ein händedruck
und ein verstohlener blick
die gewißheit
sie nie mehr sehen zu wollen
und der eindruck
es nicht zu können
wenn man es eindruck nennen will
456
Er ließ sich schon mal blicken, schien auch wieder in ordnung zu sein. Ich hörte, er trank auch kaum noch, war viel ruhiger geworden. Es machte ihm, glaube ich, auch nichts aus. Komisch nur, daß er von ihr nicht ein mal gesprochen hat. Als ob es sie gar nicht gegeben hätte. Es fiel mir so auf, weil ich sie neulich getroffen habe. Sie sagte, es ginge ihr jetzt wieder gut. Seit die kinder aus dem haus sind, hat sie auch mehr zeit für sich. Und ihr neuer freund wäre ja befördert worden. Wenn alles gut geht, werden sie bald umziehen. Sie schien zufrieden zu sein mit dem, wie es gekommen ist. Nein, ihm habe ich das nicht erzählt.
457
Und plötzlich hieß es dann, sagte er, er darf nicht mehr kommen. Und sollte jetzt nicht mehr versuchen, sie zu sehen. Er hat es mir alles erzählt, bis auf die einzelheiten. Hat alles begründet, abgewogen. Und es wollte keine geschichte werden. Je länger er sprach, desto unwichtiger wurde es. Und irgendwie, allmählich merkte er das. Hat mich dann gar nicht mehr angesehen. Ich vermied es auch, so gut es ging. Seitdem gehen wir uns aus dem weg.
458
Er muß das feeling reparieren, mit sich selbst wieder ins klare kommen, hat er gesagt, alles wäre ihm irgendwie zu schnell geworden, er findet sich gar nicht mehr zurecht, kommt nicht zu ruhe oder zum nachdenken. Wie er nun aus der scheiße rauskommen soll, in die er sich selbst gebracht hat, letzten endes selbst. Er gibt niemandem die schuld, auch sie wäre nicht schuld, hätte zwar damit schon etwas zu tun, aber zuzuschreiben hat er sich das dann doch selbst. Da führt kein weg daran vorbei, sagte er, das weiß er, nur helfen tut es ihm auch nicht. Und eigentlich wollte er gar nicht darüber sprechen, er möchte schon in ruhe gelassen werden. Ich meinte, er ist ja selbst gekommen. Und da hat er sich dann gleich entschuldigt und saß nur noch herum. Wir haben auch niemals mehr darüber gesprochen.
459
Ja. Was hätte er auch machen können. Seine frau ist dann kurz darauf gestorben. Er sagte, sie hätte es nicht mit ansehen können, wie alles zusammengebrochen ist. Alles, was sie so mühsam aufgebaut haben. Sie hätten ja nichts anderes gehabt. Na ja. Und eigentlich war das gar nicht sein fehler. Es lag an niemand. Es ist nur so gekommen. Sie sagte, es wäre gottes strafe, weil sie keine kinder gehabt haben. Sie war schon immer so. Ein bißchen komisch.
460
Sie ist mit ihm die ganze zeit gewesen. Ich meine, zusammengewesen. Hat praktisch alles durchgemacht. Jede spinnerei auf sich genommen. Neulich sagte sie noch, es wäre ihr gar nicht schwergefallen. Er machte es ja auch nie absichtlich. Sind nur so einfälle, die er dann früher oder später aufgibt. Sie müßte eben nur abwarten. Ich habe gehört, es geht ihr jetzt sehr schlecht. Sie war mit einem weggegangen, den er immer für einen arsch hielt.
461
Sie sind einfach zu schnell weggegangen. Man bringt sich auf touren, wenn sie kommen. Freut sich, wird irgendwie aufgedrehter. Und dann plötzlich gehen sie wieder. Und du bleibst mit der ganzen freude. Wie ein trottel. Stehen. Und dann glaubst du auch noch, die amüsieren sich anderswo. Und du kannst wieder dicht machen. Wieder warten. Und angst haben. Letzten endes.
462
Ja, gut. Dann machen wir uns selig. Und erzählen diese geschichte, in der wir groß sind und in der wir gut wegkommen. Wo wir wie noch nie alles haben zeigen können. Wir konnten uns erlauben, die gröbste show abzuziehen. Und zwar weil wir ganz genau wußten, es wird uns keiner glauben. Es hat spaß gemacht mit euch.
463
Ja. Es gab so etwas in der luft, eine art gefühl, eine art ahnung, alles doch verstanden zu haben und nichts dagegen machen zu können. Allein gelassen worden sein. Jeder für sich und beide aufeinander angewiesen. Einfach, wie soll ich sagen, schnell gelebt, sehr schnell gelebt und unheimlich genau. Im grunde viel zu genau. Auch eine art unzufriedenheit und bitterkeit. Schließlich alles aufgegeben, weggeworfen, das beste zu seite geschoben. Und kein gefühl mehr, für nichts.
464
Er drehte sich ganz langsam um, keiner brauchte noch etwas zu sagen, auch wenn es noch etwas zu sagen gegeben hätte. Wir wußten, auch wenn wir uns einmal über den weg laufen, es wird nichts mehr zu sagen geben, es wird keinen sinn mehr machen. Man wird sich aber daran genau erinnern können. Und zwar immer. Wie eine wiederholung ohne ende, nach dem eh niemand fragt. Einfach so. Es klingt, zugegeben, unmenschlich.
465
Sie kam vorbei und sagte, es ist nun alles anders gelaufen, als sie sich das beide dachten. Er soll sich jetzt lieber mühe geben, sie und das alles zu vergessen. Nein, sie weiß nicht, was sie jetzt machen will. Sie wird vielleicht umziehen oder wieder in eine andere stadt gehen. Es ist nun mal nichts übrig geblieben. Und sie weiß heute gar nicht mehr, ob es je etwas gab. Sie findet sich zurecht. Auch wenn es jetzt nicht danach aussieht. Sie weiß das. Einfach.
466
Er schreibt, daß er jetzt die wohnung aufgegeben hat und es noch einmal mit ihr zusammen versuchen will. Sie hätte ihm auch versprochen, nicht verrückt zu spielen und nicht mehr fremd zu gehen. Das letzte hat er komischerweise unterstrichen. Er weiß, schreibt er, daß er ihr nichts besonderes bieten kann. Er war ja nur so oft weg, weil er sie nicht sehen wollte, ihre lügen nicht mehr hören konnte. Sie war aber eh nie da, wenn er nachhause kam. Sie haben sich jetzt versprochen, alles richtig zu machen, schreibt er. Was ihm nur komisch vorkommt, er weiß nicht, warum sie das macht.
467
Wie wenn man plötzlich aufgewacht wäre und mit einem schlag merkte, es ist vielleicht außer paar erinnerungen, ein paar ganz kurzen momenten nichts übrig geblieben. Es war schon vieles da, man hat eine gute zeit gehabt miteinander. Mehr war nicht rauszuholen. Aber auch nicht weniger. Nun. Es hat spaß gemacht mit uns. Vielleicht kommen wir ja noch einmal darauf zurück. Ganz nebenbei. Wie wenn es einem leid tut.
468
Eigentlich hat sie das noch nie so klar gesehen, daß es letztlich an keinem von beiden gescheitert ist. Sie kann es gar nicht erklären. Es ist wie eine plötzlich aufkommende unruhe, ein flattern, etwas unbestimmtes in der luft. Als ob das, was sie denkt, anzufassen wäre, sich massig und füllig anfühlte. Und wenn es sich legt, ist es noch schlimmer. Sagt sie. Es ist dann überhaupt nicht mehr auszuhalten. Sie stört sich dann selbst am meisten. Es hilft eigentlich nur, es mitzumachen. Widerstand, sagte sie neulich, ist sinnlos.
469
Es sind jetzt schon mehrere jahre vergangen, sie hat auch schon das meiste überwunden. Aber sehen möchte sie ihn nicht. Sie empfindet immer noch einen nachgeschmack. Sie ist immer sehr unruhig, weiß nicht wohin mit den händen, redet dann schrecklich viel. In der letzten zeit hat sie kaum noch an ihn und all das gedacht. Vielleicht ist es ihr deswegen jetzt wieder eingefallen.
470
eine abgelaufene geschichte
wie zeit
471
bilder
andenken
an etwas das es nicht wert ist
472
wenn träume
die man einmal geträumt hat
einen ganz verblaßt wieder einholen
und man sich dann doch noch hinkriegt
473
die geschichte ist ihr
dann doch über den kopf gewachsen
474
ich wußte nie so recht
welcher der absteigende ast ist
und welcher der auf dem ich sitze
nein wirklich
475
und da ist jede peinlichkeit
wohl überlegt
476
eine aufdringlichkeit
die ihresgleichen sucht
eine hoffnungslosigkeit
die nie gemerkt wird
und eine prise
verlegenheit
in den augen
als ob es ihr leid tut
477
Es war nur das komische gefühl, recht behalten zu haben, in einer frage, die kaum jemand störte, aber jeder sich stellen zu müssen meinte. Ich sagte dann nur, es geht schon wieder, es ist ja bis jetzt auch gegangen.
478
manchmal fühle ich mich ganz allein gelassen
und dann wieder nicht
und es überrascht mich wirklich
es stimmt ja
479
von hier bis da
aber nie mehr zurück
480
sie sah immer nur weg
erklärte nie etwas
man bekam das gefühl
unnötig zu sein
gebraucht aber unnötig
ja gut es hat nicht lange gedauert
es hielt eben nicht
sie sah sich
nach etwas besserem um
481
was ist das gegenteil von schnee
und danach kann nichts mehr kommen
482
die erwartung
einer ganz guten geschichte
die dann doch nicht kommt
von der man aber immer meint
sie schon erlebt zu haben
483
man macht es gerne
wenn auch mit der zeit
484
ich habe ihn für so dumm verkauft
für wie dumm ich ihn gehalten habe
und es fiel ihm nicht auf
was soll man da noch sagen
485
alles wieder irgendwie versaut
und ich habe den eindruck
sie hatte mich die ganze zeit beobachtet
und nur darauf gewartet
sie war aber auch die einzige
die es mir gesagt hat
486
ich rate mich einfach durch
und gewinne auch schon manchmal
das ist ja gerade das komische daran
es macht mut
es führt nirgendwo hin
es kostet zeit und gefühle
aber es ist unbezahlbar
487
ein ganz großes ende
einer ganz kleinen geschichte
die nichts an sich hatte
die nur vorkam
und eben deswegen
488
Sie meinte, verziehen hätte sie ihm das schon, nur ansehen konnte sie ihn nicht mehr, sie konnte ihn einfach nicht mehr ansehen, auch wenn mit der zeit alles verblaste und letzten endes vergessen worden ist.
489
Und am ende sagt jemand womöglich, ein langes und erfülltes leben, und man wird nichts dagegen machen können. Ich ärgere mich jetzt schon darüber. Vielleicht sagt es aber auch niemand.
490
sag ich ja
nichts
na ja gut
dann eben
beinahe nichts
491
und es waren
alles in allem
nur ihre hände
492
denn nur sie konnte es sein
auch wenn es manchmal
ganz anders scheint
auch wenn man selbst
immer mehr mühe hat
daran zu glauben
ich werde sie nie vergessen
ich kann es
von niemand anderem sagen
493
wie kommt es
daß es einem danach
immer dämmlicher vorkommt
wieviel mühe man sich auch gibt
es hilft nur selten
und eher gar nicht
man sagt es bloß so
damit man sich
zumindest ansehen kann
494
wie wenn es einem
zu gehör gekommen wäre
495
eine wahre geschichte
die plötzlich nichts taugt
die plötzlich keine mehr ist
man braucht sie gar nicht zu erzählen
man kann es sich schenken
sie vergessen
496
eine lange geschichte wird es nicht werden
aber seine
und das ist sie auch nicht
ich meine
geworden
497
viel ist dabei nicht herausgekommen
wir haben es eben nicht geschafft
auch nicht ganz vermasselt
nur soviel wie immer
weder das meiste
noch gar nichts
so gegensätze
die wir nie hinkriegen
498
welchen weg er auch genommen hätte
welchen einbildungen er auch nachgelaufen wäre
wie weit er sich auch hinauslehnte
oder wie geschickt er sich verkroch
es blieben nur die paar worte
die er dann doch lieber
vergessen gehabt haben möchte
die er aber nicht vergißt
und sie machen ihm alles kaputt
499
so viel an erlebtem hat man gar nicht
daß es dann auch für länger reicht
es ist schnell verpufft
und man muß sich geschichten ausdenken
die auch was taugen
und man einem glaubt
daß es die eigenen sind
und dann ist man plötzlich besser
das heißt die anderen halten einen dafür
man will es aber auch
500
und plötzlich bekommst du angst
fängst an zu zittern
und wirst hysterisch
und dann hilft dir nichts
du kannst nur noch hoffen
daß du es durchhältst
danach wird man klein
ein jeder wird klein
und der mist den du
während dessen gedacht hast
macht dir klar wer du wirklich bist
501
das dumme ist
es fällt einem gar nicht auf
man kann jahrelang weitermachen
bis es plötzlich
meist irgendwo und zufällig
vor den augen steht
die große kunst dabei ist
die wut auf den anderen lenken
es ist nicht einfach
aber es geht
502
er war
was er nicht leugnete
in die worte verliebt
503
er war dann
glaube ich
zufrieden
504
und immer wieder
die sehnsucht
nach einer langen geschichte
und keinem ausweg
505
alles geht
so gesehen
seinen gang
auch wenn
es albern klingt
506
Es ist nicht schlimm, so wie es ist, man merkt es auch ziemlich selten. Von freude kann aber nicht die rede sein.
507
eine einen
immer wieder
überkommende
stimmung
nichts mehr zu wollen
und das was bisher
falsch gemacht zu haben
und diesmal kein aber
eine beruhigende gewißheit
508
ich glaube
es sind tausende von geschichten
die ich nicht hingekriegt habe
auch wenn es am ende
weit weniger waren
509
immer wieder
oder immer öfter
auf jeden fall genauso
510
hätte ich doch die ganze
geschichte bloß vergessen
nur weil ich glaubte
weiter machen zu müssen
sich immer wieder aufgerappelt
und nie so recht gewußt
warum
einfach so
weils geht
und weil ich anders nicht kann
511
Er hat bei dieser ganzen sache viel charakter gezeigt. Hörte nicht hin, ließ sich nicht ablenken. Es einfach machen zu müssen, weil er es jemand versprochen hat. Aber auch das wußte er. Und später einmal fragte er mich, ob ich vielleicht weiß warum. Warum das alles. Zweifel hatte er nicht. Er fragte nur.
512
mit bewundernswerter
geschicklichkeit
immer drausen geblieben
nie rein gekommen
nur gewollt eben
und daran vor die hunde gegangen
und das
ist noch gar nichts
und danke daß ihr da wart
513
diese ganz selten
aufkommende überzeugung
es doch richtig gemacht zu haben
und immer damit gelebt
der einzige gewesen zu sein
der das auch glaubte
514
ein ganz kleines
und komisches gefühl
es nicht rechtzeitig gemerkt zu haben
und gewußt etwas merken zu müssen
515
diese paar kleinen kurzen geschichten
die dann bleiben
516
so gesehen
auch wieder eine peinlichkeit
16. juli 1991 - 11. februar 1992
auf einmal
517
Nicht, daß er die ganze sache nicht hätte mitmachen können. Es fiele ihm zwar schwer, aber es ginge schon. Wieso auch nicht. Er hielt sich für klüger als die anderen. Und das war er auch tatsächlich. Nur war er sich, wie soll ich sagen, zu schade. Einfach zu schade dafür. Zu schade für diesen ganzen kram. Er wird vermutlich verlieren, sich nicht durchbringen. Weil die anderen recht behalten. Und keiner von ihnen die lust hat, die wahrheit zu sagen. Auch wenn er wieder gerade neulich zugab, sie gar nicht zu kennen. Er hat alle nur verwirrt. Sie abgestoßen. Als ob er sie gar nicht in seiner nähe haben wollte.
518
eine sehr alte geschichte
eine längst vergessene
kam wieder auf
man glaubte sie gar nicht mehr
man wurde von ihr überrascht
und freute sich dann doch
sie nicht vergessen zu haben
519
Es war an nichts bestimmtem festzumachen, nur so ein eindruck, es schon einmal, wenn auch anderswo, erlebt zu haben. War es etwas gesagtes, eine stimmung, oder etwas äußerliches, das konnte er nicht sagen oder wollte es nicht. Er ist dann sehr still geworden.
520
eine nicht zu leugnende furcht
vor plötzlich eintretenden
ereignissen
und eine gewöhnung
an langsam
vorkommendes
521
es war an sich
nur eine kleine
unaufmerksamkeit
ein ganz kurzer moment
in dem ich locker ließ
und es reichte
um eine lawine loszutreten
am ende war nur noch
ein scherbenhaufen übrig
und keine gelegenheit
sich noch herauszumogeln
wie wenn man es gewollt hätte
522
Sie hat mir neulich angeboten, mit ihr nachhause zu gehen. Sie hat gemeint, ich wollte es, und ich dachte, sie erwartet es von mir. Als wir dann oben waren, merkten wir langsam, daß wir uns zum narren gehalten haben. Keiner wußte, wie wir da wieder herauskommen sollen, ohne den anderen zu verletzen, ohne ihn bloßzustellen. Es hat sehr lange gedauert, bis ich einigermaßen vernünftig weggehen konnte. Seitdem meiden wir uns. Auf jeden fall versuchen wir abstand zu halten. Wenn wir uns beide beschissen hätten, wäre vielleicht etwas daraus geworden.
523
es ist
auch wenn anderes behauptet wird
nur eine art zu weinen
524
Sie ließ einfach nicht locker, wollte es später mit gewalt durchziehen. Ich glaube, sie glaubte schon damals nicht, daß es gelingen könnte. Habe später nie mehr danach gefragt. Ich hatte angst, es wäre vielleicht anders.
525
es ist nur so ein gefühl
betrogen worden zu sein
oder sich selbst betrogen zu haben
es sind nur die worte
die ich nicht vergessen kann
auch wenn ich mich
ab und zu
an die geschichte erinnern will
oder an die darin vorkommenden menschen
die es aber nicht gewesen sein konnten
sie sind es nämlich nie
526
durch eine erbarmungslose präzision
vorangetrieben
und diese nie gemocht
527
es ist wieder einmal nichts passiert
nur weil man alles übersehen hat
was
wie man jetzt weiß
nicht zu übersehen war
man hat es aber geschafft
sagen sie
sind sie jetzt überrascht
528
wenn es in einem augenblick
zu nichts mehr zu reichen scheint
und du ganz sicher bist
doch noch einen ausweg
finden zu müssen
nur weil du keine andere wahl hast
529
Ich habe die beiden neulich wieder gesehen. Sie machten schon einen guten eindruck. Man merkte direkt, wie sehr er an ihr hängt, wieviel sie ihm bedeutet. Nein, von ihr würde ich das nicht sagen. Sie ist härter geworden, auch ziemlich oberflächlich und vielleicht ein bißchen zu laut. Als ob sie vor etwas angst hätte, was sie machen möchte, wenn sie wieder so wird wie damals. Ich weiß nicht, ob sie mich verstehen können. Es ist eigentlich nicht wichtig, nicht mehr. Es kommt immer nur so. Ich weiß auch nicht. Sie meinen, woran es liegen könnte.
530
die verwirrung ist es
die mir mut macht
531
Diese wenigen augenblicke konnten es nicht gewesen sein. Sie war weder ehrlich noch sagte sie alles, was sie vielleicht hätte sagen wollen. Es war nur einmal ein lächeln, einmal ein kurzer blick, einmal eine verlegenheit. Mehr nicht.
Merkwürdig, wie lange man sich daran erinnern kann, wie man es behält und sich darauf mit der zeit etwas einbildet. Wie es dann selbständig wird, lebt und einen im griff hat. Man macht sich lächerlich, kann es aber nicht vergessen. Es bleibt einem übrig. Auch wenn man eigentlich nicht weiß, wovon.
532
So habe ich ihn gar nicht erlebt, auch nicht in erinnerung, ich weiß nur, er machte es sich immer schwer und war dabei sehr zufrieden, den rest hat er einfach weggestrichen, den gab es für ihn gar nicht, er sagte immer, er ist glücklich, damit oder deswegen, das weiß ich jetzt nicht mehr.
533
die eine wie die andere
so zwei hoffnungen
auf nichts
534
die sache wird ausgereift
ausgefeilt
und verfeinert
bis sie dann einem
eines tages
keinen spaß mehr macht
aber das macht dann wieder spaß
das so als kleiner hoffungsschimmer
535
die einzigen
denen ich das gesagt habe
haben nie mehr danach gefragt
und das vergißt man dann nicht
536
entweder oder
ein alter grundsatz
mit dem ich noch nichts erreicht
aber alles versucht habe
eigentlich lieder
537
ich fummelte nur so
mit stimmungen herum
rief sie und verwarf sie wieder
sie hat mir dabei geholfen
und ließ nie locker
als ob sie mehr erwartete
als ich vielleicht wollte
oder mir auch nur dachte
wir fummelten nur so
mit stimmungen herum
keiner wollte den anderen verletzen
ihn aber vielleicht so weit kriegen
wir konnten es eben nicht lassen
und fummelten nur so
538
geh zurück
und komme nie mehr her
wir schaffen es nicht
noch einmal
so etwas kriegen wir
nicht noch einmal hin
geh zurück
und grüß sie nicht von mir
sag du hättest mich nicht gesehen
ich wäre weggegangen
und keiner kannte mich hier mehr
539
es war schon eine art liebe
die nur nicht für mehr reichte
vielleicht war es auch nur
ein hilferuf eine hoffnung
auf etwas das zumindest
hätte anfangen können
540
(eine art geklautes lied, sehr lang)
es war kein guter zug
er fuhr nirgendwo hin
und er sollte nirgendwo ankommen
all die frauen und mädchen
brauchte niemand
wo sie hin wollten
gab es nichts
und woher sie kamen
trauerte ihnen niemand nach
es brauchte sie nicht zu geben
sie waren
wie dornen ohne rosen
wie ein schlaf ohne träume
es ist kein guter zug
er soll nirgendwo ankommen
er braucht sie nur
mitten in einem goldenen zug
voller mädchen mit leeren augen
nach denen sich keiner umschaut
in diesem zug nach nirgendwo
in die betonstädte
in die leere der träume
die nicht besser sind
als die stimmung in diesem zug
schau sie nicht an
lächele ihnen nicht zu
sie hätten sonst nichts
was sie hassen könnten
laß es dir nicht anmerken
nimm sie so wie sie sind
sie haben nichts
woran sie sich festklammern können
sie verlassen diesen zug nie
den zug nach unten in die vorstadt
wo sie nicht einschlafen können
ohne jemand zu hassen
du machst sie kaputt
du nimmst ihnen alles weg
steig nie in diesen zug
laß ihn wegfahren
und schau ihm nach
auch wenn du nichts versprichst
sie werden von dir etwas erwarten
sie denken du kommst von dort
wo das leben ohne sie läuft
sie werden dich
für einen paradiesvogel halten
und sich selbst noch mehr hassen
als sie es ohnehin schon tun
mach ihnen alles kaputt
sie könnten dich mögen
541
(auch eine art geklautes lied, nicht mehr so lang)
es war der tango der tango
den du nie mehr vergessen wirst
du warst kaputt und lagst am boden
und konntest wieder fliegen
im treppenhaus des alten hauses
wo du den tango wiedergefunden hast
laß mich aus dem fenster fallen
so langsam wie es nur geht
schreib meinen namen auf deine haut
und vergiß mich für immer
es war nur der tango
laß mich aus dem fenster fallen
mit dieser stimmung im kopf
es war die letzte hoffnung
es war die letzte zeit
und sie kommt nicht mehr
laß es bleiben
laß es bleiben
542
(11 stücke, die irgendwie zusammenhängen, schon mal als lieder zumindest, auch abgeguckt)
542/1
als die stimmung kam
und dir etwas versprach
was du nicht bekommen konntest
was du nie bekommst
du rennst dich tot
als ob du es schon weißt
laß mich die paar träume erzählen
und diese nicht zu erzählende geschichte
die uns beide was wert zu sein erlaubt
wir werden uns versprechen entlocken
die wir nie für möglich gehalten hätten
542/2
auf meine sehnsüchte
fallen tausend träume
von typen
die hier schon jeder vergessen hat
mach die augen auf
und sehe diesen regen
der nie mehr vorübergeht
der mich bei dir hält
ich gebe dir einen traum
der dich kaputt machen wird
wenn ich weg bin
sag es diese nacht
sag es als ob nichts geschehen wäre
als ob es nur diese paar gedanken waren
und verspreche nichts
542/3
ich blieb die ganze nacht bei ihr
die ganze verdammte nacht
die nichts bringen konnte
wir rannten durch die stadt
und zeigten wie zerbrochen alles ist
was wir mit uns herumschleppten
es waren nur ein paar gedanken
und eindrücke und träume
die keiner von uns
zu träumen den mut hatte
es sind nur diese paar träume
die wir wegwarfen
wir rannten durch die stadt
die nichts wert war
und fielen langsam die stufen hinunter
542/4
es sind nur alte gefühle
die wir uns gestohlen haben
als wir von uns träumten
wir werden uns nie mehr
eine chance geben
lange bevor wir es kapiert haben
lange davor
es sind nur träume
von denen wir
nicht mehr wegkommen
542/5
es sind nicht deine träume
die du kaputt machst
es geht nicht anders
nicht anders für mich und dich
träum dich einfach fort
mit den tränen in den augen
die dir keiner abkauft
542/6
es ist mehr als regen
es muß mehr als regen sein
es sind träume die herabfallen
und mich aufwecken
es gibt nichts
wo wir hin wollen
es war nur der regen
der es uns träumen ließ
der verhangene himmel
machte uns nichts vor
es war mehr als ein tanz
mehr als schlechte zeiten
542/7
laß mich fallen
wie ein leeres versprechen
laß mich fallen
wie eine letzte hoffnung
rappel dich auf
trink den schalen drink
und sag
du konntest mich noch nie ausstehen
es war nur ein eindruck
nur ein eindruck
die leeren straßen
und die kälte in den augen
542/8
es gibt keinen zug
der mich wegbringt von hier
es gibt nichts
was übrig geblieben wäre
es sind nur alte gewohnheiten
die wiederkommen
die nicht wegzukriegen sind
es war nur ein versprechen
das ich nicht halten wollte
542/9
der verhangene himmel
der beginnende regen
der letzte drink bevor ich wegging
und der morgen der dich überraschte
und mich nichts mehr vergessen ließ
542/10
verrostete drinks
verrostete stimmungen
und gefühle
und versprechen
die ich nicht lassen kann
542/11
das war seine melodie
es war seine stimmung
an die wir uns erinnerten
ihn gab es gar nicht
ihn wird es auch nie geben
es sind kalte zeiten
kalte zeiten
543
eine gebrochene tasse
ein gebrochener traum
und gebrochene hoffnungen
sing mir dieses lied
klau mir diese stimmung
und mach dich aus dem staub
ich suche dich schon
wenn ich anders nicht mehr kann
es sind nur alte träume
die immer wiederkommen
die nicht kleinzukriegen sind
und mich festhalten
woran auch immer
machs gut
544
berge von träumen
und leeren versprechen
und viel hoffnung
auf nichts wiederholbares
es ist keine gute zeit
es geht bergab
es geht bergab
545
kahl und kalt
alles kahl und kalt
du
da gibt es eine andere welt
die vorbeirauscht
dich aufwachen läßt
und dir alles verdirbt
was du dir zusammengeklaubt hast
sie zieht dich den hang hinunter
und läßt dir keine zeit
bis du dann merkst
daß sie dir nur etwas vorgaukelt
daß sie nichts wert ist
und plötzlich siehst du
deine paar worte
kannst du jetzt auch nicht mehr leiden
du hast den rhythmus verloren
den rhythmus
du kannst nicht mehr bleiben
du mußt weg von hier
alles mühsam wieder aufbauen
das kahle und das kalte
546
es war was es auch immer war
du wolltest es aber festhalten
einmal in der hand gehabt haben
komm laß den kopf hängen
und sing mir dieses alte lied
in dem wir nicht vorkommen
und erzähl mir diese alte geschichte
an die wir uns noch so gut erinnern
und die wir nicht leiden können
547
es war nichts handfestes
nichts brauchbares mehr
es war ein altes lied
von der hoffnung
und der lächerlichkeit
548
sag du könntest es noch gebrauchen
sag es wäre noch nicht soweit
es sind
keine gesichter mehr übrig geblieben
es sind einzelne
nichts mehr bedeutende
worte
die weh tun
sag es wäre noch nicht vorbei
sag es ginge noch weiter
wie ein traum
der nie mehr aufhört
und diesmal mogeln wir nicht
laß es gut sein
laß es gut sein
549
vergiß deinen augen
nicht den glanz zu geben
vergiß dieses lächeln nicht
und die verlegenheit
die dich nichts mehr übersehen lassen
die dich erinnern
an deine alten gedanken
an diesen einen moment
in dem ich alles kaputt machte
550
wiederhol mir diese geschichte
erzähl mir alles noch einmal
genau wie damals
ich werde es dir abkaufen
und dann gehen wir weg von hier
fangen alles noch einmal an
als ob es uns gar nicht
gegeben hätte
(keine lieder mehr)
551
das mag
schön und gut sein
für mich aber
nicht gut
und nicht schön
genug
und genug
und laß es gut sein
552
es war nur ein eindruck
ein eindruck
mehr
war es wirklich nicht
553
meinen
meine ich jetzt nichts
ich meine
damit
aber gesagt
gesagt habe ich es schon gern
554
da wird einer alt
und dann war ich das
555
nur nicht den anderen
für etwas anderes halten
556
alles
alles
alles schon mal gar nicht
557
ich gehe bewußt los
und komme bewußt wieder zurück
sie sagte es tatsächlich so
558
ja wir sollten jetzt leben
voll und ganz
das geld aus dem fenster werfen
solange das geld
und ein fenster da ist
559
wenn nicht
dann nicht
aber warum nicht
sagte sie noch
560
plötzlich kommt einem alles
physiologisch vor
und man fängt an zu schwitzen
561
der angewandte wahnsinn
die kleinigkeiten
und damit aufgehalten
562
immer landkarten gemocht
und nie gewußt warum
nur gemocht
ohne grund
563
er hat sie schon vermißt
freute sich immer
wenn sie kam
und er hat es ihr nie gesagt
er meinte
sie macht ihm die freude
vielleicht kaputt
564
Ja gut. Ich habe also gemerkt, daß es vorbei ist. Gewußt habe ich es schon länger. Wie man es so weiß. Nur festzumachen war es an nichts. Wir hatten ein paar gute jahre. Ein paar sehr gute. Es tut überhaupt nicht leid. Es ist wie ein aufatmen. Ich kann es nicht besser sagen, es ist auch vielleicht gar nicht zu sagen. Ich meine, dieses gefühl, diese ahnung, daß, wenn wir auch vieles durchgestanden haben, es nicht mehr weiter gehen kann. Weil es keiner mehr so recht will. Man vergißt einfach, sich etwas gemerkt haben zu wollen. Und es könnte endlos so bleiben. Etwas ungerechtes ist schon dabei. Auch wenn man es nicht gerne zugeben will. Oder auch kann.
565
wie kriegt man die zeit voll
ohne zu lügen
wie läßt man es bleiben
ohne die wahrheit gesagt zu haben
wie verkrüppelt muß es noch sein
daß man es rauskriegt
566
wir haben uns nicht überlebt
wir haben es nur gewollt
es nur heraufbeschworen
wie ein versprechen
von einem anderen land
567
eine immer wiederkehrende sehnsucht
nach mehr ruhe
und vielleicht noch ein paar tagen
die einem
hätten geschenkt werden können
568
es hat mich zeit
und es hat mich geld gekostet
und es ist schade
und zwar in dieser
reihenfolge
569
wenn du dich entblößt
nichts mehr verbirgst
und dich so sein läßt
wie du bist
und dann das lachen
doch noch aushältst
die lächerlichkeit
nicht mehr wehtut
dann hast du verloren
und dann kommst du zu mir
570
wir werden uns aushalten
wir werden uns lieben
und so tun
als ob wir es nicht merkten
und zieh den vorhang hoch
571
es waren nur
nichts taugende träume
572
die sehnsucht nach einer landschaft
die es vielleicht gar nicht gibt
die ich
wenn es sie gibt
vielleicht gar nicht mag
die bleibt
573
wie ehrlich darf man werden
bevor es lächerlich wird
und wo
je ehrlicher man wird
desto kitschiger wird es
desto mehr schämt man sich
es gesagt gehabt zu haben
574
es war vielleicht
auch gar nichts
575
ein langer atem
verstehst du
ein langer atem
ist entscheidend
du ziehst es in die länge
es kostet dich viel zeit
und nerven
du willst abbrechen
es lassen
hältst aber durch
und ziehst es in die länge
und dann kommt der moment
in dem es plötzlich geht
in dem nichts mehr passieren kann
solange du es auch ziehst
plötzlich merkt man gar nicht mehr
daß es lang ist
man ist drin
und es könnte jahre so weiter gehen
und nun kann man es abbrechen
es ist dann unwichtig
es ist etwas geblieben
das nie mehr weggeht
576
ich behalte keine geschichten
kann mir keine merken
es sind die bilder
die ich nie vergesse
einzelne bilder
ganz kleine
die geschichten sind
eine junge frau
die nichts besonderes an sich hat
die eine treppe hinaufsteigt
und mit der hand das geländer berührt
577
es sind im grunde verschiedene leute
die das sagen
die es einem erzählt haben
man münzt einen teil um
und kommt sich irgendwie besser vor
bis man wieder etwas hört
was einen aufregt
es ist aber nicht deine geschichte
du verkaufst sie nur
578
Ich kenne mich aus. Ja ich kenne die gegend hier gut. So schnell kann mich hier nichts überraschen. Ich war jetzt lange weg, kam nur mal vorbei. Nur mal so. Alle haben sich gefreut, erkannten mich auch gleich wieder. Sagten, daß sie sich schon gefragt haben, wo ich denn verschwunden war, ob ich mich hier jemals noch blicken lasse. Im grunde glaubte ich, man hätte mich vergessen. War nicht gerade ein abschied damals. Eines tages einfach verschwunden, ohne bescheid gesagt zu haben. Es war dann doch die gegend, die mich zurückgeholt hat. Weil ich mich hier so gut auskenne. Hier zuhause bin. Hier könnte ich mich nicht verlieren. Man wird mal alle einladen müssen. Ihnen alles erzählen.
579
es ist kein gutes land mehr
es ist im arsch
man hat es verspielt
verplempert kaputt gemacht
es setzte sich die dummheit durch
es ist unmenschlich geworden
auch wenn es immer schon kalt war
jetzt ist es häßlich
man darf nicht sichtbar werden
muß sich verkriechen
kann nicht mehr
ein fremder hier sein
alles um einen wird gleich
du mußt mitmachen
580
das wars dann wieder
du warst da
du hättest gebraucht werden können
dann später wundertest du dich
überhaupt angefangen zu haben
aufgestanden zu sein
warum versprichst du nicht
es noch einmal zu machen
aber du tätest es auch dann nicht
du hättest schiß
überhaupt hast du immer öfter angst
und weißt gar nicht warum
oder willst es nicht zugeben
du weißt nur
ziemlich genau
es stimmt etwas nicht
es kann gar nicht stimmen
sagst du dir dann
581
mit einem mal
wie auf ein kommando
war die stimmung weg
und man mußte alles aufbringen
was man hatte um zu mogeln
um es sich nicht anmerken zu lassen
man mußte irgendwas sagen
und sich selbst zurechtbiegen
um reden zu können
und hier und da leben
lebenszeichen geben
582
immer nur soviel wegstreichen
wie gerade nötig
nur soviel kleiner werden
einfach damit es solange reicht
wie irgend möglich
und am ende
den ganzen mut aufgebracht
um weiterzumachen
und dann mit sich zufrieden gewesen
weil es nichts mehr zum wegstreichen gab
es aber nie beim namen genannt
aus angst keinen zu finden
583
manchmal
handelt es sich um sekunden
die man hätte früher
oder später
kommen sollen
und alles wäre gegangen
wenn auch nur anders
mit gehen
geht es nicht
584
das alles hätte woanders
nicht entstehen können
und nun weiß man nicht
soll man sich freuen
oder soll man heulen
es ist ganz offensichtlich
585
es war dann
nur eine kleine eitelkeit
die mich den kopf gekostet hat
die mich aber weitermachen ließ
ich müßte mir dankbar sein
586
ich schaufle mir gerne gräber
die sich dann als zu groß
für mich herausstellen
oder zu klein
wie auch immer
ich paß einfach nicht rein
hat schon etwas beruhigendes
ich meine an sich
587
es beziehe sich
auf die beziehungen
der bezogenen
auf die bezugnahme
der auf die bezugnahme
zu beziehenden
oder so
588
vielleicht ist es für mich der einzige weg
um nirgendwo anzukommen
das sagst du jetzt mal so
589
das gefühl ist schon da
die richtige stimmung
man merkt auf einen schlag
wie sich nichts mehr
verändern kann
wie jede
auch die kleinste
erinnerung
ausbleibt
und man sich das
was man erhofft hat
lieber verkneift
590
Wenn es auch am anfang nach gar nichts aussah. Ein paar sätze, einige blicke, etwas zuviel gesagtes, gedachtes. Und plötzlich wundert man sich, daß es solange hielt. Es war nur selten etwas besonderes. Es lief. Und es machte einen stark. Man sitzt dann ganz ruhig, schaut aus dem fenster und wundert sich. Freut sich auch, daß es einem passiert ist. Und schüttelt lange den kopf.
591
Was mich stört, was mich stört. Es stört mich nicht, ich merke es nur. Sie sind ganz sicher. Haben keine zweifel. Leben in einer ganz kleinen welt, in der alles stimmt, und was nicht stimmt, dafür haben sie eine erklärung. Sie geben dir schnell das gefühl, daß du abstehst, wie ohren. Sie zwingen dich in ihre welt, obwohl sie es gar nicht wollen, dich in ihr nicht wollen. Sie sind da. Können lachen. Es gibt keine krazer. Du meinst, zu sehen. Ist doch egal.
592
ein guter drink
eine brauchbare stimmung
ein zwei freunde
viel regen
und es kann gar nichts schief gehen
es wird zeit
es wird zeit
daß wir verschwinden
593
Man freut sich auf eine sache. Wartet sehr lange. Und wenn es dann soweit ist, bekommt man plötzlich ein ungutes gefühl. Man sträubt sich mitzumachen. Gut, man macht es, läßt es laufen. Aber das gefühl stimmt nicht mehr. Es kommt von irgendwo und macht einem alles mies, oder vielleicht auch die augen auf. Auf nichts bestimmtes. Es ist nur plötzlich da. Und man kommt nicht mehr weiter. Man hängt in der luft, und dann nur noch in der gegend herum.
594
verstehst du
wenn ein händedruck
oder ein augenzwinkern
reicht
und es ist alles in ordnung
man kann weggehen
oder ist weg
und da ist etwas das bleibt
oder auch nur da war
595
letzten endes fürchterliche geschichten
alles langweilig traurig und krumm
an den haaren herbeigezogen
und dann auch noch
immer dasselbe
und sehr mutlos
auch weinerlich manchmal
eine art leere
die stolz macht
nur weil es die eigene ist
596
etwas
das einen
das
nicht vergessen läßt
597
viel mut gehört nicht dazu
ein bißchen aufregung
ein wenig arbeit
und jede menge ausdauer
598
trink den letzten drink
langsam
zu ende
steh auf
und mach dich auf den weg
es war nichts
und es wird zeit
es wird zeit für uns
599
es ist einfach eine art traurigkeit
die dich packt
die dir die kehle zuschnürt
du könntest heulen
und weglaufen wegrennen
wenn du nur wüßtest wohin
und du wirst immer kleiner
immer grauer und älter
und plötzlich holst du dich selbst heraus
und wunderst dich
daß es auch diesmal wieder
geklappt hat
dann wirst du eine zeitlang
übermütig
und magst dich wieder
600
es ist was mit diesem land
es ist als ob es verschwunden wäre
als ob es nicht mehr da ist
ein paar menschen sind geblieben
die du aber auch nicht mehr erkennst
nur noch triffst
und dich gleich wieder ärgerst
und weg sein möchtest
du schaust in fremde fenster
und wunderst dich
wie du hast dieses land mögen können
alles ist düster dunkel und fremd
alles ist klein verschlossen
und dem stumpfsinn verfallen
das ganze land
ist seit einiger zeit weg
du kannst es nicht mehr finden
du hast direkt lust
dem land nachzulaufen
wo es auch immer sein mag
du mußt einfach glauben
daß es irgendwo doch noch ist
du mußt eben
601
Ihre bewundernswerte oberflächlichkeit, mit der sie alles schafft, woran sie auch immer glaubt, und die mühe, die sie sich gibt, um dich doch noch zu verstehen. Und es wird nur schlimmer. Sie kommt dann und wann, läßt sich blicken, und erzählt dir geschichten, von denen sie nichts verstanden hat. Immer neue geschichten. Sie will nur, daß man sie mag. Und manchmal ahnt sie, daß wir ihr nicht zuhören, manchmal weiß sie es auch, und macht sich dann alles wieder kaputt.
602
Man sollte vielleicht nicht mehr an diese kleinigkeiten denken, sich mit ihnen aufhalten. Sie können auch nur ablenken, von dem ganzen stumpfsinn, den du gar nicht mehr bemerkst. Es sind ja alles auch nur menschen. Du brauchst sie nicht gleich zu mögen. Es geht einfach zu viel großes kaputt, als daß du dich noch mit dem kleinkram beschäftigen dürftest. Du magst dich damit nicht anfreunden, du wirst es aber über kurz oder lang machen müssen. Warum eigentlich.
603
es sammelt sich
es kommt eins zum anderen
es vergeht viel zeit
und plötzlich ist eine geschichte da
die du dann magst
die dir wie ein wunder vorkommt
und dich alles
was sie nicht ist
vergessen läßt
wenn auch nur kurz
604
sag du hättest noch hoffnung
du hättest noch nicht alles
abgeschrieben abgestreift
sag du kommst wieder
und wirst niemals mehr weggehen
und es wird dann noch lange dauern
605
da ein satz
und da ein satz
und dann nur ein halber
aber der muß sitzen
606
es ödet einen eben nur an
kommt einem sehr langweilig vor
auch wenn es einem dann
auch nicht mehr hilft
auch wenn man
ja
auch wenn man
607
Hast du sie neulich noch gesehen. Sie kam mit uns mit, obwohl sie es gar nicht wollte. Ließ sich praktisch mitschleppen. Sagte auch die ganze zeit kein wort. Wir redeten wie immer über den alten quatsch. Und gestern sagte sie zu mir, wir hätten ihr damals sehr geholfen, nur weil wir sie mitgenommen haben, und sie nicht allein zu sein brauchte. Das hätte sie abgelenkt und sie ist dann doch noch klar gekommen und es geht ihr jetzt wieder ganz gut.
608
habe vielleicht zu oft versucht
soviel wie möglich zu vermeiden
immer nur vermeiden
man nimmt alles doch zu genau
und verwischt sich dann nur
um vielleicht ganz zu verschwinden
gar nicht mehr da zu sein
schon sein
aber nicht da
609
und dann nur noch
sehr viele haare im waschbecken
jetzt mal so gegenständlich
gesagt
610
und wenn wir
einfach sagen
wir betrachten
diese geschichte
als beendet
13. februar - 7. juni 1992
immer noch
611
immer einzelgänger gewesen
und damit ausgekommen
die ganze zeit
vor allen nur erdenklichen leuten
sich abgeschottet
paar rangelassen
aus angst verrückt zu werden
alleine verrückt zu werden
am ende
sich bloßgestellt
und an sich festgehalten
aus angst
keinen mehr zu finden
zum festhalten
612
kirschkörner
schwimmen im wasser
gehen nicht unter
wirklich
kannst es ja nachprüfen
613
der wievielte mag es heute gewesen sein
damals wars der vierundzwanzigste
auf jeden fall april
614
ist es das was einem passiert
oder ist es das was einem einfällt
oder das was hätte passieren können
wenn es einem eingefallen wäre
oder einem eingefallen wäre
wenn es passieren könnte
es ist aber im grunde nur ein spiel
ein trauriges spiel
letzten endes ein tödliches
615
Wer konnte schon wissen, daß, ja daß das das ende war. Man hat ihn ja noch den tag vorher gesehen, sprach mit ihm und dachte sich gar nichts dabei. Wie immer halt. Ich sagte noch, er soll seine frau grüßen und ich komme bald mal vorbei. Es ging ganz plötzlich, heißt es, und er hätte es selber gar nicht mitbekommen.
616
er mochte den regen sehr
den regen
praktisch jede art
konnte von ihm nie genug bekommen
daß er gar nicht mehr vorübergeht
und bleiben könnte
da wäre
immer nur da wäre
und wie er würde
dachte er
617
und dann sitzt du plötzlich
zwar mittendrin
und alle reden um dich herum
regen sich auf lachen womöglich
aber du bist raus
und baust dir welten auf
die auch nicht besser sind
auch wenn es deine sind
du gehst dann wieder rein
und ärgerst dich schon lieber
618
und dann schreibst du
irgend ein datum da drüber
619
ich habe ihn
nur paar mal
hören sehen
vom sagen
620
einige sind fantastisch
und einige sind schwach
kann man die nicht weglassen
ich fürchte
wenn man die schwachen wegläßt
werden die fantastischen
nicht mehr so fantastisch
621
es wird mich
den kopf kosten
wieder mal
wird es mich
den kopf kosten
den kopf wird es
mich kosten
mal wieder
und jetzt nicht mehr
622
immer wieder
wenn auch immer anders
so anders
dann auch wieder nicht
aber immer
wenn auch nicht anders
und plötzlich geht alles flöten
und immer der sinn als erster
aber immer
623
jetzt mal so
von mensch
zu mensch
gesprochen
mal gesagt
624
mit diesen wenigen worten
glaubst du auskommen zu können
mit diesen paar gefühlen
und alltäglichkeiten
wirst du dich durchschlagen
wollen mein lieber wollen
625
Wie soll ich sagen. Nicht daß wir uns aus dem weg gehen, oder uns sonstwie meiden, das nicht, sagen wir, wir geben uns viel mühe, uns mal wieder zu treffen. Nur gelingen will es irgendwie nicht. Und man verbraucht dann viel zeit, sich das zu erklären. Und ist dankbar, verstanden worden zu sein. Und irgendwie glauben wir beide, uns nicht auf den arm zu nehmen. Ich meine, jeder denkt sich, wie lange das wohl so gehen kann.
626
die einfälle
die man sich hätte schenken können
die worte
die man nicht gesagt haben möchte
die einen nur einholen
und nichts vergessen lassen
was man sich auch immer
vorgestellt haben mag
627
es wird einen nicht loslassen
man weiß es wird es nicht
man wehrt sich aber bis zuletzt
628
da da wohnen menschen
in kleinen käfigen
und kommen dann
auf den balkon heraus
schauen sich um
mit einer traurigkeit in den augen
die weh tut oder die lächerlich ist
sie halten sie durch
schon jahrelang
629
es sind die sätze
die für die stimmung sind
und es sind stimmungen
für die es keine sätze gibt
denen du nachläufst
um aus ihnen einen zu machen
der sie dann verdirbt
630
wir klammern uns an menschen fest
lassen nicht los
wollen nicht verloren gehen
beobachten schauen zu
und gehen nie zu weit weg
aus angst
doch noch verloren zu gehen
plötzlich allein dastehen zu müssen
und nicht zu wissen
wohin mit sich
oder wozu
eigentlich
631
ein meer von geschichten
einfällen stimmungen
wiederholten sätzen
kommt durcheinander
plätschert nieder
und schüttet dich zu
und dann willst du auch noch
etwas sagen
632
das schlimmste ist wohl
die trostlosigkeit
auch wenn es noch
eine menge hoffnungen gibt
es ist trostlos
du wirst dir das nicht eingestehen
wirst noch viel reden
immer noch etwas sagen wollen
und augen haben
die nur noch leer sind
am ende wirst du dann
einen witz machen wollen
633
eine anhäufung
an erinnerungen
worten gesichtern
vergessenen menschen
die nicht wegzukriegen ist
die kommt
dir den kopf füllt
und alles wieder wachruft
was du so mühsam
hinter dir gelassen
geglaubt hast
634
sag es wäre nicht dein traum
sag es ginge auch er vorbei
und es gäbe nichts mehr
was es sich zu träumen lohnte
bis auf diese paar sätze
die nicht halten wollen
was sie versprachen
sag du könntest daran
nicht mehr glauben
und machst es aber trotzdem
635
ein erhöhter wasserverbrauch
wurde dann festgestellt
aufgrund der hitze
die in diesem sommer
komischerweise
auftrat
636
der witz ist
man versucht toll zu sein
und man ist es schon
637
Er sagte. Eine kleinkarierte weltmacht mit fischerchören, besenplänen und kurzen hosen im sommer. Es kann nichts werden, außer sentimentalem stumpfsinn, der stumpfsinniger nicht mehr sein kann. Müssen sie wissen. Na dann auf bald. Sag ich doch.
638
es kommt einem alles übertrieben vor
oft übertreibt man auch selbst
immer muß ich als der dumme herhalten
ich muß mir das ausdenken
das reicht doch wohl
denken würde ich das nicht nennen
hast dich gerächt
ja
639
ich kann mir keine zeit nehmen
zu sagen was ich meine
das ist es niemand außer mir wert
und ich weiß es ja
640
Sie ist einfach verwöhnt, sagte er. Verwöhnt und verzogen, wenn sie nicht schon so alt wäre. Es fehlte ihr nie an etwas, sie hatte alles. Und nie sorgen. Ich meine, wirkliche sorgen. Er sagte ihr das, sagt er, und meinte, sie müßte sich endlich selbst hart anpacken, sich zusammenreißen und aufhören zu spinnen. Sie terrorisiert ja nur alle und sich mit ihrem kleinkram. Und er selbst ist dabei vollkommen ratlos, weiß nicht, wie er ihr helfen könnte. Er weiß, woher es kommt. Aber das nützt ihr ja nichts. Und das sagt er ihr lieber nicht.
641
wie wenn du viel zeit hast
und nicht weißt
wie du sie dir einteilen sollst
und sie dann am stück verplemperst
nur weil du es dir leisten kannst
oder meinst es dir leisten zu können
habe ihn lange nicht mehr gesehen
was soll das jetzt
ich dachte du bist fertig
bin ich auch
na dann
642
Ja, gut, es machte ihm eben nicht viel aus, er hätte noch lange so weiter gekonnt. Hätte er den rhythmus beibehalten und das gefühl für die zeit, die gerade verlaufende zeit. Er hatte immer gut timen können. Er saß oft nur in der gegend herum, und man meinte, er tut nichts. Und dann wieder war er nicht zu bremsen, lief auf hochtouren, und hielt es lange durch. Ja, er trank gerne morning roses und wenn er ganz gut drauf war gimlets. Und hatte auch hier ein gutes gefühl fürs tempo. Fing immer um fünf an, nachmittags um fünf. Ja.
643
Sie hat immer geschichten erzählt, verschiedene geschichten, meist ziemlich langweilige, dann auch wieder nicht. Was ihm auffiel, sie konnte nie eine unterbrechen, mußte sie zu ende erzählen. Und wenn was dazwischen kam, erzählte sie später weiter. Wußte auch immer, wo sie unterbrochen wurde. Sie hatte so eine art ader für geschichten. Offensichtlich.
644
nun sitzen wir nur noch
und schauen
daß wir wegkommen
sind gut darin
geworden
haben übung
viel übung
entwickelt
645
Jetzt könnte ich sie nicht mehr sehen, glaube ich zumindest. Wir sahen uns lange nicht und alles ist mehr oder weniger zerbröckelt. Es liegt eben zu viel zeit dazwischen, die es letztendlich kaputt gemacht hat, es fast unmerklich kaputt gehen ließ. Wir werden uns aber noch lange an uns erinnern. Auch wenn wir immer seltener wissen werden, warum. Es wird uns dieses komische gefühl übrig bleiben. Eine art kopfschütteln. Etwas wie. Ja.
646
Und dann kommt uns alles wie damals vor, wie ein längst vergessener eindruck, eine erinnerung an etwas, das man sich versprach, es nicht vergessen zu wollen. Aber schon als man es dachte, glaubte man nicht so recht daran. Man war sich ziemlich sicher, es doch bald wieder zu vergessen. Und wollte es nur nicht zugeben.
647
wie wenn du
als letzter gekommen wärst
und wüßtest
als letzter auch wieder zu gehen
immer als letzter
wie wenn man einem
etwas versprochen hätte
648
es kommen
letzten endes
doch
immer nur menschen zusammen
649
da war etwas
was hätte sein können
woraus etwas hätte werden können
einen kurzen moment lang
hielt es an
beide dachten sich etwas aus
nur so
ohne viel hoffnung
nur weil es möglich gewesen wäre
und ließen es dann
viel später trifft man sich
und schaut sich so an
als ob man es genau weiß
lächelt dann manchmal
650
Er sagte nicht viel, im grunde sagte er kaum noch was, schwieg manchmal tagelang, war auch wie abwesend. Antwortete schon, wenn man ihn was fragte, stellte selbst aber keine fragen mehr. Man hatte den eindruck, er verschwindet langsam, es ist immer weniger von ihm da, oder übrig. Vermutlich dachte er aber an etwas, und war vielleicht im grunde sehr beschäftigt. Es hatte den anschein, als ob ihm nicht mehr viel zeit bleibt, und er sie so gut wie es nur ging noch nutzen wollte.
651
es will nicht aufhören
es will einfach nicht
nur weil es meint
weitergehen zu müssen
652
es gibt welten
von denen du
keine ahnung hast
du brauchst sie nicht
zu kennen
du solltest nur wissen
daß es sie gibt
bist du das jetzt
welten mein lieber welten
653
sehr schweigsam
sehr zurückgezogen
sehr in sich gekehrt
mit einem sicheren gefühl
für das tempo
für die worte
und für den haß
der immer da ist
nie verloren geht
und all dem
nichts anhaben kann
654
in letzter zeit
eine prozession beobachtet
einen marsch
aller in eine richtung
die nichts gutes versprach
die gar nichts versprach
es machte sich angst breit
es war leer
menschenleer
gar nichts
655
wieder etwas
wie große kugeln
die aneinander prallen
und kein geräusch machen
weder weich noch hart sind
nur aneinander prallen
verschmelzen eigentlich
und einen auszufüllen beginnen
restlos
langsam sehr langsam
klingt alles ab
fast unmerklich
bis es dann weg ist
656
dann stellt man fest
ein arsch gewesen zu sein
oder man stellt fest
kein arsch gewesen zu sein
wann freut man sich
und warum
657
alles was nicht niet und nagelfest war
wollte er unbedingt mitnehmen
und ist dann nie weggekommen
es heißt
deswegen
658
ein paar
humoristische einsätze
sind wichtig
sie lockern alles auf
erheitern auch
oder waren es jetzt ansätze
und vorhanden
und zwar nicht
na ich weiß nicht
aber da war was
659
plötzlich fängt man an zu sprechen
und im selben moment
fragt man sich
warum
660
es war einer von den anrufen
von denen man meint
sie nie zu bekommen
und er kam
und machte dich
noch kleiner
und häßlicher
daß du so bist
hättest du nie geglaubt
wenn sie es dir gesagt hätte
661
alles wegen der aufregung
und nichts anderem
als der aufregung
in die sie dich gebracht hat
aber nur weil sie schneller war
als die anderen
willst du es ihr übel nehmen
sag
662
das ist
wie ein nie enden wollendes
warten
auf etwas
das du eigentlich
schon seit langem hast kommen sehen
663
etwas
das dir die kraft nahm
an etwas zu glauben
das dasselbe war
es gibt das wirklich
man sagt eine tragödie
ich meine
man nennt es so
664
ich dachte mir
diese paar sachen
nur aus
und war dann doch
überrascht
als sie passierten
nicht mir
nein
665
sie kommen in scharen
und gehen einzeln
und neulich umgekehrt
666
viel hast du von mir
nicht mehr zu erwarten
viel bring ich nicht mehr auf
es werden keine träume mehr
in erfüllung gehen
es wird vielleicht
auch keine mehr geben
du kannst mich nur noch
so nehmen wie ich bin
und es
wie es kommt
ich tue es ja auch
667
es wird einem nichts geschenkt
und wird es mal
will mans nicht haben
und jetzt werd klug daraus
668
man muß den mut haben
sich für den arsch zu halten
der man auch ist
das meinst du jetzt
als aphorismus
669
Was dann doch ziemlich überraschend war, es fingen einem die haare überall dort zu wachsen an, wo man vergessen hat, es für möglich zu halten, geschweige denn für nötig. Man fand sich später damit ab, da einem ja nichts anderes übrig geblieben ist, als sich, wie gesagt, damit abzufinden, so dumm es einem vorgekommen sein mag.
670
wie das dann doch alles
letztendlich
in einen grammatikalischen exzeß
zu münden
geneigt war
671
diese einsamen lackaffen
wenn sie dann herumstehen
und ihnen das lachen
im gesicht erstarrt
und die welt ihnen zu ende scheint
ihre welt
wie glücklich man dann doch ist
ich meine selbst
auch wenn man sie nicht haßt
672
die erste liebe hält am längsten
wenn sie hält
meistens hält sie ja nicht
aber wenn
dann hält sie
am längsten
die erste
liebe
673
es gibt eine menge zwischen uns
und nichts davon ist gut
stell dir vor
man wirft es dir an den kopf
und du nimmst es ernst
674
eine große menschenmenge
in die du nicht hineinpaßt
aber dennoch hingehst
weil du einen da drin magst
und das unbehagen
wenn du wieder wegkommst
daß du hineingegangen bist
du magst dich dann nicht mehr
weil du es jetzt schon weißt
675
gib mir das gefühl
nicht nur meinetwegen
dagewesen zu sein
676
vorbei
irgendwie weg
das gefühl
es im griff zu haben
seit langem nur die
befürchtung
es vorher auch schon
gewußt zu haben
und keinen mut mehr
aufgebracht
für was auch immer
677
du müßtest
ja was müßte ich
du müßtest einfach
aufgeben
678
jetzt mal so
wenn das alles am neunzehnten geschah
dann frag ich mich
was geschah vorher
679
es fallen mir immer
nur dinge ein
die anderen entfallen
ich gebe zu
nur manchmal hätte ich es
gern umgekehrt
ich habe es aber zugegeben
680
jetzt vonwegen
eine andere welt
es ist doch dieselbe
681
glaub mir
und wieso
682
viel verschnörkelte gefühle
umständlichkeiten
nie dagewesene chancen
erklärungen für etwas
das es nicht wert ist
erklärt zu werden
alles sehr verschnörkelt
und sehr verloren
und am ende
eine angst
683
wir kamen
ganz zufällig
aufeinander
und haben es
gar nicht gemerkt
und jetzt bist du dran
684
Es ist immer mehr haß da, immer mehr, jedem gegenüber. Du machst gar nicht mehr den mund auf, wenn du nicht jemand hassen kannst. Du gibst keinem eine chance, sich nur als dummkopf zu erweisen. Fällst dann natürlich immer wieder herein. Weil es wirklich nur dummköpfe sind. Und dann haßt du noch mehr. Und es gibt nichts. Außer selbstmitleid. Und sentimentalität. Und alles widerlich.
685
kleine
ganz
kleine
leute
und eine
hoffnung
und eine
angst
vor ihr
686
ein neuer star
auf dem himmel
auf einem kleinen himmel
ein kleiner star
so gerade eben
damit man es
noch sagen kann
gerade noch
687
seit langem
keine lust zu schlafen
dableiben wollen
nur noch
als ob gewußt
daß nicht mehr lange
auch eine art angst
doch doch
und jetzt keine mehr
lachen
und aufatmen
688
man wartet
daß einem etwas einfällt
und dann fällt es einem ein
ja was soll ich sagen
689
ein kopfschütteln
immer öfter ein kopfschütteln
keine worte mehr
nur kopfschütteln
690
was bleiben wird
ist
was immer schon war
anflüge
und andere seltene
oder komische
worte
zuhauf
zum beispiel
691
sehr dicker schädel
aber sehr dünne haut
und wunderschöne augen
blau
692
du hast die anspannung verloren
das zittern und das zappeln
du glaubst
dir ruhe schenken zu können
und freude daran zu haben
und du merkst
es geht
693
es ist nicht die leere
die dir angst macht
nicht das gute gefühl
das du dabei hast
es ist die angst
zeit verloren zu haben
die du dir gerne geschenkt hättest
auch wenn du dich jetzt wieder
mit einem witz
herausredest
694
die belanglosigkeit
die stille
und das gefühl
hier jahrelang sitzenbleiben
zu wollen
695
es ist die furcht
letztendlich die furcht
vor sich selbst
und vor der wahrheit
die dich verkümmern läßt
und zurechtstutzt
auf ein maß zurechtstutzt
das dir dann aber
gar nicht gefällt
696
die geschichte ist vorbei
ist weg
ich kann sie
nicht mehr einholen
und will es auch gar nicht
sie ist einfach vorbei
gegangen
13. juni - 10. oktober 1992
es bleibt dabei
697
Sie haben sich durchgesetzt. Sie sind eine selbstverständlichkeit geworden. Und man ist einfach raus. Nicht, daß sie uns vergessen haben, wir sind ihnen nur egal. Die schlimmsten sind vielleicht die von uns, die mithalten wollen, und denen das gelingt. Man fragt sich dann, warum man nicht mitmachen kann. Denn man kann es nicht.
698
man erinnert sich gerne
an bilder und an geschichten
die einem verloren gingen
sie sind weg
waren auch eigentlich nie da
man kann sie nur nicht vergessen
eigentlich
den eindruck
daß sie vielleicht was geworden wären
wenn man sie
ja wenn man sie
und dann ist man wieder froh
sie verloren zu haben
man lehnt sich zurück
ich meine
man kann es tun
699
nun sitzen sie
balkon für balkon
nebeneinander
und gucken alle
in eine richtung
wo vielleicht
etwas aufregendes
passiert
oder sich auch nur
andeutet
und sie dann wieder
in die wohnungen
zurück gehen können
mit einem komischen gefühl
daß an ihnen doch alles
irgendwie
vorbeigegangen ist
und vielleicht immer
vorbeigehen wird
sie werden dann
zunehmend
unmenschlich
700
Je stärker man sich auf das beobachten festlegt, desto weniger will einem auffallen. Es ist direkt peinlich.
701
verhältnismäßig
viel ruhe
alles sehr langsam
bedächtig
kaum der rede wert
immer unbedeutender
und sehr gefährlich
702
dann stellst du fest
daß alles
alldem
nichts hat anhaben können
und du fühlst dich
im stich gelassen
703
so mit metaphern
hat er noch nie
etwas anfangen können
er ließ sie schon
wenn sie kamen
nur anfangen konnte er
wie gesagt
nichts
mit ihnen
eher sie mit ihm
und daher
mochte er sie vielleicht nicht
704
er hat den unterschied
zwischen
es geht
und
wozu
nicht begriffen
er meinte immer
es reicht
wenns geht
schon merkwürdig
sonst wußte er immer alles
705
ein leben
das es gar nicht wert ist
gelebt zu werden
hat er sich mühselig
zusammengereimt
und nur die mühe
die es ihn gekostet hat
bleibt übrig
und macht es wieder zu etwas
wenn auch nur für ihn
wenn auch nur
706
Man braucht schon die menschen dazu, ohne sie geht es nicht. Du kramst alles aus dir selbst heraus, sie müssen dich aber dazu bringen, verstehst du.
707
All diese menschen, die weg sind, die da waren und gesprochen haben, dir geschichten erzählt haben, die du nicht vergessen kannst. Die vielen menschen, die du mochtest, oder auch nicht mochtest. All diese menschen waren umsonst. Und zwar weil aus ihnen nur geschichten zu machen sind. Sie waren zu nichts anderem gut. Und sie alle haben sich vielleicht schon manchmal dasselbe gedacht.
708
Auch wenn ich es anders gesagt hätte, oder gar nichts gesagt hätte, den mund gehalten hätte, es hätte sich vielleicht, ich sage, vielleicht, wiederholt und noch einmal machen lassen. Immer wieder noch einmal.
709
die freude am schreiben allein
kann es nicht gewesen sein
dann wäre es nichts wert
aber meistens ist es nur deswegen
etwas wert
wegen der freude
die es doch noch zu was bringt
komisch
710
warum
ja
warum
auch
warum nicht
warum dann
warum wohl
oder allgemein
warum
711
Er habe sie ganz ausgespart, sagte er, aus seinen überlegungen und aus seinen plänen ausgespart. Sie stünde ihm jetzt nur im wege und könne seine pläne durchkreuzen. Auch die, die er mit ihr hat. Sie würde das dann später schon verstehen, sagte er, und gutheißen, wenn er es ersteinmal geschafft und soweit gebracht hat, daß sie ihn dann wieder ernst nimmt. Denn sie wird ihn ernst nehmen, ja, ernst nehmen müssen. Das denke er jetzt, sagte er, und daran wolle er festhalten, es werde sich schon zeigen, daß er recht behält. Das liege doch auf der hand, sagte er, und bat mich, ihn später daran zu erinnern. Was ihn dann den erfolg wird auskosten lassen, von dem er ja jetzt ausgehe. Von dem er ausgehen müsse, da ihm sonst keine andere wahl bleibe, sie doch noch an sich zu fesseln. Er liebe sie nämlich immer noch, müsse ich wissen, sagte er.
712
Sie habe gesagt, sagte er, er habe ihr alles kaputt gemacht, ihr das leben zerstört, all die versprechen nie eingehalten, immer nur pläne geschmiedet, die er gar nicht einhalten könne, da er ja schon am anfang ganz kläglich versagt habe. Und sie glaube, sagte er, er habe ihr seine liebe nur vorgegaukelt, alles nur vorgegaukelt, um ihre beziehungen auszunutzen, die er ihr jetzt, sagte sie, verdorben habe. Auf die sie jetzt nicht mehr zurückgreifen könne, wenn sie ihn verlasse, da er sie, sagt er, in den augen der menschen unmöglich gemacht habe, und sie jetzt niemanden mehr habe, an den sie sich in ihrer not noch hätte wenden können. Sie verzeihe ihm dies nie, soll sie gesagt haben, sagt er.
713
Er war neulich hier und hat uns gesagt, wo es lang geht, damit alles ins lot kommt, damit wir wieder durchblicken. Er kam und sagte uns, wir haben den durchblick und die freude an allem verloren, wir sollten aufwachen und es wie er machen. Als er dann gehen wollte, war er nicht mehr so sicher, sagte auch, die stimmung färbte ab und wir gingen ihm auf die nerven.
714
die schlafenden augen
die toten fischaugen
die cleveren augen der beschissenen
die schweifenden augen der angeber
die zappligen der verlierer
die leeren augen der verkäufer
die nichts mehr suchenden augen
deine grauen augen
meine verstohlenen blicke
und die augen eines hundes
715
sie leben neben uns
sind greifbar
wir brauchten nur
die hand auszustrecken
wenn sie mal müde sind
kann man mit ihnen schon reden
sie sagen dann auch etwas
das risse und krazer zeigt
wir lassen sie aber nie ran
wir werden uns davor hüten
und zwar mit recht
716
die stimmung
in die du dich
mühevoll bringst
die bringt dich dann um
717
es sind dann letztendlich
doch die geschichten
die einem gerne eingefallen wären
die einem nie einfallen
718
oft ist es auch nur
die angst vor dem mundgeruch
die einen unscheinbar erscheinen läßt
719
leere und eine anspannung
ein warten ein zappeln
und ein augenzumachen
bereit sein
alles zu umspielen
und das offensichtliche
nie zugeben
aus purer angst
es doch besser zu wissen
720
sag wir gehen früh morgen
noch einmal
blaue straßen hinunter
und es wird niemand geben
der uns sehen könnte
oder wollte
sag es wird wie niemals vorher
und wie niemals danach mehr sein
sag wir bringen uns selbst
in diese stimmung
und sag wir nehmen
keinerlei rücksicht mehr
auf niemand und auf uns
schon mal gar nicht
sag dafür wird es gerade noch reichen
auch wenn du es wie ich
gar nicht mehr glauben kannst
wir werden es aber
nur von uns sagen können
721
es waren zeiten
und es sind zeiten
in denen es uns
gar nicht geben konnte
und das stimmte auch
722
so mal
wie soll ich sagen
über die leute
nicht mehr lachen können
aus angst
sie könnten es erfahren
723
die art und weise
ja die art und weise
nicht weiter zu können
und müssen
724
gib dir einen ruck
gib dir einfach einen ruck
es sind nur noch paar meter
stunden
stunden meter
725
lehne dich nicht zu weit aus dem fenster
glaube nicht du könntest recht haben
du ägerst dich doch nur
daß du einen moment
an irgend etwas
hast glauben können
und verpaßt dann
den augenblick
in dem du an dich
hättest glauben müssen
diesen einen
entscheidenden
der dir dann durch die lappen geht
vorbeirauscht
726
schlag dir die nacht um die ohren
stürz dich hinein
nimm es einmal ganz ernst
und laß es dann
ganz langsam
vorbeirauschen
schau nach
wenn du willst
727
da draußen
verstehst du
da draußen
werden leben entschieden
vorbereitungen getroffen
absprachen gehalten
da wird der grund vorbereitet
da wird sondiert
und ins gespräch gebracht
ja da werden tore geöffnet
und wege geebnet
abläufe mein lieber
abläufe festgelegt
und du meinst
dir das leisten zu können
sei ehrlich
du kannst es nur nicht
728
gewählte ausdrucksweise
lauter konjunktive
sehr wohlwollend
und am ende doch nur
ein haufen scheiße
sehr gepflegte
aber eben scheiße
und was hast du denn davon
ja was wohl
ich habe mich aufregen können
729
Sie schätzen dich ab, mit den blicken tasten sie sich heran, fragen flüsternd nach dir, wollen mehr und überhaupt etwas über dich wissen. Und kommen dann doch nicht. Warum, fragst du dich, mußt du es alles auch immer bemerken. Werde doch laut, mach witze und bring dich selbst ins spiel, dann gibt es zumindest einen grund, wenn man dich meidet.
730
langsam verfaulst du
bekommst flecken
kleine wunden die schwer heilen
du schaust immer länger hin
schüttelst immer seltener den kopf
bis du eines tages
soweit bist
und dann stört es dich auch nicht mehr
es ist dir zunehmend gleichgültiger
es kotzt dich
auch gar nicht mehr an
du lebst einfach
damit
731
es hilft
auch wenn es hilft
nicht weiter
weil wo weiter
732
das entscheidende ist
du gehst nicht raus
und auch nirgendwo hinein
wo du den mund aufmachen mußt
sag ja nichts
meide leute
von denen du nichts kaufen willst
und wenn du das
perfekt beherrschst
wird dich keiner erkennen
und du wirst endlich du sein können
sie werden dich als einen
der ihren ansehen
du wirst
ja du wirst
zuhause sein
733
ein wie auch immer
auf jeden fall
falsch verstandenes
mitleid
wird dir entgegengebracht
und du
du mußt dich nur bedanken
man erwartet es von dir
und weiß
du wirst niemand enttäuschen
734
es waren verzwickte
und verkorkste geschichten
es waren beiläufigkeiten
und unnötigkeiten
und ein gefühl
als hätte es hoffnung gegeben
ein gefühl
das nicht wegzuwischen war
735
Sie sagte immer weniger, verkroch sich bisweilen unter dem vorwand, heute noch viel zu tun zu haben, sie wüßte nicht, wo ihr der kopf steht, und wie sie die zeit für alles finden soll. Sie verabschiedete sich schnell und verschwandt für mehrere tage. Es war nie zu erfahren, was sie eigentlich macht, woran sie arbeitet. Später verschwandt sie ganz aus der stadt und keiner hat mehr etwas von ihr gehört. Was mir jetzt auffällt, sie war nie traurig. Merkwürdig, ich habe es früher nie bemerkt.
736
geben sie sich selbst eine chance
schenken sie sie sich praktisch
737
da schau
ein geschlossenes fenster
eine zugeschlagene tür
ein schnell anfahrendes auto
und jede menge andere
gegenstände
die angst aufkommen
oder dich hysterisch werden lassen
738
eine kleine
ganz kleine welt
in der seit jahren
nichts mehr passiert
in der alles
immer am gleichen platz ist
in der es keine überraschungen
mehr gibt
ist zusammengebrochen
739
der hund schläft
knurrt
schlägt mit den pfoten
und winselt dann
er träumt
vermutlich eine geschichte
hinter die ich nie komme
740
stell dir vor
es wären die geschichten
die dich umbringen
diese paar geschichten
die du nicht erzählen kannst
stell dir vor
es wäre der letzte zug
den du nicht mehr erreicht hast
aber die zeit wäre auch so um
stell dir vor
dich braucht jemand
jemand von dem du es immer erwartet hast
und dich gibt es nicht mehr
stell dir vor
jemand verkaufte deine träume
die auch du jemand gestohlen hast
stell dir das alles vor
nacheinander
und sag nichts
741
die fähigkeit
den letzten zug
nie verpaßt zu haben
in ihn
als ob es ein ganz normaler wäre
eingestiegen
die macht aus einem
ein arschloch
742
es wird eine zeit geben
wo du dich nicht mehr
wirst wegschreiben können
wo du das fenster aufmachst
und die schönste geschichte
die man träumen kann
träumst
743
die zeit
und das timing
die präzise abstimmung
der kleinsten abläufe
die zurechtlegung
aller sachen
und aller kleinigkeiten
nur um alles andere
alles andere
zu vergessen
und immer schon gewußt
es nie vergessen zu können
und die zeit
die zeit die war gold wert
du wirst sie auch nie mehr vergessen
744
ein merkwürdiges gefühl
du hast den letzten moment
verpaßt
und kannst dich nicht erinnern
wovon es der letzte war
du weißt aber
es war der entscheidende
der ganz wesentliche
745
versuch niemand zu stören
versuch nicht aufzufallen
keinen anlaß zu irgendetwas zu geben
mach daß dich niemand ernst nimmt
und keiner angst vor dir hat
man wird dir geschichten erzählen
die du nicht für möglich gehalten hast
man wird dir geheimnisse anvertrauen
und vor dir welten öffnen
voller haß und niedertracht
man wird dir selbst die gründe liefern
alle für schweine zu halten
halten zu müssen
am ende überlebst du sie alle
auf jeden fall ihre geschichten
746
viele neue worte
sind urplötzlich aufgetaucht
du weißt gar nicht
von wem du sie hast
es sind nur nicht deine
und du magst sie nicht
sie erinnern dich an leute
die du nie gemocht hast
747
sag
es sind nur noch wenige augenblicke
sag
es kommt einmal eine bessere zeit
sag
es ging vielleicht gar nicht anders
sag
es lag nur an den worten
sag
diese nacht wird alles bleiben
sag
nichts
748
die unruhe
die dich vorantreibt
das zittern
das dich kaputt macht
der wahnsinn
der dich vor dir selbst
fliehen läßt
und das gefühl
es sind nur noch paar meter
und die gewißheit
es ist die falsche richtung
749
es sind
nur die wenigen menschen
die dich den ganzen schwachsinn
dann doch nicht vergessen lassen
nur ihretwegen
kannst oder willst du ihn
nicht einmal schwachsinn nennen
du wirst nicht drumherum kommen
alle und dich selbst
hassen zu müssen
7 sprachlichkeiten
750/1
kommt von oben
fallen auf kopf
überraschung
ist nicht gut
750/2
schön machen
schön machen
und plötzlich
schön sein
fragen
wie lange
bleiben
750/3
haben schimpfen müssen
wegen hund auf mann
wegen kind
mann stolz auf kind
ich stolz auf hund
hund mögen kind und mann
ich nicht mögen
aber hund
alles durcheinander
auch hund
750/4
gehen machen alles neu
aber nicht sagen
haben angst
gehen kaputt
wie alt
und gehen
müssen machen
alles neu
750/5
vieles nicht wissen wie heißen
nicht können denken wie sagen
nur wollen
750/6
frau
mann
haben
wollen
mann nicht
tragödie
tot machen
komödie
sein
750/7
ich mögen wasser hart
wenn ist
wenn nicht ist
kann sein auch weich
aber dann nicht mehr mögen
auch mögen hunde
wenn groß
haben nicht groß nicht klein
hund
aber sehr mögen
frauen wieder mögen klein
weil handlich
auch haben
und frau mögen mich
ich nicht groß nicht klein
wie hund
frau auch sehr mögen hund
weil wie mann
aber schwarz
wie nicht mann
nur hund
751
da kommt wieder
ein schönes neues jahr
von dem du jetzt schon weißt
daß du es nicht wirst ausstehen können
vielleicht irrst du dich auch
und es wird doch noch hübsch
ein richtig hübsches jahr
vielleicht ist es ja auch dein letztes
752
ich habe zwei
zigarettenstummel
ins klo geworfen
der eine ging unter
der andere nicht
dann spülte ich nach
und da waren beide weg
was sagst du nun
753
du da kommt er
wer denn
derselbe wie neulich
der bekloppte
ja
754
es ging eigentlich nur darum
wie macht man peinlichkeiten
salonfähig
und
hast du es herausgefunden
nee
755
himmel arsch und zwirn
und zugenäht
ein ärger
756
einer dem es vollkommen
gleichgültig ist
worüber er sich
keine gedanken macht
757
man schreibt einfach drauf los
und ist dann selbst überrascht
wenn einem was einfällt
und noch mehr
wenn nicht
758
wie andere
andere
immer für andere halten
wie überhaupt immer
alles
für etwas anderes
gehalten wird
gehalten werden muß
um es aushalten zu können
759
machst du auf
was auf
na es klingelt
ach auf
760
Halte an menschen fest, halt ja an menschen fest, sagte sie noch als sie wegging. Es dauerte dann schon eine weile, bis er merkte, daß sie es ironisch meinte.
761
es ist eine alte welt
die es nicht mehr gibt
die ab und zu einmal
in bruchstücken in splittern
noch auftaucht
du glaubst sie war besser
sie mußte einfach
besser gewesen sein
eine alte welt
in der du fast zuhause warst
manchmal
manchmal hast du lust
zurückzugehen
du kannst dich kaum noch
an sie erinnern
du vergißt sie aber nie
762
siehst du
es sind
keine worte mehr da
die du lust zu benutzen hättest
dann sind die sätze dran
dann die gespräche
und dann die menschen
und dann
dann kannst du von vorne anfangen
du fragst dich aber
wozu
763
über all das
entscheiden leute
die wir für arschlöcher halten
und zwar deswegen
764
wie wenn du
das gefühl nicht mehr los wirst
nicht mehr weiter zu wollen
es knirscht ganz leise
du schaust es dir an
und du weißt
es kann dich nicht überraschen
765
Er sagte, daß seit mehreren tagen, eine stimmung da ist, die ihn an sich gar nicht wundert, nur daß sie solange anhält, macht ihn stutzig. Es ist, als ob er sich ziemlich sicher wäre, nicht mehr lange weiterzumachen. Jetzt merkte er auch, daß er alle kontakte abgebrochen hatte. Er stellt fest, ganz allein geblieben zu sein. Keinen mehr zu haben, zu dem er etwas sagen könnte, oder wollte. So daß das gefühl, sagte er, ihn auch gar nicht überrascht. Es wäre ihm nur ein bißchen unheimlich.
766
es sind nur
nichts sagende worte
die wehtun
wenn sie gesagt werden
767
du sagst
es wäre ein gutes gefühl
es wäre viel zeit da
und keine möglichkeiten mehr
keine offenen zumindest
so daß man bleiben kann
und keiner einen fragt
warum man da ist
da geblieben ist
768
Dann wurde er gefragt, was er damit bezweckt, was er im sinn hat und worauf er hinauswill. Nichts will er, auf nichts hinaus will er. Er wundert sich nur, wenn da so sätze kommen, die stimmen, die es in sich haben, und da versucht er sie nachzumachen. Sätze, die dann geschichten ergeben, geschichten, die, wenn man genauer hinschaut, sicher jemand passiert sind. Und ihn die sätze wie die geschichten überraschen.
769
hier hätte ich mir
ein leben machen können
ein neues
alle wände
und sonstige gegenstände
strahlen noch
diese möglichkeit aus
es freut einen aber nicht
es fällt einem nur auf
770
Du kamst in ihre wohnung und plötzlich sind wieder welten erwacht, zeiten in erinnerung gerufen, die du nur schwer hast vergessen können, die du am liebsten nie hättest vergessen wollen. Du hast einfach keinen mut gehabt, alles aufs spiel zu setzen und alles zu verlieren, um etwas, von dem du keine ahnung hast, zu gewinnen. Den mut bringst du nicht auf, du bist bequem geworden, in letzter zeit bequem.
771 (wieder ein lied)
mach alles kaputt
zerstör deine lange gepflegte liebe
um welten kennenzulernen
die du lieber
nie angefaßt hättest
sie nehmen dir alles
und überlassen dich dir allein
du findest dich
unter fremden leuten wieder
wachst bei frauen auf
denen du kurz zuvor
alles versprochen hast
was du wie du weißt
nie einhalten wirst
am ende ganz am ende
sehnst du dich dann
nach der bequemlichkeit
der du dich gerne
ausgesetzt hättest
772
Du kommst rein und merkst, all die jahre und all die ortswechsel haben an den leuten nichts geändert. Sie sind nur älter geworden, älter, verbitterter und bissiger. Und haben den kontakt zu allem, was um sie geschah und geschieht, verloren. Sie sind immer noch deine freunde, du achtest aber sehr darauf, sie so schnell wie möglich zu verlassen. Sie erinnern dich an dinge, die du längst vergessen hast.
773
es sind andere leute
geworden
oder auch immer schon gewesen
leute die du sehr gut kanntest
die du jetzt aber
nicht mal mehr anrufen willst
sie haben dich
und du sie
auf einen namen
beschränkt
774
dieselben augen
dieselben worte
und fünf jahre später
775
es hat keinen sinn
dir etwas vorzumachen
es kostet dich immer mehr kraft
die angst in mut umzumünzen
der mut bringt dich am ende
doch nur dazu
wieder angst zu haben
776
wir werden hoffung schöpfen
wir werden uns ausreichend mühe geben
wir werden kleinlaut aufgeben
wir werden immer seltener
in erscheinung treten
und eines tages feststellen
daß man uns gerne
vergessen hat
gut und gerne
777
wen sollten wir noch umgehen
um in ruhe gelassen zu werden
um ganz allein völlig allein
bleiben zu können
da bleiben
von wo wir eigentlich
immer schon weg wollten
778
am ende stellen wir
womöglich noch fest
daß alles nur eingebildet war
und wir es
so gesehen
auch hätten lassen können
um dies dann zu vergessen
bleibt einem keine zeit mehr übrig
man wird sich nur noch
beeilen müssen
779
sind es vielleicht
nur die letzten ereignisse
die paar letzten tage
die hätten verstanden werden müssen
wolltest du auch nur ansatzweise
weitermachen
denn du mußt um jeden preis
weitermachen
780
und plötzlich findest du dich
in einer welt wieder
die du gar nicht mehr verstehst
die dir im grunde fremd ist
es ist aber deine welt
und nun hast du einen grund
in ihr zu bleiben
gern drin zu sein
auf bald
781
Da laufen sachen ab, die du gar nicht bemerkst, die du in deiner einfältigkeit gar nicht ahnst. Da betrügt die den mit dem und der wieder jemand, den du kennst, dem du es eigentlich wünschst. Da sind geschichten gelaufen, die du jetzt an blicken, umarmungen, die dich doch schon wundern, festzumachen glaubst. Du bist dir ziemlich sicher, daß an dir einiges vorbei geht. Du gehst dann in deine kleine welt wieder zurück, rückst gegenstände zurecht, putzt die wohnung, setzt dich irgendwo hin und hast lust zu heulen. Später beschließt du, an all das, was du zu sehen geglaubt hast, nicht zu glauben. Es beruhigt dich nicht, es gibt dir nur das gefühl, da zu sein.
782
Du willst um jeden preis leute um dich versammeln, leute, von denen du meinst, sie könnten dir einen grund liefern, dich aus all dem scheiß herauszuholen, in den du dich deinetwegen hineingeritten hast. Sind sie mal da, merkst du es natürlich. Du glaubst, eine zeitlang allein auskommen zu können.
783
während die geschichte weiterlief
bist du kurz mal ausgestiegen
in der hoffnung
später niemand mehr anzutreffen
um sicherzugehen
kamst du dann gar nicht mehr zurück
hast auch nichts mehr erfahren
es waren aber deine träume
die nicht in erfüllung gingen
letztendlich
784
es geht vielleicht
ein traum vorbei
langsam
fast zaghaft
vorbei
ein noch nie
da gewesener
traum
785
und plötzlich
kommt dir alles
wie ein längst
vergessener traum vor
786
und dann
die bittere erkenntnis
sich verrannt
aber dem schwachsinn
doch entronnen zu sein
10. oktober 1992 - 20. mai 1993
diesmal er
787
dies wollte er
kurz noch notieren
damit es da ist
788
schreist du
die paranoia raus
bist du sie los
es wissen aber alle
daß du sie hattest
789
es war ein ganz kleiner traum
der sich aufblähte
und sich breit machte
und mir
stück für stück
die wirklichkeit versaute
sie sozusagen
zur schnecke machte
790
du nimmst mir übel
daß ich nicht deine träume habe
du ja meine auch nicht
791
ein komisches land
das plötzlich
ohne ersichtlichen grund
verschwunden ist
und kaum einer
hat es gemerkt
alle wußten aber
es ist etwas passiert
etwas komisches
792
du magst diese leute gar nicht
sie dich auch nicht
ihr trifft euch nur
weil ihr eine lange zeit
manches gemeinsam
durchgemacht habt
es war soviel wert
daß es auch heute noch
einen grund hergibt
euch zu ertragen
793
so klein
hast du noch nie nachgegeben
so leise
hast du dich noch nie
aus dem staub gemacht
und du willst
allen ernstes
ankommen
794
da hat sich einer viel mühe gegeben
und man sah es ihm
und dem was er machte an
aber gerade das
sollte man nicht
795
ich weiß auch nicht
es ist keine gute stimmung da
es ist eine zeit
in der man wartet
nur hat man im grunde
keine zeit mehr dazu
man ist nämlich am ende
angelangt
796
du erwachst plötzlich in einer welt
aus der alle
die du gekannt hast
verschwunden sind
sie haben das geschafft
was du immer wolltest
weg sein
und alle da lassen
797
du mußt dabei verrückt werden
du kannst gar nicht anders
du wachst auf
und weißt
du mußt die ganze zeit
darauf verwenden
es aus dem weg zu räumen
nach einer weile
kannst du das dann
798
und da tun sich welten auf
die dir besser verschlossen
geblieben wären
du meinst
du ahntest sie aber
na sags schon
799
das kann sich auch als eine dreiste lüge entpuppen
als eine erinnerung an längst vergangene welten
welten an die du dich festgeklammert hast
800
Schau, du kannst von den leuten nicht erwarten, daß sie dir ihre geschichte erzählen und dir gleichzeitig die deine glauben. Sie wissen nämlich so gut wie du, daß ihre die bessere ist, auf jeden fall die wichtigere. Sag aber nie, du hättest sie verstanden. Das mögen sie nicht.
811
du hättest dich schon gerne verausgabt
dich an alle möglichen leute verschenkt
wenn dich nur jemand haben möchte
aber auch den mußt du dir selbst suchen
und das verdirbt dir den ganzen spaß
du willst dann schon lieber nichts mehr hergeben
und denkst dir ein anderes spiel aus
das du vielleicht
noch wirst spielen können
812
der ganze reiz
bestand gerade darin
vor den niederlagen zu fliehen
ihnen so lange wie nur möglich
wenn auch nur einen schritt
voraus zu sein
sie im auge behalten
ihnen aber keine chance geben
813
Sie haben ihm die hoffnungen angekreidet, die sie selbst geweckt hatten. Sie sagten, es wäre dumm von ihm, sie ihnen abgekauft zu haben. Er hätte doch erkennen müssen, daß es nicht gut gehen kann, auf ihnen auch nur das geringste aufbauen zu wollen. Er sagte dann, es wäre ihm gar nicht so schwer gefallen, sie wieder zu vergessen, sie aufzugeben. Sie gefielen ihm nur ihretwegen. Das braucht jetzt aber niemand weiter zu kümmern. Er kommt schon klar. Es sei ihm alles von anfang an merkwürdig vorgekommen.
814
Es tauchen jetzt plötzlich immer öfter irgendwelche leute auf, die zu dir sprechen. Du hast den eindruck, es gab sie früher gar nicht. Es war irgendwie leerer um dich und überhaupt. Jetzt bist du überrascht, pausenlos stimmen hören zu können. Stimmen allerdings, und den eindruck wirst du nicht los, die dich an etwas längst vergessenes erinnern. Dieses etwas, das du meintest begraben zu haben. Es kommt dir jetzt alles sehr unheimlich vor, sehr, na ja, unverhofft und ungerecht. Ich meine, falls es stimmt.
815
etwas von dem du wußtest
daß es passiert
und du nichts dagegen wirst unternehmen wollen
man kann schon von einer art
freude sprechen
816
sonntag
nein montag
ja montag
was montag
am montag ist es passiert
817
Ich befürchte, es gibt im moment nichts anderes außer der fähigkeit, zu wissen wie etwas funktioniert. Beherrscht man die einmal, ist man soweit. Man begeistert sich an der art und weise, gesprochen zu haben. Die unfähigkeit, dies nicht verstehen zu können, macht alles so kompliziert. Es ist es aber nicht.
818
und plötzlich
siehst du immer mehr leute
die länger leben werden als du
und du weißt nicht
wen du nicht mögen sollst
819
und wir gehen heute
zum letzten mal
die straße hinunter
und nichts wird mehr
wie vorher sein
wir kommen hier
nie mehr zurück
wir gehen ganz langsam
die straße hinunter
die es nie gegeben hat
820
es kommen
schlechte zeiten auf uns zu
unausweichlich
langsam
auf leisen sohlen
zeiten die es in sich haben werden
wir beginnen allmählich
die ersten anzeichen
von angst zu zeigen
der mut auf jeden fall
wird immer kleiner
er erinnert
kaum noch an mut
821
wie soll ich sagen
ja
scheint umsonst gewesen zu sein
822
Seit mehreren jahren tauchen überall lackaffen auf, es ist mittlerweile eine zeit der lackaffen geworden. Zunächst waren sie nur vereinzelt hier und da anzutreffen, man sah sie als kuriosa an, machte sich über sie lustig. Dann kamen sie immer öfter vor, man stolperte über sie und mußte sich, um sie zu ertragen, an sie gewöhnen. Heute wundert man sich, wenn man mal keinen sieht. Man beginnt nachzudenken, über die scheiße, die sie angerichtet haben, und fragt sich, wann merkt man das endlich. Und begreift schließlich. Wer soll es denn merken.
823
es ist ein mensch
der viel geld
und viel macht hat
und damit nicht fertig wird
824
warum gerade ich
stell die frage lieber nicht
die antwort ist unangenehm
ja
warum nicht du
825
strand
körbe
sand
viel sand
826
es ist dieses alte gefühl
es sind diese wenigen worte
es sind die paar nebensächlichkeiten
die alles am laufen halten
es ist dieses alte gefühl
das du vielleicht niemals mehr haben wirst
827
du hast dir
eine welt versprochen
eine welt
in der du der größte bist
in der dir alles gelingt
was du dir mühsam
zusammenklaubst
in der du andere endlich
nur für das zu halten brauchst
was sie auch wirklich sind
eine welt
von der du immer schon geträumt hast
in der andere keinen erfolg haben
zumindest keinen so großen wie du
es wäre aber eine miese welt
glaub mir
und frag mich nicht warum
828
Du findest dich auf einmal unter leuten wieder, die fragen stellen und diese gleich selbst beantworten. Unter leuten, die alles daran setzen, die anerkennung, auf die sie aus sind, einem in den mund zu legen. Sie benutzen eine sprache, die dich dazu zwingt, ihnen nichts zu glauben. Und dabei liegt alles nur daran, daß du nichts gesagt hast, weil du nichts zu sagen hattest, aber das wußten sie nicht.
829
du bist das opfer
deiner eigenen lüge
du warst so lange
mit dir beschäftigt
daß du am ende
alles geglaubt hast
weil du nichts mehr
gehabt hättest
außer ihr
830
mit einem mal
kannst du keinen mehr ausstehen
dir nichts mehr anhören
es ist eine zeit
in der sogar die drinks schal schmecken
und das taten sie noch nie
du wartest auf eine begeisterung
oder zumindest
eine hoffnung
auf sie
831
die zeiten sind sowas von beschißen
daß man sie nicht mal mehr verkaufen kann
keiner will sie haben
nicht einmal umsonst
man will sie einem gar selbst andrehen
832
Schlechte zeiten mein lieber, schlechte zeiten. Du wirst immer einsamer. Du bringst keinen haß mehr auf. Du hast nur noch angst, keinen ausweg mehr zu wissen. Du sitzt ruhig in deiner ecke und merkst gar nicht mehr, welch lächerliche figur du abgibst. Du erfährst dann auf umwegen, ganz beiläufig, daß du nicht mal mehr gehaßt wirst. Es ist jetzt eine schlechte zeit für dich und du hast keine kraft mehr, sie auszuhalten, gar keine.
833
es soll nur ein dumpfer eindruck übrigbleiben
etwas wie
also da müßte ich mich jetzt sehr täuchen
834
die ganze aufregung
und die ganze mühe
und die anstrengung
die angst
und die hoffnung
und mehr bist du nicht
835
alles
für nichts
und wider nichts
und für niemand
als dich
und darauf steht eine ganze welt
die nichts an sich hat
die klein und verängstigt ist
die nichts verspricht
und nie etwas versprochen hat
die kein mitleid kennt
und keine chancen vergibt
eine welt
in der du dich nach etwas sehnst
das du nie bekommst
836
du sagst
es wäre ungerecht
du sagst
du hättest es nicht verdient
du sagst
es kommt nur auf dich an
du sagst
es sind welten die zwischen uns liegen
du sagst
ja
837
versuch die letzte erinnerung an dich
die irgendwo noch sein könnte
wegzuwischen
sie ungeschehen zu machen
838
du meinst
nur weil du all das ausgehalten
all die schwachköpfe ausgestanden hast
mußt du übrig bleiben
du meinst
es gibt irgendeinen grund
auch noch etwas sagen zu müssen
839
die worte
zwingen dich dazu
sie wollen auch noch
daß du ehrlich bist
diesen gefallen
willst du ihnen
aber nicht tun
dafür bist du dir
zu schade
und sie dir
zu wenig wert
840
man wird dir
wenn du mal nicht aufpaßt
vorwerfen
daß es nur worte
gewesen sind
und du wirst dich wundern
weil du meintest
man hätte das gewußt
komisch
wirst du dann sagen
841
es wollen
keine geschichten
vorkommen
842
Es wird, auch wenn du es nicht wahrhaben willst, immer schwerer, allein zu sein. Es ist, als würde alles immer größer, größer und bedeutender, und du sitzt mittendrin, überblickst nur noch die hälfte, und auch die kann dir gestohlen bleiben. Ein merkwürdiges gefühl, das dir zwar angst macht, dich zappeln läßt, dir aber deine ruhe nicht nehmen kann. Eine ruhe, die dann erst wirklich angst macht. Du bist jenseits allen hasses und hast verloren.
843
immer öfter wunderst du dich
daß die anderen weitergemacht haben
sie haben eine lange geschichte vor sich
die du keine lust zu erzählen haben wirst
du betrachtest das
als deine rache
das ist es aber nicht
nein
ich weiß auch nicht was
844
mit einem mal
bekommen die geschichten
ihre geschichte
und werden damit
nur noch müll
845
die zeiten
in denen du noch sagen konntest
was dir einfiel
sind vorbei
heute mußt du nur noch
lachen und auslachen
und dich am liebsten
gleich mit
846
gut
sagen wir so
der oktober ist jetzt vorbei
847
er weigert sich
mitzumachen
setzt alles daran
er selbst zu bleiben
und keinem die gelegenheit zu geben
ihm auch nur das geringste vorwerfen zu können
er hält an sich
und sonst an gar nichts fest
man fragt sich
wer ist er denn
daß ihm das gelingt
848
die welt
die welt sagtest du
kam darin nicht vor
nur ein paar höflichkeiten
und händeschütteln
viel händeschütteln
und alles aus verlegenheit
849
er ließ sich von der welt
nicht beeindrucken
nur von sich selbst
er meinte
immerfort sprechen zu müssen
merken merkte er aber davon nichts
das machte ihn
ein bißchen sympathisch
850
die zeit
wird immer weniger
851
du wirst langsam unfähig
die abstände noch weiter auszudehnen
die abstände
in denen du einigermaßen
noch leben kannst
man hat den eindruck
du bist praktisch tot
du meinst
man hat dich neulich noch gesehen
852
eines tages
und der mag sein
wie er sein wird
wirst du
ganz unauffällig
verschwunden sein
853
es ist wieder
viel haß da
und kein ausweg
eine ausweglosigkeit
die vergessen worden ist
zwischenzeitlich
vergessen
854
Es ist ihr leben, in dem für dich viel platz wäre, in dem du all das, was du immer schon wolltest, hättest haben können, ein leben, das dich vielleicht ausfüllte und dich alles vergessen ließe, nur ist in deinem leben kein platz für sie. So.
855
du hast etwas an dir
das an mich erinnert
und du träumtest immer
es wäre umgekehrt
auch nur einmal
umgekehrt
856
So, du hast jetzt das jahr hinter dich gebracht, du hast wie immer viel gearbeitet, hast bißchen missionar gespielt, hast viel tempo aufgebracht und dir mit den anderen viel mühe gegeben. Jetzt bist du wieder allein und denkst, ob jemand auch sowas passiert ist.
857
plötzlich
stand die summe
sechstausend demark
im raum
858
er sagte
merkt euch das
egal wo ihr hingeht
da seit ihr dann
859
Er weigerte sich partout, das sein leben zu nennen, er sprach immer nur von einer existenz, nie von seiner, sondern einer existenz. Er sagte, die wolle er und könne er nicht als ein leben bezeichnen. Dazu fehle ihm die überzeugung und der mut. So tief sei er noch nicht gefallen, daß er dieses stümperhafte dahinvegetieren sein oder auch nur ein leben nennen könnte. Er sei zwar frei und könne tun und lassen was er wolle, nur wisse er nicht, was es sein sollte. Das wäre es ja gerade, was ihn zu keinem entschluß kommen lasse. Er aber andererseits nicht wisse, wie er den eindruck, eine ernstzunehmende persönlichkeit zu sein, aufrechterhalten könne. Daraufhin meinte ich, er soll doch aus dem fenster springen.
860
Er sagte ganz beiläufig, daß er mittlerweile dreiundvierzig ist und immer noch nicht weiß, was er will. Er hat bis jetzt alles immer nur versucht, dies und jenes angefangen, hier und da hineingeschnuppert, weiß aber nicht, wie es weiter gehen soll. Es hat sich jetzt wieder eine neue sache aufgetan, bei der er dabei sein könnte. Er glaubt aber nicht, daß er das lange wird mitmachen wollen. Er sagte dann, daß er es vielleicht niemals weiß und so wie jetzt weitermachen wird.
861
komm mein lieber
komm
jetzt klopfst du keine sprüche mehr
jetzt bist du klein
klein wie ein häufchen elend
du sagst
die arschlöcher haben sich durchgesetzt
du meinst
die welt hat dich überholt
du steigerst dich in diese stimmung hinein
und du hast nichts
nichts woran du dich hochziehen könntest
gar nichts
sag schon
leckt mich doch am arsch
kannst du es noch
862
ja komm schon
sag noch was
am liebsten
etwas bissiges
etwas woran man merkt
wie toll du doch bist
und welch einen durchblick
du hast
erklär uns was sache ist
willst nicht mehr
hast keine lust
na wie dumm von mir
863
eins muß man dir lassen
du kannst es nicht
864
Du sagst, du hättest lust, schluß zu machen. Du sagst es ganz ruhig, ohne aufregung. Du sagst, du spielst mit dem gedanken. Dein leben, sagst du, war schön, verrückt, verträumt und verschroben. Es hat spaß gemacht, solange zu kämpfen, sich die jahre um die ohren zu schlagen. Es tut dir nichts leid, es fehlt dir nichts und du brauchst nichts mehr. Man muß, sagst du, es irgendwann einsehen und schluß machen.
865
er sagte
er startet als torpedo
und kommt als flaschenpost an
866
witze
nichts als witze
und ängste
und verklemmtheiten
und niedertracht
und verlegenes lächeln
nichts
als eine nichtigkeit
eine erbärmliche
867
er hat es
mit dem feinen
kleinen
einerseits
und mit dem großen
ganzen
andererseits
ja keine mitte
diesseits
868
völlig überhastet
und außer atem
kam er an
und sagte
wißt ihr was passiert ist
869
sie stahl mir all meine träume
und machte daraus ein leben
für uns beide
ein leben
das wir dann aber gar nicht mochten
870
der tag
an dem er
zum ersten mal in seinem leben
einen witz über sich macht
der kommt nicht
871
es wird vielleicht nichts geben
an das wir uns werden erinnern wollen
nichts
was wir uns zu behalten
unbedingt zu behalten
versprochen haben
trotzdem
es war eine gute zeit
wir haben es eben nicht besser hingekriegt
seis drum
werden wir dann sagen
872
gerade eben
gerade eben was
gerade eben kam es wieder
873
da ist leben
jede menge leben
das nicht kleinzukriegen ist
das alles auf den kopf stellt
einem nichts verbietet
nur ein paar dinge nicht möglich macht
auf die es jetzt ankommt
auf die es aber auch immer schon
angekommen ist
die das ausmachen
was du nicht schaffst
874
Man bekommt ganz langsam ein gefühl für die lage, in der man sich übrigens seit langem befindet. Man kann es auch einfach angst nennen. Eine angst vor der gewißheit, alles, was man bisher machte, aufgeben zu müssen, um etwas anzufangen, wogegen man ein halbes leben lang gelebt hatte.
875
plötzlich findest du dich auf einer landstraße
in einem klaren herbstlicht wieder
du sitzt in einem jaguar
und rutschst ganz langsam
in eine dir verhaßte landschaft hinein
du denkst daran
daß die arschlöcher gewonnen haben
die luft duftet nach regen
nach verrostetem eisen
und nicht in erfüllung gehenden träumen
du beginnst eine ahnung zu haben
warum
876
die welt
aus der du geflohen bist
weil dir die leute gleichgültig geworden sind
und die welt
in die du dich jetzt begeben hast
und die dir zeigt wieviel die andere wert war
ist dieselbe
877
alle
außer mir
wirklich
alle
878
plötzlich hast du dich
an eine welt gewöhnt
die dir alles andere
unmöglich gemacht hat
879
wir werden eine neue welt entdecken
wir werden viel aufsehen erregen
wir werden hoffnungen
und träume wachrufen
die alle nicht mehr für möglich gehalten haben
wir werden uns selbst auf den arm nehmen
und zwar gerne
880
du hast alles
und dich selber
weggelassen
881
er hat sich in eine lage versetzt
die ihn schritt für schritt
dazu gebracht hat
von hier nicht mehr wegkommen zu können
und dabei ist alle kraft
für das gegenteil verwendet worden
wie nennt man das noch
882
du bekommst eine gänsehaut
und du bekommst eine angst
vor dem schritt
den du ums verrecken
nicht machen willst
der aber der einzige ist
den man noch machen kann
du schaust auf deine hände
und du versprichts dir
etwas zu machen
du sagst dir
es könnte sich alles
vielleicht noch klären
ein gutes
oder überhaupt
ein ende nehmen
883
du schmarotzt auf deinen gefühlen
du verkaufst sie dir
und wenn es gar nicht mehr geht
schenkst du sie dir
884
Du schaust dir gegenstände an und denkst dabei an längst vergangene zeiten, an verlorene chancen und vergessene leute. Der eine und andere ist verschwunden, ein paar neue kamen dazu, aber weder die noch die sind für etwas mehr gut, als sich darüber einen gegenstand genau anschauend zu wundern.
885
Ja. Wieso. Wieso auch immer. Es reichte vielleicht nicht für mehr. Vielleicht konnte er keine andere kriegen und war zufrieden, es sich mit ihr eingerichtet zu haben. Wenn auch nur mit ihr. Wenn auch nur. Es bleiben ihm die träume übrig. Ganz kleine träume, gerade solche, die er noch verstehen kann, die gerade noch ein wenig besser sind als das, was er hat. An sie kann er sich festklammern. Und sie und sich ertragen.
886
Du wartest auf den regen und zauberst aus ihm, wenn er kommt, jede stimmung, der du dich dann gerne auslieferst, mit kopf und kragen verschreibst.
887
sonntag
komisch
an einem tag sterben
den ich nie mochte
das wäre doch mal was
888
Eine zeit des wartens, des zappelns, der unruhe. Eine welt, die immer größer wird und immer weiter entfernt, so weit, daß man sie fast überblicken kann.
889
steh auf
und tue so
als hätte es dich
nie gegeben
890
eine ganz lange
und langanhaltende
stille
die nicht mehr ist
als eine stille
20. juni 1993 - 6. juni 1994
damals
891
irgendwann
kommt eine geschichte auf dich zu
bei der du nicht merkst
daß es eine ist
892
es wollte ihm nicht in den kopf
diese ruhe
und diese unerschütterliche gewißheit
verloren
aber dennoch recht behalten zu haben
893
es war nicht billig
nur einfach
oder
es war nicht einfach
nur billig
zu billig für mich
oder
es war zu einfach für mich
und für sie zu billig
als daß sie es gehabt haben möchte
oder so
894 (ein schwachsinn)
es paßt nicht in die zeit
paßt es in die zeit
ist die stimmung nicht da
paßt es in die stimmung
ist die zeit eine andere
paßt es in die zeit
und paßt es in die stimmung
fällt einem nichts ein
paßt es nicht in die zeit
und ist die stimmung nicht da
fällt es einem ein
paßt es in die zeit
und fällt es einem nicht ein
ist die stimmung da
ist die stimmung nicht da
und paßt es in die zeit
fällt es einem nicht ein
ist die stimmung da
und fällt es einem ein
paßt es nicht in die zeit
fällt es einem nicht ein
ist die stimmung da
und es paßt nicht in die zeit
fällt es einem ein
und es paßt in die zeit
ist die stimmung weg
fällt es einem ein
und paßt es in die zeit
und ist die stimmung da
will man es nicht haben
895
sie hat mich
weil sie meinte ich habe sie
betrogen
betrogen
896
die wirkung
jeder anwendung
hält je nach beschaffenheit
an
897
es handelte sich dabei
um eine anatomische
ungerechtigkeit
die ihr
so gesehen
zum vorteil wurde
898
es geht alles zu
und ihm nichts auf
899
kommt sie von mir
oder
geht sie von mir
zwei unterschiede
5 dialoge
900 (gehört)
ich mag dich
ja als was
als dich
901
ja wieso so
keine ahnung
scheint irgendwie zu gehen
902
morgen heute ist doch egal
ja du kommst einfach
903
woher dieser stolz mein lieber
na woher schon
904
das schafft niemand
auch du nicht
ich liebe sie nämlich
warum
weiß ich auch nicht
905
mit einem mal stellst du fest
daß um dich herum
begonnen wird
zu sterben
du nimmst es ihnen direkt übel
906
er liebte die menschen und die hunde
warum
konnte er nicht sagen
er meinte
er weiß es nicht
es ist einfach so
er sagte
beide gehen ihm aber manchmal
schon auf die nerven
907
Ein gefühl für die, die verloren haben, vor vielen jahren verloren haben und da geblieben sind, weil sie nicht anders konnten. Dieses gefühl hat ihm nie erlaubt, sich für jemand anderen zu halten, jemand anderen als er war. Und das wußte er.
908
Der alte mann und das gefühl, das aufkam. Das gefühl, das ihn diesen alten mann bemerken ließ. Es machte ihn dazu, was er war.
909
Als er alt, verbittert und zynisch geworden ist, alle seine gefühle fest im griff und nur noch für sich hatte, als er nichts mehr übersah und unbestechlich wurde, anderen und sich gegenüber unbestechlich, hat er diesen alten mann, der nur noch stolz war, stolz und zerbrochen, bemerkt.
910
wir schauten uns nur an
und je länger wir es taten
desto mehr haß kam auf
bis nichts mehr
außer haß
da gewesen ist
nichts
mehr
911
Könnt ihr euch noch an diese bar erinnern, in der wir zusammen die ganze nacht über saßen und uns dinge einredeten, die wir schon damals nicht so recht glaubten. Der regen, die kälte und der hund. Wir kippten die drinks in uns hinein und erzählten uns geschichten. Träumten von einer anderen welt und meinten, in ihr jetzt gerade zu sein. Wir lächelten uns an und wußten genau, was wir dachten. Damals. Ja.
912
diese paar tage
die weg sind
weggerutscht
soviel hoffnung
wie wir damals hatten
gibt es gar nicht
913
Es sind dann doch nur einige bruchstücke, der eine oder andere satz, auch nur mal ein wort, die bei dir alles wieder aufkommen lassen und alles in erinnerung rufen, was du vergessen gehabt haben wolltest. Es macht dir spaß, dieses spiel ab und zu einmal zu spielen.
914
so
sagst du dir
willst du dein leben
nicht einmal
geschenkt bekommen
es wäre dann zwar dein
aber im grunde kein leben mehr
ja
sagst du dir
ja
was solls
915
sie spielte nicht mit dem gedanken
schluß zu machen
sie spielte ihn aus
916
Du erzählst mir doch alles, du verbirgst doch nichts vor mir. Würdest es sagen, wenn etwas passierte. Wenn du jemand hättest. Jemand, von dem ich nichts weiß. Wir haben es doch so vereinbart, es uns versprochen. Ja, ich habe es nicht vergessen. Du hast dich in den letzten tagen verändert, bist kälter und abweisend geworden. Was mir auffällt, du meidest meine blicke. Schaust weg.
917
das ist ein spiel
auf das du dich da einlassen mußt
ein dummes und ein unsinniges spiel
das aber spaß macht
solange es gespielt wird
918
Vieles ist nicht gesagt worden. Es wurde aber von beiden verstanden. Das glitzern in den augen bei ihr und das harte um die mundwinkel bei ihm zeigten, daß keiner von ihnen mehr die mühe auf sich nehmen wollte, länger als unbedingt nötig hier noch bleiben zu wollen.
919
Nun. Es kommt eine zeit, in der du allein weitermachen wollen wirst. Zunächst sagst du immer weniger, erscheinst immer seltener, kommst nur noch gelegentlich vorbei und erzählst immer öfter geschichten von dort, fragst mich noch nach meiner meinung, hörst zu. Dann machst du es nur noch aus höflichkeit, weil du mich nicht verletzen willst. Und dann scheint es dir gerechter zu sein, dich nicht mehr blicken zu lassen. Du bleibst weg und weißt, daß ich dich von hieraus beobachte, aber auch das hält nicht lange. Wir geben auf. Du kommst dann zu der erkenntnis, daß es dir schwerer fällt.
920
es endete
für mich ein abschnitt
der für dich der anfang war
und nun willst du ihn mir erzählen
tue es nicht
es ist deine geschichte
die ich für dich nur angefangen habe
921
Er schaltete alle lampen an, machte die türen zu und ließ alle rolladen herunter. Er legte seine lieblingsplatte auf, machte sich einen drink und ließ die musik laufen. Er setzte sich in einen sessel und blieb eine weile sitzen. Als er den drink ausgetrunken hatte, verließ er die wohnung. Es war für ihn ein traum zu ende gegangen.
922
es war
wenn du so willst
eine lüge
der du aufgesessen bist
923
Ja, ich kann ihn verstehen. Er hat es solange geübt, bis er es einigermaßen konnte. Der rest wurde für ihn zunehmend unwichtiger, es hatte keine bedeutung mehr. Die welt, die er sich aufgebaut hat, war das, worauf es ankam. Er wollte sie, so gut er nur konnte, schützen. Er sagte sich, das wars.
924
er wunderte sich immer
warum die geschichten
so schnell zu ende gingen
sie waren lang
und trotzdem gingen sie schnell
zu ende
warum nicht einmal eine lange
dachte er
925
Sie sagte, sie hätte nicht gedacht, daß er sich als eine solche null erweisen wird. Sie hätte ihn länger oder überhaupt zappeln lassen sollen. So, sagte sie, hat sie sich von ihm ausnutzen lassen, und hat sich selbst in eine unmögliche lage gebracht. Das dumme war, sie glaubte, es würde für immer sein, und sie hatte ihr leben ganz darauf eingerichtet. Wie sich jetzt herausstellt, umsonst eingerichtet.
926
So ist die welt für ihn noch unverständlicher. Er begreift jetzt überhaupt nichts mehr. Kann sich, in dem was er hat, nicht mehr zurechtfinden. Er irrt jetzt nur noch durch die gegend, schnappt hier und da einen satz auf oder eine hoffnung, von der er glaubt, daß sie ihm nutzen könnte und ihn wie auch immer voranbringt. Er findet aber keinen halt. Und denkt immer öfter, daß ihm sein ruckgrat den hals brechen wird. Es wird ihm die kleinste hoffnung unter den füßen weggezogen. Letztendlich verrät ihn sogar die sprache, wie er jetzt zugeben muß.
927
Dadurch, daß er sie jetzt seit wochen nicht mehr hat sehen können, kam alles wieder auf. Er dachte, hätte er doch damals diese äußerung nicht gemacht, sich den satz verkniffen, es wäre vielleicht nicht soweit gekommen. Er hätte sie in seiner nähe gehabt, könnte ihre stimme hören. Vielleicht hätte sie sich entschlossen, bei ihm bleiben zu können, und das, was er sich erträumte, mit ihm geträumt. Wenn es vielleicht auch nicht lange gegangen wäre, es wäre es wert gewesen. Dachte er.
928
Sie hatte einige züge an sich, die ihn von dem entscheidenden schritt abhielten. Er übersah es dann schon lieber und tat so, als wäre alles in ordnung und er ihr trauen könnte. Das brachte ihn zwar nicht weiter, es machte die sache aber erträglicher. Er schaute in ihr gesicht, hörte, was sie sagte, und stellte sich blind und taub. Das gefiel ihm. Am nächsten morgen hätte er sich dann ohrfeigen können. Er beschloß, es bei dem, wie es ist, zu belassen. Er nahm ihr nur übel, daß sie sich keine mühe machte, diese züge zu verbergen. Sie mußte ihn, so dachte er, für einen trottel halten.
929
den tatsachen in die augen schauen
ihnen aber nicht glauben
einfach so tun
als ob die welt
in der man lebt
die wäre
die es gibt
930
er schaute sie immer so an
als ob es keine worte gäbe
die es ausdrücken könnten
931
sie konnte ihr leben
so wie sie es lebte
nicht ausstehen
und wie sie es wollte
nicht leben
auch kein anderes
sich vorstellen
932
man braucht dafür
starke gefühle
und da liebe es nicht sein kann
muß der haß dafür herhalten
933
sie hat ihn
immer gehaßt
nur warum
könnte man fragen
mußte sie mit ihm
all die jahre
zusammen sein
eine antwort
konnten beide
so schnell nicht finden
934
du machst dir sorgen
ob du es schaffst
die geschichte
einigermaßen
zu ende zu bringen
du denkst
an zerbrochene welten
an gescheiterte träume
und an den scherbenhaufen
den du vor dir hast
du hegst
einige hoffnungen
und versprichst dir oft
alles anders zu machen
von jetzt an
alles anders zu machen
935
das sind
meine worte
936
so ein leben
wie wir es geführt haben
gibt es nicht noch einmal
was es auch immer heißen mag
937
wir müssen uns verstehen
wenn einem nichts mehr einfällt
wird man höflich
938
wovor ich angst habe
na
daß mich jemand fragt
was ich am 18 november
um 19 uhr im jahre
2010 mache
und ich sage
das abendessen essen
was daran schlimm ist
es wird stimmen
939
warum ich dich liebe
das weiß ich nicht
es ist aber eine tatsache
an der wir nicht rütteln wollen
940
wir kommen immer seltener
mit menschen zusammen
man sagt sich
das wird schon niemand merken
941
ohne ihn wäre ich nie der
der ich bin
nun wissen wir beide
daß dies ihm wie mir
zum verhängnis geworden ist
und das muß dann reichen
942
ein verkorkstes leben
hatte er zu einer geschichte gemacht
schön wärs
es war umgekehrt
aus einer verkorksten geschichte
wollte er ein leben machen
auch dies wäre nicht schlimm
er wollte nur nicht einsehen
daß es nicht geht
943
wir schenkten uns viel zeit
wir schenkten uns viel aufmerksamkeit
und hörten uns immer zu
wir waren wie füreinander geschaffen
es war nur
ganz einfach
zu spät
zu spät für alles
944
so wie ich mich an die leute
heute nicht mehr erinnern kann
wird es ihnen auch gehen
945
wir verwendeten die ganze zeit
für das gegenteil von dem
wofür sie da ist
und wunderten uns am ende
daß keine mehr da war
ich sagte ja
die ganze
946
Es sind, so gesehen, gar keine menschen mehr da. Man ist nun allein geblieben und überlegt sich, welcher schwachsinn einen dazu gebracht hatte, heute, hier und so dazustehen. Man hat sich alle vom leib gehalten. Man war immer dabei, gehörte aber nie dazu. Und diesen komfort will man jetzt nicht auskosten. Es fällt einem der grund dafür nicht mehr ein.
damals
947
es hätte sein können
es fehlte nicht viel
nur einen ruck
hätte man sich geben müssen
und einen berg an erinnerungen
vergessen
um da wieder anzufangen
wo es mit den erinnerungen losging
am anfang
948
blicke
augen
viel mögliches
derweil
949
es waren die augen
die einfach jünger sind
und mich an uns
erinnerten
950
einer
der seine niederlage
gerade begreift
einer
der die letzte chance
gerade verplempert
einer
der seit tagen betrunken
gerade nüchtern wird
eine frau
die du immer haben wolltest
ein blick
der dir gerade klarmacht
daß du nicht mehr herauskommst
ein leben
das gerade futsch ist
und ein haufen große worte
irgendwann mal
im september
951
ein gesicht
das gerade da war
augen
die aufmerksam zuhörten
ein eindruck der verlorenheit
den sie nicht verbarg
ein kleid
das schöner war als sie
eine sehnsucht
die du nicht loswirst
die dich
möglicherweise
ja möglicherweise
zurückbringt
952
augen
nichts wie augen
die mehr versprechen
als du halten kannst
953
sie ist errötet
als ich ihr vorschlug
uns zu duzen
und ich habe darauf
eine geschichte aufgebaut
für mich
für mich
954
was solls was solls
und dennoch
glaub nicht daran
glaub ja nicht daran
ziehe es durch
und erwarte nicht
daß es gelingt
mach dir einen traum
und laß ihn langsam
ganz langsam
vorbeiziehen
sag es wäre gar nicht dein traum
955
er hat welten gebaut
die wackeliger nicht sein könnten
und sie halten
956
jahre die weg sind
jahre die verloren gingen
jahre die einem alles genommen haben
jahre ohne jeglichen sinn
jahre mit keinerlei hoffnung
jahre voller träume
die keiner außer ihm
zu träumen wagte
jahre ohne das gefühl
oder auch nur eine ahnung
am ende doch
nicht auseinanderzufallen
957
du sitzt
in einem schuhkarton
und erdenkst dir welten
die da
genau hineinpassen
es bleibt sogar noch platz
für dich übrig
958
es könnte gelingen
nur darum ging es
959
neulich
kam eine andere welt
zustande
960
Es tut irgendwie weh. Man möchte hingehen und es sagen, man möchte sie jeden tag sehen, man möchte sie in die arme nehmen können und nichts sagen müssen, man möchte. Und dann merkt man, das geht gar nicht alles auf einmal. Es ist nur ein traum, der, wenn man ihn träumt, keiner mehr ist. Es ist gar nichts mehr.
961
es war
nur ihre anwesenheit
und ich habe mir darauf
eine welt eingebildet
eine welt
die möglich gewesen wäre
nur soviel
möglich
962 (der traum)
Er träumte sich welten zusammen, legte sich hoffnunen zurecht, von denen er wußte, daß sie nicht in erfüllung gehen dürfen, damit diese welt, in der er lebt, nicht zusammenbricht. Er wartete jeden tag auf einen anruf, der alles verändert. Er wußte aber, daß er nie kommt. Gar nicht kommen kann. Sie wartete auf ein zeichen, eine andeutung, die es ihr erlaubt, alles hinzuschmeißen und es noch einmal, diesmal richtig, zu versuchen. Er dachte, wenn sie, für die er alles aufgeben würde, ihn abblitzen läßt, und er alles, was er sich mühsam aufgebaut hat, verliert. Seine lange gepflegte liebe, die ihm jetzt nichts mehr wert zu sein schien. Sie meinte, nicht das recht zu besitzen, ihr ihn abzujagen, ein leben und eine, wie sie wußte, große liebe zu zerstören, um darauf ihre eigene zu bauen. Wäre er nur bereit, den ersten schritt zu tun, damit sie einigermaßen sicher gehen könnte, daß er das, was sie aus seiner stimme herauszuhören meinte, auch denkt. Streckte er doch als erster die hand aus, zöge sie mit einer äußerung, einem blick an sich, vertraute ihr. Er sieht doch, wie sie lächelt, wie sie ihn anschaut. Er wachte auf, und wartete darauf, daß sie ihn heute bestimmt schon anruft, etwas vorschlägt. Er würde ihr dann alles sagen und ein mißgeschick auch in kauf nehmen. Wenn sie den anderen nicht verlassen wollte, würde er das schon verstehen. Nur sollte sie einen ersten schritt machen. Sie müßte doch merken, daß er nur darauf wartet. Auf eine gelegenheit wartet, ihr alles sagen zu können. Sie kann das doch gar nicht übersehen.
963 (der andere traum)
Da versuchst du es anders, du stellst einen drink vor dir, zündest dir eine zigarette an und beschließt, sie einzuladen und ihr alles zu sagen. Ihr zu sagen, welchen traum du hast und was sie darin für eine rolle spielt. Du überlegst dir sätze, suchst nach worten, und es fällt dir auf, daß du gar nicht alles aufs spiel setzen möchtest. Der drink wird immer schaler und du siehst, es fängt an zu regnen. Du denkst noch einmal nach, läßt dir alles durch den kopf gehen und merkst, es bringt nichts. Es geht nur eine zeit verloren, eine zeit, die dir nichts eingebracht und den traum kaputt gemacht hat.
Du läßt einige tage verstreichen, biegst es so hin, daß du sie unter irgendeinem vorwand triffst, und versuchst das gespräch so zu lenken, daß du eine andeutung machen kannst, ein paar bemerkungen fallen lassen kannst, die sie, wenn sie, ja, wenn sie, eigentlich verstehen müßte. Und es beginnt ein spiel, ein spiel, bei dem du, je länger es dauert, ein komisches gefühl bekommt. Ein gefühl, daß du dir den traum mit ihrer hilfe verhunztst. Du hast lust abzuhauen. Um ihn allein, ganz allein weiter träumen zu können, und weißt gleichzeitig, daß er dann erst recht tot ist. Denn das war er nämlich immer schon. Du beschließt, da, wo du bist, zu bleiben. Das, was du hast, zu behalten. Beim nächsten drink und beim nächsten regen erinnerst du dich an sie und denkst, daß du etwas verloren hast, etwas unwiderruflich verloren hast. Und das stimmt auch.
Es sind einige monate vergangen, in denen du viel zu tun gehabt hattest. Du wartest unter einer ampel bis sie auf grün springt und denkst wieder an den traum. Du beschließt, in deinem leben nichts zu ändern. Du fährst weiter und kommst von dem gedanken nicht mehr los. Du erinnerst dich noch an die sachen, die sie das letzte mal anhatte, an das sparsame make up, an die enge jeans, und es öffnet sich eine welt, in der du nicht drin sein kannst, die dich aber nicht losläßt. Du siehst sie dann doch und nimmst ihr übel, daß sie das alles nicht merkt. Komm, möchtest du sagen, wir lassen es. Aber nicht einmal das kannst du. Du kommst von der geschichte nicht los, obwohl es nie eine geworden ist. Und nie eine wird. Sie ist ein traum geblieben. Das war sie immer schon.
Nach jahren erfährst du dann, daß sie ein kind bekommen hat und jetzt schon zum zweiten mal verheiratet ist, mit einem mann, den du nicht kennst. Du versinkst in gedanken und hörst gar nicht mehr, was um dich gesagt wird. Du denkst, warum das alles bis heute noch nicht vergessen worden ist. Warum würdest du sie jetzt aber nicht mehr sehen wollen. Denn das willst du nicht. Du nimmst ihr das übel, das mit dem traum und das mit dir, das es gar nicht gab. Du sagst, das interessiert dich jetzt alles nicht mehr. An irgendeinem tag, an irgendeinem, fängst du dann wieder von vorne an.
964
plötzlich merkst du
wie wenig eigentlich
von all den jahren
übrig geblieben ist
du versuchst dich zu erinnern
was es gewesen sein mochte
und dir fällt nur
sehr viel haß ein
haß
der auf die jahre verteilt
beinahe vergessen worden ist
du hast ihn eine zeitlang
gar nicht mehr bemerkt
965
man merkt
man hat
eine unnötigkeit
begangen
es kommen nämlich doch
keine anderen welten
zustande
966
er machte in letzter minute
einen rückzieher
noch ein schritt
und es wäre nicht mehr gegangen
967
es ist
eine beschissene welt
in der du lebst
klein dumm
und eitel
sie ist keinen pfennig wert
es ist aber deine welt
968
du wartest
immer noch
auf eine
längst vergangene
geschichte
die wiederkommen soll
sagst du
969
Es hörte sich alles wie eine einladung, wie ein vorschlag an, wie eine kaum verschleierte anspielung auf etwas, von dem du im letzten moment dann doch abstand genommen hast, um das wiederzugewinnen, was du schon hast, was du aber ohne all dem nicht hättest behalten können.
970
wie wir uns an den traum
nicht mehr erinnern können
die geschichte aber
immer noch für möglich halten
sie kommt auch noch
in bruchstücken in splittern
ab und zu schon mal wieder
läßt uns aufhorchen
wir wollen sie aber so recht
nicht mehr haben
wir erinnern uns gerne an sie
sind aber sehr auf der hut
und achten sehr darauf
sie unser leben
nicht kaputt machen zu lassen
971
es ist dann doch deine welt
die langsam
beinahe unmerklich
von tag zu tag
kleiner wird
bis du sie einmal
gar nicht mehr hast
und von heute auf morgen
verschwindest
972
gibt dir eine gelegenheit
dich an den alten traum
den du dir und ihr
verhunzt hast
zu erinnern
ihn noch einmal
durchzuspielen
um ihn dann am ende
doch nicht
zu träumen
973
wenn du gar nicht mehr kannst
weder weiter noch sonst wie
suchst du einfach meine nähe
die du vorher
so gut zu vermeiden wußtest
du kommst zurück
und beteuerst
keinen schritt mehr
ohne mich machen zu wollen
du bist dann klein und häßlich
auf jeden fall so
daß ich dich gar nicht mehr haben will
mal angenommen
ich wollte dich jemals haben
974
so
stellst du mit einem mal fest
daß die leute
nicht mehr die sind
die du mal kanntest
oder noch kennen möchtest
es ist eine zeit vorbeigegangen
die es in sich hatte
die heute aber
nichts mehr wert zu sein scheint
es bleibt ein lächeln
ein blick
ein händedruck übrig
die an damals erinnern
an die zeit
an die man sich heute
nicht mehr festhalten kann
so
sagst du dir dann
975
an den ganzen traum
erinnert dann
ein lächeln
976
sie schauten sich an
sahen sich ziemlich lange in die augen
und lächelten
jeder für sich und für einander
bei ihm steckte der ganze traum dahinter
und die angst davor
sie könnte es merken
das ganze dauerte kaum länger
als paar sekunden
977
in ihren träumen
kamen die seinen nicht vor
in seinen die ihren auch nicht
nur sie
im grunde war das auch schon
die ganze geschichte
978
es dauerte nicht ewig
es sah nur so aus
979
es wird vielleicht nicht unangenehm sein
sich daran zu erinnern
es wird vielleicht das sein
was möglicherweise übrig bleibt
schau
sagst du dir dann
schau
und dann wird es nur noch darum gehen
die ruhe und einen einigermaßen klaren
rhythmus zu behalten
der einen nicht zynisch werden
und die eigene lächerlichkeit
nicht albern erscheinen läßt
man wird sich selbst wieder ertragen wollen
980
es kommt das gefühl auf
so wie bisher
weiter nicht mehr zu können
ja es sind welten
die zusammenbrechen
und es sind welten
die nicht entstehen dürfen
981
und eines tages
werde ich sagen
ich sah sie dann
nie wieder
982
dieser traum
kam dann nie wieder
983
so
mein lieber
das wars
30. juni 1994 - 10. märz 1995
das letzte
984
sie lachen
sie freuen sich
und du weißt
in einigen jahren
sind sie da wo du heute
du lächelst
985
Du kehrst nach einiger zeit zurück und da sind fremde menschen, sie benutzen eine sprache, die du nicht verstehst, die dich aber an etwas erinnert. Du meinst, die welt, aus der du gerade kommst, war auch nicht besser. Deswegen kamst du ja zurück.
986
ganz kurz
ist es aufgeflackert
ganz
übersehbar
987
Auf den ersten blick sehen sie so aus, als ob sie gar nicht zueinander passen würden. Je länger man sie kennt, je öfter man mit ihnen zusammen ist, desto deutlicher sieht und desto besser versteht man, daß es sie anders als zusammen gar nicht hätte geben können, sie wären anders gar nicht denkbar. Das ganze kommt einem ziemlich merkwürdig vor.
988
Leute, von denen du nichts willst, leute die dir gestohlen bleiben können, bringen dich mit leuten zusammen, die noch schlimmer sind. Und du dachtest, daß das gar nicht möglich wäre. Wie man sich doch irren kann.
989
der grund
ist oft auch nur
daß es weiter gehen muß
990
Es bahnen sich jetzt große veränderungen an, es wird sich alles grundlegend ändern. Zunächst einmal muß die stadt verlassen werden. Dann sind alle kontakte aufzugeben. Es müssen die sachen verkauft und die konten aufgelöst werden. Der umzug muß kurz und undramatisch sein, es darf nichts gefunden und nichts behalten werden. Nichts soll an uns erinnern können. Der blick aus dem fenster ist dort schöner als hier.
991
Und da überlegst du dir, ob das leute sind, mit denen du diese zeit zusammen aushalten könntest. Du schaust sie dir an, schweifst über ihre gesichter und bist dir nicht schlüssig. Du überlegst. Sie sind es nicht, denkst du. Du suchst nach einem vorwand, deine teilnahme absagen zu können, ohne ihnen das gefühl, du mochtest sie nicht, zu geben. Du sagst, es wäre dir zu anstrengend, die reise auf dich zu nehmen, und auch der termin wäre äußerst ungünstig. Noch während du es sagst, merkst du, daß deine absage erstaunlich schnell angenommen wird. Man ist eigentlich froh, daß du es gesagt hast und nicht mitfahren kannst. Das überrascht dich jetzt.
992
Er kam viel zu spät zu der party. Er kam als alle schon längst in bester stimmung waren und nur noch witze über das vorher geschehene machten. Er kam viel zu spät. Er mochte die leute jetzt gar nicht mehr, sie gingen ihm auf die nerven. In seiner welt gab es für diese leute keinen platz, sie waren unverständlich, fremd und albern, sie widersprachen allem, was er bisher gesehen und erlebt hatte. In seiner welt war alles klarer, erwachsener, ernster. Und die hier gaben sich mit worten ab, klammerten sich an sie und verbargen sich hinter ihnen. Es störte ihn ihr ganzes gehabe, ihr lachen, dessen grund er nicht so recht verstand. Er beschloß, die leute von nun an zu meiden, seine freundin auch nicht mehr abzuholen. Er überlegte, wie er es wohl anstellen könnte, ihr die besuche bei diesen leuten madig zu machen. Er beschloß, einen geeigneten weg dafür zu suchen. Er ahnte schon, wie er es anstellen wird. Ja, sagte er sich, genau. Genau.
993
Seine streifzüge durch die stadt, die er seit kurzem immer öfter unternehme, dienen eigentlich nur einem ziel. Es stecke der wunsch dahinter, noch verkorkstere leute zu treffen, als die, mit denen er tagtäglich auskommen müsse. Gelinge ihm das, fühle er sich besser und könne getrost da bleiben, von wo er vorher meinte fliehen zu müssen. Daß seine gescheiterte existenz ihm dabei keinerlei hindernis sei, könne er sich nicht erklären. Dieser umstand bleibe ihm schleierhaft, gäbe ihm aber gleichzeitig ein wenig hoffnung.
994
Neulich hat er mit mir wieder kontakt aufgenommen, er meldete sich kurz vor meiner abfahrt und beteuerte, mich heute unbedingt noch sehen zu müssen. Er wolle mir eine geschichte erzählen, die ihm sorgen macht, die ihn keine ruhe finden läßt. Er kam dann nach einer weile, machte es sich bequem und schickte sich an, eine längere geschichte zu erzählen. Es sei jetzt viel zeit vergangen, seitdem wir uns das letzte mal gesehen haben, sagte er, und meinte, dieser zustand müsse sich ändern, er werde mich jetzt öfter aufsuchen und mir von nun an alles erzählen. Keine seiner geschichten solle mir vorenthalten bleiben, wie diese, die er mir nun zu erzählen gekommen sei, auch nicht. Er wolle in dieser hinsicht keine derartige zurückhaltung mehr üben. Es bliebe ihm ja nur noch ich übrig. Auf jeden fall wäre ich jemand, auf den er sich verlassen könne. Nur noch ich. Sagte er.
995
die frau eines arztes
und der arzt einer frau
es kann manchmal
derselbe sein
oft auch dasselbe
wie überhaupt
alles immer dasselbe
ist
996
Erzähle mir deine geschichte. Erzähle sie so, als ob du sie dir erzähltest. Lasse nichts weg, was dich oder mich in einem schlechten licht erscheinen ließe. Vergesse die abschnitte und die augenblicke nicht, die du gerne vergessen möchtest. Erzähle die ganze geschichte, wie sie möglicherweise hätte passieren können. Ich bleibe dir die meine auch nicht schuldig. Es wird aber nicht dieselbe sein.
997
sag
sag
es ist nicht deine zeit
es ist nicht deine zeit
und es ist nicht deine hoffnung
die du gerade verplemperst
sag
ja nichts
998
an einem tag
an dem du es am wenigsten erwartest
an einem tag
der sein wird wie jeder andere auch
an einem tag
der nichts an sich haben wird
an einem solchen tag
999
es sind viele erinnerungen
es sind viele abende und nächte und tage
es sind viele menschen und gesichter und stimmen
es sind viele unnötigkeiten und erbärmlichkeiten
es sind viele worte und gespräche
und es ist nichts übrig geblieben
außer haß und verzweiflung und boßheit
ja
1000
Regst du dich doch noch, bewegst auch nur ein bißchen und schickst dich an, etwas zu sagen, etwas von dem du jetzt schon weißt, daß es dich den kopf kosten wird.
1001
du wartest noch
du erinnerst dich
du findest aber
nichts mehr
nicht einmal das
was du verloren hast
hättest du etwas
verloren
1002
hättest du etwas verloren
du würdest es nicht finden können
genau das ist es
zum glück
verlierst du nichts
1003
eine erkenntnis
die dich dazu bringt
daß nichts mehr
so sein wird
wie jemals davor
eine solche erkenntnis
gewinnst du nie
nie
solange du auch leben magst
1004
in all dem
ist keine geschichte
es sind nur bilder
vereinzelte bilder
die im kopf herumschwirren
und nur sich selbst ergeben
1005
nur weil du angst allein zu bleiben hast
lädst du dir leute ein
die dich in diesem gefühl noch bestärken
andere hast du angst einzuladen
damit du nicht dahinter kommst
warum du allein bleiben wirst
1006
Nun soll ich dir einen brief schreiben und dir meine welt erklären und klar machen, warum in dieser kein platz für dich ist. Ich soll dir erklären, daß du dir eine eigene langsam aufbauen sollst, eine, die deine ist und in der für mich kein platz sein wird. Das willst du nicht, du willst, daß es geht, daß es sich irgendwie einrichten läßt, auch wenn du dich dabei lächerlich machst. Ich soll dir den grund liefern, mich mögen oder auch nur hassen zu können. Sag. Warum.
1007
Könnte es sein, ich meine, könnte es sein, daß du nicht weißt, in welcher welt du lebst, in deiner oder in meiner. Es sind zwei, und zwar zwei, die sich nicht vertragen. Es bleibt nichts anderes zu tun, als eine zu wählen. Wenn du meinen rat hören willst, bleib in deiner. In meiner brauchst du viel von dem, was du nicht hast. Was du nie haben wirst, dafür müßtest du ich sein. Und das bist du nicht. Verstehst du.
1008
du suchst
eine antwort
auf deine fragen
bei mir
das ist unvorsichtig
es sind immer nur
meine antworten
und deine fragen
es werden nie unsere
fragen wie antworten
1009
Wir reden, sprechen, erzählen uns vorkommnisse, suchen nach antworten und greifen wild nach fragen, die niemand außer uns hat. Am ende wundern wir uns, warum keiner gewonnen hat. Warum nichts, außer müdigkeit und wohlwollen dabei herausgekommen ist. Wir verabreden uns fürs nächste mal, um all dem auf den grund zu gehen.
1010
müdigkeit
es kam
nur noch müdigkeit vor
und nichts als müdigkeit
1011
du hast dir
eine welt
zusammengezwirbelt
ja
1012
einsam
zweisam
dreisam
viersam
fünfsam
sechsam
siebensam
achtsam
1013
immer wieder vorkommnisse
immer wieder
man ahnt gar nicht
wie oft
etwas vorkommt
1014
Du spürst eine große erleichterung, daß du aus der sache herausgekommen bist. Es war knapp, es war im letzten moment. Du solltest dir aber nicht einreden, deine lage sei jetzt besser. Du bist die leute, nicht aber die welt, in der sie leben, los.
1015
Ein land ohne zwischentöne, wohin man auch schaut, nur ganzes, klares und sicher feststehendes. Nie zweifel, keine fragen. Eine welt in einem land ohne zwischentöne. Leute, die alles wissen, die, wenn du ihnen eine geschichte erzählst, diese erst gar nicht begreifen wollen. Keiner, so klein, eitel und dumm er auch sein mag, ist jemand, dem du auch nur einiges von dem, was du zu wissen glaubst, beibringen kannst. In einem solchen land.
1016
es gab einen kurzen moment
in dem es gegangen wäre
das weißt du jetzt
1017
es kam wieder das gefühl auf
von einer anderen welt
die nicht deine ist
du hast hineingeschaut
und hast mit ihr gespielt
du hast hoffnungen geweckt
und dinge zu sehen geglaubt
die du dir jetzt wieder mühsam
ausreden mußt
du mußt zurück
und hast dafür
nichts bekommen
kein wort
keinen blick
nichts
1018
ein händedruck
der für alles
was man hätte sagen
und was man hätte hören wollen
herhalten muß
er muß reichen
und er reicht auch
verstehst du
1019
eine reise von der du dir
viel versprochen hast
durch die du meintest
weiter von einer geschichte
träumen zu können
die nie eine wird
auch wenn du es wolltest
du wirst nie wissen
ob sie es auch gewollt hatte
eine verzwickte geschichte
aus der niemals eine wird
solange du sie dir auch denkst
1020
es wird eine liebe bleiben
die nie eine geworden ist
sie wird aber bleiben
einem
1021
da läßt einer
einen unbedeutenden satz fallen
und du baust darauf
ein leben auf
und schau da
es geht
1022
so kurz vor dem ende
werden wir nicht aufgeben
du meinst
ja das meine ich
1023
stück für stück
kommt es näher
stück für stück
1024
Du hast alle verbindungen aufgegeben, du hast alle leute abgestoßen. Du hast keinen mehr, außer dir. Keinen, dem du es sagen könntest.
1025
es sind nur noch wenige tage übrig
und du weißt
jeder tag
der kommt
bringt dich keinen schritt voran
er vergeht nur
1026
es lebt sich hier bequem
aber es ist kein leben
es ist nur eine art
die zeit
vorbei gehen zu lassen
1027
Glaub mir. Aus dieser lage kommst du nicht mehr heraus. Du kannst dich winden wie du willst, du sitzst fest. Von hier aus geht es nur noch berg ab. Und es gibt keine banalität, die dir erspart bleiben wird.
1028
zum ersten mal seit zehn jahren
habe ich gut geschlafen
und ich weiß nicht
ob es einen grund dafür gibt
1029
was mir fehlt
sind spontane liebkosungen
na dann werden wir mal in zukunft
auf spontaneität
größeren wert legen
1030
nun wendet sie mir den hintern zu
was in diesem fall
nicht weiter schlimm ist
da es sich
um einen schönen hintern handelt
1031
Plötzlich kam eine erstaunliche ruhe zustande, ein gefühl, was auch immer man macht, freudig, zufrieden und ruhig zu sein. Man irrt durch die gegend und sieht bilder, die man vorher nicht mehr für möglich gehalten hat, man schaut sie sich an und glaubt, daß jetzt nichts mehr passieren kann. Die ruhe, die einen umgibt, läßt es nicht zu.
1032
jetzt können sie feiern
sagte ich
falls sie jemanden haben
mit dem sie es tun können
1033
die zeit ist nicht mehr
so gut wie früher
man hat den eindruck
es ist eine andere zeit
1034
ja
denkt man sich
ja
1035
welche rolle du dabei spielst
meinst du
na welche schon
1036
es ist
nichts
was uns erwartet
1037
kleine
spiele
mehr nicht
1038
der tag
und dann
der nächste
1039
du
und ein leben
1040
die kurzen einfälle
fallen einem selten
ein
1041
Und dann kommt der moment, von dem an du nicht mehr merkst, daß du nur noch zappelnd durch die gegend rennst. Du irrst herum, legst ein noch höheres tempo ein und wunderst dich gar nicht, daß du auch dies schaffst. Du läufst auf hochtouren und merkst gar nicht mehr, daß du es nur deswegen tust. Als nächstes fällt dir auch das nicht mehr auf.
1042
Du bekommst deine ruhe nicht mehr. Wenn du sie nämlich noch hättest, könntest du das nicht mehr ertragen.
1043
Es könnte auch sein, daß das das ende ist. Ein ganz natürliches ende. Du merkst es nur nicht.
1044
komischerweise
sind wir immer noch in demselben kalender
nur ist hier november
1045
er hat sich versprochen
daß keine gegenstände
mehr vorkommen werden
es werden nur noch
keine gegenstände mehr da sein
1046
stell dir vor
wir wären es
die seit zwanzig jahren
zusammen sind
stell dir vor
wir wären ganz andere
die sich nicht gefunden haben
und stell dir noch vor
es wären nicht wir
die sich das sagen konnten
1047
eine immer öfter
wiederkehrende
ruhe
die keinen halt verspricht
die einem nur etwas vorgaukelt
was es auch immer sein mag
1048
just in diesem moment
rief sie an
wie abgesprochen
als ob daran gedacht
nur war der augenblick
der falsche
1049
Als du wieder zurückgekommen bist, wundertest du dich, wie du, als du noch hier warst, all diesem unsinn verfallen konntest. Es kam dir alles fremd vor, fremd und überflüssig. Noch am gleichen tag, ein paar stunden später, warst du dann dieser stimmung völlig verfallen, du warst mittendrin, als ob du gar nicht weggewesen wärst.
1050
es ist jetzt eine stimmung
und es ist jetzt eine zeit da
aus der ich nicht mehr herauskomme
aus der stimmung wohl
nicht aber aus der zeit
1051
Mit einem mal merkst du, daß das alles mit ihr und alles, was du dir ihretwegen ausgedacht hast, eine einbildung war. Du hast sie für jemand anderen gehalten, für jemand, der die gleiche geschichte wie du träumte. Deine geschichte.
1052
Es macht dir nichts aus, an sie und an deine geschichte nicht mehr zu glauben. Sie ist mit einem mal niemand mehr. So höchstens jemand, den du anlächelst, dem du gelegentlich in die augen schaust, in augen, die nicht mehr die sind. Es sind nur noch augen.
1053
Auch wenn du daran noch nicht so recht glauben willst, es sind von dieser seite aus keine geschichten mehr zu erwarten.
1054
jetzt sitzt du
und hast es begriffen
1055
komische menschen
vorher gesehen
kleine
1056
es war der abschaum
und es war der haß
1057
kreuzweise
ihr könnt mich mal kreuzweise
1058
wie man es macht meinst du
man muß halt sehr viel verstehen
und es aushalten können
1059
Obwohl du jetzt an die geschichte nicht mehr glaubst, wartest du immer noch, du meinst, sie ist zwar tot, sie muß aber doch noch passieren. Eigentlich muß sie es.
1060
du hast es dir jetzt ausgerechnet
es ist noch ein jahr
1061
du fragst dich
wieviel hätte man noch machen müssen
um sich das ersparen zu können
nein meinst du nein
1062
es kann nicht alles war sein
was dich soweit gebracht hat
es kann es nicht
1063
Der haß bringt dich dazu, nicht mehr allein sein zu müssen. Du bist zwar weiterhin einsam, es sind aber jede menge leute und dinge um dich, die du hassen kannst. Die mühe, die du dafür aufwenden mußtest, kommt dir jetzt wie gerufen. Sagst du.
1064
Dabei empfindest du keinerlei verbitterung, keinerlei zorn, nichts überhebliches. Sie sind nur der müll der geschichte, gehören einer nation von müllmännern an. Aber es ist nicht das, warum du sie haßt. Du haßt sie trotzdem.
1065
ich komme aber immer wieder zurück
eine erstaunlichkeit
1066
er hat zuviel verloren
von dem woran er geglaubt hat
er hat zuviel einstecken
und zuviel aufgeben müssen
als daß er sich heute noch
erkennen könnte
als der erkennen könnte
für den er sich einmal hielt
er meinte
das sei
eine ungerechtigkeit
1067
Nicht noch einmal, sagte er, dies dürfe nicht noch einmal passieren. Das würde er heute zu verhindern wissen. Durch sein auftreten und seine haltung werde er standfestigkeit beweisen und mut wie auch achtung an den tag legen. Sie könne ihm, so sagte er wörtlich, den buckel runterrutschen. Dies ist ihm aber im gleichen moment wieder peinlich gewesen. Er bat mich um verzeihung und versprach, daß sich so etwas nicht mehr wiederholen werde. Es komme nicht mehr vor. Das könne ich ihm glauben.
1068
das kommt daher
daß ich sehr schnell schreiben kann
man glaubt gar nicht
wie schnell
man sagt dann immer
hat man es einmal gesehen
man könne gar nicht so schnell schreiben
nun
sage ich dann
1069
es sind mir wieder
ein paar geschichten
aufgefallen
1070
im grunde
wiederholt sich alles nur immer
es kommt vor geht vorbei
und kommt wieder vor
um vorbei zu gehen
und wieder vorzukommen
es sind manchmal sogar
dieselben worte
die wenn sie vorkamen
gesagt worden sind
man versucht sich dagegen zu wehren
um nach sehr langer zeit
dabei nichts mehr zu empfinden
1071
du bist tot
sagte er
du bist bereits tot
du weißt es nur noch nicht
und du wirst es nie verstehen
nie
1072
ein immenses wissen
angehäuft
und dabei ist es
tatsächlich
das richtige wort
1073
Egal was du sagst, sie macht dir daraus einen vorwurf. Sie schafft es, aus jedem satz, den du, ohne dir dabei etwas gedacht zu haben, gesagt hast, einen vorwurf zu machen. Sie hört nie darauf, was du sagst, sie sucht nur die stelle, an der sie einen vorwurf einbringen könnte. Es ist eine perfektion, die zu bewundern wäre, wenn man sich die mühe machen wollte.
1074
Könnte es sein, daß das das ende einer geschichte ist. Das ende einer langen geschichte, die sehr schön war. Doch dann ist nur eine bitterkeit übrig geblieben, eine verbitterung und ein schmerz, die nicht mehr wegzukriegen sind. Könnte das sein. Sag.
1075
Es ist ein schmerz, der dich heulen läßt, du weinst und es tut weh. Es tut weh. Und du brauchst wieder tage, um es wegzukriegen, um die bitterkeit und das gefühl, alles, aber auch wirklich alles falsch gemacht zu haben, zu vergessen.
1076
An sich waren es vielleicht gar keine guten jahre, sie scheinen nur heute schön gewesen zu sein. Es waren aber meine jahre und aber auch jahre, deretwegen ich heute am arsch bin, hier sitze und nicht mehr weiter weiß. Es gibt einfach kein weiter.
1077
du suchst verzweifelt nach einem ausweg
wie überrascht du doch sein wirst
wenn du endlich einsiehst
daß es keinen gibt
ich glaube aber
du wirst trotzdem einen finden
warum
weil du immer schon einen gefunden hast
du findest die einfach
1078
ein gewirr von stimmen
die sätze sagen
augen
umherschweifenden augen
gesichtern
die wie versprechen ausschauen
und du weißt
hier kommt nie eine geschichte zustande
nie und nimmer
1079
Du oder ich, das ist jetzt einerlei. Wir haben verspielt und die geschichte verhunzt. Nur war nicht ich derjenige, der sie kaputt gehen ließ. Ich wollte mit ihr noch eine zeitlang spielen. Sie in den händen halten und sie nicht fallen lassen. Ich nehme es dir übel, mir die augen geöffnet zu haben. Ich nehme es dir übel, daß du nicht die bist, für die ich dich hielt. Es mag vielleicht gar nicht deine schuld sein. Du hättest es aber wissen müssen. Nun zeigt es sich, daß du nur die bist, die alle anderen auch sind. Aber ich nehme es dir trotzdem übel. Und ich glaube, ich habe das recht dazu. Wer, wenn nicht ich.
1080
es kam der tag
an dem ich ganz unerwartet
das gespräch habe führen können
vor dem ich immer schiß hatte
und es war der tag
an dem ich erfahren habe
daß dies vollkommen unnötig war
es war ein scheißgespräch
1081
wir drehen uns im kreis
und glauben auch noch
es wäre tatsächlich einer
der irgendetwas bedeuten könnte
wem auch immer
1083
wäre es doch schon vorbei
es wäre eine schöne geschichte geblieben
die ein traum werden konnte
ein traum
den niemand zu ende hätte träumen müssen
niemand außer mir
der ich ihn ja auch erfand
nun stellt sich heraus
es war nicht nötig
ihn zu erfinden
1082
mich hat niemand
mich nicht
1084
es hätte auch jede andere sein können
und jeder andere
gib aber zu
das glauben wir nicht so recht
es mußten wir gewesen sein
auf jeden fall
waren wir es
1085
wir verkriechen uns jetzt
jeder in seine geschichte
gib zu
vorher war es meine
in die du dich verlaufen hast
auch wenn ich am ende feststelle
daß es gar nicht stimmt
es waren von anfang an
zwei geschichten
die einander nicht brauchten
nur wußte keiner
wie er es dem anderen
sagen soll
und wozu eigentlich
1086
wir werden die fäden
die wir gesponnen haben
nicht mehr zusammenkriegen
wir hoffen uns in ihnen zu verfangen
dabei stehen wir nur ratlos
vor einem scherbenhaufen
schauen uns in die augen
und verstehen gar nichts mehr
weder was wir wollen
noch was wir sind
1087
Wir haben uns versprochen, noch einmal darüber zu sprechen, in die geschichte vielleicht ein wenig klarheit bringen. Und noch während wir es uns versprachen, glaubten wir nicht mehr daran. Wir wußten nur nicht, was wir sonst noch sagen sollten. Wir glaubten, es dem anderen schuldig zu sein. Das waren wir aber nicht. Es gab nichts, was wir uns schuldig waren. Nicht einmal uns gab es.
1088
ich hätte nur gerne gewußt
wer du bist
und was ich dabei
für eine rolle spielen soll
mehr war es nicht
1089
ich habe mich nur
an meine geschichte
festklammern können
das dumme war
ich wollte dich
1090
Man sagte, zwischen den beiden ist etwas. Sie schauen sich immerfort an. Verfolgen sich mit ihren blicken. Suchen ihre gegenwart, sagte man. Man sagte, sie paßten ganz gut zusammen, sie gäben ein gutes paar ab. Das traurige daran ist, einer von ihnen hat es eines tages geglaubt.
1091
ich lebe in einer welt
in der nichts passiert
und das was passiert
passierte schon immer
1092
komm
man kann es einfach machen
du bist es nicht
ich
naturgemäß
auch nicht
1093
er bemerkte kleinigkeiten
die sie
solange sie auch leben mag
nie sehen wird
1094
wir hatten keine lust
einen strich drunter zu setzen
wir gingen einfach weg
und trafen uns nie wieder
man hörte dann viel von uns
und brachte uns zusammen
1095
der durch die rechnung
gemachte strich
war die rechnung nicht wert
durch die er gemacht worden ist
auch wenn dies
keinerlei sinn ergibt
stimmt es
1096
er war ein geborener einzelgänger
der sich nur allein wohl fühlte
sein glück ist
sie war es auch
und sie fanden sich
1097
hilfst du mir
oder helfe ich dir
es wird im grunde
gar keine hilfe sein
es wird nur wehtun
und haß viel haß
aufkommen lassen
1098
wie soll ich sagen
ich hege sie nicht
ich pflege sie nicht
sie sind einfach da
und solange sie
nicht auf mir herumkrabeln
sind sie mir gleichgültig
ich meine
die spinnen
1099
wie man sich doch
immer nur
verrennt
1100
und
es trennen uns welten
1101
mit jedem tag
wurde es weniger
wurde es kleiner
und wurde unbedeutender
es wurden noch einige worte gesagt
es wurden höflichkeiten ausgetauscht
es wurden besuche angekündigt
es wurde aber kein sinn mehr erkennbar
weder darin noch sonstwo
1102
es blieben noch ein paar zeilen
die hätten geschrieben werden können
es blieben noch ein paar gespräche
die hätten stattfinden können
und es blieben keine möglichkeiten mehr
daß sich daraus
auch nur das geringste
hätte ergeben können
1103
Dann, wenn er sie nicht mehr sehen wird, kann er vielleicht die geschichte, die zwischen ihnen nicht passieren konnte, als etwas ansehen, von dem er sagen könnte, es wäre die zeit nicht wert gewesen, die er damit verstreichen ließ. So kompliziert sich das alles auch anhören mag, es war eine ganz einfache, um nicht zu sagen alltägliche unnötigkeit. Etwas, das nicht zu geschehen brauchte.
1104
Er sagte, er rauche noch eine und gehe dann. Sie brauche ihn nicht in erinnerung zu behalten, sie könne ihn und das, was sie erlebt haben, getrost vergessen. Sie meinte, das sehe sie auch so und finde es gut, daß er das gesagt habe. Damit, gab er jetzt zu, habe er allerdings nicht gerechnet.
1105
Von allen, denen es passieren konnte, waren sie beide, denen es passierte, die dafür ungeeignetsten. Sie waren der geschichte wie die geschichte ihnen nicht gewachsen.
1106
Nur manchmal, gelegentlich erwachte wieder das glitzern in den augen und das unbestimmte gefühl für etwas, das er sich so recht nicht erklären konnte. Von dem er aber wußte, daß es ihn irgendwann einmal losläßt. Er träumte jetzt davon.
1107
es war
keine hoffnung mehr
vorhanden
es war
eine gewißheit
die da war
1108
es sind
keine möglichkeiten
mehr da
es ist
nichts mehr möglich
1109
es sind
nur noch die worte da
die hätten gesagt werden können
nur gibt es keinen grund mehr
sie noch zu sagen
1110
es kann
nichts mehr gemacht werden
von feinheiten
einmal abgesehen
1111
wie doch ihre stimme sie
immer wieder verriet
nicht ihre worte
nicht ihre hände
nicht sie
ihre stimme
1112
ein erwachen
das keins war
und einen dennoch
überraschte
1113
wieviel zeit
muß denn noch vergehen
wieviel
1114
es hätte
gar nichts bedeuten müssen
es hätte auch nur so
passieren können
unbedeutend
1115
sei wer du bist
und ich werde
dich lieben oder nicht
1116
es sind verschiedene welten
in denen ich lebe
es sind aber nicht alles meine
1117
es eröffnen sich
dimensionen zwischen uns
von denen du
nicht einmal eine
wirst jemals verstehen können
1118
und nichts
geht in erfüllung
1119
mittlerweile
braucht sie soviel zeit
sich schön zu machen
daß ihr keine zeit mehr bleibt
um schön zu sein
1120
Es ist jetzt eine ruhe aufgekommen, die es in sich hat. Du hast alles hinter dir gelassen, alles, was es zu beenden galt, beendet. Du sitzt jetzt oder gehst mit dem hund in der gegend herum und hast nichts vor dir. Du bist da, es gibt aber keinen grund dafür.
1121
es gibt
ganz unweit von hier
eine andere welt
in die du hineingeschuppert hast
und du hast dich gewundert
was da alles möglich und unmöglich ist
konntest du ja nicht wissen
du
1122
es ist
kein gutes
es ist kein schönes
kein erhofftes
gar gewolltes
es ist aber ein ende
1123
leerer
sagst du
kann es um dich gar nicht werden
1124
und du schreibst
eine geschichte
fort
1125
anhänglichkeiten
aus not geborene
anhänglichkeiten
konnten daran
auch nichts ändern
1126
es ist ein wetter
das einem nichts verspricht
es ist
als wollte es einem selbst
ein versprechen entlocken
1127
du findest sie schön
weil dir nichts anderes übrig bleibt
kennst du das
1128
ich mache jetzt etwas
das ein fehler ist
und zwar dann
ein fehler ist
wenn du ein arschloch bist
so einfach ist das
du verstehst es aber nicht
ich weiß
1129
ein kleiderbügel
hing schief
1130
kleinigkeiten
so viele kleinigkeiten
1131
wir stehen morgens auf
weil wir dabei sein wollen
1132
nichts
als
nichts
1133
der einzige
auf den ich mich verlassen kann
ist ein hund
und der ist todkrank
1134
und du fängst
von vorne an
dazu ist es auch da
5. aprill 1995 - 13. dezember 1997
nun
1135
jetzt tue mal nicht so
als ob die welt zusammenbricht
die nicht
unsere
1136
dies störe mich
so ich
wörtlich
gar nicht
1137
er mag mich
und ich mag ihn
aber daraus ergibt
sich noch kein sinn
1138
ich ziehe gerade
die möglichkeit in betracht
verrückt geworden zu sein
1139
ja
ich weiß auch nicht
ich meine
was soll ich sagen
1140
du jagst
deinem leben nach
ich lebe es
nur eben meins
1141
es kamen
neue leute vor
ganz neue leute
und ich mochte sie nicht
ich hatte keine geduld
ihnen meine welt zu erklären
es war ja meine
1142
das mit der liebe
habe ich nie verstanden
vielleicht gibt es da auch
nichts zu verstehen
1143
auf einmal
haben dich alle verlassen
woran man es gemerkt hat
sie fingen an
dich wie einen seppel zu behandeln
sie trauten sich jetzt
dir ratschläge zu geben
vorher dachten sie es sich nur
du meinst
daran hast du es gemerkt
1144
alles was dir geblieben ist
ist der stolz
1145
ich mochte immer
schöne gegenstände
nichts freute mich mehr
als einen schönen gegenstand
in die hand zu nehmen
und ihn in der hand zu halten
ihn bewegen
in der hand
1146
ich habe dir
weder etwas versprochen
noch habe ich dir
ein versprechen entlockt
warum dann also
1147
viele tage und nächte
viele wochen und monate und jahre
viel zeit die verschütet ging
viele hoffnungen
die dazwischen aufkamen
und immer größer wurden
mit der zeit
viele menschen
die in erscheinung traten
und wieder verschwanden
viele eindrücke und kleinigkeiten
die sich auftürmten
und nichts außer sie selbst waren
viel hohn viel gelächter
viele worte und sätze
versprechen und albernheiten
jeden tag jeden monat
jedes jahr
1148
daß die zeit vergeht
erscheint mir
immer lächerlicher
sie kommt
und vergeht
es ist albern
1149
ich habe
einen haufen uhren
um mich
1150
ich ziehe gerade um
von einem ort
zu einem anderen
das nette daran ist
es ist dort genauso
wie hier
1151
bald
wird es niemand mehr geben
1152
ich sah immer nur das
was ich sehen wollte
bis vor kurzem
1153
und du wartest
auf ein wunder
das nie kommt
warum auch
oder nur
1154
man soll nichts verwechseln
den anfang nicht mit dem ende
und auch sonst nichts
1155
wenn es vorher schon
ernst war
dann was ist es jetzt
muß man sich doch fragen
1156
vieles sehr vieles
und es wird immer mehr
es kommt vor
und vergeht
und kommt wieder vor
es hat alles schon seinen sinn
aber eben seinen
man macht auch gerne mit
geht hin freut sich
wieder zurück
verspricht man sich
nie mehr hinzugehen
es ist unnötig
aber sinnvoll
zugleich
1157
eine frau
ein mann
unnötig
1158
es besteht keine notwendigkeit mehr
sinn zu haben
es reicht daß es vorkommt
1159
das mit der zeit
habe ich auch nicht verstanden
ich glaube aber
es ist das einzige
das mich am leben hält
daß es sie gibt
und sie immer wieder
kommen wird
ich kann für sie da sein
1160
es gibt momente
die manchmal tage dauern
da gibt es keine zeit
sie kommt einfach nicht
und dann ist sie wieder da
und du machst mit
gehst dann
mit
1161
Ich werde es vermutlich nie erklären können. Daß ich die zeit ein und ausschalten kann. Ich schalte sie aus und dann gibt es sie nicht. Ich mache tausend dinge oder sitze nur herum, aber sie gibt es nicht. Und manchmal ist sie, ohne mein zutun, wieder da. Und ich freue mich auf sie. Es ist dann schön.
1162
es ist mir
ein stein vom herzen gefallen
und ich weiß nicht warum
1163
es meinte
es besteht gar kein grund
mich in erinnerung zu behalten
1164
auch schuhe
nie gemocht
kamen mir immer komisch vor
weil zwei
1165
hoffnung ist
müssen sie wissen
auch nur ein wort
wenn auch ein schönes
1166
viele bilder
wieder erschienen
1167
die welt ist
so klein geworden
daß man sie gar nicht mehr
vergessen kann
man muß sie am stück
behalten
1168
ich sage es so
sie suchte immer probleme
er immer lösungen
für probleme
die niemand hatte
und
die frage ist
wer war glücklich
1169
das gefühl
alles schon einmal gesagt gehabt zu haben
und nicht verstanden worden zu sein
1170
wir haben alles so oft gemacht
es so oft wiederholt
daß einem der sinn längst entfallen ist
man macht es
und kommt nie mehr auf die idee
zu fragen warum
1171
alles
was man sagen kann
hatte für sie
keine bedeutung
1172
zuviel stolz
zuviel verletzlichkeit
zuviel haß
zuviel dummheit
1173
eine mischung
aus mensch sein
und mensch sein wollen
1174
man kann solche sachen
nicht wiederholen
und wenn man es kann
dann will man es nicht
1175
man dreht sich
zwar im kreis
freut sich aber
daß man sich bewegt
1176
der tag
der monat
das jahr
alles stimmte
nicht
1177
entronnen
auch wieder
so ein wort
1178
auf die idee
daß ich damit
auch nur
vor der welt
und vor dir
zu fliehen versuche
bist du nicht gekommen
1179
du bist jederzeit erreichbar
bist für jeden zu sprechen
läßt dir jede geschichte erzählen
und hörst auch noch zu
du kannst niemals nein sagen
und bist trotzdem allein
du meinst deswegen
das ist einerlei
1180
auch wenn du nicht weiter wußtest
du hast noch nie aufgegeben
du warst immer nur kurz davor
in letzter zeit allerdings immer öfter
1181
sagen wir so
ich liebe sie
und mußte sie verlassen
und zwar deswegen
den rest müssen sie sich denken
1182
etwas anderes
sagte sie
etwas anderes
hat sie nicht verdient
er fragte
sagte sie
wohl jemand
1183
auch wenn du alle kalender
vollschreibst
wird sich daran nichts ändern
1184
so
meine liebe
so
geht es nicht
ist es noch nie gegangen
1185
als er mal weg war
hängte sie das bild
umgekehrt herum auf
es sah komisch aus
1186
wenn
dann nicht mit mir
1187
es war
jede menge da
aber es blieb
nichts übrig
1188
Er ging in letzter zeit oft in sein zimmer und ließ sich vollaufen. Er wunderte sich gar nicht mehr. Es kam ihm mittlerweile sehr natürlich, gar selbstverständlich vor.
1189
du weißt nicht
wann es kommt
du weißt nicht warum
du weißt nur wie
und wer es macht
1190
es tut
weh
sehr weh
sagtest du ihr
du wolltest
sie sagte
ich weiß
1191
es sind
was soll ich sagen
nur schlußfolgerungen
allein die schlußfolgerungen
den rest habe ich weggelassen
meinen sie sie könnten damit
etwas anfangen
1192
es ist einfach
ein dummer mensch
der in seine zeit
hineinpaßt
1193
ich suche mir die hilfe
bei wem ich meine
sie bekommen zu können
du suchst sie erst gar nicht
es ist nicht schwer zu erraten
wir gehen beide leer aus
1194
morgen ist dienstag
und ich frage mich
wozu
1195
wenn das
das leben ist
dann ist es mir
zu wenig
1196
als belanglosigkeit
getarnte hilflosigkeit
na stell dir vor
es wäre umgekehrt
1197
ich soll die probleme lösen
die du erfindest
es wäre nicht weiter schlimm
du wirst nur nie müde
welche zu erfinden
1198
nein nichts nur
ich stelle mir gerade die frage
was unterscheidet euch heute
von den leuten
über die wir früher gelacht
oder uns geärgert haben
1199
alles sehr lustig
wenn auch nur teilweise
1200
ich wollte euch etwas beibringen
über ein leben
von dem ihr keine ahnung habt
und
es ist mir nicht gelungen
1201
ich weiß nicht ob du das weißt
aber ich muß es dir sagen
exakt dafür
ist der wein erfunden worden
1202
die welt geht nicht zugrunde
wirklich nicht
es sieht nur so aus
1203
es ist alles schiefgegangen
ich muß jetzt neue träume machen
kleinere
1204
ich mag vielleicht am arsch sein
ich mag vielleicht verloren haben
ich mag vielleicht ausgelacht werden
kurz ich vielleicht
eins aber kann mir niemand nehmen
eins habe ich nie verloren
meinen stolz
1205
er sagte meine geschichten
wären wie perlen
wie perlen die an den seiten
zusammengewachsen sind
und ich glaube ihm nicht
1206
Sie hat mich zwei jahre lang für ein arsch gehalten, für jemand, der mit den leuten spielt, sie sich ansieht, sie beobachtet, ihnen erlaubt, sich selbst vorzuführen. Schließlich, im dritten jahr, änderte sie ihre meinung. Das komische ist, sie kam nie und sagte, du, ich habe mich geirrt. Ich glaube, sie hat es nicht verstanden.
1207
vielleicht hättet ihr mir helfen sollen
vielleicht habe ich hilfe erwartet
verstehst du
1208
ich weiß nicht
in was für einer welt ihr lebt
es ist aber nicht die meine
1209
ich habe furchtbar viel mühe
und energie und zeit
in euch investiert
und ich weiß nicht
bei wem es sich lohnte
1210
diese welt ist für mich geschlossen
ob ich sie wohl gemocht hätte
1211
wir müssen uns jetzt trennen
für immer
bleib noch ein bißchen mit mir
und geh
wenn du nicht bis zum ende
bleiben kannst
ich werde das verstehen
ich werde dann allein sein
ich denke ich schaffe es
es tut sehr weh
dich nie mehr sehen zu können
wiederzusehen
1212
das sind so träume
die nie wiederkommen
nie
1213
du weißt gar nicht
daß du mehrere bist
und du wähnst dich
in der hoffnung
nur glaube ich dir
weder das eine
noch das andere
1214
wenn alles zusammenbricht
ist das der beste zeitpunkt
es sich genaustens
anzusehen
1215
probleme
sind etwas
das nur dazu da ist
sie zu haben
1216
das ist
nicht weiter schlimm
es ist aber
schlimm genug
sagte sie neulich noch
1217
wir kennen uns nicht nur gut
wir können uns auch verständigen
von mal zu mal
gelegentlich
nun
immerhin
1218
aber das
meine liebe
können nur wenige
seltsamerweise
haben wir sie alle
kennengelernt
1219
sie war immer
für die jaabersätze
zuständig
sie erhoffte sich von ihnen
etwas
1220
du bist ein träumer
träume doch mit
ich kann es nicht
ich verstehe
1221
es gibt
in keiner welt
nichts
umsonst
1222
wieder jemand
der nichts verstanden hat
es aber weiß
es aber nicht zugibt
und dem ich nun
nichts mehr sagen kann
1223
An sich ist es nur so. Sie kann von der welt, in der ich lebe, nichts verstehen. Denn verstünde sie sie, könnte sie in der ihren nicht leben. Nun darf ich ihr von meiner nichts erzählen, um sie, da ich sie mag, nicht unglücklich zu machen. Das dumme ist, sie hält mich für überheblich. Das dumme daran ist, dumm ist es nur für mich. Es kommt aber noch schlimmer. Mein freund kann von der welt, in der ich lebe, nichts verstehen. Denn verstünde er sie, könnte er die seine nicht ertragen. Nun darf ich ihm von meiner nichts erzählen, um ihn, da ich ihn mag, nicht unglücklich zu machen. Das dumme hier ist, ich habe den eindruck, er weiß das.
1224
Ich habe ihn jetzt lange nicht gesehen. Ich hoffe, er hat durchgehalten und alles ist ein wenig erträglicher geworden. Wir werden uns jetzt vielleicht öfter sehen. Ich ziehe in seine gegend um, was uns die gelegenheit geben wird, uns dann und wann zu treffen, zu reden, gemeinsam etwas zu unternehmen. Vielleicht wird die nähe uns beiden aber auch nichts nützen und nichts ändern. Wir werden uns weiterhin mögen, uns nur nicht sehen. Weil wir eh nie wissen, was wir dann sagen sollen, und schweigen nebeneinander her. Wie das letzte mal. Wir sind schon komisch. Na, ich zumindest.
1225
wenn es
nichts mehr
aber wirklich
nichts
mehr
1226
pausenfüller
man als
pausenfüller
aber schließlich
auch nur ein wort
genau genommen
ein dummes
wie privatangelegenheiten
1227
man kann es nicht sagen
weil man es nicht sagen will
wenn sie mich verstehen
1228
nichts nervt mich mehr
als wenn irgendein arsch
anfängt
mich zu duzen
um mich zu verletzen
das aber auch nur
weil es ihm immer gelingt
es ärgert mich
1229
ich bin schon eine nummer
sag jetzt nur nicht
die eintausendzweihundertneunundzwanzigste
ich würde es nicht ertragen
du mußt es ja nicht
1230
ich mache es nur so
weil es geht
1231
wiederholungen immer sehr gemocht
auch alles mögliche immer wieder
wiederholt
nur damit es noch einmal vorkommt
und wieder da ist
1232
hätte das jetzt nicht gedacht
auf jeden fall nicht von ihm
gedacht
1233
daß er die niederlage
doch noch verkraftet
und glaubt neu anfangen zu können
alles von vorne wieder aufbauen
mühseelig stück für stück
zusammenbasteln
damit es wieder eine zeitlang hält
nur gerade so eben
gerade damit man sagen kann
da
schau hin
1234
vieles wird weggeworfen werden müssen
und es wird in ordnung sein
es ist ohnehin zu nichts mehr gut
es hat schon etwas an sich
beinahe mit einer leere beginnen zu können
es wird ein schöner anfang sein
etwas wie aufatmen
1235
Vieles von dem, was die letzten zwanzig jahre wichtig war, wird man nicht brauchen. Man hat angst davor und träumt davon. Es ist ja wirklich nicht wichtig, es kam einem lange so vor, weil man sich gewöhnt hat. Wir glauben gar nicht, wie wenig man braucht, an wichtigem. Es sind letzten endes nur zwei, drei dinge, die man behalten muß. Und man weiß das.
1236
wir sagten
wir treffen uns hier
genau in einem jahr wieder
genau hier
jetzt bin ich neugierig
1237
ich bin vollkommen ruhig
die zeit kann jetzt
sehr langsam vergehen
ich habe nichts mehr
1238
die zeit
kann jetzt machen
was sie will
ich brauche sie nicht
1239
plötzlich
sind die sätze
nur noch für mich wichtig
von jetzt an
nur noch
1240
sie sagten tatsächlich
loslassen
1241
träume sind nicht dazu da
in erfüllung zu gehen
sondern um geträumt zu werden
das müßtest du wissen
1242
es soll mir niemand
was erzählen
es ist meine zeit
die ich vergeude
oder nicht vergeude
sie gehört einfach
mir
1243
ich bin gut genug
um mich so schäbig zu zeigen
wie es mir paßt
1244
es ist ja meine zeit
es ist einfach meine zeit
1245
ich weiß nicht
für wen ihr mich haltet
ich bin es aber
mit sicherheit nicht
1246
ich habe mich nur
seit jahren davor gefürchtet
immer das falsche zu tun
und genauso
fühle ich mich auch
1247
jeder lebt in seiner welt
und ich kann euch nicht sagen
daß die eure eine beschissene ist
1248
sie hat in mühsamer kleinarbeit
alles was uns verbunden hat
zerstört und zunichte gemacht
wäre sie nicht so dumm und einfältig
würde ich sagen
es steckt ein präziser plan dahinter
1249
ich bewunderte immer
ihre ausdauer
ihre hartnäckigkeit
ihre nie nachlassende mühe
mit der sie mich fertig zu machen
versucht hatte
und ich kann es ihr
gar nicht übel nehmen
ich mag es nur nicht
1250
keiner
blickt über den tellerrand
wovon auch immer
hinaus
keiner
zumindest gewinnt man
immer öfter diesen eindruck
1251
wenn ich schon
nicht dicht bin
dann doch zumindest
die türen
du lieber gott
1252
jetzt wirst du
in einer welt leben müssen
in der keiner weiß
wovon du redest
je mehr leute du triffst
desto offensichtlicher wird das
du ziehst dich zurück
weil du etwas hast
wohin du dich zurückziehen kannst
das nützt dir aber nichts
es wird jetzt
niemanden mehr geben
der auch nur ahnte
was du dich gar nicht mehr zu sagen traust
eine zeitlang vielleicht
1253
die welt wird jetzt
sehr klein werden
es werden keine menschen
mehr vorkommen
keine neuen
und die gewohnten
werden immer öfter
ausbleiben
bis sie dann eines tages
gar nicht mehr erscheinen
du wirst allein sein
und irgendwie
glaubst du
wirst du dann
glücklich
auf jeden fall
nur noch du sein
1254
ohne einen ersichtlichen grund
stahl er sich davon
und hoffte immer
davongestohlen zu werden
1255
ich würde schon lieber
nur geht es nicht
3. januar 1998 - 20. dezember 1998
einfach so
1256
eine leidlich
groteske gestalt
die sehr stolz ist
sehr verletzlich
gelegentlich zerbrechlich
sich was einbildet
und zwar darauf
eine lachfigur
könnte man auch sagen
wenn man wollte
1257
bist du ich
oder
bin ich du
es ist
auf jeden fall
einerlei
1258
ich habe lust
etwas
das viele jahre hielt
kaputt zu machen
nur um mir selbst
zu beweisen
daß ich das bin
wofür die anderen
mich ohnehin halten
1259
es hieß
es sei zu viel~ düsteres
zu viel trauriges
deprimierendes
da drin
es tut mir ja auch leid
woher kommt es wohl
1260
jetzt werden wir
das ganze jahr
lauter neunen
schreiben müssen
ich habe es kommen sehen
es ist furchtbar albern
auch wenn man bedenkt
das es im nächsten
lauter nullen sein werden
1261
sie fragte einmal
warum muß immer
das wort plötzlich vorkommen
ich wußte es nicht
ich weiß es auch jetzt nicht
1262
sie war
fast schön
1263
Schau. Ich kann mich mit ihr noch einmal treffen, wir werden irgendwo hingehen, ziemlich lange zusammen bleiben, uns viele komische, ein wenig schräge und verschrobene geschichten erzählen. Ein bißchen trinken. Uns ein paar mal verstohlen in die augen schauen. Noch eine weile sitzen bleiben. Und dann komme ich zurück. Dachte ich.
1264
vieles von dem ganzen
mußte weggeworfen werden
und es ist gerne weggeworfen worden
es wollte nicht übrig bleiben
1265
mit einem mal
waren viele geschichten
die in der langen zeit passiert sind
nicht mehr wichtig
die wenigen die übrig blieben
habe ich mitgenommen
ich weiß nicht so recht wozu
ich habe sie aber
1266
jetzt gehst du
und kommst
immer seltener wieder
weil du und die leute
weg seid
1267
wenn man weiß
daß daraus
nichts werden könnte
1268
irgendwann einmal
werde ich sagen
heute ist der erste tag
wenn ich es merke
1269
irgendwann einmal
werde ich sagen
heute war es der erste tag
und es wird ihn
nicht mehr geben
vielleicht wird es einer sein
den ich gemocht hätte
1270
er meinte
der augenblick
der gerade weg ist
ist einer gewesen
in dem man hätte
glücklich sein können
und zwar immer
1271
sie ist
einfach
verrückt geworden
das dumme ist
sie hat es nie erfahren
1272
nun weiß man
daß zwar nicht alles
umsonst war
es hat aber nichts genützt
es war nur
1273
wenn nun
alles neu beginnen soll
und du den eindruck
es nicht mehr für nötig zu halten
nicht los wirst
1274
es hätten auch alle anderen sein können
dann wäre es aber
nicht ich
und darin immer den sinn gefunden
merkwürdig
1275
stolz
einfach
eine menge stolz
1276
ängste
träume
die das gleiche sind
und ihnen immer nachgelaufen
1277
eine leere
ein gefühl
alles schon gemacht zu haben
und nichts mehr zu wollen
und das was gemacht
nicht gemocht
1278
man sitzt nur noch
guckt vor sich hin
und das wars dann schon
1279
auch das gefühl
nichts mehr zu wollen
mit dem erreichten
zwar nicht zufrieden zu sein
doch auskommen zu können
ein gefühl der ruhe
die an resignation grenzt
aber doch keine ist
1280
neulich
ganz anders zu werden
sich versprochen
1281
nicht mehr viel zeit zu haben
etwa fünfzehn jahre
und die auf sich zukommen
lassen zu wollen
auf sie aber
nicht mehr neugierig zu sein
1282
als ich die lampe anbrachte
hielt die dritte schraube
und somit auch die lampe nicht
1283
auch mit der sprache
nicht zufrieden gewesen
sie zwar gemocht
und auch besessen
sich aber immer gefragt
ob sie wohl bleibt
komisch
1284
in zwei tagen
bin ich
ein jahr älter
als vor zwei tagen
das ist doch blödsinn
1285
es kamen zwar
immer wieder menschen
darin aber
kein sinn mehr vor
1286
von wegen
von wegen etwas neues
aber nur schließlich
1287
vielleicht auch nur
weil die worte so schön waren
und man sie aufschreiben
weil man sie nicht sagen konnte
nicht weil man wollte
und sie bleiben trotzdem
aufgeschrieben
1288
man vergißt alles
weiß nur
daß es schön war
1289
Sie sind eine schöne junge frau. Sie wissen, was sie wollen und werden es auch erreichen, noch viel lernen, einiges sehen und sie werden einsehen, daß sie mich nicht brauchen. Es war nur eine idee, eine möglichkeit, etwas gewolltes. Sie haben sich eine geschichte ausgedacht, die vielleicht schön geworden wäre. Es ist ihre geschichte, in der ich eine rolle spiele. Die mir gefällt. Nur ist es ihre geschichte und meine rolle. Aber ich bin es nicht, an den sie denken. Ich bin es nicht. Ich werde meine rolle, die ich hätte spielen können, nicht vergessen. Behalten wir das.
1290
es hindert uns alles daran
die geschichte zu versuchen
selbst wir
1291
ich erlebe es nicht
zum ersten mal
und sie nicht zum letzten
es geschieht eben
es verschwindet
kommt wieder zurück
und wird
immer schöner
mit der zeit
die weg ist
1292
sagen sie nichts
was wir beide
nicht vergessen könnten
1293
schließlich
eine seltsame begegnung
die nicht anhielt
und nichts versprach
und dennoch
wie ein versprechen
ein spätes versprechen
uns erhalten blieb
1294
es schien
etwas zu sein
daß man sich
gerne versprochen
gehabt hätte
nur zögerte man
es zu wollen
1295
immer weniger von dem
was möglich gewesen wäre
scheint einem wert zu sein
möglich werden zu können
geschweige denn zu müssen
1296
wissen sie
es ist das leise das stille
das was wir gar nicht zu sagen brauchten
es ist das verständnis
und es ist die gewißheit
daß die unterschiede belanglos sind
es ist die freude und die angst vor ihr
und die sinnlosigkeit
die alldem dennoch nichts anhaben kann
es ist die zeit
die uns nahe brachte
ob wir es wollten oder nicht
und die neugier und die hoffnung
jemand wie uns treffen zu können
die wir es dennoch nicht sind
es ist die müdigkeit die aufkommt
und einen zweifeln läßt
es ist die erwartung von etwas
das schön hätte gewesen sein können
und es sind die worte
die nicht gesagt worden sind
weil man wußte
sie nicht sagen zu müssen
es ist die zeit
die dazwischen war
und die alles ganz langsam baute
beinahe ohne unser zutun
es ist all das zusammen
1297
der stolz
der übrig geblieben ist
war alles
worauf es noch ankam
1298
eine gedachte geschichte
die nun mehr zeit
einnimmt als alle anderen
und sich mit einer langsamkeit
ausbreitet die ich so mag
sie wird dann später
von nichts zu übertreffen sein
sie wird kommen und gehen
aber immer da sein
denn es ist unsere geschichte
1299
ich komme nie mehr zurück
ein satz der nur für mich
bedeutung hat
und eben deswegen
1300
ich sagte ihr noch
glaube es nicht
laß ihm die würde
und den mut und die verzweiflung
die ihn dazu gebracht haben
das zu werden
was er nun nicht mehr sein kann
da sein
1301
er lebte
und nun nicht mehr
es klingt albern
aber es ist so
ich kann ihm
nichts mehr sagen
ich wollte es aber auch nicht
es war für mich
einerlei
1302
wie bringe ich sie dazu
die einfachen sätze
zu sehen
und das in ihnen enthaltene
zu verstehen
1303
willst du es sein
oder bist du es schon
oft geht es einfach nur darum
und um nichts anderes
1304
das wort vorläufig
kam oft vor
viel mir auf
1305
sein gesamtes leben
war von einer vorläufigkeit
gekennzeichnet
wie sie vorläufiger
nicht hätte sein können
1306
ob sie leuchtende augen bekommen
wenn sie dir etwas erzählen
genau daran erkennst du sie
1307
wir können uns
einen ganzen tag schenken
und die zeit
die er braucht
um vorüber zu gehen
die zeit wird weg sein
nicht der tag
1308
du hast einen schönen körper
er wird es nicht immer sein
auf jeden fall bleiben
1309
es kommt
mit der zeit
darauf an
will man sie anhalten
alles wegzulassen
was unwesentlich ist
und die gesamte
dadurch gesparte zeit
dafür verwenden
was für einen wesentlich ist
und schon hat man es
sie steht
beinahe
1310
ich habe alles verloren
und etwas gewonnen
das wie nichts aussieht
1311
es ist zu spät
einfach für alles
zu spät
es sind welten
zunichte gemacht worden
1312
ein kleiner hoffnungsschimmer
ewies sich als ein weg
von dem es kein zurück mehr gibt
1313
denn es wird nie mehr etwas geben
das soviel wert wäre
wie das was ich gerade kaputt mache
um mehr zu haben
als ich nun verliere
1314
es hat
vorne und hinten
keinen sinn
es sind nur bilder
die schön sein könnten
aber sinnlos
1315
es muß
eine solche welt geben
es muß einfach
1316
ich habe nicht vor
so zu sterben wie er
sein leben einem traum
geschenkt zu haben
der es nicht wert war
1317
und ich wartete
auf einen anruf
der nie kam
aber immer kommen sollte
1318
vergangenheiten
so viele vergangenheiten
sind aufgekommen
1319
alles
was dazwischen lag
stand einem plötzlich im weg
und es sollte ja
genau zum gegenteil davon
gut sein
1320
es ist heute ein tag vergangen
und zwar einer von denen
an dem ich mich darüber wundere
1321
nicht weil ich sie berührt habe
sondern weil ich es wollte
es ist verzwickt
aber einfach
1322
plötzlich sind worte
möglich geworden
die es vorher
gar nicht gab
1323
ich begann
alle briefe zu lesen
und mich zu wundern
1324
ich hätte wieder
ich zu sein
gekonnt
wie gesagt
1325
ein hinnfällig gewordener brief
weil das leben schneller war
1326
Wir haben die ganze zeit der welt, sagte ich. Ja gut, sagte ich, wir werden sie bald nicht haben wollen, wir werden aber von uns sagen können, wir hatten sie, und wir hätten sie haben können, wenn wir es gewollt gehabt hätten.
1327
man braucht ein ganzes leben
um festzustellen
daß man es gar nicht gebraucht hätte
und das schöne ist
man ist nicht überrascht
man wundert sich nur
1328
aus einer geschichte aussteigen
um in eine andere einzusteigen
von der man will
daß sie so wird wie diese
1329
vieles
was durcheinander kam
war auch vorher schon
durcheinander
1330
warum sollte ich mir
das alles nicht antun
nur weil sie sagen
es wäre unmöglich
es ist möglich
nur sinnlos
und das wissen sie nicht
sinnlos
weil am ende
nichts herauskommen kann
weil es das nicht darf
es ist aber möglich
ich versuche es einfach
vielleicht
1331
ich habe nicht den mut
aus dem fenster zu springen
ich vermute aber eins
1332
er hat den mut
nicht aufbringen können
er hat es gewollt
sich erhofft und erträumt
als es so weit war
als es möglich geworden ist
dachte er sich
es wäre die zeit
die ihm noch übrig bleibt
die sache nicht wert
in der wenigen zeit
die er noch hat
ist diese geschichte
die er will
nicht auszuleben
er muß bei dem bleiben
was in diese zeit
noch hineinpaßt
gerade noch
so eben
1333
eine dummheit begehen
wenn man der einzige ist
der es für keine dummheit hält
wirklich der einzige
und man begeht sie
und siehe da
1334
weißt du
wir beginnen
eine vergangenheit zu haben
obwohl wir
nie eine zukunft gehabt hatten
1335
wir hätten
nicht weitermachen sollen
wir hätten
an einem punkt halt machen müssen
von dem es noch ein zurück gab
wir sind weiter gegangen
immer weiter und weiter
bis es eines tages
vorbei sein mußte
es wird aber weitergehen
immerfort
1336
wir glauben gar nicht
wie wenig einem alles
wert zu sein scheint
wir glauben es einfach nicht
1337
ich kann dir nicht die welt ersetzen
ich mag sie nicht einmal
1338
es sind sachen
möglich geworden
mehr ist es nicht
sie sind möglich
und vorher
gab es sie gar nicht
1339
ich bleibe hier
da wo ich mich wohl fühle
unter den worten
die ich habe
und leugne alles andere
weil es das nicht geben darf
es darf es nicht
1340
vieles wird mit der zeit verblassen
nur dann und wann
in erinnerung kommen
wie ein fernes versprechen
von einer anderen welt
die es für mich nicht geben wird
1341
ich weiß es heute
es wird für mich
diese welt
vielleicht
geben
es wird aber
nie meine bleiben
1342
es wird ein komplizierter abschied
komische worte blicke
etwas wie haß
nicht gewollter
aber dennoch haß
wird aufkommen
einen kurzen moment lang
wird alles sehr ungewohnt sein
komische züge
werden zum vorschein kommen
die erwartet doch nicht erhofft
1343
plötzlich
kommt das wort vorher
immer öfter vor
obwohl es ein danach
nie gegeben hat
1344
und alles wird noch grauer
noch grauer als es vorher
ohnedies schon war
grauer älter und sinnloser
1345
und dabei ist nur
etwas zerbrochen
das es gar nicht gab
etwas erträumtes
blieb was es war
und immer nur gewesen ist
aber eben etwas
1346
keiner
wirklich keiner
hielt es für möglich
1347
und nun sagst du
du wolltest eben nur
niemand verletzen
1348
wenn man feststellt
daß man völlig
allein ist
und bleiben wird
nur mehr noch
1349
kraft
sorgen
die sinn machen
1350
ich werfe dir
die geschichte
vor die füße
1351
nicht
daß ich es nicht gehabt haben wollte
ich konnte es nur nicht
1352
es sind
schließlich und endlich
die albernheiten
1353
nie gewußt
wer man ist
und daran festgehalten
1354
von nichts mehr umgeben
allein in einem raum sitzend
den alle verlassen haben
es wird niemals mehr
jemand zurückkommen
und man selbst geht nie weg
1355
du klaubst dir am abend
deine sachen zusammen
die du morgen wirst anziehen wollen
und weißt noch heute
an dem abend
daß du sie morgen nicht anziehen wirst
du machst es aber immer wieder
immer wieder und wieder
1356
du hast ein schlechtes gefühl
ein gefühl
daß du etwas
das du hättest machen sollen
unbedingt machen sollen
nicht gemacht hast
du glaubtest
die zeit macht es ungeschehen
oder für dich
1357
es sind zwei welten
die sich nur am rande
berühren
ganz leicht
ganz unauffällig
berühren
und dann
so bleiben
1358
ich möchte
in diesem dreck
nicht sterben müssen
1359
es schreibt dünn
na dann freu dich doch
es sollte aber noch dünner
schreiben
1360
es waren ganz kleine
ganz unbedeutende
gesten worte sätze
an denen ich immer gehangen habe
sofern ich sie einmal
zu gesicht bekam
1361
es wird
außer mühsal
außer haß und notwendigkeit
außer sturrheit und bosheit
außer müdigkeit und zweifel und hoffnung
außer leere verzweiflung und an sich festhalten
außer einbildung und noch mehr hoffnung
nichts
1362
es ist der kontakt
abgerissen
worden
1363
die sprache
ist verloren
gegangen
1364
Und dann wieder momente, in denen alles hart und grausam erscheint. In denen verzweiflung und mut gar nicht mehr helfen. Auch sturrheit und geduld nicht. Es sind gute und schöne momente, an denen man sich festhalten kann. Sie taugen aber nichts.
1365
worte
warum mochte ich sie bloß so
1366
und dann
wieder zurück
und nie mehr weggehen
nur davon träumen
1367
für die einen
die einen
und
für die anderen
die anderen
aber nicht für mich
1368
ich werde immer
so weiter machen
solange es ein immer
und mich gibt
ich werde es immer wieder
wiederholen
und dadurch alles sehen
1369
ich schaue
wie die zeit
vorbei geht
gehe ein stück mit
1370
ich lasse mich
von der zeit
nun was
20. dezember 1998 - 6. januar 2000
was soll ich sagen
inhalt
selbstgespräche monoton 1
selbstgespräche monoton 2 185
schon irgendwie merkwürdig 266
so geschichten 373
auf einmal 517
immer noch 611
es bleibt dabei 697
diesmal er 787
damals 891
das letzte 984
nun 1135
einfach so 1256
_____________________________________
selbstgespräche monoton
1
futsch und kaputt
nicht alles
nein
außerdem weiß ich ja
was heißt schon alles
nur das meiste
meistens das unwichtige
aber es wird zuviel
zu viel des unwichtigen
man hält es nicht mehr durch
2
das konntest du noch nie
ich hätte auch so verloren
ja aber schöner
verloren ist verloren
das glaube ich nicht
was bleibt dir anderes übrig
es ist keine gute zeit
man muß schneller werden
weiß aber nicht wie schnell
und man weiß
daß es einem auch nicht gesagt wird
wo sollte man denn fragen
wo hätte man fragen sollen
wer sollte etwas dagegen haben
andererseits
3
das gestern
war ganz anders
ich habe nur
die nummer gewählt
und da war es vorbei
das merkte ich sofort
es war dann auch zu spät
zurück ging es ja nicht
aussteigen auch nicht
man hat nur noch
zurückschauen können
es war eben vorbei
doch man mußte weiter
sprechen
obwohl es nie mehr
weitergehen wird
was wohl
4
man ermüdet nicht einmal
es kommt einem nur sinnlos vor
man sagt gar nichts mehr
ärgert sich auch nicht
irgendwie sitzt man dann da
und hat nichts worauf man
noch warten kann
es ist einem egal
einfach egal
und es passiert nichts
wie auch
es ist ja schon passiert
5
der war so was von zufrieden
direkt wütend hat er mich gemacht
mit wut geht es aber nicht
das wird zu lang
das hält man nicht durch
man glaubt es nur
6
kannst du es überhaupt lassen
es wird doch nur länger
nicht leer oder leerer
einfach nur länger
das macht es ja so schwer
und du kannst nicht heraus
nicht mehr
man hält es schon durch
nur lohnen lohnt es sich nicht
bleiben und bleiben lassen
abrutschen
wo kannst du denn schon abrutschen
7
was kann man noch wollen
ich habe es kaputt gemacht
habe es kaputt gehen lassen
warum auch nicht
8
ich habe es eigentlich anders erwartet
nicht so deutlich
war auch schnell vorbei
irgendwie war es vorbei
weg
9
man hätte es sehen müssen
aber man dachte sich
das sind ja nicht meine träume
sind ja auch nicht meine träume
gut man hätte es nicht
zu sagen brauchen
und sie merkte es auch
es kam zu spät
irgendwie war alles
zu spät
10
eigentlich habe ich es nie
recht verstanden
wir gingen einfach weg
oder weiter wie auch immer
es schien alles
ziemlich eindeutig zu sein
heute macht es nichts mehr
aus war es schon damals
11
sie sagte nichts
schaute nur aus dem fenster
es kam alles anders
man merkte es ihr nicht an
am anfang zumindest
dann konnte sie nicht mehr zurück
und wollte es auch gar nicht
sie hat mir ja nichts versprochen
es kam einfach so
12
sie spielte mit
das konnte man deutlich sehen
noch einmal versuchen
nichts mehr als träume
sätze
nichts mehr
ob sie etwas anderes erwartet hat
vielleicht
man sah es wirklich gar nicht kommen
es wurde einfach jeden tag
ähnlicher
13
nichts war mehr klar
es ging nur noch bergab
man wollte eben clever sein
man versuchte sich herauszureden
und es wurde nur noch schlimmer
es war zu lang und es begann
zusammenzuhängen
schon das wort
sie kam dann noch einmal
später
14
es war gar nicht mal so voll
aber trotzdem
du hättest vielleicht
rüber gehen sollen
eine weile stehen bleiben
ja gut das wäre
nicht die lösung
oder was meinst du
nein nein
es ginge schon
glaube ich
15
sie hatte nichts gesagt
brauchte sie auch nicht
ich wollte ja nichts bestimmtes
später war es egal
wir haben das dann
auch wieder vergessen
doch
16
jetzt sag was du willst
von da an war es aus
ich war müde
und machte einfach nur mit
ja gut ich glaubte schon
daß sie mir hilft
und irgend etwas sagt
es hätte ja nichts wichtiges sein müssen
sie konnte es vielleicht auch nicht
was soll ich noch sagen
17
keine neuen
keine alten vorkommnisse
wie gehabt
alles wie gehabt
und es schien schon zu gehen
durchbruch herauskommen
träume und kälte
und keine fragen mehr
nichts als kommentare
ausdrücke chaotisch
also doch verwirrend
nicht einmal das
einfach übertrieben
18
albernheiten
wenn es nur das ist
wenn es das wäre
verklemmt
letztendlich
unverständlich
vollkommen
sag teilweise
19
Ich habe eine erklärung, aber das nützt mir nichts, nicht weil mir niemand glaubt, ich bekomme keine gelegenheit, sie vorzubringen.
20
vordergründig
alles zu einfach
nur aufgesammelt
hier und da gehört
abgeguckt
abziehbilder
und es wird keiner merken
das alles ist viel zu fein
hätte ja jeder sagen können
oder eben nicht alles
21
keine großen worte
auch situationen
bloß so
aufsammeln
versuche nur nicht clever zu sein
nicht daß es jemand merkt
das nicht
du weißt es
und du kannst dich nicht
bescheißen
versucht hattest du es
trotzdem
22
nicht daß ich mir das anders
vorgestellt hätte
ohne diese monotonie
oder fröhlicher oder so
ja nein das nicht
ich hätte es schon gerne
anders gehabt
wie weiß ich auch nicht
schöner klingt dumm
glaub ich ja selbst nicht
ich dachte nur
es wird länger dauern
irgendwie länger
oder vielleicht intensiver
vielleicht ist es das
nur wird es dadurch nicht besser
du meinst für wen
ja
23
gut vielleicht ist es ja wirklich so
es bleibt nur immer so ein unbehagen
ein nachgeschmack wenn du so willst
vielleicht war es ihr einfach peinlich
und sie wollte es nur nicht zugeben
ist auch nicht weiter schlimm
ich glaube wir haben uns
auch keine mühe mehr gegeben
was sollten wir noch sagen
ich hörte sie ist weggefahren
24
wem hätte es nutzen sollen
noch nutzen sollen
man hat einfach
nichts mehr sagen können
es war eben vorbei
stimmt doch auch
stimmen stimmt es schon
25
mit der zeit fällt es einem
immer einfacher
bis man sich dann ganz
gewöhnt hat
na so was
26
kleine zeichen kleine
anmerkungen betrachtungen
wohlwollend
abschätzig
und doch im grunde verloren
aus abneigung gegen mich
das hat mit mögen nichts zu tun
jeder mag sich
es geht um das aushalten
sich aushalten
verstehst du
mehr ist es nicht
27
bestimmte worte nicht gebrauchen
sich keine blöße geben
auch keinen zusammenhang erkennen lassen
das zahlt sich nicht aus
es wird dann aber noch kälter
ja das macht nichts
28
eine verhältnismäßig gute stimmung
eigentlich mag ich ihn
und wieder
ich kann ihn nicht ausstehen
beides auf einmal zugleich
das geht wirklich
und nicht
daß eins das andere beeinflußt
eben nicht
nebeneinander und gleichzeitig
ich verstehe es ja auch nicht
es ist nur so
da hängt etwas in der luft
anspannung oder
wäre es denn schon vorbei
ich glaube tatsächlich
er merkt es gar nicht
das ist es ja
er hat ein gutes tempo
und dann merkt man so etwas nicht
hat es nicht nötig
29
der unterschied
ich meine an sich
einfach so
von außen gesehen
30
sie hat so eine kreischende stimme
und dann dieser pullover
ich weiß nicht ob sie das
überhaupt bemerkt hat
glaubst du es denn
einer muß es ja
warum also nicht ich
der anfang war schon ganz gut
ich meine
da war schon etwas
natürlich habe ich es mir eingebildet
deswegen war es ja so
deswegen habe ich jetzt etwas
31
diese unruhe
woher kommt die
ich lasse mich einfach fallen
leiten wie auch immer
nur das kann nichts bringen
von selbst kommt es wirklich nicht
will ich auch gar nicht
sicher bin ich mir aber nicht
ich meine
dessen
32
Es war wirklich nicht schlecht. Diese stimmung hatte ich schon lange nicht mehr. Es war etwas wie anspannung, wie soll ich sagen. Es war da, ich dachte mir das. Nur soviel, aber es war da. Man saß, redete und so. War es der blick, ich weiß es nicht. Und dann ging es los. Ich fing an, mir das alles vorzustellen. Nicht, daß sie jetzt zu einem aufhänger wird, nein. Ehrlich gesagt, doch. Eben beides auf einmal. Ich weiß, daß ich vor mich hin spinne, und das stört nicht. Man kann hier und da sein. Wie man will. So ein luxus eben. Wieso auch nicht. Das gute ist, man kann die geschichte sofort prüfen, man schaut einfach wieder hin. Ist es ein blick, ein lächeln, ein körperteil. Es ist egal. Man steigert sich hinein. Aber das macht nichts. Denn man weiß, daß man nur vor sich hin spinnt. Es ist eben sehr komfortabel. Gut. Vielleicht bin ich deswegen darauf aus. Es kostet eben nichts. Eben. Oder man verarscht sich nur selbst. Außerdem, der andere macht es ja sicher genauso.
33
diese ruhe
woher diese ruhe
ausgerechnet jetzt
alles irgendwie aufgegeben
aufgehalten
nur so
sehr kurz
karg
zu karg
vielleicht
34
zu viel zweifel
zu viel nachgedachtes
warum nicht einfacher
es geht doch auch
und man weiß es
und mag sich aber trotzdem nicht
im grunde mag man niemanden
das ist es ja gerade
aber es nützt nichts
und es ist einem egal
im grunde egal
es kommt nur immer wieder
35
es hörte sich gut an
war auch gut gemeint
es war aber zu deutlich
zu viel nicht klar genug
wir hätten anders anfangen sollen
ich weiß auch nicht wie
irgendwie anders
ist aber vielleicht
gar nicht so wichtig
36
nur nicht übertreiben
nicht gleich abheben
einfach da bleiben
weggehen wäre falsch
man würde es nicht verstehen
auf jeden fall falsch
wie auch immer
immer dasselbe
mühselig äußerst
auch sehr nachlässig alles
37
Manchmal habe ich das gefühl, als ob es mich nicht gibt, als ob ich nicht da wäre. Von innen her, oder so ähnlich. Ich denke mich einfach weg. Bis ich merke, daß jemand auf mich schaut. Dann ist es verschwunden. Aber nicht immer. Manchmal zieht es den anderen hinein, das heißt, ich ziehe ihn hinein. Ich weiß nicht, woran es liegt. Ist mir nur so aufgefallen. Komisch. Es geht dann vorüber.
38
Irgendwann werde ich nicht mehr herauskönnen. Das wird mich überraschen, irgendwo erwischen. Es wird langsam anfangen, fast unmerklich, und dann wird es zu spät sein, für alles, für das wichtige, zu spät. Ich werde mich nicht mehr mögen und ich werde weitermachen müssen, mitmachen, alles mitmachen, nur noch laufen, und dabei alles ganz klar und deutlich merken. Das hört sich jetzt nur so albern an. Ich glaube nicht, daß ich mich irre.
39
nichts erwarten
auf nichts hoffen
vor sich her gehen
sich nur nicht ablenken lassen
und das hat tatsächlich
nichts mit sturheit zu tun
es ist nur das festhalten
an sich selbst
was es auch sein mag
40
keine zweifel
einfach keine zweifel
wie hält man das durch
wenn man es gar nicht weiß
ich meine daß sie angebracht sind
41
daraus wird nichts
man weiß es sofort
bevor es angefangen hat
wie auch
man kann jahre weitermachen
und weiß genau
es wird nichts
und es kann nichts werden
nie und nimmer
42
und keine alpträume
seit der kindheit zumindest
nie alpträume
aber auch sonst keine träume
43
wäre ich doch nicht hingegangen
ich wollte es aufnehmen
hineinschnuppern zumindest
hat mit erfahrungen sammeln
nichts zu tun
man sammelt so keine
irgendwie schon
sie sind aber nichts wert
sie taugen nichts
es ist das
was man sagen kann
dann sagt man es eben
44
ornamente muster
verzweiflungen
ein meister im anknüpfen
du hättest nur immer
schön weitermachen
müssen
das schön ist es ja
abneigung gegen wiederkehrendes
du glaubst doch nicht im ernst
du kannst das durchhalten
das fällt auf
fällt das auf
45
was soll ich sagen
es hat sich so ergeben
ich konnte nicht anders
ich meine
sag bitte nicht
du wärst zufrieden
nein sage ich nicht
vielleicht kann ich einfach
nur nicht anders
du machst es dir billig
es ist billig
46
Zunächst meint man darüber zu stehen. Man hat alles unter kontrolle, hat es auch tatsächlich, und irgendwann merkt man es nicht mehr. Es gibt keinen übergang, man erwischt sich eher, hier und da, bei dem gedanken, unmerklich verblödet zu sein. Und das macht einem nichts mehr aus. Es ist egal. Und niemand wird es einem sagen.
47
man hält das nur nicht lange durch
wo soll denn schluß sein damit
plötzlich muß man jeden verstehen
habe ich es nötig
was gehen denn gerade mich
die zusammenhänge an
und so weiter
du weißt schon
48
keine kompromisse
komme nie auf die idee
kompromisse zu machen
das hast du nicht nötig
das kannst du auch gar nicht
konntest es noch nie
das ist zu fein
diesmal für dich
du hältst es auch nicht durch
abwiegen verhandeln
schnell reagieren
dir fällt doch gar nichts ein
erst zwei tage später
die richtige antwort
worauf wartest du noch
hier bist du nicht zuhause
merkst du
das ist nichts für dich
jetzt mach mal einen punkt
49
es geht
einmal hier einmal da
ich merke aber
das ist nichts
alles mechanisch
irgendwie
man sieht die nähte
verstehst du
man glaubt einem nicht mehr
mit recht übrigens
du bist dann nicht mehr ehrlich
ich weiß auch nicht warum
es kommt einfach so ein punkt
und dann bescheißt du dich
50
im nachhinein
stellt man fest
man hat verloren
man hat alles falsch gemacht
hat zwar recht behalten
aber verloren
ab in den müll
es kommt auf nichts mehr an
das ist es ja
es gibt nichts mehr zu machen
es ist auch vielleicht
nichts zu machen
steckt etwas dahinter
so gesehen
51
einfach einschlafen
um jeden preis
morgen geht es dann irgendwie
was ist
wenn es einmal nicht mehr geht
du hast sorgen
52
ich glaubte nicht
daß es so schnell wiederkommt
du glaubst doch nicht
es wird dir was geschenkt
wieso geschenkt
es kommt alles zusammen
und streicht mich einfach weg
wischt und fegt weg
man kann nirgendwo fliehen
man muß nur
ganz ruhig sitzen bleiben
obwohl es eigentlich nur worte sind
die gesagt worden sind
53
wie lange wird es wohl halten
na ja
freu dich doch einfach
jetzt stimmt es wieder
dann laß es dabei
ich kann mich ja nicht selbst
und ob du das kannst
laß es einfach
du meinst bleiben
keine witze nur weil es geht
stimmt auch wieder
54
fast euphorisch
übertreibe mal nicht
ich sag doch fast
trotzdem
es geht auch sicher wieder vorbei
das mag ich an dir
so ein blödsinn
dabei freu ich mich nur
ich meine
ich wollte
55
warte einfach ab
es kommt wieder
und wenn nicht
ja davor hast du angst
davor hat jeder angst
irgendwie fühlt man
sich verraten beschissen
um etwas gebracht
so was wie
ungerechtigkeit
ein komisches gefühl
nicht daß man gleich
durchdreht nein
nur schade ist es schon
warum mußte es
gerade mir passieren
auch resignation
irgendwie
56
es ist ein gutes gefühl
da oder was
ja ja da da
na dann sags doch
sag ich doch
was soll das nun wieder
das kommt so von selbst
was
daß es immer mehr wird
und immer weniger
übrig bleibt
verstehst du
da hast du es
57
der klodeckel hat ihn erschlagen
wie es halt so kommt
58
feierabend und folterabend
ist mir so eingefallen
59
firlefanz und firnis
auch wieder so was
60
jetzt schreibt er wieder
wer denn
na der kugelschreiber
vorher wollte er nicht
61
lauter so einfälle
kleinigkeiten
irgendwie
aufgesammeltes zeug
woher kommt das nur
die stimmung ist nicht mehr
so bedrückt
eigentlich fast locker
das legt sich wieder
na du mußt es ja wissen
62
es ist nur wichtig
sie herauszufischen
sie kommen ganz schnell
plötzlich ist so ein satz da
und bald gibt es den nächsten
und so kommt es
eigentlich komisch
63
scheinbar alles in ordnung
läuft ja irgendwie
weiter und so
64
heute ist alles gut gegangen
kann nicht klagen
ich war auch fröhlicher
direkter
nahm alles nicht so ernst
machte auch witze
ja paar nur
nicht daß es was beeinflußte
nein nur so für mich selbst
war irgendwie besser
65
manchmal wirkt es gekünstelt
das reicht nicht für lange
und dann mogelt man
und so kommt es
66
Hab dich doch nicht so. Du mußt einfach mehr vergessen, nicht so hineinhören, auch ein mal draufhauen, sonst denken die, du bist ein arsch. Alles zu freundlich, zu verständnisvoll. Von oben, verstehst du, immer von oben, du hältst sie ja für arschlöcher, also was solls, sie müssen es wissen. Was denn. Daß du es weißt. Klingt bißchen einfach. Ja und, es soll ja dir helfen.
67
kommt vieles zusammen
manchmal
68
muß ja schief gehen
na meine ich doch
69
eigentlich nichts bestimmtes
nur so
und du meinst
das geht
70
hört sich gut an
das ist ja ganz neu
sie als frau
ich über mich
da bin ich mal wieder geplatzt
kommt schon vor
immer öfter vor
71
da
wo
na da
wieso
was wieso
na wieso nicht
72
kommt rein und sagt nichts
passiert immer öfter
sagt kaum noch etwas
vielleicht hat er nichts zu sagen
oh gott
73
so von der dynamik her
ich muß schon sagen
nicht schlecht
klang auch gut
doch wirklich
und dann zerredet
alles zerredet
eigentlich schade
74
doch alles in allem
sehr vorteilhaft
das ist ja ganz was neues
so neu auch wieder nicht
75
sehen sie
haben sie wieder etwas dazugelernt
das kann ich jetzt so nicht bestätigen
76
theater tödlich
immer dasselbe
pausenlos
immer wieder
ein jammer
77
es macht keine freude mehr
warts doch ab
mach ich ja
und
was und
und nichts
78
ein so einer
so was ähnliches
wie kommst du jetzt darauf
nur so
79
nichts bestimmtes
mal hier mal da
mal gucken
80
meinst du nicht auch
es liegt an dir
das ganze
81
der stimmung zuvorkommen
man schafft es nicht immer
wird schon mal überrascht
aber es geht
den richtigen moment erwischen
dabei muß man sehr schnell sein
genau hinhören
und das tempo hinkriegen
es reißt dich praktisch mit
gut es kann auch schiefgehen
dann läßt du es eben
und mußt schwimmen
und wieder warten
man bekommt übung
mit der zeit
es wird aber nicht langweilig
82
was mich wundert
daß das ganze
nicht langweilig wird
nicht viel hermachen
das könnte es sein
83
Diese weltuntergangsstimmung. Die kann auch auf den geist gehen. Du meinst den anderen. Sowieso, nein, mir, man ärgert sich nur noch, vergißt dann den grund. Und sie ist so, wie soll ich sagen, unproduktiv, ja, so ähnlich. Gut, am anfang ist man zerschlagen, dann wird man müde. Sie ist aber immer noch da. Was macht man da, ich meine, mit ihr, abstumpfen geht ja nicht. Also ärgert man sich. Auf sie, auf sich. Abwechselnd. Sie hält trotzdem an. Dann versucht man sie zu umspielen, das geht kurz gut, nicht lange, aber immerhin. Dann überredungskunst. Geht auch eine zeitlang. Wie lange kann man sich aber auf den arm nehmen. Und dann wird man klein. Immer kleiner.
84
keine ausreden
das war deine entscheidung
jetzt halt die klappe
und ziehs durch
zunächst spielst dich auf
klopfst sprüche
und hältst dich dann
an anderen fest
entweder oder
warst du vorher ernst
oder bist du es jetzt
aber entscheide dich
wer soll dir das abkaufen
also wirklich
noch einen draufsetzen
85
alles ziemlich verspielt
sieht man nicht sofort
nicht gleich
gut beobachtet
es scheint
er nimmt den star
den er spielt
mittlerweile ernst
das ist tödlich
nicht für ihn
er merkt es ja nicht
es ist vorteilhaft
äußerst
für ihn
sag ich doch
du bist der dumme
weil du es siehst
du mußt damit fertig werden
er ja nicht
das ist gut
86
vorbeigerauscht
nur das wort
ich meine
an sich
87
ein einfaches beispiel
keine probleme
hier rein da raus
einen schönen abend noch
mehrzweckarsch
klinisch gesund
medizinisch geprüft
weißt du was dir fehlt
nein
wenn ich jetzt weiter wüßte
brauchtest ja nicht anzufangen
88
ein freund
einfacher lösungen was
mach komm laß
na wie hättest du es gern
langsamer
89
überall petersilie
was
hörst du schlecht
90
Ich wollte eine widmung machen. Dann dachte ich, nein, es ist schöner ohne widmung. Jetzt weiß niemand, daß es wegen der fehlenden widmung so schön ist. So geht es mir immer. Eigentlich blödsinn.
91
und geht das auch
ja schon
glaube ich
aha
was aha
zweifel
na ja
komm
hättest ja auch nein
oder ich weiß nicht
sagen können
ja schon
du machst mich verrückt
und ich mich erst
92
beträchtliche stille
ich ersuche dich
mehr nicht
es klingt nur irgendwie komisch
deswegen
93
manchmal erlogen
manchmal nicht
aber ehrlich
94
hauptsache
niemand springt aus dem zug
95
hoffnung häppchenweise
wohl dosiert
nur nicht verwöhnen
rasende rückschläge
ausweichen
willst du ein telegramm aufgeben
was machte ich ohne dich
96
man kommt damit aus
man weiß es nur nicht
vergeblich
auch so ein wort
wie keimfrei
tieferer blödsinn
einverstanden
und
97
eine vorliebe für das zählbare
für zahlen
sie geben viel her
man kann sich an sie klammern
auch länger festhalten
sie lassen nicht los
sind irgendwie fair
das macht mut
bringt auch meinetwegen
voran
98
schmalspurerlebnisse
wegwerferlebnisse
schwachsinn
was bist du so giftig
was geht dich das an
wem willst es denn sagen
was heißt sagen
raus soll es
bringt doch nichts
das ist mein arsch
der abbrennt
du mußt dir schon
was besseres
einfallen lassen
alltagsdialoge
das macht sich gut
mach mal einen
na komm
99
zumutungen
sehr viele
100
es geht
so nach und nach
vorbei
so mit der zeit
sich wegschreiben
ehrlich
101
verbindungen aufnehmen
nicht vergessen
sich in erinnerung bringen
darf ich mich vorstellen
fleischer mein name
a ja
immer zuvorkommend
wollen sie mich am arsch lecken
verständnis zeigen
102
sehr unpersönlich alles
vergessen
auch alles
103
wirst immer bissiger
das bekommt dir nicht
es wird billig
alles vereist
zugefroren
komm mal vorbei
bei gelegenheit
104
übertriebene anteilnahme
gar übersteigerte
hirn vergeudet
zeit verplempert
aber gewonnen
105
messer zuviel
messer zurück
unverständlich
106
man wird uns benutzen
und wir werden es zulassen
es wird uns nichts ausmachen
später
wir werden andere benutzen
und auch ihnen
wird es nichts ausmachen
zugeständnisse
immer häufiger
107
vergeudete stimmungen
verlorene zeit
man sitzt
redet noch dies und jenes
aber wir wissen bereits
es war es kommt nicht mehr
der griff zum erzählen
als alibi
ansätze zureden
oder zuschweigen
zerwürfnisse bestaunen
etwas außer atem
wir wissen schon alles
108
ich kann es nicht wahrhaben
und ich kann nicht aufgeben
ich stolpere nur noch
über mich
und freue mich
daß es zumindest so viel ist
warum bist du so still geworden
hast doch sonst immer etwas zu sagen
ich dachte gerade
was soll es mir ausmachen
verstehst du
was können wir machen
um übrig zu bleiben
wer sagt daß wir es müssen
sagen sagt es niemand
wir möchten es nur gerne
109
gebrochene gefühle
gebrochene zeiten
und ein sammelsurium
von arschlöchern
nichts wie ärsche
und wir mittendrin
110
niemals mehr runtergehen
und merk dir das
niemals mehr
du wirst
auseinandergenommen
111
auf blauen straßen
untergehen
sich um nichts scheren
alle bescheißen
sogar sich selbst
nie mehr zurückkommen
alles liegenlassen
wegwerfen
keine treppen mehr
hinaufsteigen
unten bleiben
gebrochene stimmungen
gebrochene annäherungen
nutzen
eine fade zeit
112
alles sehr deutlich zu sehen
kaum noch möglichkeiten
alternde einflüsse
alternde empfindungen
vor sich hin mogeln
sich betatschen
es schwappt über
alles sehr flüssig
klingt irgendwie naß
113
kaum brauchbar mehr
schrottreif
zunehmend unpersönlich
ausrufe
sehr zerhackt
vorsichtig
fast zaghaft
114
a ja deswegen
deswegen was
deswegen sind sie so angenehm
115
nicht das ich es jetzt
bestreiten will
es kommt nur immer
seltener vor
116
ich merkte es dann
immer seltener
sie war auch weggefahren
ich sah sie jedenfalls nicht mehr
eigentlich dachte ich kaum noch daran
ich habe sie nicht vergessen
nein
es war nur nicht mehr wichtig
es hatte keine bedeutung
ein grund bestand nicht mehr
irgendwie klingt es hart
ist es glaube ich auch
117
irgendwelche fakturen
ein paar bilder
etwas mitgenommenes
an eindrücken
an gedachtem
es ist wirklich nicht mehr
und es reicht
aber das ist nicht entscheidend
es ist nur so
118
hast du schon einmal daran gedacht
du meinst
daß ich dort nie mehr wiederkomme
niemals mehr
ich werde sie alle nie mehr wiedersehen
ich weiß sie brauchen mich nicht
ich sie auch nicht
trotzdem
wenn man überlegt
nur so überlegt
dann kommt es einem größer vor
wichtiger
was willst du machen
was kann ich schon machen
es bleibt so
nein ich dachte nur
na ja ist ja nicht so wichtig
sags doch
119
ich blicke zwar durch
ich will es aber gar nicht
nicht daß es egal wäre
ich mache es ja
nur hat es keinen sinn
ich weiß nicht
wie ich es sagen soll
es wird kommen
ein wenig dauern
dann zu ende sein
aber es hätte nicht zu kommen
brauchen
nur so
meine ich
120
ich habe alles verschenkt
und vergeudet
gleichzeitig
beides zugleich
geht das denn überhaupt
ja mir ist es gelungen
121
verlegenheitsideale
abstriche
der kampf mit den abstrichen
die abwehr
die niederlage und
die begründungskunst
122
ich habe den zugang verloren
oder ich verliere ihn gerade
bin dabei
mach doch auf
renn durch
ich sage doch zugang
es gibt nur noch eine mitte
du kannst sie dir
nicht aussuchen sie ist da
und du mußt hineinpassen
etwas anderes gibt es gar nicht
123
ich mag es nicht
wenn es so raschelt
und dann nichts kommt
kam doch auch nie was
na deswegen mag ich es auch nicht
manchmal spinnst du wirklich
manchmal schon
124
immer diese reden
dieses zeug
ja gut meistens eben
eben sei doch nicht so vorschnell
immer diese verallgemeinerungen
das nimmt man nicht ernst
du bist doch immer so
fürs feine
habs vergessen
125
an ganz bestimmten
stellen anecken
ist nur verdammt schwer
die zu finden
aber es geht
126
der reiz solcher worte
wie niemals alle immer
sie sind wie ein sog
sie fressen dich auf
machen kaputt
und du magst sie auch wieder
würdest sie nie aufgeben
klammerst dich an sie
das sind gar keine worte
ich meine nicht nur
ich habe schiß vor ihnen
ich mag sie lieber
nicht anfassen
bleib weg
127
manchmal
manchmal ist gut
128
ich stürze ab
langsam
behutsam
aber ab
ich weiß wie man fällt
das braucht mir keiner vorzumachen
es macht mir auch keiner nach
man muß den moment erwischen
wenn es anfängt wenn es losgeht
und dann abwickeln
nur noch abwickeln
und sich einlassen
nicht viel aufsehen machen
eher ruhig konzentriert
alles in der hand halten
ohne etwas dagegen machen zu können
allerdings
du meinst man hat den eindruck
ich geniesse es
den eindruck schon
aber ich glaube dir nicht
du stehst zu sehr darüber
das macht mißtrauisch
ich habe es lange gelernt
das kann man nicht lernen
mir fehlt die überraschung
darüber sagst du nichts
und das macht mich stutzig
da ist was faul
weißt du ich meine
ich bin schon zu lange dabei
habe schon zu oft angefangen
dann ist nichts mit überraschung
Ich meine, man weiß damit umzugehen. Aber das hilft nicht, es wird ja nicht einfacher dadurch. Nur, wie soll ich sagen, du kennst den ablauf und er kotzt dich an. Gleichzeitig beides. Und die sache, die abläuft, kennst du auch. Und das macht es dann so schlimm. Es ist zum heulen und langweilig. Verstehst du. Das ist kein gegensatz. Aber zugegeben
zu ende abgestürzt
so ganz
bin ich noch nicht
da hast du recht
da sag ich nichts drüber
da wäre ich auch vorsichtig
ich meine
an deiner stelle
129
kann man das wiederholen
noch mehr antworten
sich ausdenken
auf fragen allerdings
die keiner gestellt
warum fragt mich niemand was
ich kam jetzt so drauf
wieso eigentlich
die antworten hätte ich doch schon
ja vielleicht deswegen
130
wieso flattert es so
von einem zum anderen
hin und zurück
ich überblicke es noch
kann es orten
aber es heißt nichts mehr
immer weniger
zumindest
131
irgendwie ein bekannter geruch
man fühlt sich gleich wohl
gehört dazu
sofort
kennst du das
132
wie ist es mit dir
mit mir was
mit dir weiter
wie solls weitergehen
du sagtest
du wärst über den berg
das sagt man so
weil man sich selbst helfen will
glaubst es also nicht
glauben nicht glauben
aufs einreden kommt es an
das hilft eine zeitlang
du kannst wieder weiter
du meinst
ja das meine ich
aber sagen sage ich es so
133
irgendwo hin
zieht es dich nicht manchmal
eigentlich nie
irgendwo weg
das ja
aber das ist etwas anderes
fliehen also
hier war ich schon
verstehst du
dort wird es dir auch
so gehen
das sagt man
vielleicht
134
das wort neu
macht mir angst
ich glaube
das gibts gar nicht
neu meine ich
wie sollte das denn gehen
wenns immer nur
weiter geht
es geht immer weiter
neu gibt es nicht
kann es gar nicht geben
man sagt es nur
135
sich freidenken
wie reden
losreden
einfach losreden
136
nichts stört mich so
wie eine gute stimmung
wirklich
sie lenkt nur ab
führt weg
abstriche im grunde
nichts wie abstriche
eine verödung
zum glück
hält sie nicht lange
137
ich schau mir gerne
menschen an
doch
lauter vorteilhafte beispiele
für nichts bestimmtes
138
willst doch bleiben
ich hör noch ein bißchen zu
es gibt ja keinen grund
noch mehr kann es nicht werden
139
es entsteht kein zusammenhang
es reihen sich dinge
aneinander
sehr schnell
aus verschiedenen ecken
und dann plötzlich beginnt was
es geht los
komisch ist
sie gehören doch
alle irgendwie zusammen
obwohl sie keinen sinn ergeben
sind über verschiedenes
betreffen aber eins
140
brüche und schwachstellen
verbinden
aneinanderketten
sie halten verdammt lange
das glaubt man gar nicht
eine überraschung
141
verwunderungen
nachjagen
und sie dann
sausen lassen
142
es wird so bleiben
es wird immer nur noch
so sein
es gibt kein besser
oder schlechter
nur noch wie es ist
143
hätte ich es nicht bemerkt
nicht gesehen so getan
wäre es früher vorbei gewesen
ich hätte raus gekonnt
vielleicht wäre ich raus
oder woanders drin
und hätte dasselbe gesagt
es ist ein jammer
es ist ungerecht
mußte es denn mir passieren
wäre es doch
jemand anderem passiert
ich sage ja
es ist ungerecht
144
das letzte mal
ging es schneller
und jetzt zieht es sich
es gibt da einen punkt
wo die sache es dann
nicht mehr wert ist
daß man wartet
und mit jedem tag
sieht man es deutlicher
daß der preis zu hoch ist
und immer höher wird
von da an
wird es schlimm
man kann zu lange gewartet haben
und egal wie man sich bescheißt
man ist unten durch
man hat es erreicht
und hat verloren
und wünscht sich
man wäre so dämlich
und merkte es nicht
manchmal gelingt es auch
145
ob das wohl gut geht
wieso sollte es denn
ist doch bis jetzt
auch immer schiefgegangen
das wird es auch diesmal
und mir gibt so etwas kraft
wie kommt das bloß
146
die leere nachdem
man sich wieder gesehen hat
ein wenig aufgeregt
dann läuft es ab
die abstände werden
immer schwerer
und nur auf die kommt es an
das ganze wird sehr
nervös
man hält sich
an die abstände fest
klammert sich an sie
und das bringt nichts gutes
es ist nur noch die mühe
die man sich gibt
der rest wird zunehmend
unwichtig
147
wenn man sich
auf die vorbereitung mehr freut
als auf das ereignis
und es passiert immer öfter
man freut sich auf das ereignis
wirklich
so ist es nicht
aber vorher eben mehr
das mühsame daran
vielleicht
148
an atemlosigkeit gewöhnt
keine neuen bedürfnisse
wie überhaupt keine
bedürfnisse mehr
alles beim alten geblieben
149
sich an alte geschichten
klammern
einmal dagewesenes
wiederholen
geburtsorte besuchen
damit konnte ich
noch nie etwas anfangen
es liegt also doch an mir
150
du warst mit jemand zusammen
sehr lange zusammen
der dich immer für einen arsch hielt
und er hatte es dir nie gesagt
151
wenn man immer nur
das zu hören bekommt
was der andere dir sagen will
und im grunde hält er dich
für jemand anderen
und viel später
erfährst du es
du machst es ja auch
das macht jeder
darum geht es nicht
es geht um ein spiel
daß mit dir gespielt wurde
durch das der andere
etwas erreichen wollte
was er sonst nicht erreicht hätte
hätte er alles gesagt
ich weiß das meine ich ja
das macht doch wirklich jeder
du verstehst nicht
bei ihm kam es darauf an
daß er es nicht machte
ich habe das erwartet
ich habe es so erwartet
von ihm
du wirst dich ärgern aber
da bist du selbst schuld
das weiß ich
es ändert aber nichts
etwas ist vorbei
was nicht hätte vorbei
sein sollen
es ist aber vorbei
152
es ist etwas kaputt gegangen
was nicht hätte
kaputt gehen sollen
eigentlich ist niemand schuld
keiner ist es gewesen
höre ich ironie
ich weiß nicht was du hörst
es ist keiner gewesen
es kam einfach so
wir hätten es nicht zulassen sollen
sie oder ich
es ist egal
man kann nicht mehr zurück
es wird weiter gehen
sicher
aber es ist etwas kaputt
und es ist schade
153
ich habe den eindruck
du fühlst dich betrogen
quatsch
ich bin ja nicht besser
also doch
was doch
nur keine sprüche
mal habe ich es zugelassen
mal habe ich selbst beschißen
nur meinte ich immer
den und jenen könnte ich bescheißen
aber hier und da nicht
der andere machte es ja auch so
darüber kannst du dich nicht ärgern
bist jetzt der
für den du die anderen hieltst
hättest aufpassen müssen
154
ein flimmern
etwas in den augen
ein glanz
und schon dreht man durch
ist da hat abstand
aber dennoch
man läßt es zu
manchmal stirbt es ganz schnell
manchmal wieder nicht
man läßt sich darauf ein
es ist ein spiel
ein grausames spiel
ich meine für beide
aber man macht mit
es kommt dann nur darauf an
ob es die sache wert war
und erst jetzt
ist es entscheidend
für wen
denn einer ist dabei
immer der dumme
155
bis da bin ich gekommen
ich meine so weit
so weit hab ich es geschafft
immer ans abbrechen gedacht
aber eben nur gedacht
kein mut oder nicht gewollt
ich weiß es nicht
ich glaube
jetzt kann man es gar nicht mehr abbrechen
noch überblickt man alles
noch scheint alles gut zu sein
aber es wird nicht mehr lange so gehen
man verliert langsam die kontrolle
jetzt sich nur nicht aufspießen lassen
du meinst durchhalten
wenn ich dich nicht hätte
156
gezieltes hingucken
es wirkt wunder
es muß nur lange genug dauern
guck dir mal an
wie leute
autotüren aufmachen
das ist nicht zu glauben
157
austauschbarkeit der ereignisse
solange du abläufe beobachten kannst
und stimmungen aufstöbern
158
die stimmung färbt ab
sie teilt sich mit
sie macht die runde
am ende weiß man gar nicht mehr
wer angefangen hat
meistens war man es selbst
159
kleine übereinstimmungen
gesuchte gefundene
und eingeredete
nicht zu klein
nicht zu groß
das gibt kraft
bringt voran
macht gelegentlich mut
um neue zu suchen
irgendwie ein kreislauf
der vielleicht
von vornherein nicht stimmt
160
jeden tag von vorne
an der gleichen stelle
anfangen zu müssen
an der man gestern aufgehört hat
es geht
aber es kann nicht gut gehen
161
hauptsache man kriegt
die zeit voll
die seiten
die seiten die zeit
ist doch egal
nein
weißt es wieder mal besser
wieder mal nicht
diesmal
ja gut die seiten
und
nichts und
gib es nur zu
162
wie soll ich sagen
na sag es einmal nicht
163
ich habe nirgendwo
wo ich hingehen kann
wo mir jemand helfen könnte
oder ich die gelegenheit bekomme
mir selbst zu helfen
und bleiben kann ich nicht mehr
aber ich muß bleiben
ich habe keine andere wahl
das hält einer nicht aus
164
mach einen strich drunter
und hau ab geh weg
wohin denn
jetzt sei nicht kindisch
nimm dich zusammen
und fang eben neu an
es war nichts
du hast es nicht geschafft
es ist anders gekommen
du bist nicht allein schuld
hast es aber versaut
das ist jetzt alles unwichtig
jetzt mach es anders
du redest schon zuviel darüber
du hast ja selbst zweifel
ja sicher und
jetzt weiß ich aber
wie es weitergeht
tu mal nicht so
wir sind doch beide
am arsch
165
man weiß gar nicht
was alles auslöst
ins rollen bringt
und mich zuscheißt
ich bewege mich ja kaum noch
um ja nichts falsch zu machen
ich sage gar nichts mehr
denn das kann sich
gegen mich wenden
verdammt nochmal
ich weiß schon gar nicht
von wo es kommt
und ich bringe nicht mehr
die kraft auf
aufzustehen
denn was mache ich dann
wenn ich stehe
166
es führt zu nichts mehr
ich habe nur nicht den mut
das zuzugeben
und nicht die kraft
die konsequenzen zu tragen
ich habe schiß vor mir selbst
davor daß ich tatsächlich
ein arsch bin
ich will nicht absacken
und mache alles
nur nicht irgend etwas
um nicht abzusacken
um rauszukommen
es klingt nach schwachsinn
167
und was machst du
wenn du tatsächlich verloren hast
wie sie sagt
und wirklich ein miserabler witz bist
eine witzfigur lächerlich
wenn es stimmt
daß sich alle nur noch
lustig machen über dich
und es sagt dir nur keiner
wenn du wirklich so bist
wie sie dich sieht
und du nur eine einbildung bist
von dir selbst
alles nur eingebildet geglaubt
du verstehst doch was ich sage
168
und es gibt kein gegenteil
von dem ich mich
wenn auch nur noch selbst
überzeugen könnte
169
Wenn sie dir sagt, immer wieder sagt, in ganz schlimmen abständen sagt, daß du eine null bist, daß alles was du gemacht hast, worauf du, wenn auch nur im stillen, ab und zu stolz warst, nichts ist, und man dich nur noch auslacht und für einen schlechten witz hält. Wenn alles, woran du dich noch klammerst, um auch nur ein wenig kraft zu bekommen, nichts taugt. Und daß niemand deine sachen jemals anschaut und anschauen wird und du nichts mehr darfst, weil du nichts bist, gar nichts, zum totlachen, und das machten ja auch alle. Die kleinste hoffnung wird dir um die ohren geschlagen. Mir ist jetzt fürchterlich kalt. Ich meine wirklich kalt.
170
Wohin soll ich jetzt gehen. Wohin abhauen. Gut, ich wüßte schon. Aber das geht nicht. Was gehe ich sie an. Ich kann ihnen doch nicht wieder mit mir kommen. Sie verstünden es und könnten mir vielleicht auch helfen. Ich glaube aber, ich kann es ihnen nicht antun. Sie tun es ja auch nicht. Ja dann wohin denn. Einfach nur sich hinsetzen und ein bißchen zuhören, damit man rauskommt. Ein stück zumindest. Es ginge dann schon wieder. Ganz langsam. Aber immerhin. Ich muß es selbst schaffen. Jetzt, oder ich kann einpacken. Mist.
171
Sie sitzt nebenan. Ich könnte ja rübergehen. Ich habe den eindruck, es wird niemals mehr gehen, es ist einfach zuviel haß, keiner kann mehr weg, denn es gibt kein weg. Ich habe mir das anders vorgestellt. Und es ist jetzt egal, ob man schreit, nichts sagt oder heult. Man kann nichts machen. Du wirst sagen, hätte ich ja wissen müssen. Was hast du denn erwartet.
172
sie bringt dich in situationen
aus denen du nicht herauskommst
und du wirst kaputtgemacht
sie besitzt einfach die kunst
alles was du machtest
oder was du nur versucht hattest
irgendwann einmal
lächerlich zu machen
auch wenn ich es fast vergessen habe
oder mit etwas endlich
fertig geworden bin
sie wird mich erwischen
das steht fest
oft in einem moment
in dem ich es gar nicht mehr erwarte
ich habe den eindruck
das ist deine art zu weinen
und ich daß es die ihre ist
173
so eine alte idee
sich wegschreiben
einfach wegschreiben
solange sitzen bleiben
bis man durchdreht
vorher abheben
und dann ab in den müll
174
erschreckend ist nur
daß es morgen weitergeht
man schafft es immer irgendwie
und wird es noch eine zeitlang
hinkriegen
vielleicht eben doch immer
das ist das aller schlimmste
und es ist im grunde
ganz normal
175
es ist vieles gesagt worden
man hat sich schon alles vorgeworfen
mal verrückt mal weniger
und man tat es immer wieder
mal war es schlimm mal üblich
man vergaß es oder tat so
und letztens wieder einmal
es ist nicht zu glauben
wie lange es so geht
es geht ja
meinetwegen
176
wenn sie dir vorwirft
was du so nicht gesagt hast
und sie weiß
daß du es nicht sagtest
und sie macht es trotzdem
wozu soll das gut sein
seh es mal andersrum
177
du wirst einfach weggefegt
meistens sag ich auch nichts mehr
manchmal bricht man aus
sie läßt dir keine chance
als ob sie prüfen wollte
was man aushält
ich glaube
ich habe keine andere wahl
es ist so gekommen
es ist hart
wenn jemand entdeckt
daß er sich aus jemand
einen popanz gemacht hat
ich glaube für beide
178
ich habe es wieder
ich glaube
es ist noch einmal gut gegangen
langsam bewundere ich mich
es gibt ja auch allerhand grund
179
Es ist, als ob man vor einem scherbenhaufen steht und er gefällt einem plötzlich. Davon kommt man nicht so schnell weg. Man braucht aber eigentlich keine angst zu haben.
180
am ende bleibt dann nur noch
so ein komisches gefühl
eine art nachgeschmack
und nichts mehr
181
man würde durch wände gehen
man könnte alles schaffen
man könnte allein die welt zuscheißen
nur brauche ich jemand
der mir nur auf eine nette art sagt
daß ich ein arsch bin
es wäre das gleiche
aber ich merkte
er nimmt mich voll
dann mach ich alles
für ihn
und für mich
182
kennst du dieses komische gefühl
nein gerade das kenne ich nicht
verarschst du mich
aber sicher
183
wenn das alles war
es war alles
184
dieser moment
in dem du ganz plötzlich
bescheid weißt
klar siehst
und alles genau vor augen hast
da hindurch
darauf kommt es an
und da hilft nichts
keine sprüche
keine gesten
kein gar nichts
9. februar - 28. märz 1991
selbstgespräche monoton 2
185
na
was na
wie gehts nun weiter
186
hast du es erwartet
daß es so kommt
was heißt schon erwartet
ich bin jetzt genauso klug
wie sie
jemand gibt nach
und es geht dann wieder
eine zeitlang
gut
187
wo hatte es angefangen
ich meine zu bröckeln
man merkt es lange nicht
dann ist man überrascht
aber es ist nicht der anfang
das kommt so
von selbst
188
ich hätte es besser
zusammenhalten sollen
mehr machen auftrumpfen
dem anderen keinen platz lassen
das ist es
zum atmen
sprüche durchziehen
knallhart keine zweifel
jede frage zuschütten
am besten bevor sie gestellt wird
das verbindet
sie hinge mir am hals
aus angst abzurutschen
aber immerhin
wie gesagt
und ich glaube
beide wären zufrieden
189
ich steh auf
um dasselbe zu machen
wie im letzten jahr
und im nächsten
hast du mehr erwartet
mehr nicht
ich sagte etwas von
anders
ich kann mich erinnern
190
du bist immer dann da
wenn man dich nicht braucht
aber das kann ich
mußt du doch zugeben
191
du mußt ihr eine chance geben
ein wenig luft lassen
das ist unfair
sie kommt so oder so nicht
ich müßte zurück
und das geht eben nicht
nach vorne übrigens
auch nicht
192
ein rückschlag
und zwei niederlagen
und dann umgekehrt
es wird zu einfach
193
wegen neulich
hast du nichts gehört
wegen neulich nicht
nein
194
was anderes
fällt mir jetzt nicht ein
195
Meinst du, ich wollte es nicht auch. Ich habe mir schon mühe gegeben, ich fing es aber falsch an. Genau das. Und stur wie ich bin, es dann durchgezogen. Unbeirrbar. Immer daran festgehalten, keine ablenkung, nichts. Nur war die richtung falsch, und zwar von anfang an. Als ich es merkte, machte ich weiter, aus lauter angst. Es wäre damals noch nicht zu spät gewesen. Und ich wußte das.
196
Jetzt kam plötzlich alles zusammen, von allen seiten und auf einmal. Ich wußte nicht, wo ich anfangen soll, was anpacken. Ich lief hin und her, stützte dies und jenes. Jetzt warte ich nur noch bis es kracht. Und es kommt nichts, aber ich warte. Vielleicht schüttet es mich ja zu.
197
alles lassen
so lassen
wie es ist
nichts mehr ändern
sich nur nicht bewegen
bis man ganz verschwindet
es kann doch gar nicht so schwer sein
198
ein jeder ist
der dumme
wie meinst du das
na wie schon
199
Der hat das ganze leben beispiele gegeben, am ende wußte er gar nicht mehr wofür. Hat durchgehalten.
200
was soll das jetzt
ja wann denn sonst
201
man will herauskommen
immer wieder
neue anfänge versuchen
und manchmal gelingt es
das hält dann fest
und man meint
es wird wieder gehen
die kraft für das bleiben verwenden
es wäre besser
202
dynamik läßt sich beobachten
weitreichende wiederholungen
wiederkehrendes unbehagen
die suche nach dem abschluß
und so ein unsinn
203
Wie kommt das, daß man sehr schnell merkt, wenn jemand bescheißt, irgendwie merkt man, der spielt, der spielt nicht, es fällt immer auf. Warum ist man dann selbst derjenige, der sich dumm vorkommt. Man macht nie etwas dagegen. Der andere strahlt und du bist der dumme. Sicher, eine übertreibung, zu einseitig und so.
204
Vielleicht wird das zu wenig sein, und es ergibt sich nichts anderes mehr. Ich bin mir manchmal ganz sicher, daß nichts mehr dazukommt, es bleibt nur noch, wie es ist, alles was kommt, wird sein, wie es jetzt schon ist, und ein ende gibt es nicht, ende ist blödsinn, ein traum vom ende, es bleibt auch nur ein traum.
205
ein gefühl bleiben zu müssen
und auch zu wollen
halbherzig
immerhin
keine großen worte
nichts bewegendes
man kommt nur langsam
dahinter
manchmal kopfschütteln
aufwachen rückzüge
immer seltener
dann nie mehr
206
Man gibt immer öfter auf, läßt es bleiben, hält die klappe. Früher ließe man nichts durchgehen. Mittlerweile freut man sich direkt, die klappe gehalten zu haben. Die grammatik macht immer mehr spaß, man ist stolz darauf, alles im arsch zu haben. Vielleicht. Aber es ist egal.
207
zu wenig
zu viel
zu viel
zu wenig
erwartest du eine antwort
ich habe ja noch nichts gefragt
hörte sich so an
208
sich jahrelang mit irgendeinem
mist abgeben
um es am ende zu merken
du meinst das ist wirklich
alles gewesen
du nicht
209
verkommen
verkorkst
kaputt
und das ist wieder was
so was von kaputt
das geht wieder
nur mal so gesagt
210
das meiste wirfst du weg
und der rest muß dann
dafür herhalten
211
man gibt es ungern zu
aber es hätte auch
jeder andere sein können
212
als müßte noch etwas
nachkommen
als wäre noch etwas
zu erwarten
nachhelfen
213
die spannung
die balance
zwischen beiden stimmungen
du glaubst gar nicht
wie schnell es umkippt
du sagst etwas
vielleicht unvorsichtig
merkst es zu spät
und schon ist es da
kannst auch nicht mehr zurück
warum sagst du mir das
nichts
ist nur wieder passiert
du baust alles mühsam auf
langsam fast bedächtig
ein moment
du rutschst aus
und schon hast du es
kannst wieder
von vorne anfangen
war nicht umsonst
aber nutzlos
214
sehe ich gerade
und da führt
kein weg vorbei
wohin denn
du meinst woher
215
ein gefühl
als wäre es schade
hält nicht lange an
kommt nur immer wieder
erwischt einen
216
und wenn es wirklich schade ist
wenn es was wert war
und man es nicht hätte aufgeben
sollen
wenn all die verdrängung
umsonst war
und es auf diese paar momente
die jetzt weg sind
doch ankam
ich weiß
ich darf nicht mehr zurück
und darf es nicht zugeben
wenn ich weitermachen will
217
das letzte habe ich nicht mitbekommen
na dann freu dich doch
218
mit einerseits andererseits
geht es sehr einfach
man ist schnell raus
und gewinnt auch besser
es bringt was
Da man ja einerseits alles überblickt und andererseits dennoch zweifel zum ausdruck zu bringen vermag, ohne zweifel.
219
dann sitzt du dumm da
ich steh lieber
grundsätzlich
220
im grunde grundsätzlich
zugrunde
ergründen
hast du das jetzt nötig
was denn
die wortspiele
du meinst grundsätze beachten
sehr witzig
sehr gründlich
hör doch auf
221
wie bist du dahintergekommen
langsam
222
immer diese feinheiten
kleinigkeiten
die schon wichtig sind
nur macht es keiner mit
es ist zu langsam
es hält auf
man kann damit nicht glänzen
und das willst du doch so
ja
ironie
nein
223
und wenn man sich nur
selbst kaputt macht
und die anderen sind es gar nicht
na
na dann machen wir es
mal richtig kaputt
ein für allemal
damit endlich schluß ist
auch ein für allemal
allemal
224
verwahrlost verkommen
und verkorkst
soll ich mir was aussuchen
wieso aussuchen
225
so weit so gut
so weit ist es also gekommen
wenn nicht noch weiter
226
mal kommt das hoch
mal das
oft nimmt man sich selbst
auf den arm
labert aber
um im gespräch zu bleiben
verstehst du
im gespräch
was für ein gespräch
gespräch eben
227
Die meinte tatsächlich, mir ratschläge geben zu können, manche sehen nicht, woher sie kommen, was sie eigentlich sind, nämlich nullen, und dann geben sie mir ratschläge, meinen es womöglich noch freundlich, wollen behilflich sein und plappern aus dem letzten loch, woher sie auch kommen, irrsinnig komisch. Ich wollte ihr eine runterhauen, einfach in den arsch treten. Die würde es aber nicht verstehen, so dumm ist sie.
228
Dabei stellte ich mir alles anders vor, härter, knallhart, professionell sogar und hier dieser provinzmist, diese wabbeligen ärsche, diese hänger und hängerinnen, so ein quatsch. Ich dachte, da wird es ernst, und hier diese puddings. Nichts wissen, aber nicht mal ein großes maul, nicht mal die klappe aufreißen, die zergehen zwischen den fingern, dünnschiß. Ich habe mich selbst reingelegt, denn nicht mal das schaffen die.
229
auf schritt und tritt
wird man beschissen
und wird man es nicht
bescheißt man selbst
so als aphorismus mal
230
irgendwie bekommst du das gefühl
daß du nicht dazugehörst
du steht zusammen mit allen
und die sind anders
du kommst von unten
und du meinst
man sieht es dir an
das ist kein ort
wo du bleiben möchtest
vielleicht bildest du dir das auch ein
aber das ist es ja eben
warum geht das
231
weder so noch so
leerstellen
häufen sich
ich mache dies und jenes
aber es ist egal
man kommt durch
kein grund zu beunruhigung
kein grund zu nichts
es ist ja nicht leer
wenn man wartet
es geschieht nur nichts
man kann es aber auch leer
nennen
232
einige notizen
auf der rückseite
entdeckt
233
vergeht es langsam
ist es schlecht
geht es schnell
ist es auch nicht besser
ich meine es liegt einfach
an dir
du bist nicht zu gebrauchen
ist doch auch nur so ein spruch
was soll das bringen
es ist doch so
ich muß einfach versuchen
die stimmung zu reparieren
das kostet zeit
und wenn es klappt
dann ist schnell oder langsam
wieder unwichtig
eine zeit hält es
234
so mit beschreiben
könnte ich nicht
zuviel unwichtiges
oder wichtiges
ist ja das gleiche
aber eben zuviel
zerfließt alles nur
denn das sind wirklich
nur ganz kurze momente
da hast du es
der rest lenkt nur ab
und es geht verloren
ist glaube ich
auch besser so
235
man klopft alles
nach solchen dingen ab
und muß langsam suchen
und übersieht es
auch wieder einfach
eine noch so große
begeisterung
hilft da nicht weiter
236
landschaft und so
eindrücke
ich weiß nicht
237
geht nicht so in meine richtung
wäre nichts für mich
ich verbiete es aber niemandem
schau es mir an
will ja nicht unhöflich sein
238
durch gezieltes nachdenken
alles durch gezieltes
nachdenken erreicht
oder verloren
ist einerlei
239
wenn auch nicht immer
wenn auch selten
und voreingenommen
das meiste versäumt
sag könnte was dahinterstecken
240
ich habe es mir zu gewohnheit gemacht
in den wichtigen momenten
an den entscheidenden orten
nicht zu erscheinen
wie auch
in den ungeeignetsten
an den falschesten
mich blicken zu lassen
man kann sich darauf verlassen
das ist doch schon was
241
Im vorbeigehen sagte er, er ließ sie sitzen und denkt nicht, sich um sie weiter zu kümmern, er wäre es leid. Mehr war nicht rauszuholen, wie gesagt, im vorbeigehen. Ich konnte nicht nachhaken, ich kenne sie ja auch kaum.
242
wie geht das noch
schlecht
wie du sagen würdest
243
wenn du es dann in einer
anderen stimmung siehst
unter veränderten voraussetzungen
meinst du
ja unter veränderten voraussetzungen
ja was dann
nee hast mir den spaß verdorben
244
einfach eine art
ein gefühl
sich freizukaufen
sich freikaufen zu wollen
mehr nicht
245
nicht immer das gleiche
immer öfter dasselbe
oder war es umgekehrt
246
man hört noch zu
macht noch mit
gleichzeitig
ist man am überlegen
wiegt ab
und gibt dann auf
plötzlich weiß man ganz genau
daß es umsonst war
und die ganze mühe nichts brachte
es tut einem irgendwie leid
man sich selbst
und der andere
und man merkt
daß er
vermutlich genau weiß
was ich meine
247
ich lasse mich auf stimmungen ein
die mir andere anschaffen
so weit war ich noch nie
und sie macht es absichtlich
denke ich
248
ich fliehe ja nur vor ihr
damit sie mir nicht
ihr bild von sich oder von mir
kaputtmacht
es ist aber kaputt
jedenfalls bestimmt
nichts mehr wert
für beide
249
und dabei habe ich jemandem
schon abgeschlagen
habe sie zur seite geschoben
darauf war sie nicht vorbereitet
ich habe mich aus dem staub gemacht
und sie aus den augen verloren
sie mag mich vielleicht noch
oder ich rede es mir nur ein
vorsichtshalber
ich konnte ihr nichts versprechen
das wußte sie
nur wollte sie es gar nicht wissen
heute heute ginge es
nur ist es heute zu spät
es ist egal
obwohl es wehtut
komisch daß immer noch
250
ein strich
eine rechnung
251
ich lebe hier
auch wenns komisch klingt
ich komme aus
252
es wird leer ohne mich
sie glaubt es nicht
ich aber auch nicht
es gibt sich
es wird schon laufen
das ist so
253
wenn man das alles zusammenrechnet
dann bleibt nichts übrig
und einzeln
sah es nach viel aus
254
alles sehr merkwürdig
was denn jetzt wieder
na alles sag ich doch
255
wem das eine ist das andere
ist das andere dem das eine
dem das andere ist das eine
meinst du
meinen tu ich nichts
ich sags bloß
na wenn das so ist
dann gehts ja noch nee
256
findest du das jetzt auch
ich habs ja nicht verloren
willst du jetzt komiker werden
bin ich es nicht schon
nein dafür geht es zu einfach
257
verratene stimmungen
verratene zeit
sich hängen
gelassen
258
Ich habe den eindruck, ich habe alles darauf verwendet, mich davor zu schützen, ein arschloch zu werden. Vor mir wegzulaufen, um kein arschloch zu werden. Und keine pointe.
259
zu haben zu haben
und nichts zu haben
so gut wie
260
der wahnsinn
nur so als wort
einmal
261
politik machen war angesagt
meinen mist den anderen
als den ihren einreden
und sie dann die lösung suchen lassen
vielleicht kann ich mich ja
bald feiern lassen
262
wenngleich
zumal nicht anders
263
viel freude aufgekommen
und kein grund
264
wie kommt man auf sowas
zufällig
265
wo sollten wir anfangen
damit es nach was aussieht
30. märz - 27. april 1991
schon irgendwie merkwürdig
266
und wenn wir mal ganz schön
alles
einfach
abwarten
267
ich wollte nicht
daß es alles war
ich will nie
daß es alles ist
deswegen ist es ja so
268
es kommt
es ist da
wärs denn schon endlich
vorbei
und das immer schon
269
das gefühl
etwas versäumt zu haben
und der verdacht
nichts dergleichen
es nicht nachprüfen wollen
aus angst
man könnte recht behalten
so oder so
270
jemand der alles erreicht
aber nichts verstanden hat
was ist mit dem
271
in meinem traum
kam ich nicht vor
gibts das überhaupt
272
wir reden noch
gehen mal hier mal da
wissen aber genau
es ist nichts mehr
es bleibt wie es ist
keiner wird etwas dazutun
und es geht nicht um die mühe
es ist nur egal
es taugt nur noch für erinnerungen
kannst du dich noch erinnern
damals
und so
273
es wird allmählich weitergehen
und das ist wirklich
das schlimmste
274
verkauft
was
nicht was wer
275
was haben sie sich gedacht
daß es ein arschloch ist
und
und es war ein arschloch
276
dann kommst du plötzlich mal raus
und merkst mit einem schlag
wo du eigentlich warst
wie zu alles war
wie abgeschottet
danach rennst du wieder zurück
das macht aber nichts
es wird nur alles sehr klein
auf einmal klein
277
wieder gemutmaßt
hoffnungen abgeklopft
durchgehalten
alles beschrieben
unter umständen
dagewesen
sehr ermüdend
278
diese durch nichts aus der welt
zu schaffende zufriedenheit
die sind so was von zufrieden
so unerschütterlich
in allem was sie sagen
du kannst dich kaputtreden
sie sind besser
weil sie es meinen
und dann sind sie es auch
man kann nichts dagegen tun
warum will man es immer
man müßte es ja besser wissen
da hast du es
279
irgendwie so
als aufhänger
so gedacht
280
ich meine immer
ich hätte es nicht nötig
und ich habs tatsächlich nicht
281
anderswo habe ich es dann
zugegeben
war mir auch nicht zumute
ich meine danach
282
es geht
wenns geht
zu ende
glaubt man
283
vorwiegend
viel hoffnung
284
weit hergeholt
nichts mitgebracht
sehr mitgenommen
285
es kommt nur
weil es nicht zu kommen brauchte
das mit dem weil
ist so eine sache
was meinst du
286
wenn einer dich so zuredet
man hört nur noch die hälfte
dann gibt man ganz auf
warum merkt es der andere nicht
287
der sucht eine antwort
und hat die frage vergessen
288
zusammenraffen aufstehen
da anfangen wo es schiefging
und alles noch einmal machen
genauso
wie sonst
289
alles zweifelhaft
das aber mit erstaunlicher
sicherheit
290
ich bin eifersüchtig
auf meine träume
und meine fehler
es ist ja das gleiche
ja aber nicht das
was daran komisch ist
291
es hat sich eine wundertüte geöffnet
und
frag lieber nicht
292
Man kann alles als vorübergehend ansehen. Eine weile geht es schon, wie gesagt, eine weile, und dann, dann merkt man endlich, meist wenn man sich nicht mehr wehren kann, es wird immer so sein und es war auch nie anders, das weiß man dann auch, nur ist es zu spät.
293
sich wundern
was sich wundern
nichts
wundern
294
vom warten überrascht
wie soll denn das gehen
weiß ich doch nicht
es läßt sich aber sagen
295
jeder gibt an
wie er kann
vielleicht kannst du dir das
als grundsatz mitnehmen
wohin
296
wie erklärt man einem
wenn er am arsch ist
daß er verloren hat
ohne ihn zu kränken
man mag ihn ja
irgendwie
schon
297
und wir kommen am morgen
blaue straßen hinunter
niemand wird etwas sagen
und nichts wird uns ablenken wollen
wir gehen langsam behutsam
als ob es uns gar nicht mehr gäbe
wir kommen nur die straße hinunter
und nichts wird mehr gehen
es wird kalt
und es wird nicht zu bezahlen sein
298
häuser bäume
und so zeug
299
es ist doch alles
gar nicht mehr wahr
300
Wenn es nur oberflächlich genug ist, wenn es nur nach etwas aussieht, nicht mehr als man selbst hat, wird es gekauft, denn es beruhigt. Hast du es mehr, wirst du übersehen, dabei ist es nur anders. Aber anders geht nicht, man sagt es zwar, daß es geht, ja, ja, ach wie interessant, nur eben nicht bei sich selbst. Von weitem, aus der entfernung und am liebsten in einem buch. Das hat mich jetzt aber betroffen gemacht. Leckt mich doch am arsch.
301
voll ins leere gelaufen
warum glaubtest du auch
daß dort eine wand ist
und solche geschichten
302
für den anfang
reicht es noch gerade
nur ist es das ende
so kleine überraschungen
wär mir nie eingefallen
303
Wenn man merkt, daß einer mit einem spielt, einen benutzt. Du meinst doch dich. Ja, schon. Na dann sags doch. Na dann mich benutzt, ist eigentlich nichts schlimmes, er meint zwar, man merkt es nicht, man kommt nicht dahinter. Nun. Es macht mir ja nichts aus, aber trotzdem, ich mag ihn nicht mehr so, ich muß auf der hut sein, mich vielleicht in acht nehmen, und früher brauchte ich es nicht. Nur das ist es.
304
daß es sich so wiederholt
immer das gleiche kommt
es ist nicht das gleiche
es wiederholt sich ja
zugegeben
es sind manchmal dieselben
worte
305
und dann nichts mehr
wenn man sich das so vorstellt
könnte ja sein
daß man es sich vorstellt
und nichts mehr
306
kleinkram
alles kleinkram
und irgendwie
nur irgendwie
kann ich mich daran
festhalten
und rutsche nicht ab
ich habe etwas
307
gestern wieder
ganz deutlich
alles
gesehen
gestern wieder
alles
ganz deutlich
gesehen
es sind
wirklich
zwei
verschiedene
sachen
man freut sich direkt
308
ich sehe was ich sehe
nicht ein
ich merks mir aber
309
es ist wie verhext
keinen erreicht
die ganze zeit versucht
und nichts
je öfter versucht
desto schlimmer wurde es
oder wurde es überhaupt
erst so weil versucht
eingeredet ja sicher
aber was macht das schon
310
ich habe immer wieder
verständnis gezeigt
jeden nur verstanden
entschuldigt
gerechtfertigt
alles erklären können
jeden begriffen
mitgeheult mitgemacht
ja es klingt unwahrscheinlich
ich schummle eben bißchen
aber ich hätte es schon gerne
so
311
zunächst merkt man nichts
man hält sich
macht weiter
langsam kommen zweifel
man gibt nach
wehrt sich aber noch
dann wird man grau
alles um einen wird grau
312
wenn ich versuchte
alles leicht zu nehmen
könnte es vielleicht gehen
nur was mache ich
wenn es wirklich geht
313
nur nicht zu lange da bleiben
man könnte auffallen
und dann wäre ja alles umsonst
314
Ich glaube, es wird bald was passieren, es hört sich so an, es sieht danach aus. Ich weiß nicht, woran ich es erkenne, ich kann es nicht sagen. Es ist nur irgendwie zu leer, eine art ruhe. Alles etwas unkonzentriert. Als ob ich etwas erwarte, was schon einmal genauso ablief, wie ich meine, daß es kommt. Damals bin ich auf die fresse gefallen, wie ein trottel ins messer gelaufen. Genau das, wogegen ich immer war, was ich abgestrichen habe, wovon ich freigekommen bin, was ich endlich als schwachsinn erkannt habe, hat sich durchgesetzt. Genau das war gefragt. Ja nun, ich glaubte an zufälle, an einen ausrutscher. Und so. Und ich glaube, es passiert bald noch mal.
315
mit verwirrender sicherheit
daneben geschlagen
gut er meinte
wir finden ihn toll
er ist sich dessen
immer noch sicher
wir tun ihm leid
weil wir es nicht merken
wir können es ihm ja nicht sagen
er wäre beleidigt
316
dann klammern wir uns eben fest
einander
im vorübergehen
mehr kann man gar nicht
erwarten
317
Wieder so etwas zappliges da, ein anderer grund, sieht aber genauso aus. Vielleicht mal jemand treffen, was reden. Daß man mich meidet, ist ja vielleicht nur eingebildet. Das komische ist, man merkt es langsam nicht mehr, man hält sich für in ordnung, meint durchzublicken, aber nein, das ist es schon. Gut, man hat es sich anders vorgestellt, schwerer oder so, ernster vielleicht. Dabei ist es gar nicht ernst, eher unbedeutend. Es ist einem auch nicht egal. Es ist nur so. Man zappelt. Etwas zappliges überall.
318
weltfremd
aber lebensnah
das geht
319
man braucht einfach nur zeit
der rest geht dann von
selbst schief
so sprüche
320
er hat sich
von selbst
überschätzt
und nie mehr
zurückgefunden
wie ein märchen
321
ich verstehe
was bleibt mir denn
anderes übrig
322
und alles ist langsamer geworden
es hat sich eigentlich nichts verändert
es ist wie es war
alle sind dieselben geblieben
man sieht nur
was daran falsch ist
und hat schiß
daß es so bleibt
man wird leise
323
da waren so ereignisse
die ich mir habe merken wollen
ein paar sätze
einige einfälle
nichts umwerfendes
für mich aber wichtig
und ich hätte mich gerne
daran erinnert
klapt es dann mal wirklich
und ich habe sie wieder
bin ich sauer weil sie nichts taugen
das nächste mal ist man vorsichtiger
sie taugen aber trotzdem nichts
es ist verrückt
324
An den ganz entscheidenden, den ganz wichtigen stellen innehalten, nicht hineingehen, so lange wie nur möglich es herausschieben, vor sich her schieben, bis man nichts anderes mehr sieht vor lauter herausgeschobenem. Was man dafür kriegt. Man würde es nicht glauben. Es hält nicht lange. Gut. Man kann aber davon leben. Das sag ich jetzt. Es sieht nach mut fassen aus. Meinetwegen.
325
meine
deine
und keine
scheintot
na so was
326
sind keine geschichten
ja
sind aber meine geschichten
auch wenn es mir keiner glaubt
es sind meine geschichten
auch wenn ich es sage
weil ich es sage
327
zu viel
muß einfach
gut sein
328
gut
da rede ich da gehe ich hin
gehe weg lasse es sein
komme mir dabei vor
aber es bleibt nichts
früher hat es irgendwie
länger gehalten
man konnte sich darauf
zumindest verlassen
es war irgendwie
ein anfang ein ende
heute ist nur noch
die mitte geblieben
und sie ist einem
von vornherein wurscht
einfach egal
gut
ich kann es wiederholen
dann gehst du eben hin
und bist da
und nun schau
dich wegzustehlen
leise
als ob dir das alles
noch etwas ausmachte
329
das komische ist
ich würde es auch so
falsch machen
und zwar deswegen
weil ich es jetzt
schon weiß
330
wenn ich zwei zusammenbringen will
weil ich meine
daß es mir passen würde
aber sie wollen es wirklich
331
so wenn du so lügst
nur um weiterzureden
um drin zu bleiben
weil es dir egal ist
332
sich mal so einen
satz auf der zunge
zergehen lassen
333
Warum fahren sie alle darauf ab. Und sie bescheißen nicht mal. Am ende muß man ihnen sogar recht geben. Und will immer noch kein anderer sein. Wo kommt es nur her. Keine ahnung warum, es ist eben so, einfach so, und das muß reichen.
334
man kann sich ja nichts mehr
vormachen
man war zu nahe dran
und zu lange zusammen
eine gehörige portion sicherheit
eben
und langeweile
eher etwas wie gewißheit
daß es anders gar nicht geht
daß es nie mehr anders gehen wird
und man ist zufrieden
auch irgendwie dankbar
mehr kann man gar nicht wollen
irgendwann glaubt man es
auch
335
So ganz falsch war es nicht. Man hat ja was mitnehmen können, weiß irgendwie mehr. Auch wenn es nun zu nichts gut ist. Den anderen hat es erwischt. Ja, gut, das ist der preis. Ich muß ihn ja nicht zahlen. Wie man es auch dreht, ich habe sie verarscht und hab mich davongemacht. Ich wollte es nicht. Aber das geht jetzt nicht mehr. Ich hätte es wissen müssen. Ich merkte, daß sie es versuchen will, und meinte, das gibt mir das recht, mitzumachen, dabei zu bleiben. Das war krum, das hat sie nicht verdient. Gut, es war angenehm. Mehr hab ich nicht gefragt, mehr wollte ich gar nicht. Einer war zu feinfühlig. Ich glaube, ich.
336
Daß da so geschichten herumschwirren, mit denen man nicht fertig wird. Sie kommen dann und wann mal hoch. Man wehrt sich auch nicht. Sind ja meine geschichten. Ich spiele sie kurz durch. Ein bißchen überheblichkeit, ein wenig verlogenheit und schon geht es. Man windet sich letztlich doch immer heraus. Deswegen macht man es auch. Man muß gewinnen. Man ist einfach unschlagbar.
337
Alles feinsäuberlich zerreden und keinen zweifel aufkommen lassen. Der kann das, er kommt mal ganz groß heraus, wenn man ihm vorher nicht den hals bricht, aus neid zum beispiel.
338
er gab vor
nicht mehr vorzukommen
ja nie vorgekommen zu sein
wie gesagt
339
an dieser stelle ging er zurück
genau an dieser stelle
und
nichts und
340
wieso machen die das nur
ja wieso wohl
aus angst
aus angst nicht vorzukommen
du auch
ich auch
341
habe viel nachgedacht darüber
in letzter zeit
und
war nichts
hättest es ja dann auch
lassen können
dann wüßte ich es nicht
sowas fällt mir ein
ich beklage mich aber nicht
342
immer
sonnenuntergänge
gefürchtet
343
man kann
nicht immer wieder
dasselbe machen
es geht aber
344
dieses mühsame
tagtägliche
von dem man nicht wegkommt
das einen eigentlich gar nicht stört
nur ablenkt
und alles im grunde verkleinert
es einem mies macht
345
ich will es nur nicht
ohne weiteres wahrhaben
es ist da
aber es hätte auch genauso gut
nicht da zu sein brauchen
irgendwie so
ist aber vielleicht
nur so ein gerede
346
Es endet halt etwas, was gar nicht beginnen konnte. Wir wehren uns gar nicht mehr. Wir räumen uns noch viel platz ein. Man versucht sich auf keinen fall zu verletzen. Es passiert dann doch schon mal. Wir mögen uns. Wir würden es nur nie zugeben. Denn das machte alles noch schlimmer. Eigentlich komischer.
347
eine art zaudern
eine art rücksichtnahme
etwas wie verletzlichkeit
umsonst
348
man bemüht sich die anderen
sich selbst zu überlassen
was man da an kraft aufbringt
was das kostet
und man bezahlt es gerne
im grunde meint man doch
es ist billig
man wäre gerne bereit
noch mehr zu investieren
wie sich dann gleich die sprache
ändert
und es hört auf
eine geschichte zu sein
es ist gar nichts mehr
349
Nehmen wir mal so. Jemand benimmt sich wie ein arsch, schlägt voll drauf und macht sich unmöglich. Gut, jetzt weiß er es, er hat es gemerkt. Er bemüht sich nun, den anderen soweit zu bringen, daß er auch ausrastet und durchdreht und genau denselben fehler macht. Und schon ist er selbst raus. Schon hat er gewonnen. Man ist jetzt auch nicht besser. Es ist eigentlich einfach. Man könnte sich dann, als der andere, in den arsch treten. Beim nächsten mal paßt man auf, man guckt genauer hin. Fällt aber doch immer wieder herein. Man fragt sich dann, warum kam man nicht selbst auf den trick.
350
an sich nichts großes
an sich nichts kleines
etwas unbedeutendes
für mich wichtiges
ging zu ende
351
Er besaß die fähigkeit, voll daneben zu hauen, ohne daß es unmöglich wurde. Ich glaube auch, das liegt an mir. Aber das macht ihn nicht schlechter.
352
woher ich die kraft nehme
woher ich sie auch nehme
sie ist da
eine prise selbstgefälligkeit
hilft da schon nach
man braucht es ja
nicht immer zuzugeben
353
wir haben uns nichts mehr zu sagen
und werden es noch jahrelang
nicht glauben
und es überrascht einen gar nicht
man wird dabei sehr hastig
als ob man die jahre
schneller rumkriegen wollte
es hört sich zumindest so an
354
Man kann von diesem ganzen kram nichts mitnehmen. Man streitet tagelang, bringt sich gegenseitig auf die palme. Und kann dann nichts mitnehmen, nichts brauchbares. Als ob es einem zu schade wäre. Ich glaube, ich meine das ernst.
355
was nun
was was
356
Nun, weißt du noch, als wir damals ganz langsam die straße hinuntergingen. Es war früh am morgen, und es hörte gerade zu regnen auf. Du sagtest noch, wir werden unschlagbar sein, solche wie uns wird es lange nicht mehr geben. Die straße war blau. Es war kalt, und der regen hat sich entschieden. Wir gingen eine blaue straße hinunter. Das könnte stimmen, habe ich dann gesagt. Und wir waren unschlagbar. Mehr ist es nicht.
357
Ich versuchte noch einmal, ganz von vorne alte träume zu erzählen. Sie waren bitter, sie waren mühselig und zerbrochen. Sie ließen mir keine chance. Ich mochte sie aber, und zwar deswegen. Sie machten mir nichts vor, sie kannten sich mit mir aus.
358
Eine gewisse kurzsichtigkeit ist all dem nicht abzusprechen. Wieso denn auch.
359
ich glaube grundsätzlich an wenig
zwei drei geschichten vielleicht
ein paar eindrücke
das wars dann schon
sieht nach nichts aus
360
ein einfall der zu spät kam
ein paar eindrücke
die ich nicht behalten konnte
und die geschichte
die ich nicht vergessen kann
woran soll es denn scheitern
361
ich werde es mir vielleich
anders gedacht haben
ich dachte vielleicht
gar nicht an dich
und habe mir jemand
anderen erträumt
ich habe manchmal immer noch
andere träume
die ich dir nicht erzählen kann
ohne dich zu verletzen
das braucht dich aber
nicht zu kümmern
ich glaube dir wird es
nicht anders gehen
362
von diesen geschichten
kommt man nicht los
dazu sind sie ja auch da
363
Da sitzt du dann mittendrin, machst mit, sagst ab und zu was. Der eine oder andere beginnt auch schon etwas zu merken. Vielleicht aber auch nicht. Da versuchst du, es dir nicht anmerken zu lassen. Und alles wird doch noch kompliziert. Unter irgendeinem vorwand gehst du dann weg. Es bringt wirklich nichts. Es ist zuviel gefummel in der luft. Zuviel rücksichtnahme. Und du weißt, darum sollte es gar nicht gehen. Irgendwie so stelle ich mir das vor.
364
dem nachlaufen
ohne zu merken
daß der zug abgefahren ist
oder daß er verspätung hat
so billige einfälle
aber irgendwie
kann man es nicht lassen
365
in dem kalender
in den ich das jetzt hineinschreibe
ist märz
366
wie trivial muß alles denn noch sein
wie tief können wir herunterkommen
wie dämmlich soll man noch werden
um es gar nicht mehr zu merken
es geht wirklich nicht so schnell
wie man es haben möchte
in wirklichkeit kommt es
ganz langsam
nach und nach allmählich
und nur deswegen macht man es auch mit
stell dir vor es wäre anders
367
so konstellationen
mal magst du den mal den
und die beiden können sich
nicht ausstehen
und du kennst jemand anderen
der möchte gerne dazu
und der ist oft bei ihm
aber er kann mich nicht mitnehmen
und den der hinein will
kannst du nicht mitbringen
weil du dann raus bist
dann vertragen sich nämlich
die beiden anderen nicht
und das ist so
wenn man einen moment
genauer hinschaut
368
das ist schon
sehr verwirrend
alles
369
ich werde mich in sie niemals verlieben
wem wird es weh tun
so als frage
hätte ja sein können
370
ich wüde sagen
bedächtig
auf den fingerspitzen
sich davonmachen
ohne zu wissen wohin
eigentlich
genau wissend
es gibt kein wohin
weil man keine lust hat
es sich auszudenken
es fiele einem schon ein
nur enden würde es
auch so
371
vieles gar nicht gewollt
noch mehr nicht gemerkt
und alles in allem
beiseite geschoben
immer wieder beiseite
geschoben
darin gut gewesen
372
wie denn das jetzt
zu verstehen sei
hat er gefragt
28. april - 9. juli 1991
so geschichten
373
eigentlich nur eine ansammlung
komischer einfälle
geglaubter dinge
oder auch nichts wie mutmaßungen
bleibt mit der zeit kaum etwas übrig
außer dem gefühl
es hätte doch sein können
es müßte eigentlich möglich sein
oder so gut wie
374
Eine große und erstaunliche fähigkeit, niederlagen einzustecken oder sie sich zu erklären, sie zurechtzubiegen, daß sie immer noch welche sind und auch bleiben, aber erträglich werden. Vorhanden, jederzeit benutzbar. Daneben die fähigkeit, aus allem gesagten, erwähnten oder angedeuteten etwas herauszuhören, was stoff liefert, um jeden zu verdächtigen, mich verarscht gewollt zu haben. Und alles sehr unpersönlich. Und sehr umständlich. Es fällt mir einfach. Und immer ein. Ich sag es mal so.
375
Nun. Diese geschichte ist gelaufen. Bald sind die beiden noch offenen sachen auch abzuhaken. Ich weiß, ich werde dumm dastehen. Und möglicherweise keinen halt mehr finden. Diese geschichte kann ich mir dann nicht mehr ersparen. Die ist durchzuziehen. Und ich glaube, keinen geht es etwas an.
376
ein wort
immer nur
ein wort
vor sich her schreiben
sobald gewußt welches
ich glaube
das ist es
oder daher
377
man kann sich nicht immer wieder ablenken
man merkt nicht mehr wovon
auch wenn es darauf eben ankommt
das schöne daran ist
es geht
378
Ich mache alles falsch. Ich muß herausfinden, woran es die anderen merken.
379
mit der zeit beginnt alles
zu stinken
bis es keiner mehr merkt
auch man selbst nicht
ich sage ja keiner
380
man muß sich hineinknien
nur kostet diese mühe mehr
als man herausholt
so tief man sich auch
hineinkniet
es ist aber trotzdem etwas wert
auch wenn ich nicht sagen kann
was
381
dabei
hat er diesen gedanken
sehr lange verfolgt
ihn jedoch nie
einholen können
382
schwachsinn
ja was soll ich sagen
schwachsinn
383
wir verändern zwar nicht die welt
wir erlauben der welt aber auch nicht
uns zu verändern
so
384
eine der besten geschichten
die ich gehört habe
habe ich dann paradoxerweise
nicht mehr für so gut gehalten
könnte das vielleicht
etwas besonderes sein
385
die geschichte ist gut gegangen
ich müßte lügen
wenn es nicht so wäre
sie ist gut gegangen
es wird mir schwer fallen
noch komischer zu werden
386
an der anspannung
kann es nicht gelegen haben
es lag aber an etwas
387
irgendwie so
wie soll ich sagen
als voreingenommenheit
388
hättest du das jetzt gedacht
ich meine wirklich geglaubt
daß es doch noch gut geht
sich alles einränkt
und die ganze aufregung
so gesehen umsonst war
389
lauter
teilweise
sehr lustige
geschichten
390
wenn jemand jemandem gegenüber
den du magst
nicht fair war
und du den auch wieder
wenn auch weniger magst
die beiden scheren sich nicht
um einander
und du bist der dumme
man sagt dem anderen aber nichts
und kommt sich dabei
noch dümmer vor
mit der zeit scheint es einen
nicht mehr so zu treffen
391
das wird mir vielleicht
niemand abkaufen wollen
es geschieht ihm dann aber
auch recht
und so kleine eitelkeiten
392
es sind die zeiten
die durcheinanderkommen
auch wenn wir es
nicht unbedingt
wahrhaben wollen
meinst du wirklich
es könnte was anderes
gewesen sein
393
wonach man ständig
hinterherläuft
so einfach mal direkt
gesehen
394
er wollte
er konnte
das nicht mehr
wie das von ihm
zumindest
auch nicht anders
zu erwarten war
so daß man es dann
auch wieder glaubte
395
hoffnungslos
wenn es so von einem
ins andere
396
ich meine gegangen
wäre es schon
ich habe es mir nur
nicht aussuchen können
397
Von den eigentlichen ereignissen haben wir nichts mitbekommen, wir waren nicht da, waren, glaube ich, verreist. Bekamen eben nichts mit. Ich hörte, man hatte uns eigentlich schon einladen wollen. Nur dachte man, wir wären weg. Und so muß ich es jetzt selbst zurechtbiegen. Mich herausreden, vor mir selbst. Könnte sein, daß uns jemand das glaubt.
398
ein immer öfter aufkommendes gefühl
letzten endes doch nicht gebraucht zu werden
und gleichzeitig das gefühl
als ob man es geahnt hätte
so beides
vielleicht auch nacheinander
399
wie soll ich sagen
so sehr lange
jeden tag
auf etwas gewartet zu haben
und nie gewußt worauf
im grunde aber
überzeugt
warten zu müssen
und da so lange
nie enttäuscht
400
der august
kam mir sehr lang vor
kann mich nicht daran gewöhnen
daß er weg ist
ist doch schon komisch
401
wenn auch
vorübergehend
alles langsam vergeht
402
nun
ich hätte schon gerne
mitgemacht
ich war ja letztendlich
einverstanden
man hätte mich fragen sollen
ich wäre umgekippt
es fehlte nicht mehr viel
403
es gab glaube ich
nichts mehr zu beobachten
oder wo es sich lohnte
praktisch nichts
beobachtbares mehr
zugegeben
es fiel einem zunächst nicht auf
wie so schuppen
404
so wie gut draufgewesen zu sein
so wie soll ich sagen
schon merkwürdig
daß es dann auch immer
passiert
405
Er kam ganz vorsichtig ganz früh kurz mal vorbei. Sagte nichts, setzte sich nur hin und saß eine weile. Man merkte ihm schon an, daß was los war, daß von jetzt an etwas anders sein wird. Wir haben dann zusammen gefrühstückt, tranken später ganz langsam den kaffee. Und man merkte, er wäre gerne schon wieder gegangen. Ich habe die geschichte später nie mehr erfahren. Ich glaube aber immer noch, es war eine geschichte. Vielleicht ging es auch nicht anders. Ich weiß es nicht mehr. Ich habe mich jetzt nur so erinnert, es so behalten.
406
man glaubt einfach
da muß was übrig bleiben
was nicht hätte vergessen
werden sollen
407
wie wenn du genau weißt
was du machen willst
wie du es durchziehen kannst
und jeder versucht dir zu sagen
wo es lang geht
jeder weiß wo es lang geht
408
und ich bin ein fremder hier
und zwar weil ich es so will
weil mir das niemand nehmen kann
einfach ein fremder
man kommt mit mir aus
auch wenn es nur nach stolz klingt
oder verlegenheit
409
wie dem auch sei
es war nichts
410
mit der zeit
oder je länger es dauert
wird es unerheblicher
bis es keinen unterschied mehr macht
es wird nur zunehmend langweiliger
man hat keine lust mehr
ich meine zum leben
411
hätte ich immer nur gewonnen
stell dir vor ich hätte immer nur gewonnen
mal nur so vorstellen
hätte man ja gekonnt
412
irgendwie so etwas
wie freude
auf eine lange
langanhaltende geschichte
die nicht zu wiederholen ist
vielleicht
413
wo man nur noch nachhaken kann
nur noch kurz was fragen
bevor es einem übel genommen wird
wie wenn man etwas falsches gefragt hätte
und keiner eine antwort weiß
und dich verlegen anguckt
daß du hast fragen können
du meinst ich sollte das kennen
klingt wie eine übung
mochte vielleicht eine gewesen sein
wenn sie nicht danebengegangen wäre
414
ein paar geschichten
sind dabei doch herausgekommen
hätte man eigentlich nicht glauben wollen
415
auf die gefahr hin
nichts verstanden zu haben
frage ich jetzt auch nichts mehr
416
eine gelegentlich
aufkommende unlust
an wiederholungen
eine art unbehagen
vergeht meistens
417
Ich kann es gar nicht so richtig sagen. Es ist wie eine plötzlich aufkommende unlust am weitermachen. Es fällt immer schwerer, die lust aufzubringen oder sich einen grund auszudenken. Ich hätte eine menge gründe, kennt man ja, ich mag mir nur keinen mehr aussuchen. Alles hinschmeißen. Einfach, wie soll ich sagen, ohne vorher zu wissen, was es kostet, nur mal ein paar neue ereignisse ausprobieren. Frisch ist, glaube ich, kein falsches wort. Man verlernt die frische, die aufregung. Man hat angst vor dem nachgeschmack. Ich weiß nicht warum.
418
man hat sich daran gewöhnt
bedient zu werden
und verfügbar zu sein
es ist unbezahlbar
aber darauf kommt es nicht an
ich glaube das ist der preis
es fällt schwer
ihn nicht bezahlen zu wollen
zunehmend schwerer
eine nicht gerade geringe
portion angst
ist mit im spiel
hat ihre finger drin
zumindest
419
so
auch wieder nicht
und es kommt wieder
420
irgendwann
und es wird ein schöner tag sein
es wird warm und hell sein
die luft wird stehen und flimmern
werde ich es dir zurückzahlen
421
habe mir dann die geschichte
selbst nicht mehr zugetraut
dachte mir etwas anderes aus
die hätte ja auch nur geendet
ich mache es nur
weil ich keinen finden kann
der es schon gemacht hätte
so bleibt mir eben
nichts anderes übrig
und das scheint zu gehen
422
Er kam jetzt eine zeitlang nicht mehr, ließ sich auch sonst nicht blicken. Man fing an, ihn langsam zu vergessen. Ich hörte, seine frau hat ihn verlassen, mit einem, den hier keiner kennt. Ich glaube, er wird bald von hier weggehen. Nein, ich weiß es nicht, ich habe nur so ein gefühl. Ich meine, es würde zu ihm passen. Doch.
423
Na ja, ich wollte ihm alles erklären, ihm sagen, wie ich das sehe und daß es mir leid tut, wegen seiner frau und all dem. Die nachbarn fragten ja schon nach ihr. Ob sie denn noch kommt, schon wegen der wohnung und so. Ich wollte ihm sagen, er könnte bei mir unterkommen. Bis er wieder etwas findet. Ich glaube nur, er könnte es nicht annehmen, er wird es nicht wollen. Ich schreibe ihm vielleicht.
424
als wenn ich die sache
nicht vergessen könnte
mich aber kaum noch an details
erinnern kann
nur so ein gefühl
es nicht so gemacht zu haben
wie sie es vielleicht wollte
oder sich dachte
ein komisches gefühl
letztendlich
425
daß alles so funktioniert
nur noch so funktioniert
und man keine zeit mehr bekommt
oder sich nimmt
mal dem unsinn in die augen
zu schauen
nur so weil es geht
einen moment genauer hingucken
meinetwegen aus langeweile
und sich mal wundern
und dann kanns wieder
funktionieren
ist dann egal
426
wie soll ich denn das erklären
man hätte die straße entlang gehen können
ganz langsam hinunter
ohne sich um irgend jemand zu scheren
nur gehen
und sich einfach
ganz langsam
an alles erinnern
es würde kalt und naß sein
und diesen einen augenblick
wäre man unschlagbar
wenn man es durchhielte
wäre man unschlagbar
kannst du dir das vorstellen
so mit einem mal
427
Sie versteckt sich doch nur hinter ihren witzen und weiß nicht mehr, wie sie da herauskommt. In der nacht, bevor sie einschläft. Sie wird es nicht zugeben. Sie hat es verlernt, nie gekonnt. Egal. Sie weint dann schon mal. Kann nicht einschlafen. Und es wird nie jemand geben, dem sie es sagen könnte, der da wäre. Für sie. Nur für sie. Sie weint schon manchmal. Schläft ein. Und hält es immer durch. Sie meint, sie ist stark. Ich kann es ihr nicht sagen, daß es darauf gar nicht ankommt. Ich sah sie neulich in die stadt fahren. Sie winkte aus dem bus. Nun. Sie schaute so. Komisch, an den augen sieht man es immer. Warum weiß sie das nicht.
428
Sie war nicht weit, ich hätte sie noch rufen können. Gut, vielleicht wollte ich es nicht wissen, sie kam dann nicht mehr zurück, hat alles aufgegeben, nur paar sachen mitgenommen. Man hört jetzt auch nichts mehr von ihr. Vielleicht war es auch absicht. Leben soll sie allein, nein, das weiß ich.
429
ich sitze halt nur so
warum
430
Wie soll ich ihr das sagen. Daß es vielleicht keinen mehr geben wird, der ihr das abkauft, oder sich das auch nur anhört. Und ihr dann so oder so glauben wird. Sie war zu oft unfair, hat anderen nicht zugestanden, was sie selbst rücksichtslos durchzog. Sie gestand es den anderen nicht zu. Hat sie ins leere laufen lassen. Man wird es ihr nicht mehr vergessen. Auch wenn es ihr jetzt vielleicht leid tut. Daraus wird keine geschichte mehr. Es wird weiter gehen, es wird aber nichts.
431
man macht sich ja keine vorstellung
wie kompliziert es zu sein scheint
432
hat sich mit der zeit
alles immer komischer angehört
so als ob man es
nicht hätte glauben wollen
eine lange
oder auch nur langandauernde
langeweile
eigentlich eine notwendigkeit
alles durchziehen zu müssen
ohne zu wissen warum
nur daran geglaubt zu haben
und sonst an nichts
433
wo kommt das denn her
wenn ich mich auch nur
einen moment ernst nehme
auch nur einen augenblick
434
Sie sah sehr alt aus, ich meine, viel älter als damals. Sie ist in diesen zwei jahren irgendwie erwachsener geworden, Es ist ihr anzusehen, daß sie etwas durchgemacht hat. Man könnte meinen, sie will einem etwas sagen und hat angst, niemand glaubt ihr. Man meint, sie hat wie früher nichts zu sagen. Ich wehre mich auch dagegen, ihr eine gelegenheit dazu zu geben. So etwas wie zu spät.
435
sie ist älter geworden
erwachsen
oder nur erfahrener
man sieht ihr etwas an
wonach man früher
gar nicht gesucht hätte
oder es vermutete
und heute will man
lieber nicht zulassen
daß sie es erzählt
ich glaube so
436
eigentlich eine alte geschichte
wie eine erinnerung
die man meinte
vergessen zu haben
immer vergessen wollte
eine portion unbehagen
ein wenig überraschung
man weiß aber
man vergißt es wieder
eine zeitlang zumindest
das weiß man auch
437
ich erwischte mich
bei dem gedanken
recht gehabt zu haben
und es nicht bemerkt
auch zu haben
das eine wie das andere
438
wie wenn ich sie wieder
gesehen hätte
und diesmal zuhören wollte
ich glaube wir hätten es beide
nicht zugelassen
eine art übereinstimmung
auch verzweiflung
alles vorher immer besser
gewußt zu haben
439
na ja
mal ganz normal sprechen
440
noch eine schöne geschichte erzählen
auch wenn die welt jetzt gerade zu ende geht
immer eine schöne geschichte erzählen
und das wars dann
und keine angst vor lächerlichkeit
441
Ja nun gut, ich habe sie wiedergesehen, eher zufällig, einfach getroffen. Und es war nichts mehr. Es hätte nicht zu sein brauchen. So. Man sprach. Nur ein mal kam etwas auf, ganz kurz, kaum gemerkt. Eine unnötigkeit.
442
so
als eine art
annäherung
als versuch
einfach
noch einmal versuchen
443
es war alles schräg
alles irgendwie krumm
und verschroben
ich kam nicht weg
und wollte auch gar nicht weiter
ich trank den drink
ganz langsam
als ob er nicht reichen sollte
und mir nichts anhaben konnte
es war alles in ordnung
es kippt bald um
aber es ist in ordnung so
als ob es nichts mehr ausmachte
mich nichts anginge
444
alles letztendlich
dem rhythmus zu verdanken
der da war
nie verloren ging
und anhielt
445
Kommen sie doch auf einen sprung rauf. Wir setzen uns ein bißchen. Ich erzähle ihnen die geschichte zu ende. Ich meine, wie ich sie sehe. Es ist dann doch an einer kleinigkeit gescheitert. Sie konnte oder wollte nicht mehr. Sie müssen heute noch weiter, ich verstehe. Kommen sie mal rauf, wenn sie in der gegend sind. Ich würde mich freuen. Ja, ich weiß, es kommt heute überraschend.
446
Hat ja keiner mehr damit gerechnet. Sie war schon jahre weg, verschwunden. Er hat sich auch schon anders eingerichtet. Dann die neue freundin. Und jetzt taucht sie so plötzlich auf. Was sollte er auch machen. Ich verstehe ihn ja. Er kam neulich zu mir.
447
ein komisches gefühl
habe ich mir erträumt
und wollte
sie würde es mitmachen
448
sie hatte blaue augen
und einen kurzen engen rock
ein komisches flattern
in den augen
wie eine erinnerung
an nichts bestimmtes
sie hatte alles in den händen
und alles haben können
einen augenblick lang
449
etwas kindisches
und etwas erwachsenes
gleichzeitig
sie hielt es aus
kam kurz mal vorbei
und alle waren wie verändert
man wußte nicht mehr
was echt ist
und es kümmerte auch keinen
sie schlug einfach alles
sie war schon was
450
Alle briefe kamen zurück und ich dachte sie wohnte noch dort. Die alte geschichte. Sie ist aber noch in der stadt. Ich sah sie am abend im bus, wie sie auf meine straßenseite schaute, und sie hatte ein glitzern in den augen, etwas anziehendes.
451
bilder
eindrücke
und viel haß
452
ein abschied voller haß
ineinander verstrickte geschichten
mit viel sinn
fürs hinterhältige
alles wie ein nie endendes lied
453
ein paar verlorene geschichten
etwas zuviel gesagtes
und nicht enden wollendes
und sehr viel flucht
sich immer wieder herausgeredet
454
Ja. Er will es nochmal versuchen. Will es jetzt darauf ankommen lassen. Sie hatte auch versprochen, ihm eine chance zu geben. Nein, er sagte es. Ich bin selbst neugierig.
455
ein abschied ohne worte
ein händedruck
und ein verstohlener blick
die gewißheit
sie nie mehr sehen zu wollen
und der eindruck
es nicht zu können
wenn man es eindruck nennen will
456
Er ließ sich schon mal blicken, schien auch wieder in ordnung zu sein. Ich hörte, er trank auch kaum noch, war viel ruhiger geworden. Es machte ihm, glaube ich, auch nichts aus. Komisch nur, daß er von ihr nicht ein mal gesprochen hat. Als ob es sie gar nicht gegeben hätte. Es fiel mir so auf, weil ich sie neulich getroffen habe. Sie sagte, es ginge ihr jetzt wieder gut. Seit die kinder aus dem haus sind, hat sie auch mehr zeit für sich. Und ihr neuer freund wäre ja befördert worden. Wenn alles gut geht, werden sie bald umziehen. Sie schien zufrieden zu sein mit dem, wie es gekommen ist. Nein, ihm habe ich das nicht erzählt.
457
Und plötzlich hieß es dann, sagte er, er darf nicht mehr kommen. Und sollte jetzt nicht mehr versuchen, sie zu sehen. Er hat es mir alles erzählt, bis auf die einzelheiten. Hat alles begründet, abgewogen. Und es wollte keine geschichte werden. Je länger er sprach, desto unwichtiger wurde es. Und irgendwie, allmählich merkte er das. Hat mich dann gar nicht mehr angesehen. Ich vermied es auch, so gut es ging. Seitdem gehen wir uns aus dem weg.
458
Er muß das feeling reparieren, mit sich selbst wieder ins klare kommen, hat er gesagt, alles wäre ihm irgendwie zu schnell geworden, er findet sich gar nicht mehr zurecht, kommt nicht zu ruhe oder zum nachdenken. Wie er nun aus der scheiße rauskommen soll, in die er sich selbst gebracht hat, letzten endes selbst. Er gibt niemandem die schuld, auch sie wäre nicht schuld, hätte zwar damit schon etwas zu tun, aber zuzuschreiben hat er sich das dann doch selbst. Da führt kein weg daran vorbei, sagte er, das weiß er, nur helfen tut es ihm auch nicht. Und eigentlich wollte er gar nicht darüber sprechen, er möchte schon in ruhe gelassen werden. Ich meinte, er ist ja selbst gekommen. Und da hat er sich dann gleich entschuldigt und saß nur noch herum. Wir haben auch niemals mehr darüber gesprochen.
459
Ja. Was hätte er auch machen können. Seine frau ist dann kurz darauf gestorben. Er sagte, sie hätte es nicht mit ansehen können, wie alles zusammengebrochen ist. Alles, was sie so mühsam aufgebaut haben. Sie hätten ja nichts anderes gehabt. Na ja. Und eigentlich war das gar nicht sein fehler. Es lag an niemand. Es ist nur so gekommen. Sie sagte, es wäre gottes strafe, weil sie keine kinder gehabt haben. Sie war schon immer so. Ein bißchen komisch.
460
Sie ist mit ihm die ganze zeit gewesen. Ich meine, zusammengewesen. Hat praktisch alles durchgemacht. Jede spinnerei auf sich genommen. Neulich sagte sie noch, es wäre ihr gar nicht schwergefallen. Er machte es ja auch nie absichtlich. Sind nur so einfälle, die er dann früher oder später aufgibt. Sie müßte eben nur abwarten. Ich habe gehört, es geht ihr jetzt sehr schlecht. Sie war mit einem weggegangen, den er immer für einen arsch hielt.
461
Sie sind einfach zu schnell weggegangen. Man bringt sich auf touren, wenn sie kommen. Freut sich, wird irgendwie aufgedrehter. Und dann plötzlich gehen sie wieder. Und du bleibst mit der ganzen freude. Wie ein trottel. Stehen. Und dann glaubst du auch noch, die amüsieren sich anderswo. Und du kannst wieder dicht machen. Wieder warten. Und angst haben. Letzten endes.
462
Ja, gut. Dann machen wir uns selig. Und erzählen diese geschichte, in der wir groß sind und in der wir gut wegkommen. Wo wir wie noch nie alles haben zeigen können. Wir konnten uns erlauben, die gröbste show abzuziehen. Und zwar weil wir ganz genau wußten, es wird uns keiner glauben. Es hat spaß gemacht mit euch.
463
Ja. Es gab so etwas in der luft, eine art gefühl, eine art ahnung, alles doch verstanden zu haben und nichts dagegen machen zu können. Allein gelassen worden sein. Jeder für sich und beide aufeinander angewiesen. Einfach, wie soll ich sagen, schnell gelebt, sehr schnell gelebt und unheimlich genau. Im grunde viel zu genau. Auch eine art unzufriedenheit und bitterkeit. Schließlich alles aufgegeben, weggeworfen, das beste zu seite geschoben. Und kein gefühl mehr, für nichts.
464
Er drehte sich ganz langsam um, keiner brauchte noch etwas zu sagen, auch wenn es noch etwas zu sagen gegeben hätte. Wir wußten, auch wenn wir uns einmal über den weg laufen, es wird nichts mehr zu sagen geben, es wird keinen sinn mehr machen. Man wird sich aber daran genau erinnern können. Und zwar immer. Wie eine wiederholung ohne ende, nach dem eh niemand fragt. Einfach so. Es klingt, zugegeben, unmenschlich.
465
Sie kam vorbei und sagte, es ist nun alles anders gelaufen, als sie sich das beide dachten. Er soll sich jetzt lieber mühe geben, sie und das alles zu vergessen. Nein, sie weiß nicht, was sie jetzt machen will. Sie wird vielleicht umziehen oder wieder in eine andere stadt gehen. Es ist nun mal nichts übrig geblieben. Und sie weiß heute gar nicht mehr, ob es je etwas gab. Sie findet sich zurecht. Auch wenn es jetzt nicht danach aussieht. Sie weiß das. Einfach.
466
Er schreibt, daß er jetzt die wohnung aufgegeben hat und es noch einmal mit ihr zusammen versuchen will. Sie hätte ihm auch versprochen, nicht verrückt zu spielen und nicht mehr fremd zu gehen. Das letzte hat er komischerweise unterstrichen. Er weiß, schreibt er, daß er ihr nichts besonderes bieten kann. Er war ja nur so oft weg, weil er sie nicht sehen wollte, ihre lügen nicht mehr hören konnte. Sie war aber eh nie da, wenn er nachhause kam. Sie haben sich jetzt versprochen, alles richtig zu machen, schreibt er. Was ihm nur komisch vorkommt, er weiß nicht, warum sie das macht.
467
Wie wenn man plötzlich aufgewacht wäre und mit einem schlag merkte, es ist vielleicht außer paar erinnerungen, ein paar ganz kurzen momenten nichts übrig geblieben. Es war schon vieles da, man hat eine gute zeit gehabt miteinander. Mehr war nicht rauszuholen. Aber auch nicht weniger. Nun. Es hat spaß gemacht mit uns. Vielleicht kommen wir ja noch einmal darauf zurück. Ganz nebenbei. Wie wenn es einem leid tut.
468
Eigentlich hat sie das noch nie so klar gesehen, daß es letztlich an keinem von beiden gescheitert ist. Sie kann es gar nicht erklären. Es ist wie eine plötzlich aufkommende unruhe, ein flattern, etwas unbestimmtes in der luft. Als ob das, was sie denkt, anzufassen wäre, sich massig und füllig anfühlte. Und wenn es sich legt, ist es noch schlimmer. Sagt sie. Es ist dann überhaupt nicht mehr auszuhalten. Sie stört sich dann selbst am meisten. Es hilft eigentlich nur, es mitzumachen. Widerstand, sagte sie neulich, ist sinnlos.
469
Es sind jetzt schon mehrere jahre vergangen, sie hat auch schon das meiste überwunden. Aber sehen möchte sie ihn nicht. Sie empfindet immer noch einen nachgeschmack. Sie ist immer sehr unruhig, weiß nicht wohin mit den händen, redet dann schrecklich viel. In der letzten zeit hat sie kaum noch an ihn und all das gedacht. Vielleicht ist es ihr deswegen jetzt wieder eingefallen.
470
eine abgelaufene geschichte
wie zeit
471
bilder
andenken
an etwas das es nicht wert ist
472
wenn träume
die man einmal geträumt hat
einen ganz verblaßt wieder einholen
und man sich dann doch noch hinkriegt
473
die geschichte ist ihr
dann doch über den kopf gewachsen
474
ich wußte nie so recht
welcher der absteigende ast ist
und welcher der auf dem ich sitze
nein wirklich
475
und da ist jede peinlichkeit
wohl überlegt
476
eine aufdringlichkeit
die ihresgleichen sucht
eine hoffnungslosigkeit
die nie gemerkt wird
und eine prise
verlegenheit
in den augen
als ob es ihr leid tut
477
Es war nur das komische gefühl, recht behalten zu haben, in einer frage, die kaum jemand störte, aber jeder sich stellen zu müssen meinte. Ich sagte dann nur, es geht schon wieder, es ist ja bis jetzt auch gegangen.
478
manchmal fühle ich mich ganz allein gelassen
und dann wieder nicht
und es überrascht mich wirklich
es stimmt ja
479
von hier bis da
aber nie mehr zurück
480
sie sah immer nur weg
erklärte nie etwas
man bekam das gefühl
unnötig zu sein
gebraucht aber unnötig
ja gut es hat nicht lange gedauert
es hielt eben nicht
sie sah sich
nach etwas besserem um
481
was ist das gegenteil von schnee
und danach kann nichts mehr kommen
482
die erwartung
einer ganz guten geschichte
die dann doch nicht kommt
von der man aber immer meint
sie schon erlebt zu haben
483
man macht es gerne
wenn auch mit der zeit
484
ich habe ihn für so dumm verkauft
für wie dumm ich ihn gehalten habe
und es fiel ihm nicht auf
was soll man da noch sagen
485
alles wieder irgendwie versaut
und ich habe den eindruck
sie hatte mich die ganze zeit beobachtet
und nur darauf gewartet
sie war aber auch die einzige
die es mir gesagt hat
486
ich rate mich einfach durch
und gewinne auch schon manchmal
das ist ja gerade das komische daran
es macht mut
es führt nirgendwo hin
es kostet zeit und gefühle
aber es ist unbezahlbar
487
ein ganz großes ende
einer ganz kleinen geschichte
die nichts an sich hatte
die nur vorkam
und eben deswegen
488
Sie meinte, verziehen hätte sie ihm das schon, nur ansehen konnte sie ihn nicht mehr, sie konnte ihn einfach nicht mehr ansehen, auch wenn mit der zeit alles verblaste und letzten endes vergessen worden ist.
489
Und am ende sagt jemand womöglich, ein langes und erfülltes leben, und man wird nichts dagegen machen können. Ich ärgere mich jetzt schon darüber. Vielleicht sagt es aber auch niemand.
490
sag ich ja
nichts
na ja gut
dann eben
beinahe nichts
491
und es waren
alles in allem
nur ihre hände
492
denn nur sie konnte es sein
auch wenn es manchmal
ganz anders scheint
auch wenn man selbst
immer mehr mühe hat
daran zu glauben
ich werde sie nie vergessen
ich kann es
von niemand anderem sagen
493
wie kommt es
daß es einem danach
immer dämmlicher vorkommt
wieviel mühe man sich auch gibt
es hilft nur selten
und eher gar nicht
man sagt es bloß so
damit man sich
zumindest ansehen kann
494
wie wenn es einem
zu gehör gekommen wäre
495
eine wahre geschichte
die plötzlich nichts taugt
die plötzlich keine mehr ist
man braucht sie gar nicht zu erzählen
man kann es sich schenken
sie vergessen
496
eine lange geschichte wird es nicht werden
aber seine
und das ist sie auch nicht
ich meine
geworden
497
viel ist dabei nicht herausgekommen
wir haben es eben nicht geschafft
auch nicht ganz vermasselt
nur soviel wie immer
weder das meiste
noch gar nichts
so gegensätze
die wir nie hinkriegen
498
welchen weg er auch genommen hätte
welchen einbildungen er auch nachgelaufen wäre
wie weit er sich auch hinauslehnte
oder wie geschickt er sich verkroch
es blieben nur die paar worte
die er dann doch lieber
vergessen gehabt haben möchte
die er aber nicht vergißt
und sie machen ihm alles kaputt
499
so viel an erlebtem hat man gar nicht
daß es dann auch für länger reicht
es ist schnell verpufft
und man muß sich geschichten ausdenken
die auch was taugen
und man einem glaubt
daß es die eigenen sind
und dann ist man plötzlich besser
das heißt die anderen halten einen dafür
man will es aber auch
500
und plötzlich bekommst du angst
fängst an zu zittern
und wirst hysterisch
und dann hilft dir nichts
du kannst nur noch hoffen
daß du es durchhältst
danach wird man klein
ein jeder wird klein
und der mist den du
während dessen gedacht hast
macht dir klar wer du wirklich bist
501
das dumme ist
es fällt einem gar nicht auf
man kann jahrelang weitermachen
bis es plötzlich
meist irgendwo und zufällig
vor den augen steht
die große kunst dabei ist
die wut auf den anderen lenken
es ist nicht einfach
aber es geht
502
er war
was er nicht leugnete
in die worte verliebt
503
er war dann
glaube ich
zufrieden
504
und immer wieder
die sehnsucht
nach einer langen geschichte
und keinem ausweg
505
alles geht
so gesehen
seinen gang
auch wenn
es albern klingt
506
Es ist nicht schlimm, so wie es ist, man merkt es auch ziemlich selten. Von freude kann aber nicht die rede sein.
507
eine einen
immer wieder
überkommende
stimmung
nichts mehr zu wollen
und das was bisher
falsch gemacht zu haben
und diesmal kein aber
eine beruhigende gewißheit
508
ich glaube
es sind tausende von geschichten
die ich nicht hingekriegt habe
auch wenn es am ende
weit weniger waren
509
immer wieder
oder immer öfter
auf jeden fall genauso
510
hätte ich doch die ganze
geschichte bloß vergessen
nur weil ich glaubte
weiter machen zu müssen
sich immer wieder aufgerappelt
und nie so recht gewußt
warum
einfach so
weils geht
und weil ich anders nicht kann
511
Er hat bei dieser ganzen sache viel charakter gezeigt. Hörte nicht hin, ließ sich nicht ablenken. Es einfach machen zu müssen, weil er es jemand versprochen hat. Aber auch das wußte er. Und später einmal fragte er mich, ob ich vielleicht weiß warum. Warum das alles. Zweifel hatte er nicht. Er fragte nur.
512
mit bewundernswerter
geschicklichkeit
immer drausen geblieben
nie rein gekommen
nur gewollt eben
und daran vor die hunde gegangen
und das
ist noch gar nichts
und danke daß ihr da wart
513
diese ganz selten
aufkommende überzeugung
es doch richtig gemacht zu haben
und immer damit gelebt
der einzige gewesen zu sein
der das auch glaubte
514
ein ganz kleines
und komisches gefühl
es nicht rechtzeitig gemerkt zu haben
und gewußt etwas merken zu müssen
515
diese paar kleinen kurzen geschichten
die dann bleiben
516
so gesehen
auch wieder eine peinlichkeit
16. juli 1991 - 11. februar 1992
auf einmal
517
Nicht, daß er die ganze sache nicht hätte mitmachen können. Es fiele ihm zwar schwer, aber es ginge schon. Wieso auch nicht. Er hielt sich für klüger als die anderen. Und das war er auch tatsächlich. Nur war er sich, wie soll ich sagen, zu schade. Einfach zu schade dafür. Zu schade für diesen ganzen kram. Er wird vermutlich verlieren, sich nicht durchbringen. Weil die anderen recht behalten. Und keiner von ihnen die lust hat, die wahrheit zu sagen. Auch wenn er wieder gerade neulich zugab, sie gar nicht zu kennen. Er hat alle nur verwirrt. Sie abgestoßen. Als ob er sie gar nicht in seiner nähe haben wollte.
518
eine sehr alte geschichte
eine längst vergessene
kam wieder auf
man glaubte sie gar nicht mehr
man wurde von ihr überrascht
und freute sich dann doch
sie nicht vergessen zu haben
519
Es war an nichts bestimmtem festzumachen, nur so ein eindruck, es schon einmal, wenn auch anderswo, erlebt zu haben. War es etwas gesagtes, eine stimmung, oder etwas äußerliches, das konnte er nicht sagen oder wollte es nicht. Er ist dann sehr still geworden.
520
eine nicht zu leugnende furcht
vor plötzlich eintretenden
ereignissen
und eine gewöhnung
an langsam
vorkommendes
521
es war an sich
nur eine kleine
unaufmerksamkeit
ein ganz kurzer moment
in dem ich locker ließ
und es reichte
um eine lawine loszutreten
am ende war nur noch
ein scherbenhaufen übrig
und keine gelegenheit
sich noch herauszumogeln
wie wenn man es gewollt hätte
522
Sie hat mir neulich angeboten, mit ihr nachhause zu gehen. Sie hat gemeint, ich wollte es, und ich dachte, sie erwartet es von mir. Als wir dann oben waren, merkten wir langsam, daß wir uns zum narren gehalten haben. Keiner wußte, wie wir da wieder herauskommen sollen, ohne den anderen zu verletzen, ohne ihn bloßzustellen. Es hat sehr lange gedauert, bis ich einigermaßen vernünftig weggehen konnte. Seitdem meiden wir uns. Auf jeden fall versuchen wir abstand zu halten. Wenn wir uns beide beschissen hätten, wäre vielleicht etwas daraus geworden.
523
es ist
auch wenn anderes behauptet wird
nur eine art zu weinen
524
Sie ließ einfach nicht locker, wollte es später mit gewalt durchziehen. Ich glaube, sie glaubte schon damals nicht, daß es gelingen könnte. Habe später nie mehr danach gefragt. Ich hatte angst, es wäre vielleicht anders.
525
es ist nur so ein gefühl
betrogen worden zu sein
oder sich selbst betrogen zu haben
es sind nur die worte
die ich nicht vergessen kann
auch wenn ich mich
ab und zu
an die geschichte erinnern will
oder an die darin vorkommenden menschen
die es aber nicht gewesen sein konnten
sie sind es nämlich nie
526
durch eine erbarmungslose präzision
vorangetrieben
und diese nie gemocht
527
es ist wieder einmal nichts passiert
nur weil man alles übersehen hat
was
wie man jetzt weiß
nicht zu übersehen war
man hat es aber geschafft
sagen sie
sind sie jetzt überrascht
528
wenn es in einem augenblick
zu nichts mehr zu reichen scheint
und du ganz sicher bist
doch noch einen ausweg
finden zu müssen
nur weil du keine andere wahl hast
529
Ich habe die beiden neulich wieder gesehen. Sie machten schon einen guten eindruck. Man merkte direkt, wie sehr er an ihr hängt, wieviel sie ihm bedeutet. Nein, von ihr würde ich das nicht sagen. Sie ist härter geworden, auch ziemlich oberflächlich und vielleicht ein bißchen zu laut. Als ob sie vor etwas angst hätte, was sie machen möchte, wenn sie wieder so wird wie damals. Ich weiß nicht, ob sie mich verstehen können. Es ist eigentlich nicht wichtig, nicht mehr. Es kommt immer nur so. Ich weiß auch nicht. Sie meinen, woran es liegen könnte.
530
die verwirrung ist es
die mir mut macht
531
Diese wenigen augenblicke konnten es nicht gewesen sein. Sie war weder ehrlich noch sagte sie alles, was sie vielleicht hätte sagen wollen. Es war nur einmal ein lächeln, einmal ein kurzer blick, einmal eine verlegenheit. Mehr nicht.
Merkwürdig, wie lange man sich daran erinnern kann, wie man es behält und sich darauf mit der zeit etwas einbildet. Wie es dann selbständig wird, lebt und einen im griff hat. Man macht sich lächerlich, kann es aber nicht vergessen. Es bleibt einem übrig. Auch wenn man eigentlich nicht weiß, wovon.
532
So habe ich ihn gar nicht erlebt, auch nicht in erinnerung, ich weiß nur, er machte es sich immer schwer und war dabei sehr zufrieden, den rest hat er einfach weggestrichen, den gab es für ihn gar nicht, er sagte immer, er ist glücklich, damit oder deswegen, das weiß ich jetzt nicht mehr.
533
die eine wie die andere
so zwei hoffnungen
auf nichts
534
die sache wird ausgereift
ausgefeilt
und verfeinert
bis sie dann einem
eines tages
keinen spaß mehr macht
aber das macht dann wieder spaß
das so als kleiner hoffungsschimmer
535
die einzigen
denen ich das gesagt habe
haben nie mehr danach gefragt
und das vergißt man dann nicht
536
entweder oder
ein alter grundsatz
mit dem ich noch nichts erreicht
aber alles versucht habe
eigentlich lieder
537
ich fummelte nur so
mit stimmungen herum
rief sie und verwarf sie wieder
sie hat mir dabei geholfen
und ließ nie locker
als ob sie mehr erwartete
als ich vielleicht wollte
oder mir auch nur dachte
wir fummelten nur so
mit stimmungen herum
keiner wollte den anderen verletzen
ihn aber vielleicht so weit kriegen
wir konnten es eben nicht lassen
und fummelten nur so
538
geh zurück
und komme nie mehr her
wir schaffen es nicht
noch einmal
so etwas kriegen wir
nicht noch einmal hin
geh zurück
und grüß sie nicht von mir
sag du hättest mich nicht gesehen
ich wäre weggegangen
und keiner kannte mich hier mehr
539
es war schon eine art liebe
die nur nicht für mehr reichte
vielleicht war es auch nur
ein hilferuf eine hoffnung
auf etwas das zumindest
hätte anfangen können
540
(eine art geklautes lied, sehr lang)
es war kein guter zug
er fuhr nirgendwo hin
und er sollte nirgendwo ankommen
all die frauen und mädchen
brauchte niemand
wo sie hin wollten
gab es nichts
und woher sie kamen
trauerte ihnen niemand nach
es brauchte sie nicht zu geben
sie waren
wie dornen ohne rosen
wie ein schlaf ohne träume
es ist kein guter zug
er soll nirgendwo ankommen
er braucht sie nur
mitten in einem goldenen zug
voller mädchen mit leeren augen
nach denen sich keiner umschaut
in diesem zug nach nirgendwo
in die betonstädte
in die leere der träume
die nicht besser sind
als die stimmung in diesem zug
schau sie nicht an
lächele ihnen nicht zu
sie hätten sonst nichts
was sie hassen könnten
laß es dir nicht anmerken
nimm sie so wie sie sind
sie haben nichts
woran sie sich festklammern können
sie verlassen diesen zug nie
den zug nach unten in die vorstadt
wo sie nicht einschlafen können
ohne jemand zu hassen
du machst sie kaputt
du nimmst ihnen alles weg
steig nie in diesen zug
laß ihn wegfahren
und schau ihm nach
auch wenn du nichts versprichst
sie werden von dir etwas erwarten
sie denken du kommst von dort
wo das leben ohne sie läuft
sie werden dich
für einen paradiesvogel halten
und sich selbst noch mehr hassen
als sie es ohnehin schon tun
mach ihnen alles kaputt
sie könnten dich mögen
541
(auch eine art geklautes lied, nicht mehr so lang)
es war der tango der tango
den du nie mehr vergessen wirst
du warst kaputt und lagst am boden
und konntest wieder fliegen
im treppenhaus des alten hauses
wo du den tango wiedergefunden hast
laß mich aus dem fenster fallen
so langsam wie es nur geht
schreib meinen namen auf deine haut
und vergiß mich für immer
es war nur der tango
laß mich aus dem fenster fallen
mit dieser stimmung im kopf
es war die letzte hoffnung
es war die letzte zeit
und sie kommt nicht mehr
laß es bleiben
laß es bleiben
542
(11 stücke, die irgendwie zusammenhängen, schon mal als lieder zumindest, auch abgeguckt)
542/1
als die stimmung kam
und dir etwas versprach
was du nicht bekommen konntest
was du nie bekommst
du rennst dich tot
als ob du es schon weißt
laß mich die paar träume erzählen
und diese nicht zu erzählende geschichte
die uns beide was wert zu sein erlaubt
wir werden uns versprechen entlocken
die wir nie für möglich gehalten hätten
542/2
auf meine sehnsüchte
fallen tausend träume
von typen
die hier schon jeder vergessen hat
mach die augen auf
und sehe diesen regen
der nie mehr vorübergeht
der mich bei dir hält
ich gebe dir einen traum
der dich kaputt machen wird
wenn ich weg bin
sag es diese nacht
sag es als ob nichts geschehen wäre
als ob es nur diese paar gedanken waren
und verspreche nichts
542/3
ich blieb die ganze nacht bei ihr
die ganze verdammte nacht
die nichts bringen konnte
wir rannten durch die stadt
und zeigten wie zerbrochen alles ist
was wir mit uns herumschleppten
es waren nur ein paar gedanken
und eindrücke und träume
die keiner von uns
zu träumen den mut hatte
es sind nur diese paar träume
die wir wegwarfen
wir rannten durch die stadt
die nichts wert war
und fielen langsam die stufen hinunter
542/4
es sind nur alte gefühle
die wir uns gestohlen haben
als wir von uns träumten
wir werden uns nie mehr
eine chance geben
lange bevor wir es kapiert haben
lange davor
es sind nur träume
von denen wir
nicht mehr wegkommen
542/5
es sind nicht deine träume
die du kaputt machst
es geht nicht anders
nicht anders für mich und dich
träum dich einfach fort
mit den tränen in den augen
die dir keiner abkauft
542/6
es ist mehr als regen
es muß mehr als regen sein
es sind träume die herabfallen
und mich aufwecken
es gibt nichts
wo wir hin wollen
es war nur der regen
der es uns träumen ließ
der verhangene himmel
machte uns nichts vor
es war mehr als ein tanz
mehr als schlechte zeiten
542/7
laß mich fallen
wie ein leeres versprechen
laß mich fallen
wie eine letzte hoffnung
rappel dich auf
trink den schalen drink
und sag
du konntest mich noch nie ausstehen
es war nur ein eindruck
nur ein eindruck
die leeren straßen
und die kälte in den augen
542/8
es gibt keinen zug
der mich wegbringt von hier
es gibt nichts
was übrig geblieben wäre
es sind nur alte gewohnheiten
die wiederkommen
die nicht wegzukriegen sind
es war nur ein versprechen
das ich nicht halten wollte
542/9
der verhangene himmel
der beginnende regen
der letzte drink bevor ich wegging
und der morgen der dich überraschte
und mich nichts mehr vergessen ließ
542/10
verrostete drinks
verrostete stimmungen
und gefühle
und versprechen
die ich nicht lassen kann
542/11
das war seine melodie
es war seine stimmung
an die wir uns erinnerten
ihn gab es gar nicht
ihn wird es auch nie geben
es sind kalte zeiten
kalte zeiten
543
eine gebrochene tasse
ein gebrochener traum
und gebrochene hoffnungen
sing mir dieses lied
klau mir diese stimmung
und mach dich aus dem staub
ich suche dich schon
wenn ich anders nicht mehr kann
es sind nur alte träume
die immer wiederkommen
die nicht kleinzukriegen sind
und mich festhalten
woran auch immer
machs gut
544
berge von träumen
und leeren versprechen
und viel hoffnung
auf nichts wiederholbares
es ist keine gute zeit
es geht bergab
es geht bergab
545
kahl und kalt
alles kahl und kalt
du
da gibt es eine andere welt
die vorbeirauscht
dich aufwachen läßt
und dir alles verdirbt
was du dir zusammengeklaubt hast
sie zieht dich den hang hinunter
und läßt dir keine zeit
bis du dann merkst
daß sie dir nur etwas vorgaukelt
daß sie nichts wert ist
und plötzlich siehst du
deine paar worte
kannst du jetzt auch nicht mehr leiden
du hast den rhythmus verloren
den rhythmus
du kannst nicht mehr bleiben
du mußt weg von hier
alles mühsam wieder aufbauen
das kahle und das kalte
546
es war was es auch immer war
du wolltest es aber festhalten
einmal in der hand gehabt haben
komm laß den kopf hängen
und sing mir dieses alte lied
in dem wir nicht vorkommen
und erzähl mir diese alte geschichte
an die wir uns noch so gut erinnern
und die wir nicht leiden können
547
es war nichts handfestes
nichts brauchbares mehr
es war ein altes lied
von der hoffnung
und der lächerlichkeit
548
sag du könntest es noch gebrauchen
sag es wäre noch nicht soweit
es sind
keine gesichter mehr übrig geblieben
es sind einzelne
nichts mehr bedeutende
worte
die weh tun
sag es wäre noch nicht vorbei
sag es ginge noch weiter
wie ein traum
der nie mehr aufhört
und diesmal mogeln wir nicht
laß es gut sein
laß es gut sein
549
vergiß deinen augen
nicht den glanz zu geben
vergiß dieses lächeln nicht
und die verlegenheit
die dich nichts mehr übersehen lassen
die dich erinnern
an deine alten gedanken
an diesen einen moment
in dem ich alles kaputt machte
550
wiederhol mir diese geschichte
erzähl mir alles noch einmal
genau wie damals
ich werde es dir abkaufen
und dann gehen wir weg von hier
fangen alles noch einmal an
als ob es uns gar nicht
gegeben hätte
(keine lieder mehr)
551
das mag
schön und gut sein
für mich aber
nicht gut
und nicht schön
genug
und genug
und laß es gut sein
552
es war nur ein eindruck
ein eindruck
mehr
war es wirklich nicht
553
meinen
meine ich jetzt nichts
ich meine
damit
aber gesagt
gesagt habe ich es schon gern
554
da wird einer alt
und dann war ich das
555
nur nicht den anderen
für etwas anderes halten
556
alles
alles
alles schon mal gar nicht
557
ich gehe bewußt los
und komme bewußt wieder zurück
sie sagte es tatsächlich so
558
ja wir sollten jetzt leben
voll und ganz
das geld aus dem fenster werfen
solange das geld
und ein fenster da ist
559
wenn nicht
dann nicht
aber warum nicht
sagte sie noch
560
plötzlich kommt einem alles
physiologisch vor
und man fängt an zu schwitzen
561
der angewandte wahnsinn
die kleinigkeiten
und damit aufgehalten
562
immer landkarten gemocht
und nie gewußt warum
nur gemocht
ohne grund
563
er hat sie schon vermißt
freute sich immer
wenn sie kam
und er hat es ihr nie gesagt
er meinte
sie macht ihm die freude
vielleicht kaputt
564
Ja gut. Ich habe also gemerkt, daß es vorbei ist. Gewußt habe ich es schon länger. Wie man es so weiß. Nur festzumachen war es an nichts. Wir hatten ein paar gute jahre. Ein paar sehr gute. Es tut überhaupt nicht leid. Es ist wie ein aufatmen. Ich kann es nicht besser sagen, es ist auch vielleicht gar nicht zu sagen. Ich meine, dieses gefühl, diese ahnung, daß, wenn wir auch vieles durchgestanden haben, es nicht mehr weiter gehen kann. Weil es keiner mehr so recht will. Man vergißt einfach, sich etwas gemerkt haben zu wollen. Und es könnte endlos so bleiben. Etwas ungerechtes ist schon dabei. Auch wenn man es nicht gerne zugeben will. Oder auch kann.
565
wie kriegt man die zeit voll
ohne zu lügen
wie läßt man es bleiben
ohne die wahrheit gesagt zu haben
wie verkrüppelt muß es noch sein
daß man es rauskriegt
566
wir haben uns nicht überlebt
wir haben es nur gewollt
es nur heraufbeschworen
wie ein versprechen
von einem anderen land
567
eine immer wiederkehrende sehnsucht
nach mehr ruhe
und vielleicht noch ein paar tagen
die einem
hätten geschenkt werden können
568
es hat mich zeit
und es hat mich geld gekostet
und es ist schade
und zwar in dieser
reihenfolge
569
wenn du dich entblößt
nichts mehr verbirgst
und dich so sein läßt
wie du bist
und dann das lachen
doch noch aushältst
die lächerlichkeit
nicht mehr wehtut
dann hast du verloren
und dann kommst du zu mir
570
wir werden uns aushalten
wir werden uns lieben
und so tun
als ob wir es nicht merkten
und zieh den vorhang hoch
571
es waren nur
nichts taugende träume
572
die sehnsucht nach einer landschaft
die es vielleicht gar nicht gibt
die ich
wenn es sie gibt
vielleicht gar nicht mag
die bleibt
573
wie ehrlich darf man werden
bevor es lächerlich wird
und wo
je ehrlicher man wird
desto kitschiger wird es
desto mehr schämt man sich
es gesagt gehabt zu haben
574
es war vielleicht
auch gar nichts
575
ein langer atem
verstehst du
ein langer atem
ist entscheidend
du ziehst es in die länge
es kostet dich viel zeit
und nerven
du willst abbrechen
es lassen
hältst aber durch
und ziehst es in die länge
und dann kommt der moment
in dem es plötzlich geht
in dem nichts mehr passieren kann
solange du es auch ziehst
plötzlich merkt man gar nicht mehr
daß es lang ist
man ist drin
und es könnte jahre so weiter gehen
und nun kann man es abbrechen
es ist dann unwichtig
es ist etwas geblieben
das nie mehr weggeht
576
ich behalte keine geschichten
kann mir keine merken
es sind die bilder
die ich nie vergesse
einzelne bilder
ganz kleine
die geschichten sind
eine junge frau
die nichts besonderes an sich hat
die eine treppe hinaufsteigt
und mit der hand das geländer berührt
577
es sind im grunde verschiedene leute
die das sagen
die es einem erzählt haben
man münzt einen teil um
und kommt sich irgendwie besser vor
bis man wieder etwas hört
was einen aufregt
es ist aber nicht deine geschichte
du verkaufst sie nur
578
Ich kenne mich aus. Ja ich kenne die gegend hier gut. So schnell kann mich hier nichts überraschen. Ich war jetzt lange weg, kam nur mal vorbei. Nur mal so. Alle haben sich gefreut, erkannten mich auch gleich wieder. Sagten, daß sie sich schon gefragt haben, wo ich denn verschwunden war, ob ich mich hier jemals noch blicken lasse. Im grunde glaubte ich, man hätte mich vergessen. War nicht gerade ein abschied damals. Eines tages einfach verschwunden, ohne bescheid gesagt zu haben. Es war dann doch die gegend, die mich zurückgeholt hat. Weil ich mich hier so gut auskenne. Hier zuhause bin. Hier könnte ich mich nicht verlieren. Man wird mal alle einladen müssen. Ihnen alles erzählen.
579
es ist kein gutes land mehr
es ist im arsch
man hat es verspielt
verplempert kaputt gemacht
es setzte sich die dummheit durch
es ist unmenschlich geworden
auch wenn es immer schon kalt war
jetzt ist es häßlich
man darf nicht sichtbar werden
muß sich verkriechen
kann nicht mehr
ein fremder hier sein
alles um einen wird gleich
du mußt mitmachen
580
das wars dann wieder
du warst da
du hättest gebraucht werden können
dann später wundertest du dich
überhaupt angefangen zu haben
aufgestanden zu sein
warum versprichst du nicht
es noch einmal zu machen
aber du tätest es auch dann nicht
du hättest schiß
überhaupt hast du immer öfter angst
und weißt gar nicht warum
oder willst es nicht zugeben
du weißt nur
ziemlich genau
es stimmt etwas nicht
es kann gar nicht stimmen
sagst du dir dann
581
mit einem mal
wie auf ein kommando
war die stimmung weg
und man mußte alles aufbringen
was man hatte um zu mogeln
um es sich nicht anmerken zu lassen
man mußte irgendwas sagen
und sich selbst zurechtbiegen
um reden zu können
und hier und da leben
lebenszeichen geben
582
immer nur soviel wegstreichen
wie gerade nötig
nur soviel kleiner werden
einfach damit es solange reicht
wie irgend möglich
und am ende
den ganzen mut aufgebracht
um weiterzumachen
und dann mit sich zufrieden gewesen
weil es nichts mehr zum wegstreichen gab
es aber nie beim namen genannt
aus angst keinen zu finden
583
manchmal
handelt es sich um sekunden
die man hätte früher
oder später
kommen sollen
und alles wäre gegangen
wenn auch nur anders
mit gehen
geht es nicht
584
das alles hätte woanders
nicht entstehen können
und nun weiß man nicht
soll man sich freuen
oder soll man heulen
es ist ganz offensichtlich
585
es war dann
nur eine kleine eitelkeit
die mich den kopf gekostet hat
die mich aber weitermachen ließ
ich müßte mir dankbar sein
586
ich schaufle mir gerne gräber
die sich dann als zu groß
für mich herausstellen
oder zu klein
wie auch immer
ich paß einfach nicht rein
hat schon etwas beruhigendes
ich meine an sich
587
es beziehe sich
auf die beziehungen
der bezogenen
auf die bezugnahme
der auf die bezugnahme
zu beziehenden
oder so
588
vielleicht ist es für mich der einzige weg
um nirgendwo anzukommen
das sagst du jetzt mal so
589
das gefühl ist schon da
die richtige stimmung
man merkt auf einen schlag
wie sich nichts mehr
verändern kann
wie jede
auch die kleinste
erinnerung
ausbleibt
und man sich das
was man erhofft hat
lieber verkneift
590
Wenn es auch am anfang nach gar nichts aussah. Ein paar sätze, einige blicke, etwas zuviel gesagtes, gedachtes. Und plötzlich wundert man sich, daß es solange hielt. Es war nur selten etwas besonderes. Es lief. Und es machte einen stark. Man sitzt dann ganz ruhig, schaut aus dem fenster und wundert sich. Freut sich auch, daß es einem passiert ist. Und schüttelt lange den kopf.
591
Was mich stört, was mich stört. Es stört mich nicht, ich merke es nur. Sie sind ganz sicher. Haben keine zweifel. Leben in einer ganz kleinen welt, in der alles stimmt, und was nicht stimmt, dafür haben sie eine erklärung. Sie geben dir schnell das gefühl, daß du abstehst, wie ohren. Sie zwingen dich in ihre welt, obwohl sie es gar nicht wollen, dich in ihr nicht wollen. Sie sind da. Können lachen. Es gibt keine krazer. Du meinst, zu sehen. Ist doch egal.
592
ein guter drink
eine brauchbare stimmung
ein zwei freunde
viel regen
und es kann gar nichts schief gehen
es wird zeit
es wird zeit
daß wir verschwinden
593
Man freut sich auf eine sache. Wartet sehr lange. Und wenn es dann soweit ist, bekommt man plötzlich ein ungutes gefühl. Man sträubt sich mitzumachen. Gut, man macht es, läßt es laufen. Aber das gefühl stimmt nicht mehr. Es kommt von irgendwo und macht einem alles mies, oder vielleicht auch die augen auf. Auf nichts bestimmtes. Es ist nur plötzlich da. Und man kommt nicht mehr weiter. Man hängt in der luft, und dann nur noch in der gegend herum.
594
verstehst du
wenn ein händedruck
oder ein augenzwinkern
reicht
und es ist alles in ordnung
man kann weggehen
oder ist weg
und da ist etwas das bleibt
oder auch nur da war
595
letzten endes fürchterliche geschichten
alles langweilig traurig und krumm
an den haaren herbeigezogen
und dann auch noch
immer dasselbe
und sehr mutlos
auch weinerlich manchmal
eine art leere
die stolz macht
nur weil es die eigene ist
596
etwas
das einen
das
nicht vergessen läßt
597
viel mut gehört nicht dazu
ein bißchen aufregung
ein wenig arbeit
und jede menge ausdauer
598
trink den letzten drink
langsam
zu ende
steh auf
und mach dich auf den weg
es war nichts
und es wird zeit
es wird zeit für uns
599
es ist einfach eine art traurigkeit
die dich packt
die dir die kehle zuschnürt
du könntest heulen
und weglaufen wegrennen
wenn du nur wüßtest wohin
und du wirst immer kleiner
immer grauer und älter
und plötzlich holst du dich selbst heraus
und wunderst dich
daß es auch diesmal wieder
geklappt hat
dann wirst du eine zeitlang
übermütig
und magst dich wieder
600
es ist was mit diesem land
es ist als ob es verschwunden wäre
als ob es nicht mehr da ist
ein paar menschen sind geblieben
die du aber auch nicht mehr erkennst
nur noch triffst
und dich gleich wieder ärgerst
und weg sein möchtest
du schaust in fremde fenster
und wunderst dich
wie du hast dieses land mögen können
alles ist düster dunkel und fremd
alles ist klein verschlossen
und dem stumpfsinn verfallen
das ganze land
ist seit einiger zeit weg
du kannst es nicht mehr finden
du hast direkt lust
dem land nachzulaufen
wo es auch immer sein mag
du mußt einfach glauben
daß es irgendwo doch noch ist
du mußt eben
601
Ihre bewundernswerte oberflächlichkeit, mit der sie alles schafft, woran sie auch immer glaubt, und die mühe, die sie sich gibt, um dich doch noch zu verstehen. Und es wird nur schlimmer. Sie kommt dann und wann, läßt sich blicken, und erzählt dir geschichten, von denen sie nichts verstanden hat. Immer neue geschichten. Sie will nur, daß man sie mag. Und manchmal ahnt sie, daß wir ihr nicht zuhören, manchmal weiß sie es auch, und macht sich dann alles wieder kaputt.
602
Man sollte vielleicht nicht mehr an diese kleinigkeiten denken, sich mit ihnen aufhalten. Sie können auch nur ablenken, von dem ganzen stumpfsinn, den du gar nicht mehr bemerkst. Es sind ja alles auch nur menschen. Du brauchst sie nicht gleich zu mögen. Es geht einfach zu viel großes kaputt, als daß du dich noch mit dem kleinkram beschäftigen dürftest. Du magst dich damit nicht anfreunden, du wirst es aber über kurz oder lang machen müssen. Warum eigentlich.
603
es sammelt sich
es kommt eins zum anderen
es vergeht viel zeit
und plötzlich ist eine geschichte da
die du dann magst
die dir wie ein wunder vorkommt
und dich alles
was sie nicht ist
vergessen läßt
wenn auch nur kurz
604
sag du hättest noch hoffnung
du hättest noch nicht alles
abgeschrieben abgestreift
sag du kommst wieder
und wirst niemals mehr weggehen
und es wird dann noch lange dauern
605
da ein satz
und da ein satz
und dann nur ein halber
aber der muß sitzen
606
es ödet einen eben nur an
kommt einem sehr langweilig vor
auch wenn es einem dann
auch nicht mehr hilft
auch wenn man
ja
auch wenn man
607
Hast du sie neulich noch gesehen. Sie kam mit uns mit, obwohl sie es gar nicht wollte. Ließ sich praktisch mitschleppen. Sagte auch die ganze zeit kein wort. Wir redeten wie immer über den alten quatsch. Und gestern sagte sie zu mir, wir hätten ihr damals sehr geholfen, nur weil wir sie mitgenommen haben, und sie nicht allein zu sein brauchte. Das hätte sie abgelenkt und sie ist dann doch noch klar gekommen und es geht ihr jetzt wieder ganz gut.
608
habe vielleicht zu oft versucht
soviel wie möglich zu vermeiden
immer nur vermeiden
man nimmt alles doch zu genau
und verwischt sich dann nur
um vielleicht ganz zu verschwinden
gar nicht mehr da zu sein
schon sein
aber nicht da
609
und dann nur noch
sehr viele haare im waschbecken
jetzt mal so gegenständlich
gesagt
610
und wenn wir
einfach sagen
wir betrachten
diese geschichte
als beendet
13. februar - 7. juni 1992
immer noch
611
immer einzelgänger gewesen
und damit ausgekommen
die ganze zeit
vor allen nur erdenklichen leuten
sich abgeschottet
paar rangelassen
aus angst verrückt zu werden
alleine verrückt zu werden
am ende
sich bloßgestellt
und an sich festgehalten
aus angst
keinen mehr zu finden
zum festhalten
612
kirschkörner
schwimmen im wasser
gehen nicht unter
wirklich
kannst es ja nachprüfen
613
der wievielte mag es heute gewesen sein
damals wars der vierundzwanzigste
auf jeden fall april
614
ist es das was einem passiert
oder ist es das was einem einfällt
oder das was hätte passieren können
wenn es einem eingefallen wäre
oder einem eingefallen wäre
wenn es passieren könnte
es ist aber im grunde nur ein spiel
ein trauriges spiel
letzten endes ein tödliches
615
Wer konnte schon wissen, daß, ja daß das das ende war. Man hat ihn ja noch den tag vorher gesehen, sprach mit ihm und dachte sich gar nichts dabei. Wie immer halt. Ich sagte noch, er soll seine frau grüßen und ich komme bald mal vorbei. Es ging ganz plötzlich, heißt es, und er hätte es selber gar nicht mitbekommen.
616
er mochte den regen sehr
den regen
praktisch jede art
konnte von ihm nie genug bekommen
daß er gar nicht mehr vorübergeht
und bleiben könnte
da wäre
immer nur da wäre
und wie er würde
dachte er
617
und dann sitzt du plötzlich
zwar mittendrin
und alle reden um dich herum
regen sich auf lachen womöglich
aber du bist raus
und baust dir welten auf
die auch nicht besser sind
auch wenn es deine sind
du gehst dann wieder rein
und ärgerst dich schon lieber
618
und dann schreibst du
irgend ein datum da drüber
619
ich habe ihn
nur paar mal
hören sehen
vom sagen
620
einige sind fantastisch
und einige sind schwach
kann man die nicht weglassen
ich fürchte
wenn man die schwachen wegläßt
werden die fantastischen
nicht mehr so fantastisch
621
es wird mich
den kopf kosten
wieder mal
wird es mich
den kopf kosten
den kopf wird es
mich kosten
mal wieder
und jetzt nicht mehr
622
immer wieder
wenn auch immer anders
so anders
dann auch wieder nicht
aber immer
wenn auch nicht anders
und plötzlich geht alles flöten
und immer der sinn als erster
aber immer
623
jetzt mal so
von mensch
zu mensch
gesprochen
mal gesagt
624
mit diesen wenigen worten
glaubst du auskommen zu können
mit diesen paar gefühlen
und alltäglichkeiten
wirst du dich durchschlagen
wollen mein lieber wollen
625
Wie soll ich sagen. Nicht daß wir uns aus dem weg gehen, oder uns sonstwie meiden, das nicht, sagen wir, wir geben uns viel mühe, uns mal wieder zu treffen. Nur gelingen will es irgendwie nicht. Und man verbraucht dann viel zeit, sich das zu erklären. Und ist dankbar, verstanden worden zu sein. Und irgendwie glauben wir beide, uns nicht auf den arm zu nehmen. Ich meine, jeder denkt sich, wie lange das wohl so gehen kann.
626
die einfälle
die man sich hätte schenken können
die worte
die man nicht gesagt haben möchte
die einen nur einholen
und nichts vergessen lassen
was man sich auch immer
vorgestellt haben mag
627
es wird einen nicht loslassen
man weiß es wird es nicht
man wehrt sich aber bis zuletzt
628
da da wohnen menschen
in kleinen käfigen
und kommen dann
auf den balkon heraus
schauen sich um
mit einer traurigkeit in den augen
die weh tut oder die lächerlich ist
sie halten sie durch
schon jahrelang
629
es sind die sätze
die für die stimmung sind
und es sind stimmungen
für die es keine sätze gibt
denen du nachläufst
um aus ihnen einen zu machen
der sie dann verdirbt
630
wir klammern uns an menschen fest
lassen nicht los
wollen nicht verloren gehen
beobachten schauen zu
und gehen nie zu weit weg
aus angst
doch noch verloren zu gehen
plötzlich allein dastehen zu müssen
und nicht zu wissen
wohin mit sich
oder wozu
eigentlich
631
ein meer von geschichten
einfällen stimmungen
wiederholten sätzen
kommt durcheinander
plätschert nieder
und schüttet dich zu
und dann willst du auch noch
etwas sagen
632
das schlimmste ist wohl
die trostlosigkeit
auch wenn es noch
eine menge hoffnungen gibt
es ist trostlos
du wirst dir das nicht eingestehen
wirst noch viel reden
immer noch etwas sagen wollen
und augen haben
die nur noch leer sind
am ende wirst du dann
einen witz machen wollen
633
eine anhäufung
an erinnerungen
worten gesichtern
vergessenen menschen
die nicht wegzukriegen ist
die kommt
dir den kopf füllt
und alles wieder wachruft
was du so mühsam
hinter dir gelassen
geglaubt hast
634
sag es wäre nicht dein traum
sag es ginge auch er vorbei
und es gäbe nichts mehr
was es sich zu träumen lohnte
bis auf diese paar sätze
die nicht halten wollen
was sie versprachen
sag du könntest daran
nicht mehr glauben
und machst es aber trotzdem
635
ein erhöhter wasserverbrauch
wurde dann festgestellt
aufgrund der hitze
die in diesem sommer
komischerweise
auftrat
636
der witz ist
man versucht toll zu sein
und man ist es schon
637
Er sagte. Eine kleinkarierte weltmacht mit fischerchören, besenplänen und kurzen hosen im sommer. Es kann nichts werden, außer sentimentalem stumpfsinn, der stumpfsinniger nicht mehr sein kann. Müssen sie wissen. Na dann auf bald. Sag ich doch.
638
es kommt einem alles übertrieben vor
oft übertreibt man auch selbst
immer muß ich als der dumme herhalten
ich muß mir das ausdenken
das reicht doch wohl
denken würde ich das nicht nennen
hast dich gerächt
ja
639
ich kann mir keine zeit nehmen
zu sagen was ich meine
das ist es niemand außer mir wert
und ich weiß es ja
640
Sie ist einfach verwöhnt, sagte er. Verwöhnt und verzogen, wenn sie nicht schon so alt wäre. Es fehlte ihr nie an etwas, sie hatte alles. Und nie sorgen. Ich meine, wirkliche sorgen. Er sagte ihr das, sagt er, und meinte, sie müßte sich endlich selbst hart anpacken, sich zusammenreißen und aufhören zu spinnen. Sie terrorisiert ja nur alle und sich mit ihrem kleinkram. Und er selbst ist dabei vollkommen ratlos, weiß nicht, wie er ihr helfen könnte. Er weiß, woher es kommt. Aber das nützt ihr ja nichts. Und das sagt er ihr lieber nicht.
641
wie wenn du viel zeit hast
und nicht weißt
wie du sie dir einteilen sollst
und sie dann am stück verplemperst
nur weil du es dir leisten kannst
oder meinst es dir leisten zu können
habe ihn lange nicht mehr gesehen
was soll das jetzt
ich dachte du bist fertig
bin ich auch
na dann
642
Ja, gut, es machte ihm eben nicht viel aus, er hätte noch lange so weiter gekonnt. Hätte er den rhythmus beibehalten und das gefühl für die zeit, die gerade verlaufende zeit. Er hatte immer gut timen können. Er saß oft nur in der gegend herum, und man meinte, er tut nichts. Und dann wieder war er nicht zu bremsen, lief auf hochtouren, und hielt es lange durch. Ja, er trank gerne morning roses und wenn er ganz gut drauf war gimlets. Und hatte auch hier ein gutes gefühl fürs tempo. Fing immer um fünf an, nachmittags um fünf. Ja.
643
Sie hat immer geschichten erzählt, verschiedene geschichten, meist ziemlich langweilige, dann auch wieder nicht. Was ihm auffiel, sie konnte nie eine unterbrechen, mußte sie zu ende erzählen. Und wenn was dazwischen kam, erzählte sie später weiter. Wußte auch immer, wo sie unterbrochen wurde. Sie hatte so eine art ader für geschichten. Offensichtlich.
644
nun sitzen wir nur noch
und schauen
daß wir wegkommen
sind gut darin
geworden
haben übung
viel übung
entwickelt
645
Jetzt könnte ich sie nicht mehr sehen, glaube ich zumindest. Wir sahen uns lange nicht und alles ist mehr oder weniger zerbröckelt. Es liegt eben zu viel zeit dazwischen, die es letztendlich kaputt gemacht hat, es fast unmerklich kaputt gehen ließ. Wir werden uns aber noch lange an uns erinnern. Auch wenn wir immer seltener wissen werden, warum. Es wird uns dieses komische gefühl übrig bleiben. Eine art kopfschütteln. Etwas wie. Ja.
646
Und dann kommt uns alles wie damals vor, wie ein längst vergessener eindruck, eine erinnerung an etwas, das man sich versprach, es nicht vergessen zu wollen. Aber schon als man es dachte, glaubte man nicht so recht daran. Man war sich ziemlich sicher, es doch bald wieder zu vergessen. Und wollte es nur nicht zugeben.
647
wie wenn du
als letzter gekommen wärst
und wüßtest
als letzter auch wieder zu gehen
immer als letzter
wie wenn man einem
etwas versprochen hätte
648
es kommen
letzten endes
doch
immer nur menschen zusammen
649
da war etwas
was hätte sein können
woraus etwas hätte werden können
einen kurzen moment lang
hielt es an
beide dachten sich etwas aus
nur so
ohne viel hoffnung
nur weil es möglich gewesen wäre
und ließen es dann
viel später trifft man sich
und schaut sich so an
als ob man es genau weiß
lächelt dann manchmal
650
Er sagte nicht viel, im grunde sagte er kaum noch was, schwieg manchmal tagelang, war auch wie abwesend. Antwortete schon, wenn man ihn was fragte, stellte selbst aber keine fragen mehr. Man hatte den eindruck, er verschwindet langsam, es ist immer weniger von ihm da, oder übrig. Vermutlich dachte er aber an etwas, und war vielleicht im grunde sehr beschäftigt. Es hatte den anschein, als ob ihm nicht mehr viel zeit bleibt, und er sie so gut wie es nur ging noch nutzen wollte.
651
es will nicht aufhören
es will einfach nicht
nur weil es meint
weitergehen zu müssen
652
es gibt welten
von denen du
keine ahnung hast
du brauchst sie nicht
zu kennen
du solltest nur wissen
daß es sie gibt
bist du das jetzt
welten mein lieber welten
653
sehr schweigsam
sehr zurückgezogen
sehr in sich gekehrt
mit einem sicheren gefühl
für das tempo
für die worte
und für den haß
der immer da ist
nie verloren geht
und all dem
nichts anhaben kann
654
in letzter zeit
eine prozession beobachtet
einen marsch
aller in eine richtung
die nichts gutes versprach
die gar nichts versprach
es machte sich angst breit
es war leer
menschenleer
gar nichts
655
wieder etwas
wie große kugeln
die aneinander prallen
und kein geräusch machen
weder weich noch hart sind
nur aneinander prallen
verschmelzen eigentlich
und einen auszufüllen beginnen
restlos
langsam sehr langsam
klingt alles ab
fast unmerklich
bis es dann weg ist
656
dann stellt man fest
ein arsch gewesen zu sein
oder man stellt fest
kein arsch gewesen zu sein
wann freut man sich
und warum
657
alles was nicht niet und nagelfest war
wollte er unbedingt mitnehmen
und ist dann nie weggekommen
es heißt
deswegen
658
ein paar
humoristische einsätze
sind wichtig
sie lockern alles auf
erheitern auch
oder waren es jetzt ansätze
und vorhanden
und zwar nicht
na ich weiß nicht
aber da war was
659
plötzlich fängt man an zu sprechen
und im selben moment
fragt man sich
warum
660
es war einer von den anrufen
von denen man meint
sie nie zu bekommen
und er kam
und machte dich
noch kleiner
und häßlicher
daß du so bist
hättest du nie geglaubt
wenn sie es dir gesagt hätte
661
alles wegen der aufregung
und nichts anderem
als der aufregung
in die sie dich gebracht hat
aber nur weil sie schneller war
als die anderen
willst du es ihr übel nehmen
sag
662
das ist
wie ein nie enden wollendes
warten
auf etwas
das du eigentlich
schon seit langem hast kommen sehen
663
etwas
das dir die kraft nahm
an etwas zu glauben
das dasselbe war
es gibt das wirklich
man sagt eine tragödie
ich meine
man nennt es so
664
ich dachte mir
diese paar sachen
nur aus
und war dann doch
überrascht
als sie passierten
nicht mir
nein
665
sie kommen in scharen
und gehen einzeln
und neulich umgekehrt
666
viel hast du von mir
nicht mehr zu erwarten
viel bring ich nicht mehr auf
es werden keine träume mehr
in erfüllung gehen
es wird vielleicht
auch keine mehr geben
du kannst mich nur noch
so nehmen wie ich bin
und es
wie es kommt
ich tue es ja auch
667
es wird einem nichts geschenkt
und wird es mal
will mans nicht haben
und jetzt werd klug daraus
668
man muß den mut haben
sich für den arsch zu halten
der man auch ist
das meinst du jetzt
als aphorismus
669
Was dann doch ziemlich überraschend war, es fingen einem die haare überall dort zu wachsen an, wo man vergessen hat, es für möglich zu halten, geschweige denn für nötig. Man fand sich später damit ab, da einem ja nichts anderes übrig geblieben ist, als sich, wie gesagt, damit abzufinden, so dumm es einem vorgekommen sein mag.
670
wie das dann doch alles
letztendlich
in einen grammatikalischen exzeß
zu münden
geneigt war
671
diese einsamen lackaffen
wenn sie dann herumstehen
und ihnen das lachen
im gesicht erstarrt
und die welt ihnen zu ende scheint
ihre welt
wie glücklich man dann doch ist
ich meine selbst
auch wenn man sie nicht haßt
672
die erste liebe hält am längsten
wenn sie hält
meistens hält sie ja nicht
aber wenn
dann hält sie
am längsten
die erste
liebe
673
es gibt eine menge zwischen uns
und nichts davon ist gut
stell dir vor
man wirft es dir an den kopf
und du nimmst es ernst
674
eine große menschenmenge
in die du nicht hineinpaßt
aber dennoch hingehst
weil du einen da drin magst
und das unbehagen
wenn du wieder wegkommst
daß du hineingegangen bist
du magst dich dann nicht mehr
weil du es jetzt schon weißt
675
gib mir das gefühl
nicht nur meinetwegen
dagewesen zu sein
676
vorbei
irgendwie weg
das gefühl
es im griff zu haben
seit langem nur die
befürchtung
es vorher auch schon
gewußt zu haben
und keinen mut mehr
aufgebracht
für was auch immer
677
du müßtest
ja was müßte ich
du müßtest einfach
aufgeben
678
jetzt mal so
wenn das alles am neunzehnten geschah
dann frag ich mich
was geschah vorher
679
es fallen mir immer
nur dinge ein
die anderen entfallen
ich gebe zu
nur manchmal hätte ich es
gern umgekehrt
ich habe es aber zugegeben
680
jetzt vonwegen
eine andere welt
es ist doch dieselbe
681
glaub mir
und wieso
682
viel verschnörkelte gefühle
umständlichkeiten
nie dagewesene chancen
erklärungen für etwas
das es nicht wert ist
erklärt zu werden
alles sehr verschnörkelt
und sehr verloren
und am ende
eine angst
683
wir kamen
ganz zufällig
aufeinander
und haben es
gar nicht gemerkt
und jetzt bist du dran
684
Es ist immer mehr haß da, immer mehr, jedem gegenüber. Du machst gar nicht mehr den mund auf, wenn du nicht jemand hassen kannst. Du gibst keinem eine chance, sich nur als dummkopf zu erweisen. Fällst dann natürlich immer wieder herein. Weil es wirklich nur dummköpfe sind. Und dann haßt du noch mehr. Und es gibt nichts. Außer selbstmitleid. Und sentimentalität. Und alles widerlich.
685
kleine
ganz
kleine
leute
und eine
hoffnung
und eine
angst
vor ihr
686
ein neuer star
auf dem himmel
auf einem kleinen himmel
ein kleiner star
so gerade eben
damit man es
noch sagen kann
gerade noch
687
seit langem
keine lust zu schlafen
dableiben wollen
nur noch
als ob gewußt
daß nicht mehr lange
auch eine art angst
doch doch
und jetzt keine mehr
lachen
und aufatmen
688
man wartet
daß einem etwas einfällt
und dann fällt es einem ein
ja was soll ich sagen
689
ein kopfschütteln
immer öfter ein kopfschütteln
keine worte mehr
nur kopfschütteln
690
was bleiben wird
ist
was immer schon war
anflüge
und andere seltene
oder komische
worte
zuhauf
zum beispiel
691
sehr dicker schädel
aber sehr dünne haut
und wunderschöne augen
blau
692
du hast die anspannung verloren
das zittern und das zappeln
du glaubst
dir ruhe schenken zu können
und freude daran zu haben
und du merkst
es geht
693
es ist nicht die leere
die dir angst macht
nicht das gute gefühl
das du dabei hast
es ist die angst
zeit verloren zu haben
die du dir gerne geschenkt hättest
auch wenn du dich jetzt wieder
mit einem witz
herausredest
694
die belanglosigkeit
die stille
und das gefühl
hier jahrelang sitzenbleiben
zu wollen
695
es ist die furcht
letztendlich die furcht
vor sich selbst
und vor der wahrheit
die dich verkümmern läßt
und zurechtstutzt
auf ein maß zurechtstutzt
das dir dann aber
gar nicht gefällt
696
die geschichte ist vorbei
ist weg
ich kann sie
nicht mehr einholen
und will es auch gar nicht
sie ist einfach vorbei
gegangen
13. juni - 10. oktober 1992
es bleibt dabei
697
Sie haben sich durchgesetzt. Sie sind eine selbstverständlichkeit geworden. Und man ist einfach raus. Nicht, daß sie uns vergessen haben, wir sind ihnen nur egal. Die schlimmsten sind vielleicht die von uns, die mithalten wollen, und denen das gelingt. Man fragt sich dann, warum man nicht mitmachen kann. Denn man kann es nicht.
698
man erinnert sich gerne
an bilder und an geschichten
die einem verloren gingen
sie sind weg
waren auch eigentlich nie da
man kann sie nur nicht vergessen
eigentlich
den eindruck
daß sie vielleicht was geworden wären
wenn man sie
ja wenn man sie
und dann ist man wieder froh
sie verloren zu haben
man lehnt sich zurück
ich meine
man kann es tun
699
nun sitzen sie
balkon für balkon
nebeneinander
und gucken alle
in eine richtung
wo vielleicht
etwas aufregendes
passiert
oder sich auch nur
andeutet
und sie dann wieder
in die wohnungen
zurück gehen können
mit einem komischen gefühl
daß an ihnen doch alles
irgendwie
vorbeigegangen ist
und vielleicht immer
vorbeigehen wird
sie werden dann
zunehmend
unmenschlich
700
Je stärker man sich auf das beobachten festlegt, desto weniger will einem auffallen. Es ist direkt peinlich.
701
verhältnismäßig
viel ruhe
alles sehr langsam
bedächtig
kaum der rede wert
immer unbedeutender
und sehr gefährlich
702
dann stellst du fest
daß alles
alldem
nichts hat anhaben können
und du fühlst dich
im stich gelassen
703
so mit metaphern
hat er noch nie
etwas anfangen können
er ließ sie schon
wenn sie kamen
nur anfangen konnte er
wie gesagt
nichts
mit ihnen
eher sie mit ihm
und daher
mochte er sie vielleicht nicht
704
er hat den unterschied
zwischen
es geht
und
wozu
nicht begriffen
er meinte immer
es reicht
wenns geht
schon merkwürdig
sonst wußte er immer alles
705
ein leben
das es gar nicht wert ist
gelebt zu werden
hat er sich mühselig
zusammengereimt
und nur die mühe
die es ihn gekostet hat
bleibt übrig
und macht es wieder zu etwas
wenn auch nur für ihn
wenn auch nur
706
Man braucht schon die menschen dazu, ohne sie geht es nicht. Du kramst alles aus dir selbst heraus, sie müssen dich aber dazu bringen, verstehst du.
707
All diese menschen, die weg sind, die da waren und gesprochen haben, dir geschichten erzählt haben, die du nicht vergessen kannst. Die vielen menschen, die du mochtest, oder auch nicht mochtest. All diese menschen waren umsonst. Und zwar weil aus ihnen nur geschichten zu machen sind. Sie waren zu nichts anderem gut. Und sie alle haben sich vielleicht schon manchmal dasselbe gedacht.
708
Auch wenn ich es anders gesagt hätte, oder gar nichts gesagt hätte, den mund gehalten hätte, es hätte sich vielleicht, ich sage, vielleicht, wiederholt und noch einmal machen lassen. Immer wieder noch einmal.
709
die freude am schreiben allein
kann es nicht gewesen sein
dann wäre es nichts wert
aber meistens ist es nur deswegen
etwas wert
wegen der freude
die es doch noch zu was bringt
komisch
710
warum
ja
warum
auch
warum nicht
warum dann
warum wohl
oder allgemein
warum
711
Er habe sie ganz ausgespart, sagte er, aus seinen überlegungen und aus seinen plänen ausgespart. Sie stünde ihm jetzt nur im wege und könne seine pläne durchkreuzen. Auch die, die er mit ihr hat. Sie würde das dann später schon verstehen, sagte er, und gutheißen, wenn er es ersteinmal geschafft und soweit gebracht hat, daß sie ihn dann wieder ernst nimmt. Denn sie wird ihn ernst nehmen, ja, ernst nehmen müssen. Das denke er jetzt, sagte er, und daran wolle er festhalten, es werde sich schon zeigen, daß er recht behält. Das liege doch auf der hand, sagte er, und bat mich, ihn später daran zu erinnern. Was ihn dann den erfolg wird auskosten lassen, von dem er ja jetzt ausgehe. Von dem er ausgehen müsse, da ihm sonst keine andere wahl bleibe, sie doch noch an sich zu fesseln. Er liebe sie nämlich immer noch, müsse ich wissen, sagte er.
712
Sie habe gesagt, sagte er, er habe ihr alles kaputt gemacht, ihr das leben zerstört, all die versprechen nie eingehalten, immer nur pläne geschmiedet, die er gar nicht einhalten könne, da er ja schon am anfang ganz kläglich versagt habe. Und sie glaube, sagte er, er habe ihr seine liebe nur vorgegaukelt, alles nur vorgegaukelt, um ihre beziehungen auszunutzen, die er ihr jetzt, sagte sie, verdorben habe. Auf die sie jetzt nicht mehr zurückgreifen könne, wenn sie ihn verlasse, da er sie, sagt er, in den augen der menschen unmöglich gemacht habe, und sie jetzt niemanden mehr habe, an den sie sich in ihrer not noch hätte wenden können. Sie verzeihe ihm dies nie, soll sie gesagt haben, sagt er.
713
Er war neulich hier und hat uns gesagt, wo es lang geht, damit alles ins lot kommt, damit wir wieder durchblicken. Er kam und sagte uns, wir haben den durchblick und die freude an allem verloren, wir sollten aufwachen und es wie er machen. Als er dann gehen wollte, war er nicht mehr so sicher, sagte auch, die stimmung färbte ab und wir gingen ihm auf die nerven.
714
die schlafenden augen
die toten fischaugen
die cleveren augen der beschissenen
die schweifenden augen der angeber
die zappligen der verlierer
die leeren augen der verkäufer
die nichts mehr suchenden augen
deine grauen augen
meine verstohlenen blicke
und die augen eines hundes
715
sie leben neben uns
sind greifbar
wir brauchten nur
die hand auszustrecken
wenn sie mal müde sind
kann man mit ihnen schon reden
sie sagen dann auch etwas
das risse und krazer zeigt
wir lassen sie aber nie ran
wir werden uns davor hüten
und zwar mit recht
716
die stimmung
in die du dich
mühevoll bringst
die bringt dich dann um
717
es sind dann letztendlich
doch die geschichten
die einem gerne eingefallen wären
die einem nie einfallen
718
oft ist es auch nur
die angst vor dem mundgeruch
die einen unscheinbar erscheinen läßt
719
leere und eine anspannung
ein warten ein zappeln
und ein augenzumachen
bereit sein
alles zu umspielen
und das offensichtliche
nie zugeben
aus purer angst
es doch besser zu wissen
720
sag wir gehen früh morgen
noch einmal
blaue straßen hinunter
und es wird niemand geben
der uns sehen könnte
oder wollte
sag es wird wie niemals vorher
und wie niemals danach mehr sein
sag wir bringen uns selbst
in diese stimmung
und sag wir nehmen
keinerlei rücksicht mehr
auf niemand und auf uns
schon mal gar nicht
sag dafür wird es gerade noch reichen
auch wenn du es wie ich
gar nicht mehr glauben kannst
wir werden es aber
nur von uns sagen können
721
es waren zeiten
und es sind zeiten
in denen es uns
gar nicht geben konnte
und das stimmte auch
722
so mal
wie soll ich sagen
über die leute
nicht mehr lachen können
aus angst
sie könnten es erfahren
723
die art und weise
ja die art und weise
nicht weiter zu können
und müssen
724
gib dir einen ruck
gib dir einfach einen ruck
es sind nur noch paar meter
stunden
stunden meter
725
lehne dich nicht zu weit aus dem fenster
glaube nicht du könntest recht haben
du ägerst dich doch nur
daß du einen moment
an irgend etwas
hast glauben können
und verpaßt dann
den augenblick
in dem du an dich
hättest glauben müssen
diesen einen
entscheidenden
der dir dann durch die lappen geht
vorbeirauscht
726
schlag dir die nacht um die ohren
stürz dich hinein
nimm es einmal ganz ernst
und laß es dann
ganz langsam
vorbeirauschen
schau nach
wenn du willst
727
da draußen
verstehst du
da draußen
werden leben entschieden
vorbereitungen getroffen
absprachen gehalten
da wird der grund vorbereitet
da wird sondiert
und ins gespräch gebracht
ja da werden tore geöffnet
und wege geebnet
abläufe mein lieber
abläufe festgelegt
und du meinst
dir das leisten zu können
sei ehrlich
du kannst es nur nicht
728
gewählte ausdrucksweise
lauter konjunktive
sehr wohlwollend
und am ende doch nur
ein haufen scheiße
sehr gepflegte
aber eben scheiße
und was hast du denn davon
ja was wohl
ich habe mich aufregen können
729
Sie schätzen dich ab, mit den blicken tasten sie sich heran, fragen flüsternd nach dir, wollen mehr und überhaupt etwas über dich wissen. Und kommen dann doch nicht. Warum, fragst du dich, mußt du es alles auch immer bemerken. Werde doch laut, mach witze und bring dich selbst ins spiel, dann gibt es zumindest einen grund, wenn man dich meidet.
730
langsam verfaulst du
bekommst flecken
kleine wunden die schwer heilen
du schaust immer länger hin
schüttelst immer seltener den kopf
bis du eines tages
soweit bist
und dann stört es dich auch nicht mehr
es ist dir zunehmend gleichgültiger
es kotzt dich
auch gar nicht mehr an
du lebst einfach
damit
731
es hilft
auch wenn es hilft
nicht weiter
weil wo weiter
732
das entscheidende ist
du gehst nicht raus
und auch nirgendwo hinein
wo du den mund aufmachen mußt
sag ja nichts
meide leute
von denen du nichts kaufen willst
und wenn du das
perfekt beherrschst
wird dich keiner erkennen
und du wirst endlich du sein können
sie werden dich als einen
der ihren ansehen
du wirst
ja du wirst
zuhause sein
733
ein wie auch immer
auf jeden fall
falsch verstandenes
mitleid
wird dir entgegengebracht
und du
du mußt dich nur bedanken
man erwartet es von dir
und weiß
du wirst niemand enttäuschen
734
es waren verzwickte
und verkorkste geschichten
es waren beiläufigkeiten
und unnötigkeiten
und ein gefühl
als hätte es hoffnung gegeben
ein gefühl
das nicht wegzuwischen war
735
Sie sagte immer weniger, verkroch sich bisweilen unter dem vorwand, heute noch viel zu tun zu haben, sie wüßte nicht, wo ihr der kopf steht, und wie sie die zeit für alles finden soll. Sie verabschiedete sich schnell und verschwandt für mehrere tage. Es war nie zu erfahren, was sie eigentlich macht, woran sie arbeitet. Später verschwandt sie ganz aus der stadt und keiner hat mehr etwas von ihr gehört. Was mir jetzt auffällt, sie war nie traurig. Merkwürdig, ich habe es früher nie bemerkt.
736
geben sie sich selbst eine chance
schenken sie sie sich praktisch
737
da schau
ein geschlossenes fenster
eine zugeschlagene tür
ein schnell anfahrendes auto
und jede menge andere
gegenstände
die angst aufkommen
oder dich hysterisch werden lassen
738
eine kleine
ganz kleine welt
in der seit jahren
nichts mehr passiert
in der alles
immer am gleichen platz ist
in der es keine überraschungen
mehr gibt
ist zusammengebrochen
739
der hund schläft
knurrt
schlägt mit den pfoten
und winselt dann
er träumt
vermutlich eine geschichte
hinter die ich nie komme
740
stell dir vor
es wären die geschichten
die dich umbringen
diese paar geschichten
die du nicht erzählen kannst
stell dir vor
es wäre der letzte zug
den du nicht mehr erreicht hast
aber die zeit wäre auch so um
stell dir vor
dich braucht jemand
jemand von dem du es immer erwartet hast
und dich gibt es nicht mehr
stell dir vor
jemand verkaufte deine träume
die auch du jemand gestohlen hast
stell dir das alles vor
nacheinander
und sag nichts
741
die fähigkeit
den letzten zug
nie verpaßt zu haben
in ihn
als ob es ein ganz normaler wäre
eingestiegen
die macht aus einem
ein arschloch
742
es wird eine zeit geben
wo du dich nicht mehr
wirst wegschreiben können
wo du das fenster aufmachst
und die schönste geschichte
die man träumen kann
träumst
743
die zeit
und das timing
die präzise abstimmung
der kleinsten abläufe
die zurechtlegung
aller sachen
und aller kleinigkeiten
nur um alles andere
alles andere
zu vergessen
und immer schon gewußt
es nie vergessen zu können
und die zeit
die zeit die war gold wert
du wirst sie auch nie mehr vergessen
744
ein merkwürdiges gefühl
du hast den letzten moment
verpaßt
und kannst dich nicht erinnern
wovon es der letzte war
du weißt aber
es war der entscheidende
der ganz wesentliche
745
versuch niemand zu stören
versuch nicht aufzufallen
keinen anlaß zu irgendetwas zu geben
mach daß dich niemand ernst nimmt
und keiner angst vor dir hat
man wird dir geschichten erzählen
die du nicht für möglich gehalten hast
man wird dir geheimnisse anvertrauen
und vor dir welten öffnen
voller haß und niedertracht
man wird dir selbst die gründe liefern
alle für schweine zu halten
halten zu müssen
am ende überlebst du sie alle
auf jeden fall ihre geschichten
746
viele neue worte
sind urplötzlich aufgetaucht
du weißt gar nicht
von wem du sie hast
es sind nur nicht deine
und du magst sie nicht
sie erinnern dich an leute
die du nie gemocht hast
747
sag
es sind nur noch wenige augenblicke
sag
es kommt einmal eine bessere zeit
sag
es ging vielleicht gar nicht anders
sag
es lag nur an den worten
sag
diese nacht wird alles bleiben
sag
nichts
748
die unruhe
die dich vorantreibt
das zittern
das dich kaputt macht
der wahnsinn
der dich vor dir selbst
fliehen läßt
und das gefühl
es sind nur noch paar meter
und die gewißheit
es ist die falsche richtung
749
es sind
nur die wenigen menschen
die dich den ganzen schwachsinn
dann doch nicht vergessen lassen
nur ihretwegen
kannst oder willst du ihn
nicht einmal schwachsinn nennen
du wirst nicht drumherum kommen
alle und dich selbst
hassen zu müssen
7 sprachlichkeiten
750/1
kommt von oben
fallen auf kopf
überraschung
ist nicht gut
750/2
schön machen
schön machen
und plötzlich
schön sein
fragen
wie lange
bleiben
750/3
haben schimpfen müssen
wegen hund auf mann
wegen kind
mann stolz auf kind
ich stolz auf hund
hund mögen kind und mann
ich nicht mögen
aber hund
alles durcheinander
auch hund
750/4
gehen machen alles neu
aber nicht sagen
haben angst
gehen kaputt
wie alt
und gehen
müssen machen
alles neu
750/5
vieles nicht wissen wie heißen
nicht können denken wie sagen
nur wollen
750/6
frau
mann
haben
wollen
mann nicht
tragödie
tot machen
komödie
sein
750/7
ich mögen wasser hart
wenn ist
wenn nicht ist
kann sein auch weich
aber dann nicht mehr mögen
auch mögen hunde
wenn groß
haben nicht groß nicht klein
hund
aber sehr mögen
frauen wieder mögen klein
weil handlich
auch haben
und frau mögen mich
ich nicht groß nicht klein
wie hund
frau auch sehr mögen hund
weil wie mann
aber schwarz
wie nicht mann
nur hund
751
da kommt wieder
ein schönes neues jahr
von dem du jetzt schon weißt
daß du es nicht wirst ausstehen können
vielleicht irrst du dich auch
und es wird doch noch hübsch
ein richtig hübsches jahr
vielleicht ist es ja auch dein letztes
752
ich habe zwei
zigarettenstummel
ins klo geworfen
der eine ging unter
der andere nicht
dann spülte ich nach
und da waren beide weg
was sagst du nun
753
du da kommt er
wer denn
derselbe wie neulich
der bekloppte
ja
754
es ging eigentlich nur darum
wie macht man peinlichkeiten
salonfähig
und
hast du es herausgefunden
nee
755
himmel arsch und zwirn
und zugenäht
ein ärger
756
einer dem es vollkommen
gleichgültig ist
worüber er sich
keine gedanken macht
757
man schreibt einfach drauf los
und ist dann selbst überrascht
wenn einem was einfällt
und noch mehr
wenn nicht
758
wie andere
andere
immer für andere halten
wie überhaupt immer
alles
für etwas anderes
gehalten wird
gehalten werden muß
um es aushalten zu können
759
machst du auf
was auf
na es klingelt
ach auf
760
Halte an menschen fest, halt ja an menschen fest, sagte sie noch als sie wegging. Es dauerte dann schon eine weile, bis er merkte, daß sie es ironisch meinte.
761
es ist eine alte welt
die es nicht mehr gibt
die ab und zu einmal
in bruchstücken in splittern
noch auftaucht
du glaubst sie war besser
sie mußte einfach
besser gewesen sein
eine alte welt
in der du fast zuhause warst
manchmal
manchmal hast du lust
zurückzugehen
du kannst dich kaum noch
an sie erinnern
du vergißt sie aber nie
762
siehst du
es sind
keine worte mehr da
die du lust zu benutzen hättest
dann sind die sätze dran
dann die gespräche
und dann die menschen
und dann
dann kannst du von vorne anfangen
du fragst dich aber
wozu
763
über all das
entscheiden leute
die wir für arschlöcher halten
und zwar deswegen
764
wie wenn du
das gefühl nicht mehr los wirst
nicht mehr weiter zu wollen
es knirscht ganz leise
du schaust es dir an
und du weißt
es kann dich nicht überraschen
765
Er sagte, daß seit mehreren tagen, eine stimmung da ist, die ihn an sich gar nicht wundert, nur daß sie solange anhält, macht ihn stutzig. Es ist, als ob er sich ziemlich sicher wäre, nicht mehr lange weiterzumachen. Jetzt merkte er auch, daß er alle kontakte abgebrochen hatte. Er stellt fest, ganz allein geblieben zu sein. Keinen mehr zu haben, zu dem er etwas sagen könnte, oder wollte. So daß das gefühl, sagte er, ihn auch gar nicht überrascht. Es wäre ihm nur ein bißchen unheimlich.
766
es sind nur
nichts sagende worte
die wehtun
wenn sie gesagt werden
767
du sagst
es wäre ein gutes gefühl
es wäre viel zeit da
und keine möglichkeiten mehr
keine offenen zumindest
so daß man bleiben kann
und keiner einen fragt
warum man da ist
da geblieben ist
768
Dann wurde er gefragt, was er damit bezweckt, was er im sinn hat und worauf er hinauswill. Nichts will er, auf nichts hinaus will er. Er wundert sich nur, wenn da so sätze kommen, die stimmen, die es in sich haben, und da versucht er sie nachzumachen. Sätze, die dann geschichten ergeben, geschichten, die, wenn man genauer hinschaut, sicher jemand passiert sind. Und ihn die sätze wie die geschichten überraschen.
769
hier hätte ich mir
ein leben machen können
ein neues
alle wände
und sonstige gegenstände
strahlen noch
diese möglichkeit aus
es freut einen aber nicht
es fällt einem nur auf
770
Du kamst in ihre wohnung und plötzlich sind wieder welten erwacht, zeiten in erinnerung gerufen, die du nur schwer hast vergessen können, die du am liebsten nie hättest vergessen wollen. Du hast einfach keinen mut gehabt, alles aufs spiel zu setzen und alles zu verlieren, um etwas, von dem du keine ahnung hast, zu gewinnen. Den mut bringst du nicht auf, du bist bequem geworden, in letzter zeit bequem.
771 (wieder ein lied)
mach alles kaputt
zerstör deine lange gepflegte liebe
um welten kennenzulernen
die du lieber
nie angefaßt hättest
sie nehmen dir alles
und überlassen dich dir allein
du findest dich
unter fremden leuten wieder
wachst bei frauen auf
denen du kurz zuvor
alles versprochen hast
was du wie du weißt
nie einhalten wirst
am ende ganz am ende
sehnst du dich dann
nach der bequemlichkeit
der du dich gerne
ausgesetzt hättest
772
Du kommst rein und merkst, all die jahre und all die ortswechsel haben an den leuten nichts geändert. Sie sind nur älter geworden, älter, verbitterter und bissiger. Und haben den kontakt zu allem, was um sie geschah und geschieht, verloren. Sie sind immer noch deine freunde, du achtest aber sehr darauf, sie so schnell wie möglich zu verlassen. Sie erinnern dich an dinge, die du längst vergessen hast.
773
es sind andere leute
geworden
oder auch immer schon gewesen
leute die du sehr gut kanntest
die du jetzt aber
nicht mal mehr anrufen willst
sie haben dich
und du sie
auf einen namen
beschränkt
774
dieselben augen
dieselben worte
und fünf jahre später
775
es hat keinen sinn
dir etwas vorzumachen
es kostet dich immer mehr kraft
die angst in mut umzumünzen
der mut bringt dich am ende
doch nur dazu
wieder angst zu haben
776
wir werden hoffung schöpfen
wir werden uns ausreichend mühe geben
wir werden kleinlaut aufgeben
wir werden immer seltener
in erscheinung treten
und eines tages feststellen
daß man uns gerne
vergessen hat
gut und gerne
777
wen sollten wir noch umgehen
um in ruhe gelassen zu werden
um ganz allein völlig allein
bleiben zu können
da bleiben
von wo wir eigentlich
immer schon weg wollten
778
am ende stellen wir
womöglich noch fest
daß alles nur eingebildet war
und wir es
so gesehen
auch hätten lassen können
um dies dann zu vergessen
bleibt einem keine zeit mehr übrig
man wird sich nur noch
beeilen müssen
779
sind es vielleicht
nur die letzten ereignisse
die paar letzten tage
die hätten verstanden werden müssen
wolltest du auch nur ansatzweise
weitermachen
denn du mußt um jeden preis
weitermachen
780
und plötzlich findest du dich
in einer welt wieder
die du gar nicht mehr verstehst
die dir im grunde fremd ist
es ist aber deine welt
und nun hast du einen grund
in ihr zu bleiben
gern drin zu sein
auf bald
781
Da laufen sachen ab, die du gar nicht bemerkst, die du in deiner einfältigkeit gar nicht ahnst. Da betrügt die den mit dem und der wieder jemand, den du kennst, dem du es eigentlich wünschst. Da sind geschichten gelaufen, die du jetzt an blicken, umarmungen, die dich doch schon wundern, festzumachen glaubst. Du bist dir ziemlich sicher, daß an dir einiges vorbei geht. Du gehst dann in deine kleine welt wieder zurück, rückst gegenstände zurecht, putzt die wohnung, setzt dich irgendwo hin und hast lust zu heulen. Später beschließt du, an all das, was du zu sehen geglaubt hast, nicht zu glauben. Es beruhigt dich nicht, es gibt dir nur das gefühl, da zu sein.
782
Du willst um jeden preis leute um dich versammeln, leute, von denen du meinst, sie könnten dir einen grund liefern, dich aus all dem scheiß herauszuholen, in den du dich deinetwegen hineingeritten hast. Sind sie mal da, merkst du es natürlich. Du glaubst, eine zeitlang allein auskommen zu können.
783
während die geschichte weiterlief
bist du kurz mal ausgestiegen
in der hoffnung
später niemand mehr anzutreffen
um sicherzugehen
kamst du dann gar nicht mehr zurück
hast auch nichts mehr erfahren
es waren aber deine träume
die nicht in erfüllung gingen
letztendlich
784
es geht vielleicht
ein traum vorbei
langsam
fast zaghaft
vorbei
ein noch nie
da gewesener
traum
785
und plötzlich
kommt dir alles
wie ein längst
vergessener traum vor
786
und dann
die bittere erkenntnis
sich verrannt
aber dem schwachsinn
doch entronnen zu sein
10. oktober 1992 - 20. mai 1993
diesmal er
787
dies wollte er
kurz noch notieren
damit es da ist
788
schreist du
die paranoia raus
bist du sie los
es wissen aber alle
daß du sie hattest
789
es war ein ganz kleiner traum
der sich aufblähte
und sich breit machte
und mir
stück für stück
die wirklichkeit versaute
sie sozusagen
zur schnecke machte
790
du nimmst mir übel
daß ich nicht deine träume habe
du ja meine auch nicht
791
ein komisches land
das plötzlich
ohne ersichtlichen grund
verschwunden ist
und kaum einer
hat es gemerkt
alle wußten aber
es ist etwas passiert
etwas komisches
792
du magst diese leute gar nicht
sie dich auch nicht
ihr trifft euch nur
weil ihr eine lange zeit
manches gemeinsam
durchgemacht habt
es war soviel wert
daß es auch heute noch
einen grund hergibt
euch zu ertragen
793
so klein
hast du noch nie nachgegeben
so leise
hast du dich noch nie
aus dem staub gemacht
und du willst
allen ernstes
ankommen
794
da hat sich einer viel mühe gegeben
und man sah es ihm
und dem was er machte an
aber gerade das
sollte man nicht
795
ich weiß auch nicht
es ist keine gute stimmung da
es ist eine zeit
in der man wartet
nur hat man im grunde
keine zeit mehr dazu
man ist nämlich am ende
angelangt
796
du erwachst plötzlich in einer welt
aus der alle
die du gekannt hast
verschwunden sind
sie haben das geschafft
was du immer wolltest
weg sein
und alle da lassen
797
du mußt dabei verrückt werden
du kannst gar nicht anders
du wachst auf
und weißt
du mußt die ganze zeit
darauf verwenden
es aus dem weg zu räumen
nach einer weile
kannst du das dann
798
und da tun sich welten auf
die dir besser verschlossen
geblieben wären
du meinst
du ahntest sie aber
na sags schon
799
das kann sich auch als eine dreiste lüge entpuppen
als eine erinnerung an längst vergangene welten
welten an die du dich festgeklammert hast
800
Schau, du kannst von den leuten nicht erwarten, daß sie dir ihre geschichte erzählen und dir gleichzeitig die deine glauben. Sie wissen nämlich so gut wie du, daß ihre die bessere ist, auf jeden fall die wichtigere. Sag aber nie, du hättest sie verstanden. Das mögen sie nicht.
811
du hättest dich schon gerne verausgabt
dich an alle möglichen leute verschenkt
wenn dich nur jemand haben möchte
aber auch den mußt du dir selbst suchen
und das verdirbt dir den ganzen spaß
du willst dann schon lieber nichts mehr hergeben
und denkst dir ein anderes spiel aus
das du vielleicht
noch wirst spielen können
812
der ganze reiz
bestand gerade darin
vor den niederlagen zu fliehen
ihnen so lange wie nur möglich
wenn auch nur einen schritt
voraus zu sein
sie im auge behalten
ihnen aber keine chance geben
813
Sie haben ihm die hoffnungen angekreidet, die sie selbst geweckt hatten. Sie sagten, es wäre dumm von ihm, sie ihnen abgekauft zu haben. Er hätte doch erkennen müssen, daß es nicht gut gehen kann, auf ihnen auch nur das geringste aufbauen zu wollen. Er sagte dann, es wäre ihm gar nicht so schwer gefallen, sie wieder zu vergessen, sie aufzugeben. Sie gefielen ihm nur ihretwegen. Das braucht jetzt aber niemand weiter zu kümmern. Er kommt schon klar. Es sei ihm alles von anfang an merkwürdig vorgekommen.
814
Es tauchen jetzt plötzlich immer öfter irgendwelche leute auf, die zu dir sprechen. Du hast den eindruck, es gab sie früher gar nicht. Es war irgendwie leerer um dich und überhaupt. Jetzt bist du überrascht, pausenlos stimmen hören zu können. Stimmen allerdings, und den eindruck wirst du nicht los, die dich an etwas längst vergessenes erinnern. Dieses etwas, das du meintest begraben zu haben. Es kommt dir jetzt alles sehr unheimlich vor, sehr, na ja, unverhofft und ungerecht. Ich meine, falls es stimmt.
815
etwas von dem du wußtest
daß es passiert
und du nichts dagegen wirst unternehmen wollen
man kann schon von einer art
freude sprechen
816
sonntag
nein montag
ja montag
was montag
am montag ist es passiert
817
Ich befürchte, es gibt im moment nichts anderes außer der fähigkeit, zu wissen wie etwas funktioniert. Beherrscht man die einmal, ist man soweit. Man begeistert sich an der art und weise, gesprochen zu haben. Die unfähigkeit, dies nicht verstehen zu können, macht alles so kompliziert. Es ist es aber nicht.
818
und plötzlich
siehst du immer mehr leute
die länger leben werden als du
und du weißt nicht
wen du nicht mögen sollst
819
und wir gehen heute
zum letzten mal
die straße hinunter
und nichts wird mehr
wie vorher sein
wir kommen hier
nie mehr zurück
wir gehen ganz langsam
die straße hinunter
die es nie gegeben hat
820
es kommen
schlechte zeiten auf uns zu
unausweichlich
langsam
auf leisen sohlen
zeiten die es in sich haben werden
wir beginnen allmählich
die ersten anzeichen
von angst zu zeigen
der mut auf jeden fall
wird immer kleiner
er erinnert
kaum noch an mut
821
wie soll ich sagen
ja
scheint umsonst gewesen zu sein
822
Seit mehreren jahren tauchen überall lackaffen auf, es ist mittlerweile eine zeit der lackaffen geworden. Zunächst waren sie nur vereinzelt hier und da anzutreffen, man sah sie als kuriosa an, machte sich über sie lustig. Dann kamen sie immer öfter vor, man stolperte über sie und mußte sich, um sie zu ertragen, an sie gewöhnen. Heute wundert man sich, wenn man mal keinen sieht. Man beginnt nachzudenken, über die scheiße, die sie angerichtet haben, und fragt sich, wann merkt man das endlich. Und begreift schließlich. Wer soll es denn merken.
823
es ist ein mensch
der viel geld
und viel macht hat
und damit nicht fertig wird
824
warum gerade ich
stell die frage lieber nicht
die antwort ist unangenehm
ja
warum nicht du
825
strand
körbe
sand
viel sand
826
es ist dieses alte gefühl
es sind diese wenigen worte
es sind die paar nebensächlichkeiten
die alles am laufen halten
es ist dieses alte gefühl
das du vielleicht niemals mehr haben wirst
827
du hast dir
eine welt versprochen
eine welt
in der du der größte bist
in der dir alles gelingt
was du dir mühsam
zusammenklaubst
in der du andere endlich
nur für das zu halten brauchst
was sie auch wirklich sind
eine welt
von der du immer schon geträumt hast
in der andere keinen erfolg haben
zumindest keinen so großen wie du
es wäre aber eine miese welt
glaub mir
und frag mich nicht warum
828
Du findest dich auf einmal unter leuten wieder, die fragen stellen und diese gleich selbst beantworten. Unter leuten, die alles daran setzen, die anerkennung, auf die sie aus sind, einem in den mund zu legen. Sie benutzen eine sprache, die dich dazu zwingt, ihnen nichts zu glauben. Und dabei liegt alles nur daran, daß du nichts gesagt hast, weil du nichts zu sagen hattest, aber das wußten sie nicht.
829
du bist das opfer
deiner eigenen lüge
du warst so lange
mit dir beschäftigt
daß du am ende
alles geglaubt hast
weil du nichts mehr
gehabt hättest
außer ihr
830
mit einem mal
kannst du keinen mehr ausstehen
dir nichts mehr anhören
es ist eine zeit
in der sogar die drinks schal schmecken
und das taten sie noch nie
du wartest auf eine begeisterung
oder zumindest
eine hoffnung
auf sie
831
die zeiten sind sowas von beschißen
daß man sie nicht mal mehr verkaufen kann
keiner will sie haben
nicht einmal umsonst
man will sie einem gar selbst andrehen
832
Schlechte zeiten mein lieber, schlechte zeiten. Du wirst immer einsamer. Du bringst keinen haß mehr auf. Du hast nur noch angst, keinen ausweg mehr zu wissen. Du sitzt ruhig in deiner ecke und merkst gar nicht mehr, welch lächerliche figur du abgibst. Du erfährst dann auf umwegen, ganz beiläufig, daß du nicht mal mehr gehaßt wirst. Es ist jetzt eine schlechte zeit für dich und du hast keine kraft mehr, sie auszuhalten, gar keine.
833
es soll nur ein dumpfer eindruck übrigbleiben
etwas wie
also da müßte ich mich jetzt sehr täuchen
834
die ganze aufregung
und die ganze mühe
und die anstrengung
die angst
und die hoffnung
und mehr bist du nicht
835
alles
für nichts
und wider nichts
und für niemand
als dich
und darauf steht eine ganze welt
die nichts an sich hat
die klein und verängstigt ist
die nichts verspricht
und nie etwas versprochen hat
die kein mitleid kennt
und keine chancen vergibt
eine welt
in der du dich nach etwas sehnst
das du nie bekommst
836
du sagst
es wäre ungerecht
du sagst
du hättest es nicht verdient
du sagst
es kommt nur auf dich an
du sagst
es sind welten die zwischen uns liegen
du sagst
ja
837
versuch die letzte erinnerung an dich
die irgendwo noch sein könnte
wegzuwischen
sie ungeschehen zu machen
838
du meinst
nur weil du all das ausgehalten
all die schwachköpfe ausgestanden hast
mußt du übrig bleiben
du meinst
es gibt irgendeinen grund
auch noch etwas sagen zu müssen
839
die worte
zwingen dich dazu
sie wollen auch noch
daß du ehrlich bist
diesen gefallen
willst du ihnen
aber nicht tun
dafür bist du dir
zu schade
und sie dir
zu wenig wert
840
man wird dir
wenn du mal nicht aufpaßt
vorwerfen
daß es nur worte
gewesen sind
und du wirst dich wundern
weil du meintest
man hätte das gewußt
komisch
wirst du dann sagen
841
es wollen
keine geschichten
vorkommen
842
Es wird, auch wenn du es nicht wahrhaben willst, immer schwerer, allein zu sein. Es ist, als würde alles immer größer, größer und bedeutender, und du sitzt mittendrin, überblickst nur noch die hälfte, und auch die kann dir gestohlen bleiben. Ein merkwürdiges gefühl, das dir zwar angst macht, dich zappeln läßt, dir aber deine ruhe nicht nehmen kann. Eine ruhe, die dann erst wirklich angst macht. Du bist jenseits allen hasses und hast verloren.
843
immer öfter wunderst du dich
daß die anderen weitergemacht haben
sie haben eine lange geschichte vor sich
die du keine lust zu erzählen haben wirst
du betrachtest das
als deine rache
das ist es aber nicht
nein
ich weiß auch nicht was
844
mit einem mal
bekommen die geschichten
ihre geschichte
und werden damit
nur noch müll
845
die zeiten
in denen du noch sagen konntest
was dir einfiel
sind vorbei
heute mußt du nur noch
lachen und auslachen
und dich am liebsten
gleich mit
846
gut
sagen wir so
der oktober ist jetzt vorbei
847
er weigert sich
mitzumachen
setzt alles daran
er selbst zu bleiben
und keinem die gelegenheit zu geben
ihm auch nur das geringste vorwerfen zu können
er hält an sich
und sonst an gar nichts fest
man fragt sich
wer ist er denn
daß ihm das gelingt
848
die welt
die welt sagtest du
kam darin nicht vor
nur ein paar höflichkeiten
und händeschütteln
viel händeschütteln
und alles aus verlegenheit
849
er ließ sich von der welt
nicht beeindrucken
nur von sich selbst
er meinte
immerfort sprechen zu müssen
merken merkte er aber davon nichts
das machte ihn
ein bißchen sympathisch
850
die zeit
wird immer weniger
851
du wirst langsam unfähig
die abstände noch weiter auszudehnen
die abstände
in denen du einigermaßen
noch leben kannst
man hat den eindruck
du bist praktisch tot
du meinst
man hat dich neulich noch gesehen
852
eines tages
und der mag sein
wie er sein wird
wirst du
ganz unauffällig
verschwunden sein
853
es ist wieder
viel haß da
und kein ausweg
eine ausweglosigkeit
die vergessen worden ist
zwischenzeitlich
vergessen
854
Es ist ihr leben, in dem für dich viel platz wäre, in dem du all das, was du immer schon wolltest, hättest haben können, ein leben, das dich vielleicht ausfüllte und dich alles vergessen ließe, nur ist in deinem leben kein platz für sie. So.
855
du hast etwas an dir
das an mich erinnert
und du träumtest immer
es wäre umgekehrt
auch nur einmal
umgekehrt
856
So, du hast jetzt das jahr hinter dich gebracht, du hast wie immer viel gearbeitet, hast bißchen missionar gespielt, hast viel tempo aufgebracht und dir mit den anderen viel mühe gegeben. Jetzt bist du wieder allein und denkst, ob jemand auch sowas passiert ist.
857
plötzlich
stand die summe
sechstausend demark
im raum
858
er sagte
merkt euch das
egal wo ihr hingeht
da seit ihr dann
859
Er weigerte sich partout, das sein leben zu nennen, er sprach immer nur von einer existenz, nie von seiner, sondern einer existenz. Er sagte, die wolle er und könne er nicht als ein leben bezeichnen. Dazu fehle ihm die überzeugung und der mut. So tief sei er noch nicht gefallen, daß er dieses stümperhafte dahinvegetieren sein oder auch nur ein leben nennen könnte. Er sei zwar frei und könne tun und lassen was er wolle, nur wisse er nicht, was es sein sollte. Das wäre es ja gerade, was ihn zu keinem entschluß kommen lasse. Er aber andererseits nicht wisse, wie er den eindruck, eine ernstzunehmende persönlichkeit zu sein, aufrechterhalten könne. Daraufhin meinte ich, er soll doch aus dem fenster springen.
860
Er sagte ganz beiläufig, daß er mittlerweile dreiundvierzig ist und immer noch nicht weiß, was er will. Er hat bis jetzt alles immer nur versucht, dies und jenes angefangen, hier und da hineingeschnuppert, weiß aber nicht, wie es weiter gehen soll. Es hat sich jetzt wieder eine neue sache aufgetan, bei der er dabei sein könnte. Er glaubt aber nicht, daß er das lange wird mitmachen wollen. Er sagte dann, daß er es vielleicht niemals weiß und so wie jetzt weitermachen wird.
861
komm mein lieber
komm
jetzt klopfst du keine sprüche mehr
jetzt bist du klein
klein wie ein häufchen elend
du sagst
die arschlöcher haben sich durchgesetzt
du meinst
die welt hat dich überholt
du steigerst dich in diese stimmung hinein
und du hast nichts
nichts woran du dich hochziehen könntest
gar nichts
sag schon
leckt mich doch am arsch
kannst du es noch
862
ja komm schon
sag noch was
am liebsten
etwas bissiges
etwas woran man merkt
wie toll du doch bist
und welch einen durchblick
du hast
erklär uns was sache ist
willst nicht mehr
hast keine lust
na wie dumm von mir
863
eins muß man dir lassen
du kannst es nicht
864
Du sagst, du hättest lust, schluß zu machen. Du sagst es ganz ruhig, ohne aufregung. Du sagst, du spielst mit dem gedanken. Dein leben, sagst du, war schön, verrückt, verträumt und verschroben. Es hat spaß gemacht, solange zu kämpfen, sich die jahre um die ohren zu schlagen. Es tut dir nichts leid, es fehlt dir nichts und du brauchst nichts mehr. Man muß, sagst du, es irgendwann einsehen und schluß machen.
865
er sagte
er startet als torpedo
und kommt als flaschenpost an
866
witze
nichts als witze
und ängste
und verklemmtheiten
und niedertracht
und verlegenes lächeln
nichts
als eine nichtigkeit
eine erbärmliche
867
er hat es
mit dem feinen
kleinen
einerseits
und mit dem großen
ganzen
andererseits
ja keine mitte
diesseits
868
völlig überhastet
und außer atem
kam er an
und sagte
wißt ihr was passiert ist
869
sie stahl mir all meine träume
und machte daraus ein leben
für uns beide
ein leben
das wir dann aber gar nicht mochten
870
der tag
an dem er
zum ersten mal in seinem leben
einen witz über sich macht
der kommt nicht
871
es wird vielleicht nichts geben
an das wir uns werden erinnern wollen
nichts
was wir uns zu behalten
unbedingt zu behalten
versprochen haben
trotzdem
es war eine gute zeit
wir haben es eben nicht besser hingekriegt
seis drum
werden wir dann sagen
872
gerade eben
gerade eben was
gerade eben kam es wieder
873
da ist leben
jede menge leben
das nicht kleinzukriegen ist
das alles auf den kopf stellt
einem nichts verbietet
nur ein paar dinge nicht möglich macht
auf die es jetzt ankommt
auf die es aber auch immer schon
angekommen ist
die das ausmachen
was du nicht schaffst
874
Man bekommt ganz langsam ein gefühl für die lage, in der man sich übrigens seit langem befindet. Man kann es auch einfach angst nennen. Eine angst vor der gewißheit, alles, was man bisher machte, aufgeben zu müssen, um etwas anzufangen, wogegen man ein halbes leben lang gelebt hatte.
875
plötzlich findest du dich auf einer landstraße
in einem klaren herbstlicht wieder
du sitzt in einem jaguar
und rutschst ganz langsam
in eine dir verhaßte landschaft hinein
du denkst daran
daß die arschlöcher gewonnen haben
die luft duftet nach regen
nach verrostetem eisen
und nicht in erfüllung gehenden träumen
du beginnst eine ahnung zu haben
warum
876
die welt
aus der du geflohen bist
weil dir die leute gleichgültig geworden sind
und die welt
in die du dich jetzt begeben hast
und die dir zeigt wieviel die andere wert war
ist dieselbe
877
alle
außer mir
wirklich
alle
878
plötzlich hast du dich
an eine welt gewöhnt
die dir alles andere
unmöglich gemacht hat
879
wir werden eine neue welt entdecken
wir werden viel aufsehen erregen
wir werden hoffnungen
und träume wachrufen
die alle nicht mehr für möglich gehalten haben
wir werden uns selbst auf den arm nehmen
und zwar gerne
880
du hast alles
und dich selber
weggelassen
881
er hat sich in eine lage versetzt
die ihn schritt für schritt
dazu gebracht hat
von hier nicht mehr wegkommen zu können
und dabei ist alle kraft
für das gegenteil verwendet worden
wie nennt man das noch
882
du bekommst eine gänsehaut
und du bekommst eine angst
vor dem schritt
den du ums verrecken
nicht machen willst
der aber der einzige ist
den man noch machen kann
du schaust auf deine hände
und du versprichts dir
etwas zu machen
du sagst dir
es könnte sich alles
vielleicht noch klären
ein gutes
oder überhaupt
ein ende nehmen
883
du schmarotzt auf deinen gefühlen
du verkaufst sie dir
und wenn es gar nicht mehr geht
schenkst du sie dir
884
Du schaust dir gegenstände an und denkst dabei an längst vergangene zeiten, an verlorene chancen und vergessene leute. Der eine und andere ist verschwunden, ein paar neue kamen dazu, aber weder die noch die sind für etwas mehr gut, als sich darüber einen gegenstand genau anschauend zu wundern.
885
Ja. Wieso. Wieso auch immer. Es reichte vielleicht nicht für mehr. Vielleicht konnte er keine andere kriegen und war zufrieden, es sich mit ihr eingerichtet zu haben. Wenn auch nur mit ihr. Wenn auch nur. Es bleiben ihm die träume übrig. Ganz kleine träume, gerade solche, die er noch verstehen kann, die gerade noch ein wenig besser sind als das, was er hat. An sie kann er sich festklammern. Und sie und sich ertragen.
886
Du wartest auf den regen und zauberst aus ihm, wenn er kommt, jede stimmung, der du dich dann gerne auslieferst, mit kopf und kragen verschreibst.
887
sonntag
komisch
an einem tag sterben
den ich nie mochte
das wäre doch mal was
888
Eine zeit des wartens, des zappelns, der unruhe. Eine welt, die immer größer wird und immer weiter entfernt, so weit, daß man sie fast überblicken kann.
889
steh auf
und tue so
als hätte es dich
nie gegeben
890
eine ganz lange
und langanhaltende
stille
die nicht mehr ist
als eine stille
20. juni 1993 - 6. juni 1994
damals
891
irgendwann
kommt eine geschichte auf dich zu
bei der du nicht merkst
daß es eine ist
892
es wollte ihm nicht in den kopf
diese ruhe
und diese unerschütterliche gewißheit
verloren
aber dennoch recht behalten zu haben
893
es war nicht billig
nur einfach
oder
es war nicht einfach
nur billig
zu billig für mich
oder
es war zu einfach für mich
und für sie zu billig
als daß sie es gehabt haben möchte
oder so
894 (ein schwachsinn)
es paßt nicht in die zeit
paßt es in die zeit
ist die stimmung nicht da
paßt es in die stimmung
ist die zeit eine andere
paßt es in die zeit
und paßt es in die stimmung
fällt einem nichts ein
paßt es nicht in die zeit
und ist die stimmung nicht da
fällt es einem ein
paßt es in die zeit
und fällt es einem nicht ein
ist die stimmung da
ist die stimmung nicht da
und paßt es in die zeit
fällt es einem nicht ein
ist die stimmung da
und fällt es einem ein
paßt es nicht in die zeit
fällt es einem nicht ein
ist die stimmung da
und es paßt nicht in die zeit
fällt es einem ein
und es paßt in die zeit
ist die stimmung weg
fällt es einem ein
und paßt es in die zeit
und ist die stimmung da
will man es nicht haben
895
sie hat mich
weil sie meinte ich habe sie
betrogen
betrogen
896
die wirkung
jeder anwendung
hält je nach beschaffenheit
an
897
es handelte sich dabei
um eine anatomische
ungerechtigkeit
die ihr
so gesehen
zum vorteil wurde
898
es geht alles zu
und ihm nichts auf
899
kommt sie von mir
oder
geht sie von mir
zwei unterschiede
5 dialoge
900 (gehört)
ich mag dich
ja als was
als dich
901
ja wieso so
keine ahnung
scheint irgendwie zu gehen
902
morgen heute ist doch egal
ja du kommst einfach
903
woher dieser stolz mein lieber
na woher schon
904
das schafft niemand
auch du nicht
ich liebe sie nämlich
warum
weiß ich auch nicht
905
mit einem mal stellst du fest
daß um dich herum
begonnen wird
zu sterben
du nimmst es ihnen direkt übel
906
er liebte die menschen und die hunde
warum
konnte er nicht sagen
er meinte
er weiß es nicht
es ist einfach so
er sagte
beide gehen ihm aber manchmal
schon auf die nerven
907
Ein gefühl für die, die verloren haben, vor vielen jahren verloren haben und da geblieben sind, weil sie nicht anders konnten. Dieses gefühl hat ihm nie erlaubt, sich für jemand anderen zu halten, jemand anderen als er war. Und das wußte er.
908
Der alte mann und das gefühl, das aufkam. Das gefühl, das ihn diesen alten mann bemerken ließ. Es machte ihn dazu, was er war.
909
Als er alt, verbittert und zynisch geworden ist, alle seine gefühle fest im griff und nur noch für sich hatte, als er nichts mehr übersah und unbestechlich wurde, anderen und sich gegenüber unbestechlich, hat er diesen alten mann, der nur noch stolz war, stolz und zerbrochen, bemerkt.
910
wir schauten uns nur an
und je länger wir es taten
desto mehr haß kam auf
bis nichts mehr
außer haß
da gewesen ist
nichts
mehr
911
Könnt ihr euch noch an diese bar erinnern, in der wir zusammen die ganze nacht über saßen und uns dinge einredeten, die wir schon damals nicht so recht glaubten. Der regen, die kälte und der hund. Wir kippten die drinks in uns hinein und erzählten uns geschichten. Träumten von einer anderen welt und meinten, in ihr jetzt gerade zu sein. Wir lächelten uns an und wußten genau, was wir dachten. Damals. Ja.
912
diese paar tage
die weg sind
weggerutscht
soviel hoffnung
wie wir damals hatten
gibt es gar nicht
913
Es sind dann doch nur einige bruchstücke, der eine oder andere satz, auch nur mal ein wort, die bei dir alles wieder aufkommen lassen und alles in erinnerung rufen, was du vergessen gehabt haben wolltest. Es macht dir spaß, dieses spiel ab und zu einmal zu spielen.
914
so
sagst du dir
willst du dein leben
nicht einmal
geschenkt bekommen
es wäre dann zwar dein
aber im grunde kein leben mehr
ja
sagst du dir
ja
was solls
915
sie spielte nicht mit dem gedanken
schluß zu machen
sie spielte ihn aus
916
Du erzählst mir doch alles, du verbirgst doch nichts vor mir. Würdest es sagen, wenn etwas passierte. Wenn du jemand hättest. Jemand, von dem ich nichts weiß. Wir haben es doch so vereinbart, es uns versprochen. Ja, ich habe es nicht vergessen. Du hast dich in den letzten tagen verändert, bist kälter und abweisend geworden. Was mir auffällt, du meidest meine blicke. Schaust weg.
917
das ist ein spiel
auf das du dich da einlassen mußt
ein dummes und ein unsinniges spiel
das aber spaß macht
solange es gespielt wird
918
Vieles ist nicht gesagt worden. Es wurde aber von beiden verstanden. Das glitzern in den augen bei ihr und das harte um die mundwinkel bei ihm zeigten, daß keiner von ihnen mehr die mühe auf sich nehmen wollte, länger als unbedingt nötig hier noch bleiben zu wollen.
919
Nun. Es kommt eine zeit, in der du allein weitermachen wollen wirst. Zunächst sagst du immer weniger, erscheinst immer seltener, kommst nur noch gelegentlich vorbei und erzählst immer öfter geschichten von dort, fragst mich noch nach meiner meinung, hörst zu. Dann machst du es nur noch aus höflichkeit, weil du mich nicht verletzen willst. Und dann scheint es dir gerechter zu sein, dich nicht mehr blicken zu lassen. Du bleibst weg und weißt, daß ich dich von hieraus beobachte, aber auch das hält nicht lange. Wir geben auf. Du kommst dann zu der erkenntnis, daß es dir schwerer fällt.
920
es endete
für mich ein abschnitt
der für dich der anfang war
und nun willst du ihn mir erzählen
tue es nicht
es ist deine geschichte
die ich für dich nur angefangen habe
921
Er schaltete alle lampen an, machte die türen zu und ließ alle rolladen herunter. Er legte seine lieblingsplatte auf, machte sich einen drink und ließ die musik laufen. Er setzte sich in einen sessel und blieb eine weile sitzen. Als er den drink ausgetrunken hatte, verließ er die wohnung. Es war für ihn ein traum zu ende gegangen.
922
es war
wenn du so willst
eine lüge
der du aufgesessen bist
923
Ja, ich kann ihn verstehen. Er hat es solange geübt, bis er es einigermaßen konnte. Der rest wurde für ihn zunehmend unwichtiger, es hatte keine bedeutung mehr. Die welt, die er sich aufgebaut hat, war das, worauf es ankam. Er wollte sie, so gut er nur konnte, schützen. Er sagte sich, das wars.
924
er wunderte sich immer
warum die geschichten
so schnell zu ende gingen
sie waren lang
und trotzdem gingen sie schnell
zu ende
warum nicht einmal eine lange
dachte er
925
Sie sagte, sie hätte nicht gedacht, daß er sich als eine solche null erweisen wird. Sie hätte ihn länger oder überhaupt zappeln lassen sollen. So, sagte sie, hat sie sich von ihm ausnutzen lassen, und hat sich selbst in eine unmögliche lage gebracht. Das dumme war, sie glaubte, es würde für immer sein, und sie hatte ihr leben ganz darauf eingerichtet. Wie sich jetzt herausstellt, umsonst eingerichtet.
926
So ist die welt für ihn noch unverständlicher. Er begreift jetzt überhaupt nichts mehr. Kann sich, in dem was er hat, nicht mehr zurechtfinden. Er irrt jetzt nur noch durch die gegend, schnappt hier und da einen satz auf oder eine hoffnung, von der er glaubt, daß sie ihm nutzen könnte und ihn wie auch immer voranbringt. Er findet aber keinen halt. Und denkt immer öfter, daß ihm sein ruckgrat den hals brechen wird. Es wird ihm die kleinste hoffnung unter den füßen weggezogen. Letztendlich verrät ihn sogar die sprache, wie er jetzt zugeben muß.
927
Dadurch, daß er sie jetzt seit wochen nicht mehr hat sehen können, kam alles wieder auf. Er dachte, hätte er doch damals diese äußerung nicht gemacht, sich den satz verkniffen, es wäre vielleicht nicht soweit gekommen. Er hätte sie in seiner nähe gehabt, könnte ihre stimme hören. Vielleicht hätte sie sich entschlossen, bei ihm bleiben zu können, und das, was er sich erträumte, mit ihm geträumt. Wenn es vielleicht auch nicht lange gegangen wäre, es wäre es wert gewesen. Dachte er.
928
Sie hatte einige züge an sich, die ihn von dem entscheidenden schritt abhielten. Er übersah es dann schon lieber und tat so, als wäre alles in ordnung und er ihr trauen könnte. Das brachte ihn zwar nicht weiter, es machte die sache aber erträglicher. Er schaute in ihr gesicht, hörte, was sie sagte, und stellte sich blind und taub. Das gefiel ihm. Am nächsten morgen hätte er sich dann ohrfeigen können. Er beschloß, es bei dem, wie es ist, zu belassen. Er nahm ihr nur übel, daß sie sich keine mühe machte, diese züge zu verbergen. Sie mußte ihn, so dachte er, für einen trottel halten.
929
den tatsachen in die augen schauen
ihnen aber nicht glauben
einfach so tun
als ob die welt
in der man lebt
die wäre
die es gibt
930
er schaute sie immer so an
als ob es keine worte gäbe
die es ausdrücken könnten
931
sie konnte ihr leben
so wie sie es lebte
nicht ausstehen
und wie sie es wollte
nicht leben
auch kein anderes
sich vorstellen
932
man braucht dafür
starke gefühle
und da liebe es nicht sein kann
muß der haß dafür herhalten
933
sie hat ihn
immer gehaßt
nur warum
könnte man fragen
mußte sie mit ihm
all die jahre
zusammen sein
eine antwort
konnten beide
so schnell nicht finden
934
du machst dir sorgen
ob du es schaffst
die geschichte
einigermaßen
zu ende zu bringen
du denkst
an zerbrochene welten
an gescheiterte träume
und an den scherbenhaufen
den du vor dir hast
du hegst
einige hoffnungen
und versprichst dir oft
alles anders zu machen
von jetzt an
alles anders zu machen
935
das sind
meine worte
936
so ein leben
wie wir es geführt haben
gibt es nicht noch einmal
was es auch immer heißen mag
937
wir müssen uns verstehen
wenn einem nichts mehr einfällt
wird man höflich
938
wovor ich angst habe
na
daß mich jemand fragt
was ich am 18 november
um 19 uhr im jahre
2010 mache
und ich sage
das abendessen essen
was daran schlimm ist
es wird stimmen
939
warum ich dich liebe
das weiß ich nicht
es ist aber eine tatsache
an der wir nicht rütteln wollen
940
wir kommen immer seltener
mit menschen zusammen
man sagt sich
das wird schon niemand merken
941
ohne ihn wäre ich nie der
der ich bin
nun wissen wir beide
daß dies ihm wie mir
zum verhängnis geworden ist
und das muß dann reichen
942
ein verkorkstes leben
hatte er zu einer geschichte gemacht
schön wärs
es war umgekehrt
aus einer verkorksten geschichte
wollte er ein leben machen
auch dies wäre nicht schlimm
er wollte nur nicht einsehen
daß es nicht geht
943
wir schenkten uns viel zeit
wir schenkten uns viel aufmerksamkeit
und hörten uns immer zu
wir waren wie füreinander geschaffen
es war nur
ganz einfach
zu spät
zu spät für alles
944
so wie ich mich an die leute
heute nicht mehr erinnern kann
wird es ihnen auch gehen
945
wir verwendeten die ganze zeit
für das gegenteil von dem
wofür sie da ist
und wunderten uns am ende
daß keine mehr da war
ich sagte ja
die ganze
946
Es sind, so gesehen, gar keine menschen mehr da. Man ist nun allein geblieben und überlegt sich, welcher schwachsinn einen dazu gebracht hatte, heute, hier und so dazustehen. Man hat sich alle vom leib gehalten. Man war immer dabei, gehörte aber nie dazu. Und diesen komfort will man jetzt nicht auskosten. Es fällt einem der grund dafür nicht mehr ein.
damals
947
es hätte sein können
es fehlte nicht viel
nur einen ruck
hätte man sich geben müssen
und einen berg an erinnerungen
vergessen
um da wieder anzufangen
wo es mit den erinnerungen losging
am anfang
948
blicke
augen
viel mögliches
derweil
949
es waren die augen
die einfach jünger sind
und mich an uns
erinnerten
950
einer
der seine niederlage
gerade begreift
einer
der die letzte chance
gerade verplempert
einer
der seit tagen betrunken
gerade nüchtern wird
eine frau
die du immer haben wolltest
ein blick
der dir gerade klarmacht
daß du nicht mehr herauskommst
ein leben
das gerade futsch ist
und ein haufen große worte
irgendwann mal
im september
951
ein gesicht
das gerade da war
augen
die aufmerksam zuhörten
ein eindruck der verlorenheit
den sie nicht verbarg
ein kleid
das schöner war als sie
eine sehnsucht
die du nicht loswirst
die dich
möglicherweise
ja möglicherweise
zurückbringt
952
augen
nichts wie augen
die mehr versprechen
als du halten kannst
953
sie ist errötet
als ich ihr vorschlug
uns zu duzen
und ich habe darauf
eine geschichte aufgebaut
für mich
für mich
954
was solls was solls
und dennoch
glaub nicht daran
glaub ja nicht daran
ziehe es durch
und erwarte nicht
daß es gelingt
mach dir einen traum
und laß ihn langsam
ganz langsam
vorbeiziehen
sag es wäre gar nicht dein traum
955
er hat welten gebaut
die wackeliger nicht sein könnten
und sie halten
956
jahre die weg sind
jahre die verloren gingen
jahre die einem alles genommen haben
jahre ohne jeglichen sinn
jahre mit keinerlei hoffnung
jahre voller träume
die keiner außer ihm
zu träumen wagte
jahre ohne das gefühl
oder auch nur eine ahnung
am ende doch
nicht auseinanderzufallen
957
du sitzt
in einem schuhkarton
und erdenkst dir welten
die da
genau hineinpassen
es bleibt sogar noch platz
für dich übrig
958
es könnte gelingen
nur darum ging es
959
neulich
kam eine andere welt
zustande
960
Es tut irgendwie weh. Man möchte hingehen und es sagen, man möchte sie jeden tag sehen, man möchte sie in die arme nehmen können und nichts sagen müssen, man möchte. Und dann merkt man, das geht gar nicht alles auf einmal. Es ist nur ein traum, der, wenn man ihn träumt, keiner mehr ist. Es ist gar nichts mehr.
961
es war
nur ihre anwesenheit
und ich habe mir darauf
eine welt eingebildet
eine welt
die möglich gewesen wäre
nur soviel
möglich
962 (der traum)
Er träumte sich welten zusammen, legte sich hoffnunen zurecht, von denen er wußte, daß sie nicht in erfüllung gehen dürfen, damit diese welt, in der er lebt, nicht zusammenbricht. Er wartete jeden tag auf einen anruf, der alles verändert. Er wußte aber, daß er nie kommt. Gar nicht kommen kann. Sie wartete auf ein zeichen, eine andeutung, die es ihr erlaubt, alles hinzuschmeißen und es noch einmal, diesmal richtig, zu versuchen. Er dachte, wenn sie, für die er alles aufgeben würde, ihn abblitzen läßt, und er alles, was er sich mühsam aufgebaut hat, verliert. Seine lange gepflegte liebe, die ihm jetzt nichts mehr wert zu sein schien. Sie meinte, nicht das recht zu besitzen, ihr ihn abzujagen, ein leben und eine, wie sie wußte, große liebe zu zerstören, um darauf ihre eigene zu bauen. Wäre er nur bereit, den ersten schritt zu tun, damit sie einigermaßen sicher gehen könnte, daß er das, was sie aus seiner stimme herauszuhören meinte, auch denkt. Streckte er doch als erster die hand aus, zöge sie mit einer äußerung, einem blick an sich, vertraute ihr. Er sieht doch, wie sie lächelt, wie sie ihn anschaut. Er wachte auf, und wartete darauf, daß sie ihn heute bestimmt schon anruft, etwas vorschlägt. Er würde ihr dann alles sagen und ein mißgeschick auch in kauf nehmen. Wenn sie den anderen nicht verlassen wollte, würde er das schon verstehen. Nur sollte sie einen ersten schritt machen. Sie müßte doch merken, daß er nur darauf wartet. Auf eine gelegenheit wartet, ihr alles sagen zu können. Sie kann das doch gar nicht übersehen.
963 (der andere traum)
Da versuchst du es anders, du stellst einen drink vor dir, zündest dir eine zigarette an und beschließt, sie einzuladen und ihr alles zu sagen. Ihr zu sagen, welchen traum du hast und was sie darin für eine rolle spielt. Du überlegst dir sätze, suchst nach worten, und es fällt dir auf, daß du gar nicht alles aufs spiel setzen möchtest. Der drink wird immer schaler und du siehst, es fängt an zu regnen. Du denkst noch einmal nach, läßt dir alles durch den kopf gehen und merkst, es bringt nichts. Es geht nur eine zeit verloren, eine zeit, die dir nichts eingebracht und den traum kaputt gemacht hat.
Du läßt einige tage verstreichen, biegst es so hin, daß du sie unter irgendeinem vorwand triffst, und versuchst das gespräch so zu lenken, daß du eine andeutung machen kannst, ein paar bemerkungen fallen lassen kannst, die sie, wenn sie, ja, wenn sie, eigentlich verstehen müßte. Und es beginnt ein spiel, ein spiel, bei dem du, je länger es dauert, ein komisches gefühl bekommt. Ein gefühl, daß du dir den traum mit ihrer hilfe verhunztst. Du hast lust abzuhauen. Um ihn allein, ganz allein weiter träumen zu können, und weißt gleichzeitig, daß er dann erst recht tot ist. Denn das war er nämlich immer schon. Du beschließt, da, wo du bist, zu bleiben. Das, was du hast, zu behalten. Beim nächsten drink und beim nächsten regen erinnerst du dich an sie und denkst, daß du etwas verloren hast, etwas unwiderruflich verloren hast. Und das stimmt auch.
Es sind einige monate vergangen, in denen du viel zu tun gehabt hattest. Du wartest unter einer ampel bis sie auf grün springt und denkst wieder an den traum. Du beschließt, in deinem leben nichts zu ändern. Du fährst weiter und kommst von dem gedanken nicht mehr los. Du erinnerst dich noch an die sachen, die sie das letzte mal anhatte, an das sparsame make up, an die enge jeans, und es öffnet sich eine welt, in der du nicht drin sein kannst, die dich aber nicht losläßt. Du siehst sie dann doch und nimmst ihr übel, daß sie das alles nicht merkt. Komm, möchtest du sagen, wir lassen es. Aber nicht einmal das kannst du. Du kommst von der geschichte nicht los, obwohl es nie eine geworden ist. Und nie eine wird. Sie ist ein traum geblieben. Das war sie immer schon.
Nach jahren erfährst du dann, daß sie ein kind bekommen hat und jetzt schon zum zweiten mal verheiratet ist, mit einem mann, den du nicht kennst. Du versinkst in gedanken und hörst gar nicht mehr, was um dich gesagt wird. Du denkst, warum das alles bis heute noch nicht vergessen worden ist. Warum würdest du sie jetzt aber nicht mehr sehen wollen. Denn das willst du nicht. Du nimmst ihr das übel, das mit dem traum und das mit dir, das es gar nicht gab. Du sagst, das interessiert dich jetzt alles nicht mehr. An irgendeinem tag, an irgendeinem, fängst du dann wieder von vorne an.
964
plötzlich merkst du
wie wenig eigentlich
von all den jahren
übrig geblieben ist
du versuchst dich zu erinnern
was es gewesen sein mochte
und dir fällt nur
sehr viel haß ein
haß
der auf die jahre verteilt
beinahe vergessen worden ist
du hast ihn eine zeitlang
gar nicht mehr bemerkt
965
man merkt
man hat
eine unnötigkeit
begangen
es kommen nämlich doch
keine anderen welten
zustande
966
er machte in letzter minute
einen rückzieher
noch ein schritt
und es wäre nicht mehr gegangen
967
es ist
eine beschissene welt
in der du lebst
klein dumm
und eitel
sie ist keinen pfennig wert
es ist aber deine welt
968
du wartest
immer noch
auf eine
längst vergangene
geschichte
die wiederkommen soll
sagst du
969
Es hörte sich alles wie eine einladung, wie ein vorschlag an, wie eine kaum verschleierte anspielung auf etwas, von dem du im letzten moment dann doch abstand genommen hast, um das wiederzugewinnen, was du schon hast, was du aber ohne all dem nicht hättest behalten können.
970
wie wir uns an den traum
nicht mehr erinnern können
die geschichte aber
immer noch für möglich halten
sie kommt auch noch
in bruchstücken in splittern
ab und zu schon mal wieder
läßt uns aufhorchen
wir wollen sie aber so recht
nicht mehr haben
wir erinnern uns gerne an sie
sind aber sehr auf der hut
und achten sehr darauf
sie unser leben
nicht kaputt machen zu lassen
971
es ist dann doch deine welt
die langsam
beinahe unmerklich
von tag zu tag
kleiner wird
bis du sie einmal
gar nicht mehr hast
und von heute auf morgen
verschwindest
972
gibt dir eine gelegenheit
dich an den alten traum
den du dir und ihr
verhunzt hast
zu erinnern
ihn noch einmal
durchzuspielen
um ihn dann am ende
doch nicht
zu träumen
973
wenn du gar nicht mehr kannst
weder weiter noch sonst wie
suchst du einfach meine nähe
die du vorher
so gut zu vermeiden wußtest
du kommst zurück
und beteuerst
keinen schritt mehr
ohne mich machen zu wollen
du bist dann klein und häßlich
auf jeden fall so
daß ich dich gar nicht mehr haben will
mal angenommen
ich wollte dich jemals haben
974
so
stellst du mit einem mal fest
daß die leute
nicht mehr die sind
die du mal kanntest
oder noch kennen möchtest
es ist eine zeit vorbeigegangen
die es in sich hatte
die heute aber
nichts mehr wert zu sein scheint
es bleibt ein lächeln
ein blick
ein händedruck übrig
die an damals erinnern
an die zeit
an die man sich heute
nicht mehr festhalten kann
so
sagst du dir dann
975
an den ganzen traum
erinnert dann
ein lächeln
976
sie schauten sich an
sahen sich ziemlich lange in die augen
und lächelten
jeder für sich und für einander
bei ihm steckte der ganze traum dahinter
und die angst davor
sie könnte es merken
das ganze dauerte kaum länger
als paar sekunden
977
in ihren träumen
kamen die seinen nicht vor
in seinen die ihren auch nicht
nur sie
im grunde war das auch schon
die ganze geschichte
978
es dauerte nicht ewig
es sah nur so aus
979
es wird vielleicht nicht unangenehm sein
sich daran zu erinnern
es wird vielleicht das sein
was möglicherweise übrig bleibt
schau
sagst du dir dann
schau
und dann wird es nur noch darum gehen
die ruhe und einen einigermaßen klaren
rhythmus zu behalten
der einen nicht zynisch werden
und die eigene lächerlichkeit
nicht albern erscheinen läßt
man wird sich selbst wieder ertragen wollen
980
es kommt das gefühl auf
so wie bisher
weiter nicht mehr zu können
ja es sind welten
die zusammenbrechen
und es sind welten
die nicht entstehen dürfen
981
und eines tages
werde ich sagen
ich sah sie dann
nie wieder
982
dieser traum
kam dann nie wieder
983
so
mein lieber
das wars
30. juni 1994 - 10. märz 1995
das letzte
984
sie lachen
sie freuen sich
und du weißt
in einigen jahren
sind sie da wo du heute
du lächelst
985
Du kehrst nach einiger zeit zurück und da sind fremde menschen, sie benutzen eine sprache, die du nicht verstehst, die dich aber an etwas erinnert. Du meinst, die welt, aus der du gerade kommst, war auch nicht besser. Deswegen kamst du ja zurück.
986
ganz kurz
ist es aufgeflackert
ganz
übersehbar
987
Auf den ersten blick sehen sie so aus, als ob sie gar nicht zueinander passen würden. Je länger man sie kennt, je öfter man mit ihnen zusammen ist, desto deutlicher sieht und desto besser versteht man, daß es sie anders als zusammen gar nicht hätte geben können, sie wären anders gar nicht denkbar. Das ganze kommt einem ziemlich merkwürdig vor.
988
Leute, von denen du nichts willst, leute die dir gestohlen bleiben können, bringen dich mit leuten zusammen, die noch schlimmer sind. Und du dachtest, daß das gar nicht möglich wäre. Wie man sich doch irren kann.
989
der grund
ist oft auch nur
daß es weiter gehen muß
990
Es bahnen sich jetzt große veränderungen an, es wird sich alles grundlegend ändern. Zunächst einmal muß die stadt verlassen werden. Dann sind alle kontakte aufzugeben. Es müssen die sachen verkauft und die konten aufgelöst werden. Der umzug muß kurz und undramatisch sein, es darf nichts gefunden und nichts behalten werden. Nichts soll an uns erinnern können. Der blick aus dem fenster ist dort schöner als hier.
991
Und da überlegst du dir, ob das leute sind, mit denen du diese zeit zusammen aushalten könntest. Du schaust sie dir an, schweifst über ihre gesichter und bist dir nicht schlüssig. Du überlegst. Sie sind es nicht, denkst du. Du suchst nach einem vorwand, deine teilnahme absagen zu können, ohne ihnen das gefühl, du mochtest sie nicht, zu geben. Du sagst, es wäre dir zu anstrengend, die reise auf dich zu nehmen, und auch der termin wäre äußerst ungünstig. Noch während du es sagst, merkst du, daß deine absage erstaunlich schnell angenommen wird. Man ist eigentlich froh, daß du es gesagt hast und nicht mitfahren kannst. Das überrascht dich jetzt.
992
Er kam viel zu spät zu der party. Er kam als alle schon längst in bester stimmung waren und nur noch witze über das vorher geschehene machten. Er kam viel zu spät. Er mochte die leute jetzt gar nicht mehr, sie gingen ihm auf die nerven. In seiner welt gab es für diese leute keinen platz, sie waren unverständlich, fremd und albern, sie widersprachen allem, was er bisher gesehen und erlebt hatte. In seiner welt war alles klarer, erwachsener, ernster. Und die hier gaben sich mit worten ab, klammerten sich an sie und verbargen sich hinter ihnen. Es störte ihn ihr ganzes gehabe, ihr lachen, dessen grund er nicht so recht verstand. Er beschloß, die leute von nun an zu meiden, seine freundin auch nicht mehr abzuholen. Er überlegte, wie er es wohl anstellen könnte, ihr die besuche bei diesen leuten madig zu machen. Er beschloß, einen geeigneten weg dafür zu suchen. Er ahnte schon, wie er es anstellen wird. Ja, sagte er sich, genau. Genau.
993
Seine streifzüge durch die stadt, die er seit kurzem immer öfter unternehme, dienen eigentlich nur einem ziel. Es stecke der wunsch dahinter, noch verkorkstere leute zu treffen, als die, mit denen er tagtäglich auskommen müsse. Gelinge ihm das, fühle er sich besser und könne getrost da bleiben, von wo er vorher meinte fliehen zu müssen. Daß seine gescheiterte existenz ihm dabei keinerlei hindernis sei, könne er sich nicht erklären. Dieser umstand bleibe ihm schleierhaft, gäbe ihm aber gleichzeitig ein wenig hoffnung.
994
Neulich hat er mit mir wieder kontakt aufgenommen, er meldete sich kurz vor meiner abfahrt und beteuerte, mich heute unbedingt noch sehen zu müssen. Er wolle mir eine geschichte erzählen, die ihm sorgen macht, die ihn keine ruhe finden läßt. Er kam dann nach einer weile, machte es sich bequem und schickte sich an, eine längere geschichte zu erzählen. Es sei jetzt viel zeit vergangen, seitdem wir uns das letzte mal gesehen haben, sagte er, und meinte, dieser zustand müsse sich ändern, er werde mich jetzt öfter aufsuchen und mir von nun an alles erzählen. Keine seiner geschichten solle mir vorenthalten bleiben, wie diese, die er mir nun zu erzählen gekommen sei, auch nicht. Er wolle in dieser hinsicht keine derartige zurückhaltung mehr üben. Es bliebe ihm ja nur noch ich übrig. Auf jeden fall wäre ich jemand, auf den er sich verlassen könne. Nur noch ich. Sagte er.
995
die frau eines arztes
und der arzt einer frau
es kann manchmal
derselbe sein
oft auch dasselbe
wie überhaupt
alles immer dasselbe
ist
996
Erzähle mir deine geschichte. Erzähle sie so, als ob du sie dir erzähltest. Lasse nichts weg, was dich oder mich in einem schlechten licht erscheinen ließe. Vergesse die abschnitte und die augenblicke nicht, die du gerne vergessen möchtest. Erzähle die ganze geschichte, wie sie möglicherweise hätte passieren können. Ich bleibe dir die meine auch nicht schuldig. Es wird aber nicht dieselbe sein.
997
sag
sag
es ist nicht deine zeit
es ist nicht deine zeit
und es ist nicht deine hoffnung
die du gerade verplemperst
sag
ja nichts
998
an einem tag
an dem du es am wenigsten erwartest
an einem tag
der sein wird wie jeder andere auch
an einem tag
der nichts an sich haben wird
an einem solchen tag
999
es sind viele erinnerungen
es sind viele abende und nächte und tage
es sind viele menschen und gesichter und stimmen
es sind viele unnötigkeiten und erbärmlichkeiten
es sind viele worte und gespräche
und es ist nichts übrig geblieben
außer haß und verzweiflung und boßheit
ja
1000
Regst du dich doch noch, bewegst auch nur ein bißchen und schickst dich an, etwas zu sagen, etwas von dem du jetzt schon weißt, daß es dich den kopf kosten wird.
1001
du wartest noch
du erinnerst dich
du findest aber
nichts mehr
nicht einmal das
was du verloren hast
hättest du etwas
verloren
1002
hättest du etwas verloren
du würdest es nicht finden können
genau das ist es
zum glück
verlierst du nichts
1003
eine erkenntnis
die dich dazu bringt
daß nichts mehr
so sein wird
wie jemals davor
eine solche erkenntnis
gewinnst du nie
nie
solange du auch leben magst
1004
in all dem
ist keine geschichte
es sind nur bilder
vereinzelte bilder
die im kopf herumschwirren
und nur sich selbst ergeben
1005
nur weil du angst allein zu bleiben hast
lädst du dir leute ein
die dich in diesem gefühl noch bestärken
andere hast du angst einzuladen
damit du nicht dahinter kommst
warum du allein bleiben wirst
1006
Nun soll ich dir einen brief schreiben und dir meine welt erklären und klar machen, warum in dieser kein platz für dich ist. Ich soll dir erklären, daß du dir eine eigene langsam aufbauen sollst, eine, die deine ist und in der für mich kein platz sein wird. Das willst du nicht, du willst, daß es geht, daß es sich irgendwie einrichten läßt, auch wenn du dich dabei lächerlich machst. Ich soll dir den grund liefern, mich mögen oder auch nur hassen zu können. Sag. Warum.
1007
Könnte es sein, ich meine, könnte es sein, daß du nicht weißt, in welcher welt du lebst, in deiner oder in meiner. Es sind zwei, und zwar zwei, die sich nicht vertragen. Es bleibt nichts anderes zu tun, als eine zu wählen. Wenn du meinen rat hören willst, bleib in deiner. In meiner brauchst du viel von dem, was du nicht hast. Was du nie haben wirst, dafür müßtest du ich sein. Und das bist du nicht. Verstehst du.
1008
du suchst
eine antwort
auf deine fragen
bei mir
das ist unvorsichtig
es sind immer nur
meine antworten
und deine fragen
es werden nie unsere
fragen wie antworten
1009
Wir reden, sprechen, erzählen uns vorkommnisse, suchen nach antworten und greifen wild nach fragen, die niemand außer uns hat. Am ende wundern wir uns, warum keiner gewonnen hat. Warum nichts, außer müdigkeit und wohlwollen dabei herausgekommen ist. Wir verabreden uns fürs nächste mal, um all dem auf den grund zu gehen.
1010
müdigkeit
es kam
nur noch müdigkeit vor
und nichts als müdigkeit
1011
du hast dir
eine welt
zusammengezwirbelt
ja
1012
einsam
zweisam
dreisam
viersam
fünfsam
sechsam
siebensam
achtsam
1013
immer wieder vorkommnisse
immer wieder
man ahnt gar nicht
wie oft
etwas vorkommt
1014
Du spürst eine große erleichterung, daß du aus der sache herausgekommen bist. Es war knapp, es war im letzten moment. Du solltest dir aber nicht einreden, deine lage sei jetzt besser. Du bist die leute, nicht aber die welt, in der sie leben, los.
1015
Ein land ohne zwischentöne, wohin man auch schaut, nur ganzes, klares und sicher feststehendes. Nie zweifel, keine fragen. Eine welt in einem land ohne zwischentöne. Leute, die alles wissen, die, wenn du ihnen eine geschichte erzählst, diese erst gar nicht begreifen wollen. Keiner, so klein, eitel und dumm er auch sein mag, ist jemand, dem du auch nur einiges von dem, was du zu wissen glaubst, beibringen kannst. In einem solchen land.
1016
es gab einen kurzen moment
in dem es gegangen wäre
das weißt du jetzt
1017
es kam wieder das gefühl auf
von einer anderen welt
die nicht deine ist
du hast hineingeschaut
und hast mit ihr gespielt
du hast hoffnungen geweckt
und dinge zu sehen geglaubt
die du dir jetzt wieder mühsam
ausreden mußt
du mußt zurück
und hast dafür
nichts bekommen
kein wort
keinen blick
nichts
1018
ein händedruck
der für alles
was man hätte sagen
und was man hätte hören wollen
herhalten muß
er muß reichen
und er reicht auch
verstehst du
1019
eine reise von der du dir
viel versprochen hast
durch die du meintest
weiter von einer geschichte
träumen zu können
die nie eine wird
auch wenn du es wolltest
du wirst nie wissen
ob sie es auch gewollt hatte
eine verzwickte geschichte
aus der niemals eine wird
solange du sie dir auch denkst
1020
es wird eine liebe bleiben
die nie eine geworden ist
sie wird aber bleiben
einem
1021
da läßt einer
einen unbedeutenden satz fallen
und du baust darauf
ein leben auf
und schau da
es geht
1022
so kurz vor dem ende
werden wir nicht aufgeben
du meinst
ja das meine ich
1023
stück für stück
kommt es näher
stück für stück
1024
Du hast alle verbindungen aufgegeben, du hast alle leute abgestoßen. Du hast keinen mehr, außer dir. Keinen, dem du es sagen könntest.
1025
es sind nur noch wenige tage übrig
und du weißt
jeder tag
der kommt
bringt dich keinen schritt voran
er vergeht nur
1026
es lebt sich hier bequem
aber es ist kein leben
es ist nur eine art
die zeit
vorbei gehen zu lassen
1027
Glaub mir. Aus dieser lage kommst du nicht mehr heraus. Du kannst dich winden wie du willst, du sitzst fest. Von hier aus geht es nur noch berg ab. Und es gibt keine banalität, die dir erspart bleiben wird.
1028
zum ersten mal seit zehn jahren
habe ich gut geschlafen
und ich weiß nicht
ob es einen grund dafür gibt
1029
was mir fehlt
sind spontane liebkosungen
na dann werden wir mal in zukunft
auf spontaneität
größeren wert legen
1030
nun wendet sie mir den hintern zu
was in diesem fall
nicht weiter schlimm ist
da es sich
um einen schönen hintern handelt
1031
Plötzlich kam eine erstaunliche ruhe zustande, ein gefühl, was auch immer man macht, freudig, zufrieden und ruhig zu sein. Man irrt durch die gegend und sieht bilder, die man vorher nicht mehr für möglich gehalten hat, man schaut sie sich an und glaubt, daß jetzt nichts mehr passieren kann. Die ruhe, die einen umgibt, läßt es nicht zu.
1032
jetzt können sie feiern
sagte ich
falls sie jemanden haben
mit dem sie es tun können
1033
die zeit ist nicht mehr
so gut wie früher
man hat den eindruck
es ist eine andere zeit
1034
ja
denkt man sich
ja
1035
welche rolle du dabei spielst
meinst du
na welche schon
1036
es ist
nichts
was uns erwartet
1037
kleine
spiele
mehr nicht
1038
der tag
und dann
der nächste
1039
du
und ein leben
1040
die kurzen einfälle
fallen einem selten
ein
1041
Und dann kommt der moment, von dem an du nicht mehr merkst, daß du nur noch zappelnd durch die gegend rennst. Du irrst herum, legst ein noch höheres tempo ein und wunderst dich gar nicht, daß du auch dies schaffst. Du läufst auf hochtouren und merkst gar nicht mehr, daß du es nur deswegen tust. Als nächstes fällt dir auch das nicht mehr auf.
1042
Du bekommst deine ruhe nicht mehr. Wenn du sie nämlich noch hättest, könntest du das nicht mehr ertragen.
1043
Es könnte auch sein, daß das das ende ist. Ein ganz natürliches ende. Du merkst es nur nicht.
1044
komischerweise
sind wir immer noch in demselben kalender
nur ist hier november
1045
er hat sich versprochen
daß keine gegenstände
mehr vorkommen werden
es werden nur noch
keine gegenstände mehr da sein
1046
stell dir vor
wir wären es
die seit zwanzig jahren
zusammen sind
stell dir vor
wir wären ganz andere
die sich nicht gefunden haben
und stell dir noch vor
es wären nicht wir
die sich das sagen konnten
1047
eine immer öfter
wiederkehrende
ruhe
die keinen halt verspricht
die einem nur etwas vorgaukelt
was es auch immer sein mag
1048
just in diesem moment
rief sie an
wie abgesprochen
als ob daran gedacht
nur war der augenblick
der falsche
1049
Als du wieder zurückgekommen bist, wundertest du dich, wie du, als du noch hier warst, all diesem unsinn verfallen konntest. Es kam dir alles fremd vor, fremd und überflüssig. Noch am gleichen tag, ein paar stunden später, warst du dann dieser stimmung völlig verfallen, du warst mittendrin, als ob du gar nicht weggewesen wärst.
1050
es ist jetzt eine stimmung
und es ist jetzt eine zeit da
aus der ich nicht mehr herauskomme
aus der stimmung wohl
nicht aber aus der zeit
1051
Mit einem mal merkst du, daß das alles mit ihr und alles, was du dir ihretwegen ausgedacht hast, eine einbildung war. Du hast sie für jemand anderen gehalten, für jemand, der die gleiche geschichte wie du träumte. Deine geschichte.
1052
Es macht dir nichts aus, an sie und an deine geschichte nicht mehr zu glauben. Sie ist mit einem mal niemand mehr. So höchstens jemand, den du anlächelst, dem du gelegentlich in die augen schaust, in augen, die nicht mehr die sind. Es sind nur noch augen.
1053
Auch wenn du daran noch nicht so recht glauben willst, es sind von dieser seite aus keine geschichten mehr zu erwarten.
1054
jetzt sitzt du
und hast es begriffen
1055
komische menschen
vorher gesehen
kleine
1056
es war der abschaum
und es war der haß
1057
kreuzweise
ihr könnt mich mal kreuzweise
1058
wie man es macht meinst du
man muß halt sehr viel verstehen
und es aushalten können
1059
Obwohl du jetzt an die geschichte nicht mehr glaubst, wartest du immer noch, du meinst, sie ist zwar tot, sie muß aber doch noch passieren. Eigentlich muß sie es.
1060
du hast es dir jetzt ausgerechnet
es ist noch ein jahr
1061
du fragst dich
wieviel hätte man noch machen müssen
um sich das ersparen zu können
nein meinst du nein
1062
es kann nicht alles war sein
was dich soweit gebracht hat
es kann es nicht
1063
Der haß bringt dich dazu, nicht mehr allein sein zu müssen. Du bist zwar weiterhin einsam, es sind aber jede menge leute und dinge um dich, die du hassen kannst. Die mühe, die du dafür aufwenden mußtest, kommt dir jetzt wie gerufen. Sagst du.
1064
Dabei empfindest du keinerlei verbitterung, keinerlei zorn, nichts überhebliches. Sie sind nur der müll der geschichte, gehören einer nation von müllmännern an. Aber es ist nicht das, warum du sie haßt. Du haßt sie trotzdem.
1065
ich komme aber immer wieder zurück
eine erstaunlichkeit
1066
er hat zuviel verloren
von dem woran er geglaubt hat
er hat zuviel einstecken
und zuviel aufgeben müssen
als daß er sich heute noch
erkennen könnte
als der erkennen könnte
für den er sich einmal hielt
er meinte
das sei
eine ungerechtigkeit
1067
Nicht noch einmal, sagte er, dies dürfe nicht noch einmal passieren. Das würde er heute zu verhindern wissen. Durch sein auftreten und seine haltung werde er standfestigkeit beweisen und mut wie auch achtung an den tag legen. Sie könne ihm, so sagte er wörtlich, den buckel runterrutschen. Dies ist ihm aber im gleichen moment wieder peinlich gewesen. Er bat mich um verzeihung und versprach, daß sich so etwas nicht mehr wiederholen werde. Es komme nicht mehr vor. Das könne ich ihm glauben.
1068
das kommt daher
daß ich sehr schnell schreiben kann
man glaubt gar nicht
wie schnell
man sagt dann immer
hat man es einmal gesehen
man könne gar nicht so schnell schreiben
nun
sage ich dann
1069
es sind mir wieder
ein paar geschichten
aufgefallen
1070
im grunde
wiederholt sich alles nur immer
es kommt vor geht vorbei
und kommt wieder vor
um vorbei zu gehen
und wieder vorzukommen
es sind manchmal sogar
dieselben worte
die wenn sie vorkamen
gesagt worden sind
man versucht sich dagegen zu wehren
um nach sehr langer zeit
dabei nichts mehr zu empfinden
1071
du bist tot
sagte er
du bist bereits tot
du weißt es nur noch nicht
und du wirst es nie verstehen
nie
1072
ein immenses wissen
angehäuft
und dabei ist es
tatsächlich
das richtige wort
1073
Egal was du sagst, sie macht dir daraus einen vorwurf. Sie schafft es, aus jedem satz, den du, ohne dir dabei etwas gedacht zu haben, gesagt hast, einen vorwurf zu machen. Sie hört nie darauf, was du sagst, sie sucht nur die stelle, an der sie einen vorwurf einbringen könnte. Es ist eine perfektion, die zu bewundern wäre, wenn man sich die mühe machen wollte.
1074
Könnte es sein, daß das das ende einer geschichte ist. Das ende einer langen geschichte, die sehr schön war. Doch dann ist nur eine bitterkeit übrig geblieben, eine verbitterung und ein schmerz, die nicht mehr wegzukriegen sind. Könnte das sein. Sag.
1075
Es ist ein schmerz, der dich heulen läßt, du weinst und es tut weh. Es tut weh. Und du brauchst wieder tage, um es wegzukriegen, um die bitterkeit und das gefühl, alles, aber auch wirklich alles falsch gemacht zu haben, zu vergessen.
1076
An sich waren es vielleicht gar keine guten jahre, sie scheinen nur heute schön gewesen zu sein. Es waren aber meine jahre und aber auch jahre, deretwegen ich heute am arsch bin, hier sitze und nicht mehr weiter weiß. Es gibt einfach kein weiter.
1077
du suchst verzweifelt nach einem ausweg
wie überrascht du doch sein wirst
wenn du endlich einsiehst
daß es keinen gibt
ich glaube aber
du wirst trotzdem einen finden
warum
weil du immer schon einen gefunden hast
du findest die einfach
1078
ein gewirr von stimmen
die sätze sagen
augen
umherschweifenden augen
gesichtern
die wie versprechen ausschauen
und du weißt
hier kommt nie eine geschichte zustande
nie und nimmer
1079
Du oder ich, das ist jetzt einerlei. Wir haben verspielt und die geschichte verhunzt. Nur war nicht ich derjenige, der sie kaputt gehen ließ. Ich wollte mit ihr noch eine zeitlang spielen. Sie in den händen halten und sie nicht fallen lassen. Ich nehme es dir übel, mir die augen geöffnet zu haben. Ich nehme es dir übel, daß du nicht die bist, für die ich dich hielt. Es mag vielleicht gar nicht deine schuld sein. Du hättest es aber wissen müssen. Nun zeigt es sich, daß du nur die bist, die alle anderen auch sind. Aber ich nehme es dir trotzdem übel. Und ich glaube, ich habe das recht dazu. Wer, wenn nicht ich.
1080
es kam der tag
an dem ich ganz unerwartet
das gespräch habe führen können
vor dem ich immer schiß hatte
und es war der tag
an dem ich erfahren habe
daß dies vollkommen unnötig war
es war ein scheißgespräch
1081
wir drehen uns im kreis
und glauben auch noch
es wäre tatsächlich einer
der irgendetwas bedeuten könnte
wem auch immer
1083
wäre es doch schon vorbei
es wäre eine schöne geschichte geblieben
die ein traum werden konnte
ein traum
den niemand zu ende hätte träumen müssen
niemand außer mir
der ich ihn ja auch erfand
nun stellt sich heraus
es war nicht nötig
ihn zu erfinden
1082
mich hat niemand
mich nicht
1084
es hätte auch jede andere sein können
und jeder andere
gib aber zu
das glauben wir nicht so recht
es mußten wir gewesen sein
auf jeden fall
waren wir es
1085
wir verkriechen uns jetzt
jeder in seine geschichte
gib zu
vorher war es meine
in die du dich verlaufen hast
auch wenn ich am ende feststelle
daß es gar nicht stimmt
es waren von anfang an
zwei geschichten
die einander nicht brauchten
nur wußte keiner
wie er es dem anderen
sagen soll
und wozu eigentlich
1086
wir werden die fäden
die wir gesponnen haben
nicht mehr zusammenkriegen
wir hoffen uns in ihnen zu verfangen
dabei stehen wir nur ratlos
vor einem scherbenhaufen
schauen uns in die augen
und verstehen gar nichts mehr
weder was wir wollen
noch was wir sind
1087
Wir haben uns versprochen, noch einmal darüber zu sprechen, in die geschichte vielleicht ein wenig klarheit bringen. Und noch während wir es uns versprachen, glaubten wir nicht mehr daran. Wir wußten nur nicht, was wir sonst noch sagen sollten. Wir glaubten, es dem anderen schuldig zu sein. Das waren wir aber nicht. Es gab nichts, was wir uns schuldig waren. Nicht einmal uns gab es.
1088
ich hätte nur gerne gewußt
wer du bist
und was ich dabei
für eine rolle spielen soll
mehr war es nicht
1089
ich habe mich nur
an meine geschichte
festklammern können
das dumme war
ich wollte dich
1090
Man sagte, zwischen den beiden ist etwas. Sie schauen sich immerfort an. Verfolgen sich mit ihren blicken. Suchen ihre gegenwart, sagte man. Man sagte, sie paßten ganz gut zusammen, sie gäben ein gutes paar ab. Das traurige daran ist, einer von ihnen hat es eines tages geglaubt.
1091
ich lebe in einer welt
in der nichts passiert
und das was passiert
passierte schon immer
1092
komm
man kann es einfach machen
du bist es nicht
ich
naturgemäß
auch nicht
1093
er bemerkte kleinigkeiten
die sie
solange sie auch leben mag
nie sehen wird
1094
wir hatten keine lust
einen strich drunter zu setzen
wir gingen einfach weg
und trafen uns nie wieder
man hörte dann viel von uns
und brachte uns zusammen
1095
der durch die rechnung
gemachte strich
war die rechnung nicht wert
durch die er gemacht worden ist
auch wenn dies
keinerlei sinn ergibt
stimmt es
1096
er war ein geborener einzelgänger
der sich nur allein wohl fühlte
sein glück ist
sie war es auch
und sie fanden sich
1097
hilfst du mir
oder helfe ich dir
es wird im grunde
gar keine hilfe sein
es wird nur wehtun
und haß viel haß
aufkommen lassen
1098
wie soll ich sagen
ich hege sie nicht
ich pflege sie nicht
sie sind einfach da
und solange sie
nicht auf mir herumkrabeln
sind sie mir gleichgültig
ich meine
die spinnen
1099
wie man sich doch
immer nur
verrennt
1100
und
es trennen uns welten
1101
mit jedem tag
wurde es weniger
wurde es kleiner
und wurde unbedeutender
es wurden noch einige worte gesagt
es wurden höflichkeiten ausgetauscht
es wurden besuche angekündigt
es wurde aber kein sinn mehr erkennbar
weder darin noch sonstwo
1102
es blieben noch ein paar zeilen
die hätten geschrieben werden können
es blieben noch ein paar gespräche
die hätten stattfinden können
und es blieben keine möglichkeiten mehr
daß sich daraus
auch nur das geringste
hätte ergeben können
1103
Dann, wenn er sie nicht mehr sehen wird, kann er vielleicht die geschichte, die zwischen ihnen nicht passieren konnte, als etwas ansehen, von dem er sagen könnte, es wäre die zeit nicht wert gewesen, die er damit verstreichen ließ. So kompliziert sich das alles auch anhören mag, es war eine ganz einfache, um nicht zu sagen alltägliche unnötigkeit. Etwas, das nicht zu geschehen brauchte.
1104
Er sagte, er rauche noch eine und gehe dann. Sie brauche ihn nicht in erinnerung zu behalten, sie könne ihn und das, was sie erlebt haben, getrost vergessen. Sie meinte, das sehe sie auch so und finde es gut, daß er das gesagt habe. Damit, gab er jetzt zu, habe er allerdings nicht gerechnet.
1105
Von allen, denen es passieren konnte, waren sie beide, denen es passierte, die dafür ungeeignetsten. Sie waren der geschichte wie die geschichte ihnen nicht gewachsen.
1106
Nur manchmal, gelegentlich erwachte wieder das glitzern in den augen und das unbestimmte gefühl für etwas, das er sich so recht nicht erklären konnte. Von dem er aber wußte, daß es ihn irgendwann einmal losläßt. Er träumte jetzt davon.
1107
es war
keine hoffnung mehr
vorhanden
es war
eine gewißheit
die da war
1108
es sind
keine möglichkeiten
mehr da
es ist
nichts mehr möglich
1109
es sind
nur noch die worte da
die hätten gesagt werden können
nur gibt es keinen grund mehr
sie noch zu sagen
1110
es kann
nichts mehr gemacht werden
von feinheiten
einmal abgesehen
1111
wie doch ihre stimme sie
immer wieder verriet
nicht ihre worte
nicht ihre hände
nicht sie
ihre stimme
1112
ein erwachen
das keins war
und einen dennoch
überraschte
1113
wieviel zeit
muß denn noch vergehen
wieviel
1114
es hätte
gar nichts bedeuten müssen
es hätte auch nur so
passieren können
unbedeutend
1115
sei wer du bist
und ich werde
dich lieben oder nicht
1116
es sind verschiedene welten
in denen ich lebe
es sind aber nicht alles meine
1117
es eröffnen sich
dimensionen zwischen uns
von denen du
nicht einmal eine
wirst jemals verstehen können
1118
und nichts
geht in erfüllung
1119
mittlerweile
braucht sie soviel zeit
sich schön zu machen
daß ihr keine zeit mehr bleibt
um schön zu sein
1120
Es ist jetzt eine ruhe aufgekommen, die es in sich hat. Du hast alles hinter dir gelassen, alles, was es zu beenden galt, beendet. Du sitzt jetzt oder gehst mit dem hund in der gegend herum und hast nichts vor dir. Du bist da, es gibt aber keinen grund dafür.
1121
es gibt
ganz unweit von hier
eine andere welt
in die du hineingeschuppert hast
und du hast dich gewundert
was da alles möglich und unmöglich ist
konntest du ja nicht wissen
du
1122
es ist
kein gutes
es ist kein schönes
kein erhofftes
gar gewolltes
es ist aber ein ende
1123
leerer
sagst du
kann es um dich gar nicht werden
1124
und du schreibst
eine geschichte
fort
1125
anhänglichkeiten
aus not geborene
anhänglichkeiten
konnten daran
auch nichts ändern
1126
es ist ein wetter
das einem nichts verspricht
es ist
als wollte es einem selbst
ein versprechen entlocken
1127
du findest sie schön
weil dir nichts anderes übrig bleibt
kennst du das
1128
ich mache jetzt etwas
das ein fehler ist
und zwar dann
ein fehler ist
wenn du ein arschloch bist
so einfach ist das
du verstehst es aber nicht
ich weiß
1129
ein kleiderbügel
hing schief
1130
kleinigkeiten
so viele kleinigkeiten
1131
wir stehen morgens auf
weil wir dabei sein wollen
1132
nichts
als
nichts
1133
der einzige
auf den ich mich verlassen kann
ist ein hund
und der ist todkrank
1134
und du fängst
von vorne an
dazu ist es auch da
5. aprill 1995 - 13. dezember 1997
nun
1135
jetzt tue mal nicht so
als ob die welt zusammenbricht
die nicht
unsere
1136
dies störe mich
so ich
wörtlich
gar nicht
1137
er mag mich
und ich mag ihn
aber daraus ergibt
sich noch kein sinn
1138
ich ziehe gerade
die möglichkeit in betracht
verrückt geworden zu sein
1139
ja
ich weiß auch nicht
ich meine
was soll ich sagen
1140
du jagst
deinem leben nach
ich lebe es
nur eben meins
1141
es kamen
neue leute vor
ganz neue leute
und ich mochte sie nicht
ich hatte keine geduld
ihnen meine welt zu erklären
es war ja meine
1142
das mit der liebe
habe ich nie verstanden
vielleicht gibt es da auch
nichts zu verstehen
1143
auf einmal
haben dich alle verlassen
woran man es gemerkt hat
sie fingen an
dich wie einen seppel zu behandeln
sie trauten sich jetzt
dir ratschläge zu geben
vorher dachten sie es sich nur
du meinst
daran hast du es gemerkt
1144
alles was dir geblieben ist
ist der stolz
1145
ich mochte immer
schöne gegenstände
nichts freute mich mehr
als einen schönen gegenstand
in die hand zu nehmen
und ihn in der hand zu halten
ihn bewegen
in der hand
1146
ich habe dir
weder etwas versprochen
noch habe ich dir
ein versprechen entlockt
warum dann also
1147
viele tage und nächte
viele wochen und monate und jahre
viel zeit die verschütet ging
viele hoffnungen
die dazwischen aufkamen
und immer größer wurden
mit der zeit
viele menschen
die in erscheinung traten
und wieder verschwanden
viele eindrücke und kleinigkeiten
die sich auftürmten
und nichts außer sie selbst waren
viel hohn viel gelächter
viele worte und sätze
versprechen und albernheiten
jeden tag jeden monat
jedes jahr
1148
daß die zeit vergeht
erscheint mir
immer lächerlicher
sie kommt
und vergeht
es ist albern
1149
ich habe
einen haufen uhren
um mich
1150
ich ziehe gerade um
von einem ort
zu einem anderen
das nette daran ist
es ist dort genauso
wie hier
1151
bald
wird es niemand mehr geben
1152
ich sah immer nur das
was ich sehen wollte
bis vor kurzem
1153
und du wartest
auf ein wunder
das nie kommt
warum auch
oder nur
1154
man soll nichts verwechseln
den anfang nicht mit dem ende
und auch sonst nichts
1155
wenn es vorher schon
ernst war
dann was ist es jetzt
muß man sich doch fragen
1156
vieles sehr vieles
und es wird immer mehr
es kommt vor
und vergeht
und kommt wieder vor
es hat alles schon seinen sinn
aber eben seinen
man macht auch gerne mit
geht hin freut sich
wieder zurück
verspricht man sich
nie mehr hinzugehen
es ist unnötig
aber sinnvoll
zugleich
1157
eine frau
ein mann
unnötig
1158
es besteht keine notwendigkeit mehr
sinn zu haben
es reicht daß es vorkommt
1159
das mit der zeit
habe ich auch nicht verstanden
ich glaube aber
es ist das einzige
das mich am leben hält
daß es sie gibt
und sie immer wieder
kommen wird
ich kann für sie da sein
1160
es gibt momente
die manchmal tage dauern
da gibt es keine zeit
sie kommt einfach nicht
und dann ist sie wieder da
und du machst mit
gehst dann
mit
1161
Ich werde es vermutlich nie erklären können. Daß ich die zeit ein und ausschalten kann. Ich schalte sie aus und dann gibt es sie nicht. Ich mache tausend dinge oder sitze nur herum, aber sie gibt es nicht. Und manchmal ist sie, ohne mein zutun, wieder da. Und ich freue mich auf sie. Es ist dann schön.
1162
es ist mir
ein stein vom herzen gefallen
und ich weiß nicht warum
1163
es meinte
es besteht gar kein grund
mich in erinnerung zu behalten
1164
auch schuhe
nie gemocht
kamen mir immer komisch vor
weil zwei
1165
hoffnung ist
müssen sie wissen
auch nur ein wort
wenn auch ein schönes
1166
viele bilder
wieder erschienen
1167
die welt ist
so klein geworden
daß man sie gar nicht mehr
vergessen kann
man muß sie am stück
behalten
1168
ich sage es so
sie suchte immer probleme
er immer lösungen
für probleme
die niemand hatte
und
die frage ist
wer war glücklich
1169
das gefühl
alles schon einmal gesagt gehabt zu haben
und nicht verstanden worden zu sein
1170
wir haben alles so oft gemacht
es so oft wiederholt
daß einem der sinn längst entfallen ist
man macht es
und kommt nie mehr auf die idee
zu fragen warum
1171
alles
was man sagen kann
hatte für sie
keine bedeutung
1172
zuviel stolz
zuviel verletzlichkeit
zuviel haß
zuviel dummheit
1173
eine mischung
aus mensch sein
und mensch sein wollen
1174
man kann solche sachen
nicht wiederholen
und wenn man es kann
dann will man es nicht
1175
man dreht sich
zwar im kreis
freut sich aber
daß man sich bewegt
1176
der tag
der monat
das jahr
alles stimmte
nicht
1177
entronnen
auch wieder
so ein wort
1178
auf die idee
daß ich damit
auch nur
vor der welt
und vor dir
zu fliehen versuche
bist du nicht gekommen
1179
du bist jederzeit erreichbar
bist für jeden zu sprechen
läßt dir jede geschichte erzählen
und hörst auch noch zu
du kannst niemals nein sagen
und bist trotzdem allein
du meinst deswegen
das ist einerlei
1180
auch wenn du nicht weiter wußtest
du hast noch nie aufgegeben
du warst immer nur kurz davor
in letzter zeit allerdings immer öfter
1181
sagen wir so
ich liebe sie
und mußte sie verlassen
und zwar deswegen
den rest müssen sie sich denken
1182
etwas anderes
sagte sie
etwas anderes
hat sie nicht verdient
er fragte
sagte sie
wohl jemand
1183
auch wenn du alle kalender
vollschreibst
wird sich daran nichts ändern
1184
so
meine liebe
so
geht es nicht
ist es noch nie gegangen
1185
als er mal weg war
hängte sie das bild
umgekehrt herum auf
es sah komisch aus
1186
wenn
dann nicht mit mir
1187
es war
jede menge da
aber es blieb
nichts übrig
1188
Er ging in letzter zeit oft in sein zimmer und ließ sich vollaufen. Er wunderte sich gar nicht mehr. Es kam ihm mittlerweile sehr natürlich, gar selbstverständlich vor.
1189
du weißt nicht
wann es kommt
du weißt nicht warum
du weißt nur wie
und wer es macht
1190
es tut
weh
sehr weh
sagtest du ihr
du wolltest
sie sagte
ich weiß
1191
es sind
was soll ich sagen
nur schlußfolgerungen
allein die schlußfolgerungen
den rest habe ich weggelassen
meinen sie sie könnten damit
etwas anfangen
1192
es ist einfach
ein dummer mensch
der in seine zeit
hineinpaßt
1193
ich suche mir die hilfe
bei wem ich meine
sie bekommen zu können
du suchst sie erst gar nicht
es ist nicht schwer zu erraten
wir gehen beide leer aus
1194
morgen ist dienstag
und ich frage mich
wozu
1195
wenn das
das leben ist
dann ist es mir
zu wenig
1196
als belanglosigkeit
getarnte hilflosigkeit
na stell dir vor
es wäre umgekehrt
1197
ich soll die probleme lösen
die du erfindest
es wäre nicht weiter schlimm
du wirst nur nie müde
welche zu erfinden
1198
nein nichts nur
ich stelle mir gerade die frage
was unterscheidet euch heute
von den leuten
über die wir früher gelacht
oder uns geärgert haben
1199
alles sehr lustig
wenn auch nur teilweise
1200
ich wollte euch etwas beibringen
über ein leben
von dem ihr keine ahnung habt
und
es ist mir nicht gelungen
1201
ich weiß nicht ob du das weißt
aber ich muß es dir sagen
exakt dafür
ist der wein erfunden worden
1202
die welt geht nicht zugrunde
wirklich nicht
es sieht nur so aus
1203
es ist alles schiefgegangen
ich muß jetzt neue träume machen
kleinere
1204
ich mag vielleicht am arsch sein
ich mag vielleicht verloren haben
ich mag vielleicht ausgelacht werden
kurz ich vielleicht
eins aber kann mir niemand nehmen
eins habe ich nie verloren
meinen stolz
1205
er sagte meine geschichten
wären wie perlen
wie perlen die an den seiten
zusammengewachsen sind
und ich glaube ihm nicht
1206
Sie hat mich zwei jahre lang für ein arsch gehalten, für jemand, der mit den leuten spielt, sie sich ansieht, sie beobachtet, ihnen erlaubt, sich selbst vorzuführen. Schließlich, im dritten jahr, änderte sie ihre meinung. Das komische ist, sie kam nie und sagte, du, ich habe mich geirrt. Ich glaube, sie hat es nicht verstanden.
1207
vielleicht hättet ihr mir helfen sollen
vielleicht habe ich hilfe erwartet
verstehst du
1208
ich weiß nicht
in was für einer welt ihr lebt
es ist aber nicht die meine
1209
ich habe furchtbar viel mühe
und energie und zeit
in euch investiert
und ich weiß nicht
bei wem es sich lohnte
1210
diese welt ist für mich geschlossen
ob ich sie wohl gemocht hätte
1211
wir müssen uns jetzt trennen
für immer
bleib noch ein bißchen mit mir
und geh
wenn du nicht bis zum ende
bleiben kannst
ich werde das verstehen
ich werde dann allein sein
ich denke ich schaffe es
es tut sehr weh
dich nie mehr sehen zu können
wiederzusehen
1212
das sind so träume
die nie wiederkommen
nie
1213
du weißt gar nicht
daß du mehrere bist
und du wähnst dich
in der hoffnung
nur glaube ich dir
weder das eine
noch das andere
1214
wenn alles zusammenbricht
ist das der beste zeitpunkt
es sich genaustens
anzusehen
1215
probleme
sind etwas
das nur dazu da ist
sie zu haben
1216
das ist
nicht weiter schlimm
es ist aber
schlimm genug
sagte sie neulich noch
1217
wir kennen uns nicht nur gut
wir können uns auch verständigen
von mal zu mal
gelegentlich
nun
immerhin
1218
aber das
meine liebe
können nur wenige
seltsamerweise
haben wir sie alle
kennengelernt
1219
sie war immer
für die jaabersätze
zuständig
sie erhoffte sich von ihnen
etwas
1220
du bist ein träumer
träume doch mit
ich kann es nicht
ich verstehe
1221
es gibt
in keiner welt
nichts
umsonst
1222
wieder jemand
der nichts verstanden hat
es aber weiß
es aber nicht zugibt
und dem ich nun
nichts mehr sagen kann
1223
An sich ist es nur so. Sie kann von der welt, in der ich lebe, nichts verstehen. Denn verstünde sie sie, könnte sie in der ihren nicht leben. Nun darf ich ihr von meiner nichts erzählen, um sie, da ich sie mag, nicht unglücklich zu machen. Das dumme ist, sie hält mich für überheblich. Das dumme daran ist, dumm ist es nur für mich. Es kommt aber noch schlimmer. Mein freund kann von der welt, in der ich lebe, nichts verstehen. Denn verstünde er sie, könnte er die seine nicht ertragen. Nun darf ich ihm von meiner nichts erzählen, um ihn, da ich ihn mag, nicht unglücklich zu machen. Das dumme hier ist, ich habe den eindruck, er weiß das.
1224
Ich habe ihn jetzt lange nicht gesehen. Ich hoffe, er hat durchgehalten und alles ist ein wenig erträglicher geworden. Wir werden uns jetzt vielleicht öfter sehen. Ich ziehe in seine gegend um, was uns die gelegenheit geben wird, uns dann und wann zu treffen, zu reden, gemeinsam etwas zu unternehmen. Vielleicht wird die nähe uns beiden aber auch nichts nützen und nichts ändern. Wir werden uns weiterhin mögen, uns nur nicht sehen. Weil wir eh nie wissen, was wir dann sagen sollen, und schweigen nebeneinander her. Wie das letzte mal. Wir sind schon komisch. Na, ich zumindest.
1225
wenn es
nichts mehr
aber wirklich
nichts
mehr
1226
pausenfüller
man als
pausenfüller
aber schließlich
auch nur ein wort
genau genommen
ein dummes
wie privatangelegenheiten
1227
man kann es nicht sagen
weil man es nicht sagen will
wenn sie mich verstehen
1228
nichts nervt mich mehr
als wenn irgendein arsch
anfängt
mich zu duzen
um mich zu verletzen
das aber auch nur
weil es ihm immer gelingt
es ärgert mich
1229
ich bin schon eine nummer
sag jetzt nur nicht
die eintausendzweihundertneunundzwanzigste
ich würde es nicht ertragen
du mußt es ja nicht
1230
ich mache es nur so
weil es geht
1231
wiederholungen immer sehr gemocht
auch alles mögliche immer wieder
wiederholt
nur damit es noch einmal vorkommt
und wieder da ist
1232
hätte das jetzt nicht gedacht
auf jeden fall nicht von ihm
gedacht
1233
daß er die niederlage
doch noch verkraftet
und glaubt neu anfangen zu können
alles von vorne wieder aufbauen
mühseelig stück für stück
zusammenbasteln
damit es wieder eine zeitlang hält
nur gerade so eben
gerade damit man sagen kann
da
schau hin
1234
vieles wird weggeworfen werden müssen
und es wird in ordnung sein
es ist ohnehin zu nichts mehr gut
es hat schon etwas an sich
beinahe mit einer leere beginnen zu können
es wird ein schöner anfang sein
etwas wie aufatmen
1235
Vieles von dem, was die letzten zwanzig jahre wichtig war, wird man nicht brauchen. Man hat angst davor und träumt davon. Es ist ja wirklich nicht wichtig, es kam einem lange so vor, weil man sich gewöhnt hat. Wir glauben gar nicht, wie wenig man braucht, an wichtigem. Es sind letzten endes nur zwei, drei dinge, die man behalten muß. Und man weiß das.
1236
wir sagten
wir treffen uns hier
genau in einem jahr wieder
genau hier
jetzt bin ich neugierig
1237
ich bin vollkommen ruhig
die zeit kann jetzt
sehr langsam vergehen
ich habe nichts mehr
1238
die zeit
kann jetzt machen
was sie will
ich brauche sie nicht
1239
plötzlich
sind die sätze
nur noch für mich wichtig
von jetzt an
nur noch
1240
sie sagten tatsächlich
loslassen
1241
träume sind nicht dazu da
in erfüllung zu gehen
sondern um geträumt zu werden
das müßtest du wissen
1242
es soll mir niemand
was erzählen
es ist meine zeit
die ich vergeude
oder nicht vergeude
sie gehört einfach
mir
1243
ich bin gut genug
um mich so schäbig zu zeigen
wie es mir paßt
1244
es ist ja meine zeit
es ist einfach meine zeit
1245
ich weiß nicht
für wen ihr mich haltet
ich bin es aber
mit sicherheit nicht
1246
ich habe mich nur
seit jahren davor gefürchtet
immer das falsche zu tun
und genauso
fühle ich mich auch
1247
jeder lebt in seiner welt
und ich kann euch nicht sagen
daß die eure eine beschissene ist
1248
sie hat in mühsamer kleinarbeit
alles was uns verbunden hat
zerstört und zunichte gemacht
wäre sie nicht so dumm und einfältig
würde ich sagen
es steckt ein präziser plan dahinter
1249
ich bewunderte immer
ihre ausdauer
ihre hartnäckigkeit
ihre nie nachlassende mühe
mit der sie mich fertig zu machen
versucht hatte
und ich kann es ihr
gar nicht übel nehmen
ich mag es nur nicht
1250
keiner
blickt über den tellerrand
wovon auch immer
hinaus
keiner
zumindest gewinnt man
immer öfter diesen eindruck
1251
wenn ich schon
nicht dicht bin
dann doch zumindest
die türen
du lieber gott
1252
jetzt wirst du
in einer welt leben müssen
in der keiner weiß
wovon du redest
je mehr leute du triffst
desto offensichtlicher wird das
du ziehst dich zurück
weil du etwas hast
wohin du dich zurückziehen kannst
das nützt dir aber nichts
es wird jetzt
niemanden mehr geben
der auch nur ahnte
was du dich gar nicht mehr zu sagen traust
eine zeitlang vielleicht
1253
die welt wird jetzt
sehr klein werden
es werden keine menschen
mehr vorkommen
keine neuen
und die gewohnten
werden immer öfter
ausbleiben
bis sie dann eines tages
gar nicht mehr erscheinen
du wirst allein sein
und irgendwie
glaubst du
wirst du dann
glücklich
auf jeden fall
nur noch du sein
1254
ohne einen ersichtlichen grund
stahl er sich davon
und hoffte immer
davongestohlen zu werden
1255
ich würde schon lieber
nur geht es nicht
3. januar 1998 - 20. dezember 1998
einfach so
1256
eine leidlich
groteske gestalt
die sehr stolz ist
sehr verletzlich
gelegentlich zerbrechlich
sich was einbildet
und zwar darauf
eine lachfigur
könnte man auch sagen
wenn man wollte
1257
bist du ich
oder
bin ich du
es ist
auf jeden fall
einerlei
1258
ich habe lust
etwas
das viele jahre hielt
kaputt zu machen
nur um mir selbst
zu beweisen
daß ich das bin
wofür die anderen
mich ohnehin halten
1259
es hieß
es sei zu viel~ düsteres
zu viel trauriges
deprimierendes
da drin
es tut mir ja auch leid
woher kommt es wohl
1260
jetzt werden wir
das ganze jahr
lauter neunen
schreiben müssen
ich habe es kommen sehen
es ist furchtbar albern
auch wenn man bedenkt
das es im nächsten
lauter nullen sein werden
1261
sie fragte einmal
warum muß immer
das wort plötzlich vorkommen
ich wußte es nicht
ich weiß es auch jetzt nicht
1262
sie war
fast schön
1263
Schau. Ich kann mich mit ihr noch einmal treffen, wir werden irgendwo hingehen, ziemlich lange zusammen bleiben, uns viele komische, ein wenig schräge und verschrobene geschichten erzählen. Ein bißchen trinken. Uns ein paar mal verstohlen in die augen schauen. Noch eine weile sitzen bleiben. Und dann komme ich zurück. Dachte ich.
1264
vieles von dem ganzen
mußte weggeworfen werden
und es ist gerne weggeworfen worden
es wollte nicht übrig bleiben
1265
mit einem mal
waren viele geschichten
die in der langen zeit passiert sind
nicht mehr wichtig
die wenigen die übrig blieben
habe ich mitgenommen
ich weiß nicht so recht wozu
ich habe sie aber
1266
jetzt gehst du
und kommst
immer seltener wieder
weil du und die leute
weg seid
1267
wenn man weiß
daß daraus
nichts werden könnte
1268
irgendwann einmal
werde ich sagen
heute ist der erste tag
wenn ich es merke
1269
irgendwann einmal
werde ich sagen
heute war es der erste tag
und es wird ihn
nicht mehr geben
vielleicht wird es einer sein
den ich gemocht hätte
1270
er meinte
der augenblick
der gerade weg ist
ist einer gewesen
in dem man hätte
glücklich sein können
und zwar immer
1271
sie ist
einfach
verrückt geworden
das dumme ist
sie hat es nie erfahren
1272
nun weiß man
daß zwar nicht alles
umsonst war
es hat aber nichts genützt
es war nur
1273
wenn nun
alles neu beginnen soll
und du den eindruck
es nicht mehr für nötig zu halten
nicht los wirst
1274
es hätten auch alle anderen sein können
dann wäre es aber
nicht ich
und darin immer den sinn gefunden
merkwürdig
1275
stolz
einfach
eine menge stolz
1276
ängste
träume
die das gleiche sind
und ihnen immer nachgelaufen
1277
eine leere
ein gefühl
alles schon gemacht zu haben
und nichts mehr zu wollen
und das was gemacht
nicht gemocht
1278
man sitzt nur noch
guckt vor sich hin
und das wars dann schon
1279
auch das gefühl
nichts mehr zu wollen
mit dem erreichten
zwar nicht zufrieden zu sein
doch auskommen zu können
ein gefühl der ruhe
die an resignation grenzt
aber doch keine ist
1280
neulich
ganz anders zu werden
sich versprochen
1281
nicht mehr viel zeit zu haben
etwa fünfzehn jahre
und die auf sich zukommen
lassen zu wollen
auf sie aber
nicht mehr neugierig zu sein
1282
als ich die lampe anbrachte
hielt die dritte schraube
und somit auch die lampe nicht
1283
auch mit der sprache
nicht zufrieden gewesen
sie zwar gemocht
und auch besessen
sich aber immer gefragt
ob sie wohl bleibt
komisch
1284
in zwei tagen
bin ich
ein jahr älter
als vor zwei tagen
das ist doch blödsinn
1285
es kamen zwar
immer wieder menschen
darin aber
kein sinn mehr vor
1286
von wegen
von wegen etwas neues
aber nur schließlich
1287
vielleicht auch nur
weil die worte so schön waren
und man sie aufschreiben
weil man sie nicht sagen konnte
nicht weil man wollte
und sie bleiben trotzdem
aufgeschrieben
1288
man vergißt alles
weiß nur
daß es schön war
1289
Sie sind eine schöne junge frau. Sie wissen, was sie wollen und werden es auch erreichen, noch viel lernen, einiges sehen und sie werden einsehen, daß sie mich nicht brauchen. Es war nur eine idee, eine möglichkeit, etwas gewolltes. Sie haben sich eine geschichte ausgedacht, die vielleicht schön geworden wäre. Es ist ihre geschichte, in der ich eine rolle spiele. Die mir gefällt. Nur ist es ihre geschichte und meine rolle. Aber ich bin es nicht, an den sie denken. Ich bin es nicht. Ich werde meine rolle, die ich hätte spielen können, nicht vergessen. Behalten wir das.
1290
es hindert uns alles daran
die geschichte zu versuchen
selbst wir
1291
ich erlebe es nicht
zum ersten mal
und sie nicht zum letzten
es geschieht eben
es verschwindet
kommt wieder zurück
und wird
immer schöner
mit der zeit
die weg ist
1292
sagen sie nichts
was wir beide
nicht vergessen könnten
1293
schließlich
eine seltsame begegnung
die nicht anhielt
und nichts versprach
und dennoch
wie ein versprechen
ein spätes versprechen
uns erhalten blieb
1294
es schien
etwas zu sein
daß man sich
gerne versprochen
gehabt hätte
nur zögerte man
es zu wollen
1295
immer weniger von dem
was möglich gewesen wäre
scheint einem wert zu sein
möglich werden zu können
geschweige denn zu müssen
1296
wissen sie
es ist das leise das stille
das was wir gar nicht zu sagen brauchten
es ist das verständnis
und es ist die gewißheit
daß die unterschiede belanglos sind
es ist die freude und die angst vor ihr
und die sinnlosigkeit
die alldem dennoch nichts anhaben kann
es ist die zeit
die uns nahe brachte
ob wir es wollten oder nicht
und die neugier und die hoffnung
jemand wie uns treffen zu können
die wir es dennoch nicht sind
es ist die müdigkeit die aufkommt
und einen zweifeln läßt
es ist die erwartung von etwas
das schön hätte gewesen sein können
und es sind die worte
die nicht gesagt worden sind
weil man wußte
sie nicht sagen zu müssen
es ist die zeit
die dazwischen war
und die alles ganz langsam baute
beinahe ohne unser zutun
es ist all das zusammen
1297
der stolz
der übrig geblieben ist
war alles
worauf es noch ankam
1298
eine gedachte geschichte
die nun mehr zeit
einnimmt als alle anderen
und sich mit einer langsamkeit
ausbreitet die ich so mag
sie wird dann später
von nichts zu übertreffen sein
sie wird kommen und gehen
aber immer da sein
denn es ist unsere geschichte
1299
ich komme nie mehr zurück
ein satz der nur für mich
bedeutung hat
und eben deswegen
1300
ich sagte ihr noch
glaube es nicht
laß ihm die würde
und den mut und die verzweiflung
die ihn dazu gebracht haben
das zu werden
was er nun nicht mehr sein kann
da sein
1301
er lebte
und nun nicht mehr
es klingt albern
aber es ist so
ich kann ihm
nichts mehr sagen
ich wollte es aber auch nicht
es war für mich
einerlei
1302
wie bringe ich sie dazu
die einfachen sätze
zu sehen
und das in ihnen enthaltene
zu verstehen
1303
willst du es sein
oder bist du es schon
oft geht es einfach nur darum
und um nichts anderes
1304
das wort vorläufig
kam oft vor
viel mir auf
1305
sein gesamtes leben
war von einer vorläufigkeit
gekennzeichnet
wie sie vorläufiger
nicht hätte sein können
1306
ob sie leuchtende augen bekommen
wenn sie dir etwas erzählen
genau daran erkennst du sie
1307
wir können uns
einen ganzen tag schenken
und die zeit
die er braucht
um vorüber zu gehen
die zeit wird weg sein
nicht der tag
1308
du hast einen schönen körper
er wird es nicht immer sein
auf jeden fall bleiben
1309
es kommt
mit der zeit
darauf an
will man sie anhalten
alles wegzulassen
was unwesentlich ist
und die gesamte
dadurch gesparte zeit
dafür verwenden
was für einen wesentlich ist
und schon hat man es
sie steht
beinahe
1310
ich habe alles verloren
und etwas gewonnen
das wie nichts aussieht
1311
es ist zu spät
einfach für alles
zu spät
es sind welten
zunichte gemacht worden
1312
ein kleiner hoffnungsschimmer
ewies sich als ein weg
von dem es kein zurück mehr gibt
1313
denn es wird nie mehr etwas geben
das soviel wert wäre
wie das was ich gerade kaputt mache
um mehr zu haben
als ich nun verliere
1314
es hat
vorne und hinten
keinen sinn
es sind nur bilder
die schön sein könnten
aber sinnlos
1315
es muß
eine solche welt geben
es muß einfach
1316
ich habe nicht vor
so zu sterben wie er
sein leben einem traum
geschenkt zu haben
der es nicht wert war
1317
und ich wartete
auf einen anruf
der nie kam
aber immer kommen sollte
1318
vergangenheiten
so viele vergangenheiten
sind aufgekommen
1319
alles
was dazwischen lag
stand einem plötzlich im weg
und es sollte ja
genau zum gegenteil davon
gut sein
1320
es ist heute ein tag vergangen
und zwar einer von denen
an dem ich mich darüber wundere
1321
nicht weil ich sie berührt habe
sondern weil ich es wollte
es ist verzwickt
aber einfach
1322
plötzlich sind worte
möglich geworden
die es vorher
gar nicht gab
1323
ich begann
alle briefe zu lesen
und mich zu wundern
1324
ich hätte wieder
ich zu sein
gekonnt
wie gesagt
1325
ein hinnfällig gewordener brief
weil das leben schneller war
1326
Wir haben die ganze zeit der welt, sagte ich. Ja gut, sagte ich, wir werden sie bald nicht haben wollen, wir werden aber von uns sagen können, wir hatten sie, und wir hätten sie haben können, wenn wir es gewollt gehabt hätten.
1327
man braucht ein ganzes leben
um festzustellen
daß man es gar nicht gebraucht hätte
und das schöne ist
man ist nicht überrascht
man wundert sich nur
1328
aus einer geschichte aussteigen
um in eine andere einzusteigen
von der man will
daß sie so wird wie diese
1329
vieles
was durcheinander kam
war auch vorher schon
durcheinander
1330
warum sollte ich mir
das alles nicht antun
nur weil sie sagen
es wäre unmöglich
es ist möglich
nur sinnlos
und das wissen sie nicht
sinnlos
weil am ende
nichts herauskommen kann
weil es das nicht darf
es ist aber möglich
ich versuche es einfach
vielleicht
1331
ich habe nicht den mut
aus dem fenster zu springen
ich vermute aber eins
1332
er hat den mut
nicht aufbringen können
er hat es gewollt
sich erhofft und erträumt
als es so weit war
als es möglich geworden ist
dachte er sich
es wäre die zeit
die ihm noch übrig bleibt
die sache nicht wert
in der wenigen zeit
die er noch hat
ist diese geschichte
die er will
nicht auszuleben
er muß bei dem bleiben
was in diese zeit
noch hineinpaßt
gerade noch
so eben
1333
eine dummheit begehen
wenn man der einzige ist
der es für keine dummheit hält
wirklich der einzige
und man begeht sie
und siehe da
1334
weißt du
wir beginnen
eine vergangenheit zu haben
obwohl wir
nie eine zukunft gehabt hatten
1335
wir hätten
nicht weitermachen sollen
wir hätten
an einem punkt halt machen müssen
von dem es noch ein zurück gab
wir sind weiter gegangen
immer weiter und weiter
bis es eines tages
vorbei sein mußte
es wird aber weitergehen
immerfort
1336
wir glauben gar nicht
wie wenig einem alles
wert zu sein scheint
wir glauben es einfach nicht
1337
ich kann dir nicht die welt ersetzen
ich mag sie nicht einmal
1338
es sind sachen
möglich geworden
mehr ist es nicht
sie sind möglich
und vorher
gab es sie gar nicht
1339
ich bleibe hier
da wo ich mich wohl fühle
unter den worten
die ich habe
und leugne alles andere
weil es das nicht geben darf
es darf es nicht
1340
vieles wird mit der zeit verblassen
nur dann und wann
in erinnerung kommen
wie ein fernes versprechen
von einer anderen welt
die es für mich nicht geben wird
1341
ich weiß es heute
es wird für mich
diese welt
vielleicht
geben
es wird aber
nie meine bleiben
1342
es wird ein komplizierter abschied
komische worte blicke
etwas wie haß
nicht gewollter
aber dennoch haß
wird aufkommen
einen kurzen moment lang
wird alles sehr ungewohnt sein
komische züge
werden zum vorschein kommen
die erwartet doch nicht erhofft
1343
plötzlich
kommt das wort vorher
immer öfter vor
obwohl es ein danach
nie gegeben hat
1344
und alles wird noch grauer
noch grauer als es vorher
ohnedies schon war
grauer älter und sinnloser
1345
und dabei ist nur
etwas zerbrochen
das es gar nicht gab
etwas erträumtes
blieb was es war
und immer nur gewesen ist
aber eben etwas
1346
keiner
wirklich keiner
hielt es für möglich
1347
und nun sagst du
du wolltest eben nur
niemand verletzen
1348
wenn man feststellt
daß man völlig
allein ist
und bleiben wird
nur mehr noch
1349
kraft
sorgen
die sinn machen
1350
ich werfe dir
die geschichte
vor die füße
1351
nicht
daß ich es nicht gehabt haben wollte
ich konnte es nur nicht
1352
es sind
schließlich und endlich
die albernheiten
1353
nie gewußt
wer man ist
und daran festgehalten
1354
von nichts mehr umgeben
allein in einem raum sitzend
den alle verlassen haben
es wird niemals mehr
jemand zurückkommen
und man selbst geht nie weg
1355
du klaubst dir am abend
deine sachen zusammen
die du morgen wirst anziehen wollen
und weißt noch heute
an dem abend
daß du sie morgen nicht anziehen wirst
du machst es aber immer wieder
immer wieder und wieder
1356
du hast ein schlechtes gefühl
ein gefühl
daß du etwas
das du hättest machen sollen
unbedingt machen sollen
nicht gemacht hast
du glaubtest
die zeit macht es ungeschehen
oder für dich
1357
es sind zwei welten
die sich nur am rande
berühren
ganz leicht
ganz unauffällig
berühren
und dann
so bleiben
1358
ich möchte
in diesem dreck
nicht sterben müssen
1359
es schreibt dünn
na dann freu dich doch
es sollte aber noch dünner
schreiben
1360
es waren ganz kleine
ganz unbedeutende
gesten worte sätze
an denen ich immer gehangen habe
sofern ich sie einmal
zu gesicht bekam
1361
es wird
außer mühsal
außer haß und notwendigkeit
außer sturrheit und bosheit
außer müdigkeit und zweifel und hoffnung
außer leere verzweiflung und an sich festhalten
außer einbildung und noch mehr hoffnung
nichts
1362
es ist der kontakt
abgerissen
worden
1363
die sprache
ist verloren
gegangen
1364
Und dann wieder momente, in denen alles hart und grausam erscheint. In denen verzweiflung und mut gar nicht mehr helfen. Auch sturrheit und geduld nicht. Es sind gute und schöne momente, an denen man sich festhalten kann. Sie taugen aber nichts.
1365
worte
warum mochte ich sie bloß so
1366
und dann
wieder zurück
und nie mehr weggehen
nur davon träumen
1367
für die einen
die einen
und
für die anderen
die anderen
aber nicht für mich
1368
ich werde immer
so weiter machen
solange es ein immer
und mich gibt
ich werde es immer wieder
wiederholen
und dadurch alles sehen
1369
ich schaue
wie die zeit
vorbei geht
gehe ein stück mit
1370
ich lasse mich
von der zeit
nun was
20. dezember 1998 - 6. januar 2000